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Verfasst: Mo, 04. Feb 2013 11:48
von Gast
Wer sich einen Absetzer oder einen Jährling kauft, sollte sich darüber im klaren sein, dass zwar für zwei, drei Jahre Kosten anfallen. Diesen aber KEIN Nutzen gegenüber steht.

Wer ein Pferd haben will, dass er von jetzt an "bespaßen" will, der sollte einen Drei- oder gar Vierjährigen kaufen.
Betrachtet man alle anfallenden Kosten, wird der auch nicht teurer. Eher im Gegenteil. Vor allem aber haftet man dann nicht für alle Kinderkrankheiten.

Dem Jungtiere den normalen Umgang wie Putzen, Führen, Schmied und Tierarzt beizubringen, ist völlig in Ordnung. Was darüber hinaus geht, wird in vielen Fällen das jeweilige Pferd überfordern.

Bei einem Kleinkind wird man doch auch nur darauf achten, dass es sich bewegt. Von sportlichen Aktivitäten ist da nicht die Rede. Das ist ganz selbstverständlich. Da wird auch niemand dran zweifeln.

Ein Pferd im Alter von weniger als drei Jahren ist aber wie ein Kleinkind zu betrachten. Normale Bewegung im Herdenverband genügt da völlig.

Verfasst: Mo, 04. Feb 2013 12:44
von gimlinchen
ich habe bis schon sehr lange nicht mehr dran gedacht, mein pferd zu "nutzen" - ich mag halt, dass wir schön zeit miteinander verbringen. kann heissen, dass ich mich freue, dass pferd auf der wiese ist und ich was anderes mache. :-)

ich entnehme jetzt mal, das, was ich irgendwie auch schon wusste - arbeiten natürlich nicht, keine körperlich fordernden dinge, aufpassen, weil junge pferde zuviel anbieten. und ihr findet alle, sie gehören in eine jungpferdeherde mit auslauf . eh klar.

Verfasst: Mo, 04. Feb 2013 13:22
von Sheitana
Unsere Jungspunde sind jetzt gut 2,5 Jahre alt.
Meine Stute ist seit Geburt bei, der Wallach seit er 7 Monate alt ist.

Ich finde die Lütten zeigen einem sehr gut, was sie schon können uns was sie überfordert. Allerdings sollte man natürlich aufhören, bevor die Überforderung da ist.

Ich denke wir sind uns einig, dass die Pferde in eine ordentliche Herde gehören. Für mich ist das keine reine Jungpferdeherde. Erwachsene Pferde haben für mich eine unersetzbare Aufgabe in der Herde.
Auch für Junghengste, die man sicherlich später in eine reine Männer-WG schicken sollte. Aber auch da nicht nur Gleichaltrige, sondern m.M. auch ältere Hengste bis so 4 Jahre.

Ansonsten würde ich mit einem Jungpferd nie etwas üben. Es wäre mir schon zuviel mit dem Gedanken zum Jungpferd zu gehen "heute übe ich das Führen". Denn im Grunde fordere ich dann schon und dann fordere ich oft schon zuviel.

Ich habe es mit unseren Jungpferden so gemacht, dass wir sie zwar im Grunde komplett in Ruhe gelassen haben, aber sie in das Alltägliche mit eingebunden haben.
Wurden die Erwachsenen gekrault, haben wir die Lütten natürlich auch gekrault, wurde den Erwachsenen in die Hufe geschaut, so haben wir es auch bei den Kleinen gemacht.
Geführt wurde nie um des Führens willen. Immer nur in der Herde beim Weidewechsel. Sie waren halt am Halfter und liefen mit der Herde mit.

Ich muss sagen, ich habe noch nie so unkomplizierte Pferde gesehen wie unsere beiden Jungen. Der Wallach ist in der Entwicklung noch etwas hinter der Stute.
Neuen Dingen gegenüber sind sie aufgeschlossen und neugierig. Der Umgang mit ihnen ist so easy, egal ob erstes Anbinden, Hufe geben, Sattel auflegen.... Es wird alles wie selbstverständlich von ihnen gemacht und das, obwohl wir im Grunde 3 Jahre "nichts" mit ihnen gemacht haben.
Sie gehen völlig unvoreingenommen an Dinge heran wissen, dass von uns noch nie etwas Schlimmes kam und vor Allem keine Überforderung.

Ich würde es immer wieder so machen. Ins Alltagsgeschehen einbinden, freundlich sein, aber niemals etwas üben wollen.

Verfasst: Mo, 04. Feb 2013 19:57
von Max1404
gimlinchen hat geschrieben:ja, bissle was an beschäftigung halte ich tatsächlich nicht für schädlich- ich würde gerne wissen, wo die schäden eurer ansicht nach liegen?

allerdings ist die grenze sicher schnell überschritten, keine frage
Gimlinchen, die Frage, was aus Überforderung entstehen kann, kannst Du Dir sicherlich selbst beantworten. Die Bandbreite wird immer zwischen Resignation und Renitenz liegen - je nach Charakter.

Man sollte darüber hinaus nicht vergessen, dass das Pferd auch noch - sofern es gesund bleibt - in 20 Jahren Spaß an der Arbeit mit mir haben soll. Zu frühe einseitige Überforderung ist ein schlechter Einstieg in eine solch langjährige Partnerschaft.

Verfasst: Di, 05. Feb 2013 05:38
von gimlinchen
Gut, dass ich mit meinem tagebuch in ein anderes Forum umgezogen bin... :-)
Eigentlich wollte ich weniger die ganzen Bedenken hören, als konkret, was man nun Eurer Meinung nach machen kann - z.T. finde ich das ja auch in den Beiträgen

Ich habe ein bisschen den Verdacht, dass man mit jungen oferden gar nichts macht, weil das halt so ist. es ist aber deswegen so, weil viele Gestüte (wo die Jungen ja dann zu finden sind...) einfach keine Zeit dazu haben...

Verfasst: Di, 05. Feb 2013 06:45
von Gast
Offensichtlich hörst Du nicht richtig zu.

Du sollst mit Deinem Pferd nichts machen, damit es nicht überfordert wird.
Weder geistig noch körperlich.
Lasse Dein Pferd ganz in Ruhe aufwachsen.
Wenn Du ein Tier haben willst, mit dem Du Dich beschäftigen kannst, dann kaufe Dir zusätzlich einen Hund.

Ansonsten ist die Karriere Deines Pferdes vorgezeichnet.
Seriensieger Material mit 3.
4 jährig dann L
Die erste M mit 6
Im Alter von 8 dann Starts in S
Und mit 9 dann Salami!

In aller Deutlichkeit:
Lasse die Finger von Deinem Pferd.
Im Interesse desselben!

Verfasst: Di, 05. Feb 2013 07:04
von Max1404
Volle Zustimmung, Gast!
Aber jeder bekommt das Pferd, das er verdient und das er sich heranzieht. :wink:

Verfasst: Di, 05. Feb 2013 07:27
von Tossi
@Gast und Max
also, da seid Ihr eindeutig über's Ziel hinaus geschossen! Gimlinchens Jungpferd wird sicher nicht "verheizt" und soweit ich sie kenne, hegt sie keine Turnierambitionen.

Solche "Lebensläufe" wie Gast es schildert, gibt es (leider) zuhauf, aber das sind garantiert keine Liebhaberpferde, wie im vorliegenden Fall.

Ich habe mein Pferd auch selbst aufgezogen und mich ab und an mit ihm beschäftigt: Plane gezeigt, Flatterband, über ein paar Stangen treten lassen usw. Mein Pferd war immer sehr interessiert und hat nach meinem subjektiven Ermessen gerne mit gemacht, wir hatten einfach Spaß, die Bindung passt und es ist tatsächlich Vorbereitung auf die spätere vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Und obwohl ich mich damals mit meinem Jungpferd beschäftigt habe und jetzt auch durchaus engagiert reite, wird mein Pferd (inzwischen 10 J.) vermutlich in seinem ganzen Leben an keinem einzigen Turnier teilnehmen...schlicht, weil ich den "Zirkus" nicht (mehr) brauche.

LG Elisabeth

Verfasst: Di, 05. Feb 2013 07:40
von -Tanja-
gimlinchen hat geschrieben:Gut, dass ich mit meinem tagebuch in ein anderes Forum umgezogen bin... :-)
Eigentlich wollte ich weniger die ganzen Bedenken hören, als konkret, was man nun Eurer Meinung nach machen kann - z.T. finde ich das ja auch in den Beiträgen

Ich habe ein bisschen den Verdacht, dass man mit jungen oferden gar nichts macht, weil das halt so ist. es ist aber deswegen so, weil viele Gestüte (wo die Jungen ja dann zu finden sind...) einfach keine Zeit dazu haben...
Willkommen im Club. :wink:

Grundlegend sind wir schon alle einer Meinung. Weniger ist mehr.

Und jeder hat seine eigenen Erfahrungen dazu, und es bleibt jedem unbenommen, diese zu äußern.

Allerdings glaube ich, von Ausnahmen abgesehen, daß die wenigsten, die hier im Forum noch mitschreiben, so weitgehende Erfahrungen haben, daß sie jede Situation, in der sich ein Pferdehalter mit seinem Jungpferd befindet, aus dem Stehgreif beurteilen können. Nur s/w gibt es leider nicht.

Lieber wird dem Pferdehalter gleich vorneweg pauschal eine mündige Betreuung seines Vierbeiners abgesprochen. Gim hatte nach Einschätzungen zum Schnappen gefragt - gleich wurde der Zeigefinger erhoben...

Gim, ich glaube gerade bei Dir kann man wirklich nicht davon ausgehen, daß Du Dein Pferd knechten wirst, so daß er irgendwann resigniert oder renitent wird.

Verfasst: Di, 05. Feb 2013 07:49
von Max1404
Tossi, wenn Du meine Bedenken als "übers Ziel hinaus schießen" siehst, dann kannst Du das gerne tun.
Ich jedenfalls habe gerade im Freizeitreiterbereich genügend Schindluder gesehen. Ausbaden mussten das die Pferde.
Aber jeder macht seine eigenen Erfahrungen. :wink:

PS:
Gut, dass ich mit meinem tagebuch in ein anderes Forum umgezogen bin...
Siehst Du Gimlinchen, mir ging es genau so, deshalb habe ich mein Tagebuch hier stillgelegt. :)

Verfasst: Di, 05. Feb 2013 08:21
von Sheitana
Selbst wenn man keine Turniere gehen möchte (die möchte ich persönlich übrigens später gehen, trotzdem nehme ich mir die Zeit) gibt es für mich trotzdem keinen einzigen Grund, irgendetwas mit einem Jungpferd zu machen.

Welchen Vorteil hat man davon?

Ich höre oft "die müssen das früh lernen, damit es sitzt".

Kann ich wie gesagt so nicht bestätigen. Unsere standen beim ersten Anbinden besser, als 50% der anderen Pferde. Sie sind weder ängstlich, noch schreckhaft, noch besonders rüpelig. Eigentlich kann ich überhaupt keine negativen Eigenschaften finden, die auch ein fehlen von "früher Erziehung" hindeuten.

Genauso oft hört man aber auch "spielerisch an etwas heran führen".
Das ist im Grunde aber doch nur eine schönere Form von "ich will was mit dem Jungpferd machen". Denn im Grunde dient es doch nur wieder dem Besitzer, das Pferd braucht es mit Sicherheit nicht.

Eine Plane haben unsere übrigens auf der Winterweide kennen gelernt. Die habe ich da irgendwann geparkt, sie wurde von der Herde entdeckt und entsprechend inspiziert. Die Jungen hatten Spaß und das ganz ohne mein Zutun.
Die Bindung ist übrigens trotzdem toll... :wink:

Sicherlich muss ein Jungpferd nicht gleich überfordert sein, wenn man irgendetwas tut. Die Gefahr, dass man den richtigen Punkt verpasst ist aber nun mal sehr groß. Und es ist wesentlich schwieriger negative Erfahrungen wieder umzuprogrammieren, als die positiven Erfahrungen, die die Pferde möglicherweise mitnehmen, einem letztlich bringe.

Ich genieße es jeden Tag wie vertrauensvoll und unvoreingenommen und unkompliziert meine Jungstute ist. Wie schnell sie neue Dinge annimmt und wie gut sie diese verarbeitet und behält.
Ein wesentlicher Vorteil gegenüber ihrer Mutter, die mit 4 Jahren mit gebleckten Zähnen auf mich los ist, weil sie seit Fohlen gelernt hat, dass der Mensch einfach nur sch***** ist.
Die Zeit, die ich gebraucht habe um jegliche Dinge aus der Vergangenheit umzuprogrammieren war ein vielfaches von der Zeit, die es dauert zu warten bis ein Jungpferd alt genug ist.

Verfasst: Di, 05. Feb 2013 09:07
von Gast
@Tossi :

Leider muss man erst einmal drastische Worte finden, damit überhaupt mal jemand reagiert.
Es ist mir vollauf bewusst, dass mein Bild überzeichnet ist.
Das war auch meine Absicht.

Und dieses Bild beschreibt nicht alleine die Situation bei den sogenannten Turnierreitern.
Davor sind gerade die Freizeitreiter nicht gefeit.

Da ist oftmals das Gegenteil zu beobachten.
Bei den Turnierpferden gibt es Altersbeschränkungen.
Bei den Freizeitpferden nicht.

Sieh' Dich doch nur einmal auf den entsprechenden Verkaufportalen um.
Wie oft bekommt man da zu lesen, das ein 4- oder 5- Jähriger bereits zirzensische Lektionen beherrscht. Oder die Wechsel, Piaffe und Passage.

Ja, wann haben die da denn wohl mit der Ausbildung begonnen?
Und wie oft bekommt man dann platte Böcke zu sehen?
Aber die können Sitzen, Kompliment, Schulen über der Erde.
Nur bei der fälligen Ankaufsuntersuchung schlägt jeder Tierarzt dann die Hände über dem Kopf zusammen.

Auch kommen solche Pferde selten direkt vom gewerblichen Züchter.
Dem ist nämlich daran gelegen, gesunde Pferde zu "erzeugen". Zufriedene Kunden kommen wieder. Die bringen auch neue Kunden mit. Ein Züchter, der nur platte Böcke anbietet, wird sich nicht lange halten.

Nochmals, die normale Erziehung genügt vollauf.
Das kleine Fohleneinmaleins!
Mehr braucht das junge Pferd nicht.

Ich verstehe diese Diskussion auch nicht so wirklich.
Es wird sich allenthalben darüber beklagt, die Pferdehaltung sei nicht artgerecht.
Aber Fohlen sollen bereits vom Menschen bespaßt werden?
Wo ist das denn artgerecht?

Verfasst: Di, 05. Feb 2013 09:15
von Sheitana
Zuletzt sah ich ein 6 Monate altes Shettyfohlen, seit 1 oder 2 Monaten von der Mama weg (angeblich war diese krank) mit krummen Beinen und völlig winzig, kann aber schon Kunststückchen und wird longiert und durfte schon mal einen Sattel tragen.
"Früh übt sich und es kann ja nicht schaden".

Verfasst: Di, 05. Feb 2013 10:49
von Phanja
Wie so häufig finde ich die Diskussion sehr schwarz-weiß :roll:
Und ich persönlich finde es schade, dass z.B. gimlinchen in einem anderen Forum Tagebuch schreibt, weil man hier direkt als Pferdeverheizer hingestellt wird, nur weil man sich mit einem Jungpferd beschäftigt.
Auch meine SB hat diverse Jungpferde aufgezogen - artgerecht mit viel Auslauf und in einer Herde. Die wurden viel in Ruhe gelassen, aber so wie von Sheitana beschrieben durchaus in den Alltag eingebunden. Führen, Putzen, Schmied, Pastikplane und auch mal eine Hängerfahrt von der Sommerkoppel nach Hause sind inklusive. Sie nimmt auch die Jährlinge durchaus mal als Handpferd für ein halbes Stündchen ins Gelände mit - natürlich mit einem entsprechend sicheren erwachsenen Pferd.
Ich kann nur sagen, dass in allen Fällen sehr gesunde, zuverlässige und vielseitige Freizeitpferde dabei herausgekommen sind!
Ich finde, man darf auch mit jungen Pferden Zeit verbringen. Zeit verbringen heißt noch nicht, dass man zwingend etwas fordern muss. Das ist für mich ein meilenweiter Unterschied zu zwingend täglicher Beschäftigung oder gar "Training".

Verfasst: Di, 05. Feb 2013 11:17
von Gast
@ Phanja:

Was Du da beschreibst, ist der ganz normale Fohlenalltag.
Das entspricht genau dem, was ich als für ein Jungpferd als genügend erachte.
Was darüber hinaus geht, ist meiner Meinung nach zu viel.

Das hat nichts mit Schwarz- Weiß zu tun.
Hier steht das Wohlergehen des Pferdes im Vordergrund.
Und nicht das Wunschdenken eines Besitzers.

Meine harschen Worte sollen zum Nachdenken anregen.
Ich werfe hier niemanden vor, sein Pferd bewusst zu überfordern.