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Verfasst: Mo, 16. Jul 2012 15:01
von esge
Bei gesunden Pferden kann ich es so nicht sagen. Aber definitiv merke ich bei allen älteren und oderAthrose geplagten pferden einen großen Unterschied, ob die aus der Box oder von der Koppel kommen
Ich habe Mittwochs früh einen großen, ungelenken WB mit hohem Vollblutanteil zu reiten, der ziemlich doll Spat hat und auch sonst von etlichen Zipperlein geplat ist. Es wechselt, ob ich gleich morgens um halb 8 dort auf der Matte stehe, oder erst eine andere Reitstunde vorschiebe und somit erst um 9 dort erscheine. somit ist auch verschieden, ob er schon eine Stunde auf der Koppel war oder frisch aus der (großzügigen, 12 m langen!) Paddockbox kommt. von der Koppel kommend braucht er definitiv kürzer, bis er Betriebstemperatur erreicht hat, hakelt viel weniger in den ersten Runden, kann schon im Schritt ganz anders laufen.
Ein 25jähriger Hafi, den ich gleichfalls regelmäßig reite, zog im Herbst von besagter sehr großer Paddockbox in eine Haltung um die nachts Box und tagsüber auch im Winter Weidegang hat. Jetzt nach 8 Monaten ist der Herr Pony derartig fit und drahtig, dass man nie im Leben auf sein Alter kommt, sieht man ihn laufen. Schon das gemächliche Schlendern von Grasbüschel zu Grasbüschel macht einen erheblichen Unterschied zum Stehen und auf der Stelle drehen in einer Box aus.
Dass ich ihn so oder so nicht direkt angaloppiere, versteht sich hoffenltich von selbst. Aber einen Unterschied macht es definitiv.
Verfasst: Mo, 16. Jul 2012 15:35
von Max1404
lalala hat geschrieben:Aber woher wisst ihr denn sicher, dass sich das Pferd auf der Weide so viel bewegt hat ? Der normal arbeitende Mensch kommt gegen Abend in den Stall, holt sich das Pferd aus der Herde, putzt und reitet dann.
Richtig. Aber die Veränderung bei meinem 29-jährigen Pferd, das seit Beginn der Aktivstallhaltung dauerhaft besser läuft als mit 19, ist für mich Argument genug dafür, dass sich Pferde bei Aktivstallhaltung regelmäßiger und gleichmäßiger bewegen als bei Boxenhaltung mit nur 6-8 Std. Paddock/Weide. Im übrigen habe ich bei ihm vor 10 Jahren noch deutliche Unterschiede beim Reiten bemerkt, je nachdem, ob ich ihn aus der Box oder vom Paddock geholt habe.
Esges Erfahrungen bestätigen meine Meinung.

Verfasst: Mo, 16. Jul 2012 15:44
von lalala
Das sie sich grundsätzlich mehr bewegen stellt ja auch niemand in Frage - aber zu beurteilen ob das Tier in dem Moment schon so viel Schritt gegangen ist, dass genügend Gelenkschmiere gebildet und die Muskeln langsam angewärmt wurden ist doch quasi nicht möglich.
Naja, ich bin ein Pingel was Beine angeht und gehe da lieber auf Nummer sicher.
Verfasst: Mo, 16. Jul 2012 16:06
von Max1404
lalala hat geschrieben:Das sie sich grundsätzlich mehr bewegen stellt ja auch niemand in Frage - aber zu beurteilen ob das Tier in dem Moment schon so viel Schritt gegangen ist, dass genügend Gelenkschmiere gebildet und die Muskeln langsam angewärmt wurden ist doch quasi nicht möglich.
Hat doch auch niemand behauptet. Im Gegenteil: ich habe meine Aufwärmphase nicht verändert, seitdem sie im Aktivstall stehen. Das unterstreicht doch Deine These. Dennoch hat ein 24-Std-Auslauf nachweisbar positive Auswirkungen, die sich natürlich auch auf die Rittigkeit auswirken können, sowohl körperlich als auch mental.
Übrigens bin ich ein Pingel, was den Rücken angeht.

Verfasst: Mo, 16. Jul 2012 21:20
von Josatianma
@horido: es ist, wie Cubano ja netterweise schon für mich geantwortet hat: ich halte viel Bewegung und möglichst viel Weidegang für die Gesundheit eines Pferdes für äußerst wichtig. Und Ständerhaltung empfinde ich auch nicht gesundheitsfördernd. Dies hat mein Posting auch in keiner Artund Weise ausgesagt. Ich habe mich ganz klar auf den Ausgangspunkt dieses Threads bezogen und da geht es um den Zusammenhang von Aufwärmzeit und Haltungsform. Und für die Aufwärmzeit ist es mir egal, ob ich mein Pferd von der Wiese hole, aus einem Bewegungsstall fische oder aus der Box. Wichtig ist mir mein Gefühl.
@Blumee: leider kann ich dir nicht mehr zu dem Thema Studie sagen, da außer dem Zitat keine weitere Erklärung im Buch enthalten ist. Da müsste man sich die Studie explizit irgendwo besorgen.
Tossi hat für mich auch noch einmal einen wichtigen Punkt angesprochen: die Außentemperatur. Hier merke ich gerade bei meinem Friesen ziemliche Unterschiede. Im Winter braucht er definitiv länger als im Sommer.
Wenn ich mit einem Pferd arbeiten möchte versuche ich Getratsche auf dem Pferd zu vermeiden. Da ich leider in einem Stall mit einigen sehr kommunikativen Menschen stehe schaffe ich es nicht immer. Trotzdem würde ich nie, wenn ich am langen Zügel geritten bin diesen dann aufnehmen und lostraben, da für mich die Kommunikationsbasis mit dem Pferd nicht hergestellt ist. Ich konnte mich ja in der Zeit, in der ich genötigt wurde zu quatschen nicht mit meinem Pferd wirklich in Kontakt treten. Das kann ich erst, wenn ich im Schritt die Zügel aufgenommen habe und mit der Kommunikation anfange. Ich kann bereits im Schritt bei den Pferden, die ich öfter reite für mich ausloten, was heute möglich ist.
Verfasst: Mo, 16. Jul 2012 22:57
von Finchen
Max1404 hat geschrieben:lalala hat geschrieben:Aber woher wisst ihr denn sicher, dass sich das Pferd auf der Weide so viel bewegt hat ? Der normal arbeitende Mensch kommt gegen Abend in den Stall, holt sich das Pferd aus der Herde, putzt und reitet dann.
Richtig. Aber die Veränderung bei meinem 29-jährigen Pferd, das seit Beginn der Aktivstallhaltung dauerhaft besser läuft als mit 19, ist für mich Argument genug dafür, dass sich Pferde bei Aktivstallhaltung regelmäßiger und gleichmäßiger bewegen als bei Boxenhaltung mit nur 6-8 Std. Paddock/Weide. Im übrigen habe ich bei ihm vor 10 Jahren noch deutliche Unterschiede beim Reiten bemerkt, je nachdem, ob ich ihn aus der Box oder vom Paddock geholt habe.
Esges Erfahrungen bestätigen meine Meinung.

Abgesehen von Max´ Erklärung möchte ich noch ergänzen, dass auch bei Weidegang die Aktiv- und Passivphasen ja wechseln, dh ich sehe doch wenn ich mein Pferd einsammel, ob es grade im Tiefschlaf liegend, dösend steht, grasend unterwegs ist - ok, ich bin aber auch kein normaler Mensch, ganz abgesehen davon, dass ich meine Pferde versorgen muss, ehe ich arbeite, zerre ich auch sonst ein Pferd nicht sofort ungesehen aus dem Paddock, der Weide oder sonstwoher.
Außer auf dem Pferd zu sitzen und es so zu "nutzen" interessieren mich noch andere Dinge rund um das Pferd - ich kann meist recht gut sagen wie Herdenkonstellationen zB funktionieren, wie die Gruppe sich gestaltet - ohne zu Beobachten ist das schlicht nicht möglich.
Nutze ich aber vor der "Arbeit" auch nur 10 Minuten mal daneben stehen und hinschauen, habe ich doch leicht einen Einblick.
Da Aktivstallpferde wie schon mehrfach angeführt in wechselndem Rhythmus aktiv und passiv sind, bleibe ich doch bei meiner Meinung, dass je nach Haltungsform die Aufwärmphase variieren KANN!
Das Boxenpferd welches ich auch in dem Moment aus der Box und nicht aus der Weide hole, hat sich nun sicher nicht bewegt, ebenso aber verhält es sich beim Offenstallpferd, das grade tiefenentspannt dösend vorgefunden wird, klar, das bekommt die gleiche Aufmerksamkeit.
Insgesamt denke ich aber, dass sich ständig gleichermaßen bewegen könnende Pferde schon besser vorbereitet sind, weil die Stehpausen nicht so nachhaltig lang sind wie beim Boxenpferd während der Stallzeit.
Nicht umsonst wirken sich Offenstallhaltungsformen positiv auf Arthrose zB aus - also ist doch da offenbar die Gelenkflüssigkeit etwas konstanter "vorhanden" als beim bewegungsärmeren Boxenpferd mit stundenweise Paddock oder Weide.
Verfasst: Di, 17. Jul 2012 08:50
von lalala
Finchen,
lies richtig.
Das sie sich grundsätzlich mehr bewegen stellt ja auch niemand in Frage - aber zu beurteilen ob das Tier in dem Moment schon so viel Schritt gegangen ist, dass genügend Gelenkschmiere gebildet und die Muskeln langsam angewärmt wurden ist doch quasi nicht möglich.
Zum rest des Postings sag ich mal lieber nix damit es nicht zu sehr OT wird

Verfasst: Di, 17. Jul 2012 09:02
von Finchen
lalala hat geschrieben:Finchen,
lies richtig.
Das sie sich grundsätzlich mehr bewegen stellt ja auch niemand in Frage - aber zu beurteilen ob das Tier in dem Moment schon so viel Schritt gegangen ist, dass genügend Gelenkschmiere gebildet und die Muskeln langsam angewärmt wurden ist doch quasi nicht möglich.
Zum rest des Postings sag ich mal lieber nix damit es nicht zu sehr OT wird

Lalala, sprich nicht allen außer dir ab richtig zu lesen und zB pingelig bzgl. der Reiterei/Gesundheit der Pferde zu sein, du bist nicht die Einzige, die sich Gedanken darüber macht und sich korrekt verhält.
Völlig richtig gelesen habe ich - du vielleicht nicht, ich weiß es nicht, aber wieso ist dir nicht aufgefallen, dass ich was deine Definiton von "normal" bei Reitern angeht mich ausklammere. Ich erlebe meine Pferde durchaus nicht nur 5 Minuten ehe ich sie reite und ich halte das auch für normal. Und wenn sich ein Pferd ohne Reiter Schritt bewegt ist für mich unerklärlich, wieso dann die Gelenkschmiere weniger gut gebildet wird als mit Reiter. Würde das Reitergewicht entscheiden wäre ja Schrittführen wie es Julia (glaube ich) macht auch nicht akzeptabel.
Ich hatte übrigens schon zuvor mal zu bedenken gegeben, dass Gelenkflüssigkeit nach der Bewegung ja nicht ratzfatz wieder futsch ist/fest ist - ergo ist davon auszugehen, dass das Level bei einem sich konstant immer wieder bewegenden Pferd höher ist als bei einem Pferd das einige Stunden in der Box steht.
Verfasst: Di, 17. Jul 2012 09:38
von lalala
Finchen,
du interpretierst wieder wüste Dinge hinein die dort gar nicht stehen.

Verfasst: Di, 17. Jul 2012 09:39
von Finchen
Lalala, das glaube ich nicht.

Verfasst: Di, 17. Jul 2012 09:42
von ottilie
Es reicht!
Diskutiert per PN aus wer was liest oder versteht.
Hier bitte zurück zum Thema.
Verfasst: Di, 17. Jul 2012 10:03
von saltandpepper
Vielleicht kann man sich dahingehend einigen, daß durch kontinuierliche, Bewegung bzw. sehr kurze Bewegungsintervalle, weder die Muskeln so "erkalten", noch die Gelenkschmiere so dickflüssig wird, daß die sehr langwierige Aufwärmphase , die erforderlich bei gänzliche ( Boxen-) Ruhe ist, sich verkürzen kann....
Verfasst: Di, 17. Jul 2012 10:23
von Finchen
saltandpepper hat geschrieben:Vielleicht kann man sich dahingehend einigen, daß durch kontinuierliche, Bewegung bzw. sehr kurze Bewegungsintervalle, weder die Muskeln so "erkalten", noch die Gelenkschmiere so dickflüssig wird, daß die sehr langwierige Aufwärmphase durch gänzliche Ruhe sich verkürzen kann....
Danke für diese Zusammenfassung!
Da ich für meine Aussage nach Beweisen gefragt wurde:
meine Frage an die anderen, die eine ähnliche Sichtweise geäußert haben, wißt ihr was darüber, oder orientiert ihr euch auch "nur" an den Erfahrungen, die ihr zB bei bestimmten Erkrankungen und Einfluß regelmäßiger Bewegung darauf gemacht habt?
Verfasst: Di, 17. Jul 2012 11:17
von Max1404
Vielleicht können wir an dieser Stelle auch einfach mal festhalten, dass 10 Minuten Schritt ausreichen, geführt oder geritten am hingegebenen Zügel, damit sich die Gelenkflüssigkeit gleichmäßig verteilt.
Dass dann der gesamte Bewegungsapparat des Pferdes noch nicht vollständig aufgewärmt ist, ist hoffentlich jedem klar.
Aus diesem Grund schließt sich an diese Schrittphase ja auch die Lösungsphase an, die jeder individuell gestaltet. So reitet manch einer Schritt mit kurzen Zügeln in Wendungen und Seitengängen, andere bevorzugen Trab und Galopp. Wie das Lösungsprogramm gestaltet wird, hängt u. a. vom Temperament des Pferdes und vom Ausbildungsstand (von Reiter und Pferd) ab. Pauschalierungen, wie man es am besten zu tun hat und ob die eine Variante schonender ist als die andere, sind an dieser Stelle fehl am Platz.
Die Arbeitsphase beginnt, wenn das Pferd durch diese Vorbereitung genügend aufgewärmt ist.
Wir waren uns weiterhin darüber einig, dass eine regelmäßig über 24 Stunden verteilte Bewegung den Bewegungsapparat insgesamt "fitter" erhält als 12 Stunden festes Stehen über Nacht in der Box. Das sollte aber niemanden dazu bewegen, die Aufwärmphase kürzer zu gestalten. Aber es könnte durchaus möglich sein, sie anders zu gestalten.
Verfasst: Di, 17. Jul 2012 11:45
von Max1404
Vielleicht ist an dieser Stelle dieser sehr allgemein gehaltene Beitrag hier interessant, ich denke, man kann durchaus Parallelen ziehen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Aufw%C3%A4rmen