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Verfasst: Fr, 26. Feb 2010 15:13
von alabrida
sunny08 hat geschrieben:Hallo,

eigentlich ist es doch so, dass ein Pferd von selbst eine gute Haltung im
vorderen Bereich einnimmt, wenn ich es richtig arbeite. Das heißt, wenn
ich dem Pferd keine Formgebung im Bereich Stirn-Nasen-Linie durch
Zügeleinwirkung vorgebe, kann ich an der selbst gewählten Haltung
erkennen, ob ich richtig arbeite. Wenn hinten gut, dann vorne gut.

Wenn ich also dem Pferd eine Haltung vorgebe, bringe ich mich selbst
um diese Kontrollmöglichkeit. Ich kann ansonsten jedes Verwerfen,
Zungenfehler und alle anderen Fehler sehen. Was ja auch nötig ist,
um die Arbeit kontrollieren zu können. :roll:

stimmt genau, und funktioniert auch bei Trabern von der Rennbahn, Kaltblutmixen, die vorher Ackerwagen gezogen haben oder der Sorte Freizeitpferde, die seit 10 Jahren nur im Gelände geradeaus geritten wurden.

Wenn hinten stimmt, stimmt vorne.

Nennt man von hinten nach vorne reiten... :roll:


Ich hatte dazu mal ein Erlebnis, das mich sehr beeindruckt hat - hoffentlich ist das jetzt nicht zu off-topic...

ich war mal zuschauen bei einem der Festabende im Reitinstitut von Neindorff - vielleicht vor 20 Jahren.
Da war zu beobachten, dass - ganz ab und zu - eines der vorgestellten Pferde kurzzeitig nicht mehr am Zügel ging.
Hinten stimmte nicht mehr, und anstatt den Pferdekopf kurz mit der Hand in die "ordentliche Haltung" zu fummeln - war ja immerhin vor Publikum - ließen die Reiter das vordere Ende in Ruhe und brachten das hintere wieder in Ordnung.
Das hat mir damals sehr imponiert...

Dafür bekam ich in einem der umliegenden Reitställe zu hören: "na ja, das ist ja alles ganz nett da bei Neindorff, aber so richtig reiten können die auch nicht - die können ja nicht mal ihre Pferde richtig an die Zügel stellen." :mrgreen:

Irgendwie habe ich den Eindruck, dass das eine typisch "deutsche Krankheit" ist, dieses Festgucken an der Haltung von Kopf und Hals - oh je, wenn der Gaul nicht die Rübe unten hat, dann denken alle, ich kann nicht richtig reiten... also runter mit der Rübe, egal wie. Das die Haltung vorne nur das Symptom ist und die Ursache hinten sitzt, interessiert dabei nicht.

In Frankreich, Spanien, England... ist mir das nie derart aufgefallen.

Verfasst: Fr, 26. Feb 2010 15:53
von sunny08
alabrida: Ja, genau ! Ich bin auch der Meinung, dass das bei allen
Pferden funktioniert, da die Bauteile immer gleich sind. Nur dauert es
unterschiedlich lange, bis man das Ziel erreicht. Schon aufgrund der
Rasse bringen die Pferde ja unterschiedliche Talente mit und wenn dann
noch andere Faktoren hinzukommen, muss man auch schon sein Hand-
werk verstehen und Erfahrung haben.
Bei meiner Ausbilderin werden auch alle möglichen Rassen und Sorgen-kinder ausgebildet. Entspannung und Losgelassenheit zu erreichen
klappt immer - aber danach geht es dann eben im eigenen Tempo
voran...
Die Sportreiterei hatte ja lange Zeit einen hohen Stellenwert und dort
ist das Problem, dass man ein paar Jahre der Ausbildung sparen will
und muss. Inzwischen ändert sich ja ganz viel. :D

Verfasst: Fr, 26. Feb 2010 19:32
von Bernie
alabrida, na haleluja, meine Gebete wurden erhört. GENAU das meine ich immer mit kopffixiert, schaut nach hinten, hinten sitzt das Problem. Jetzt kommt mir keiner mit Ausnahmen usw., aber an oben genanntem Beitrag orientiere ich mich, da habe ich genug zu tun. ;)

Alabrida, danke für Deinen sehr guten Beitrag! :!:

Verfasst: Mi, 30. Jun 2010 08:04
von lalala
Ich hole den Thread mal wieder hoch....der Grund dafür dürfte einigen schon bekannt sein:

http://www.youtube.com/watch?v=7DZ-yRhV04w


Und dazu das Editorial der aktuellen RRI Juli 2010

http://issuu.com/paulparey/docs/reiterrevue_0710

Verfasst: Mi, 30. Jun 2010 08:40
von chica
Ich bin sprachlos ob des Editorials. Sicher hat man schon "schlimmere" Szenen gesehen, aber wo zieht man da die Grenze?!

Verfasst: Mi, 30. Jun 2010 08:54
von Excalibur
Mir kommt gerade echt die Galle hoch! Und ich dachte es würde sich mal was bewegen und es würde sich die Sicht der Leute wandeln!

Ob das auf dem Video Tierquälerei ist oder nicht , will ich gar nicht Beurteilen. Aber es ist schlicht und weg schlechtes Reiten.!! Und dann zu sagen man solle sich an die eigene Nase packen! Sicher gibt es im heimischen Stall genug ähnlich Katastrophen zu sehen! Aber wenn man von Oben immer wieder erzählt bekommt, es wäre gut und schön so!

Unglaublich bleibt für mich auch, die Tatsache, dass die Herren der FEI behaupten diese Pferde würden im Gegensatz zu unseren Pferden, die wir das Ganze anprangern, über den Rücken laufen. Hier ist kein Locker schwingender Rücken zu sehen, sondern eine überspannte Oberlinie und eine rausgeschobene Hinterhand :evil:

Verfasst: Mi, 30. Jun 2010 10:29
von Catja&Olliver
Dazu kann ich mir nur denken:
a) Diese Leute, die da froehlich weiter rollkuren, koennen anscheinend gar nicht besser reiten, bzw. sie koennen nicht in wenigen Wochen unverdorbene, klassisch ausgebildete, Pferde bekommen.
b) Hinter ihnen in der Punkteliste muesste es doch aber auch Reiter und Pferde geben, die klassisch ausgebildet sind, und nun Anspruch auf bessere Plazierungen haetten.
c) Anscheinend soll aber weiterhin gewinnen wer bisher gewonnen hat ...die haben dafuer wohl bezahlt, anders kann man sich das nicht erklaeren.
Dem Publikum bleibt da nur dem ganzen Rummel den Ruecken zu kehren.

Verfasst: Mi, 30. Jun 2010 10:42
von Linski
Also eigentlich finde ich das Editorial viel schlimmer, als das was das Video zeigt. Keine Frage gerade mit dem Holländer und Susanne Lebeck hab ich echtes Problem. *hass* Aber den lässig dahinschnurzelnden Voltigierkracher vom Kai Vorberg finde ich nun wirklich nicht verwerflich. Auch wenn der halt nicht die Nase vor der Senkrechten hat. :roll: Aber nun gut! Wie Ines schon schrieb, wo ist die Grenze?

Aber das die Redakteurin einer doch schon größeren Reitsportzeitschrift so auf die Brause haut ist unglaublich.
Hallooooo, wen soll man denn sonst anprangern, wenn nicht die die sich der breiten Öffentlichkeit zeigen.
Wenn ich von Susi Sorglos daheim im Stall ein Video drehe und bei Youtube einstelle interessiert das keinen Drops. Egal ob sie ihren Zossen rollkurt oder laufen lässt wie nen Hirsch.

Verfasst: Mi, 30. Jun 2010 11:32
von Medusa888
Das Editorial ist eine Frechheit, den Rest sehe ich differenzierter.

Ich finde das Treiben auf den Abreiteplätzen in den niedrigeren Klassen deutlich schlimmer, als das was ich ab Klasse M zu sehen bekomme.
Die M-Reiter sind nämlich deutlich beherrschter, als die Reiter, die ihr mangelndes Talent oder ihren übermäßigen Ehrgeiz durch Gewalt zu kompensieren versuchen. Und da entstehen dann sehr unschöne Szenen.

Und mal zu eng und mal zu tief finde ich bei Weitem nicht so schlimm wie manche Freizeitreiterei die ich hier zu sehen kriege. Da wird mit dem Hinweis auf "Freizeitreiter" kein Gedanke an Reitunterricht oder passendes Material verschwendet und die Pferde hirschen mit weggedrücktem Rücken und Stirn vor der Senkrechten (quasi an der Waagerechten) durch die Gegend.

Wenn man die Frage stellt "wo Rollkur anfängt" sollte man sich auch die Frage stellen wo "pferdefreundliches Reiten aufhört". Das ist einfach die Kehrseite der Medaille.....

Verfasst: Mi, 30. Jun 2010 12:07
von Alkasar
@Medusa
Ja, da kann ich in weiten Teilen unterschreiben. Wobei ich hier auch häfig sehr unschöne Szenen beim Abreiten für die höheren Klassen sehr. Und auch oft rohe Einwirkung, unbeherrschte Reter(innen).

Das Problem ist nur: das eine kann und sollte man nicht gegen das andere aufrechnen. Pferde mit Hirschals latschen lassen ist ebenso falsch wie gerollte Pferde.

Und das Editrorial ist ein Grund, diese Zeitschrift nicht zu lesen. Ist halt ein Sportlobby-Meinungsblatt.

Verfasst: Mi, 30. Jun 2010 12:27
von horsman
die Dame von der Reit-Revue hat se nicht mehr alle.
Da ist mit das Vorwort von der St Georg schon lieber, es geht nämlich tendenziell genau in die andere Richtung. Lest das mal.

Der Zuschauer will das eben nicht mehr sehen. Er möchte mal endlich wieder schönes Reiten sehen. Ist schließlich sein gutes Recht, denn er zahlt letztlich den ganzen Scheiß (über die Produkte der Firmen, die da sponsoren usw) !

Verfasst: Mi, 30. Jun 2010 17:03
von Lala
alabrida hat geschrieben:stimmt genau, und funktioniert auch bei Trabern von der Rennbahn, Kaltblutmixen, die vorher Ackerwagen gezogen haben oder der Sorte Freizeitpferde, die seit 10 Jahren nur im Gelände geradeaus geritten wurden.

Wenn hinten stimmt, stimmt vorne.

Nennt man von hinten nach vorne reiten... :roll:


ich war mal zuschauen bei einem der Festabende im Reitinstitut von Neindorff - vielleicht vor 20 Jahren.
...
Dafür bekam ich in einem der umliegenden Reitställe zu hören: "na ja, das ist ja alles ganz nett da bei Neindorff, aber so richtig reiten können die auch nicht - die können ja nicht mal ihre Pferde richtig an die Zügel stellen." :mrgreen:
Die Rollkurgeschichte stimmt mich schon traurig. Aber noch trauriger finde ich was in diese Richtung in meinem Umfeld passiert. Gut das hat noch lange nicht Roll-Kur Ausmasse, aber trotzdem bedenklich.
Pferd, die sich keine Minute zum aufwärmen strecken könnten, weil sonst befürchtet wird, dass der Rücken leidet.
Vorwürfe von allen Seiten, dass ich meinem Pferd den Rücken ruiniere, weil es deutlich vor der senkrechten gehen.
Pferde, wo der Schritt irgendwo in der Mitte des Rückens stecken bleibt, weil sie nie gelernt haben die Nase vor zu strecken und den Rücken rund zu machen, Hauptsache die Rübe gibt nach...
... und das von Personen, die ich eigentlich sehr schätze und sich durchaus sehr um das Wohl ihres Pferdes sorgen :(

Verfasst: Mi, 30. Jun 2010 19:47
von Traumdauterin
Solange noch solche Ansichten herrschen...
Wenn man ein Pferd an den Zügel reiten will, sollte man es vorher aufregen und dann durch die Aufregung es locker reiten und dann bleibt es normalerweise mit dem Kopf an dem Zügel stehen.
In einem anderen Forum gelesen...da kann man sich nur an den Kopf greifen.

@Lala: So ist das bei uns auch. Wenn man den Pferden ins Gesicht schaut, kann man nur Mitleid haben. Manche zeigen sogar auf der Koppel überhaupt keine natürliche Anmut mehr. Und dabei sollte das Reiten die Ausstrahlung des Pferdes verbessern.

Verfasst: Mi, 30. Jun 2010 21:43
von Kosmonova
Absolutes No-Go!!! :evil: Jetzt werden die angeprangert die sich endlich mal trauen das - sorry - Maul aufzumachen und den Finger auf (in meinen Augen wirklich Rollkur, egal wie "leichthändig" herbeigeführt und gehalten) die Richtigen zeigt. Klar zerren die grad nicht an der Kandare, aber wer sich mit dem Thema auseinandergesetzt hat, weiß das man das bei diesen Pferden nicht mehr braucht. :roll: Schlechtes Reiten ist es trotzdem. Und einen schlecht/unschön/unvorbildlich reitenden Profi mit Lieschen Müller, die einfach zu doof und zu geizig ist ihren Freizeitzossen ordentlich zu reiten, zu vergleichen ist das Letzte!! Zumal Lieschen Müller mit hochgerechnet 3 Mal "schlecht Reiten" die Woche und sonst einem artgerecht gehaltenen Pferd, weitaus weniger Schaden anrichtet *sicher bin* als ein Profi der das arme Tier 6 Mal die Woche ca. 1,5 Stunden aus seinem Boxenknast zerrt und so reitet und am Ende noch zum Turnier gurkt.

Ich bin geneigt mich schriftlich bei der RR zu beschweren! Sowas auch noch in einer Zeitung zu propagieren ist unterstes Level! Lasst uns nur die Augen vor der Wahrheit verschließen! Solange Lieschen Mülller schlecht reitet dürfen das auch alle, die Erfolg haben wollen???!!! Wie krank ist dieses ganze Turnierladen, solche Statements zu geben?

So nun fahr ich wieder runter und lerne für mich: Ich bemühe mich weiterhin um mein Pferd, mache weiterhin den Mund auf und sage was mir nicht gefällt und werde keinesfalls anfangen zu glauben das Low-Deep-Round, Hyperflexion oder Rollkur gutes Reiten ist!!! Jedes Pferd kommt mal hinter die Senkrechte, in manchen Phasen der Ausbildung muss man es erdulden um zu einem korrekte V/A zu finden, aber sein Pferd die Nase an die Brust zu führen zum "Lockerreiten" bleibt für mich "versteckte Tierqäulerei", egal wie erfolgreich und "ach so beherrscht" der Reiter im Sattel ist

Verfasst: Mi, 30. Jun 2010 23:56
von Julia
:shock: Ich bin sprachlos !

Allerdings denke ich auch dass die Rollkurer und die Hirschhalsigen sich am Ende des Tages so fern nicht sind.

Aber was ich immer wieder anprangern möchte und werde ist die unvermeindliche "Vorbildfunktion" die die "Großen" im Sport einfach haben.

Wieviele stehen am Rand und schauen ganz genau hin damit sie ihre Pferde zu Hause am nächsten Tag genauso malträtieren können, weil das bringts ja :?

Das Editorial ist einfach nur unglaublich, aber am Ende spiegelt es doch einfach nur die Meinug so vieler wieder...