Praxisbeispiele unserer Jungpferdeausbildung

Rund um die klassische Reitkunst

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Filzi
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Beitrag von Filzi »

Medusa888 hat geschrieben:Meine allergrößte Sorge derzeit ist, dass mein Kleiner im Maul sehr schwierig ist oder dass ich noch nicht das richtige Mundstück für ihn gefunden habe.

Begonnen habe ich mit einem normal dicken doppelt gebrochenen Mundstück, Nasenriemen sehr weit. Er hat dann, ohne dass ich überhaupt drauf saß, oder wenn, dann bereits bei durchhängendem Zügel im Stand, angefangen mit der Zunge rumzugemmeln, sie über das Mundstück zu legen oder seitlich außen (immer rechts) rumzuschlecken.
Daraufhin habe ich gewechselt zu einfach gebrochen, leider auch etwas schmaler. Bin immer noch nicht glücklich mit der Lösung. Beim Reiten ist es weniger ein Problem, aber ich möchte einfach hier keinen Boden schaffen, für ein echtes Zungenproblem.

Er ist dreijährig den 70-Tagestest beim holländischen Verband gelaufen, hat also bereits sehr früh sehr viel machen müssen. Danach dann sicher monatelang gar nichts. Die Holländer sind ja nicht zimperlich und machen ggf. den Nasenriemen so stramm, dass die Zunge festgezurrt ist. Nun habe ich ihn hier und er geht unter großem Druck keinen guten Schritt mehr mit Tendenz zum Paß und fühlt sich mit dem Mundstück noch nicht wohl. Ich gehe an den Schritt gar nicht ran, weil er mir hierfür noch nicht stabil genug ist, sondern führe ihn lieber im Schritt spazieren mit ihm, oder reite am sehr langen Zügel und benutze diesen nur fürs Lenken.

Wer von Euch hat Erfahrungen mit verschiedenen Mundstücken gemacht?
Ich habe so ziemlich alles durch probiert was Rang und Namen hat. Wirklich akzeptieren tut sie das Sprenger Gebiss. Da habe ich ebenfalls fast alles durch probiert. Am liebsten geht sie gebisslos.

Der Wallach meiner Freundin hat am Anfang ebenfalls ziemlich genörgelt mit dem Gebiss. Es wurden verschiedene probiert.
Ob er es jetzt noch macht kann ich nicht sagen.

Hast du schon mal mit verschiedenen Materialien experimentiert? Ich gehe mal davon aus, dass Zähne gemacht sind auch sonst keine Probleme mit dem Kiefer vorhanden sind.
"Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg." Mahatma Gandhi
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Alkasar
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Beitrag von Alkasar »

Ich habe angefangen mit einem Sprenger RS, Olivenkopftrense doppelt gebrochen. Da hatte ich das Gefühl, das Pferd versteht gar nichts. War irgendwie alles unklar, trotz sorgfältiger Abkauübungen. Habe dann gewechselt zu einer relativ dünnen (16mm) einfach gebrochenen Schenkeltrense aus Edelstahl. Ganz billiges Ding aber meine Kleine hat es viel besser akzeptiert. Ich habe nun schön öfter festgestellt, dass einfach gebrochene Gebisse den Pferden angenehmer schienen. Das war bei meinem alten Haffi auch so.
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
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Traumdauterin
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Beitrag von Traumdauterin »

ich finde das thema sehr, sehr spannend, da ich ja einen 4-jährigen PRE-wallach habe und es demnächst mal irgendwann ans anreiten geht ;)

im moment machen wir bodenarbeit und scheutraining, er ist ja erst seit 4 wochen bei mir. beim züchtern wurde er anlongiert und es saß 2, 3 mal einer drauf. ansonsten ist er gut erzogen, sehr achtsam und respektvoll mir gegenüber, mal abgesehe von seiner hengstigkeit.

ich mach erstmal weiter bodenarbeit, plane spaziergänge ins gelände und ein bissl longieren am kappzaum, evtl. leichte handarbeit. und dann irgendwann reiten ;) ich werde berichten, wenn es soweit ist.
Frage mich nach der Poesie in der Bewegung, Schönheit, Intelligenz und Kraft und ich zeige Dir ein Pferd.
Ennah2
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Beitrag von Ennah2 »

Moin. Auch ich lese ganz gespannt mit. Mein Nachwuchs ist allerdings gerade 3 Jahre alt geworden und noch nicht "reif" fürs Anreiten, aber im nächsten Jahr geht es dann los. Da meine Altstuten jetzt 19 Jahre sind, liegt deren "Anreitzeit" schon etwas zurück. Ich werde hier weiter am Ball bleiben, und - hoffentlich - einige Erkenntnisse mitnehmen können.
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Da sich parallel eine Diskussion entspannt hat (hier) hab ich mal alle relevanten Teile zusammengefasst. Hoffe ich hab nix vergessen...
Carmen hat geschrieben:...In einem anderen Thread ist es für viele völlig okay, ein Jungpferd stark per Hand "beizuzäumen", und hier ist es plötzlich verwerflich, Zügelhilfen zu geben? Wozu gibt es z.B. halbe Paraden am äußeren Zügel?
Glovedrider hat geschrieben:Carmen: Die Pferde müssen erst lernen sich selbst zu tragen, bevor man an Beizäumung denken darf.
Carmen hat geschrieben:Wo habe ich denn von Beizäumung gesprochen? Meinst du das mit dem Jungpferd aus dem anderen Thread? Ich fand das inklusive der dazugehörigen Fotos ganz schrecklich und käme nie auf die Idee, das einem Pferd anzutun, aber einige hier, die die Einwirkung mit der Hand verteufeln, fanden das gut oder normal. Das finde ich erstaunlich.
smilla hat geschrieben:
Carmen hat geschrieben:Wo habe ich denn von Beizäumung gesprochen? Meinst du das mit dem Jungpferd aus dem anderen Thread? Ich fand das inklusive der dazugehörigen Fotos ganz schrecklich und käme nie auf die Idee, das einem Pferd anzutun, aber einige hier, die die Einwirkung mit der Hand verteufeln, fanden das gut oder normal. Das finde ich erstaunlich.
Also das finde ich nun wirklich überzogen! Woran erkennst du denn auf zwei Fotos, dass dem Pferd etwas angetan wird und es nicht selbst tut?
Bernie hat geschrieben:Carmen, Du sprichst jetzt aber nicht ernsthaft über den Jungen von Steffen, oder? *umfallt*
Cubano hat geschrieben:
Carmen hat geschrieben:Wo habe ich denn von Beizäumung gesprochen? Meinst du das mit dem Jungpferd aus dem anderen Thread? Ich fand das inklusive der dazugehörigen Fotos ganz schrecklich und käme nie auf die Idee, das einem Pferd anzutun.
Guten Morgen,
also, ich gehe auch davon aus, dass damit der Youngster von Steffen gemeint ist. Wobei mich wirklich interessieren würde, wo Du auf den Bildern eine Beizäumung erkennst…
Saltandpepper hat geschrieben:Nee, stellt ihr nur weiter tolle Bilder von auf den Kopf gerittenen Jungpferden ein und erfreut euch daran, wie sie freiwillig hinters Gebiß gehen. ( wer sich jetzt angesprochen fühlt und sich den Schuh anzieht, sollte sich fragen warum ) Witzigerweise haben nun genau alle die betroffen getan, die offenbar auch von Carmen gemeint waren.
Carmen hat geschrieben:Ach so: "Betroffen getan" habe zumindest ich nur deshalb, weil ich in meinem Leben nicht verstehen werde, wie einerseits ständig und andauernd davon geredet wird, dass Jungpferde-Ausbildung nun mal seine Zeit braucht, und schon allein deshalb nicht immer perfekte Bilder dabei rumkommen, andererseits aber ein kollektiver Aufschrei durch die Massen geht, wenn eine Remonte mal zu tief/eng kommt. Herrgott, nun lasst die jungen Pferde doch erst mal ihre eigene Balance und Kraft unterm Reiter entwickeln. Oder, wie eine von mir sehr geschätzte RL zu sagen pflegt: "Hoch kommen sie alle". Wenn man sie denn im Laufe der Ausbildung korrekt von hinten nach vorn reitet.
Carmen hat geschrieben:Ja, ich meine den Youngster von Steffen. Ja, ich erkenne auf den Bildern eine starke Handeinwirkung, die ich so bei einem meiner Pferde nicht tolerieren würde. Das Wort "Beizäumung" habe ich oben extra in Anführungsstriche gesetzt. Die zwei Fotos zeigen ein Pferd, das absichtlich hinter die Senkrechte geritten wird, und das ziemlich massiv. Ich hätte heulen können ob des Gesichtsausdrucks des Pferdes, aber das steht auf einem anderen Blatt, und ich finde es müßig, darüber zu diskutieren. Die einen finden es okay, die anderen eben nicht. Fertig. Ich bin extrem in meinen Ansichten, das ist mir klar.
Cubano hat geschrieben:Eine Nachfrage noch an Carmen - Was genau würdest Du tun, wenn ein junger Hengst auf dem Platz mit aller Macht zu anderen Pferden zieht?
Carmen hat geschrieben:@Cubano
Ich wollte eigentlich nicht weiter auf die Youngster-Geschichte eingehen, weil ich es sehr mutig finde, überhaupt Reitbilder in ein Forum einzustellen und ich auch gerne weiterhin Reitbilder - egal welcher Richtung - sehen würde.
Aber ich würde bei jedem Pferd - auch einem Hengst - am Boden anfangen. Solange das Pferd am Boden frei nicht bei mir bleiben mag, brauche ich mich nicht draufsetzen. Wahrscheinlich würde ich auch mit der Hand gegenhalten, wenn das Pferd zu anderen Pferden hinzieht. Würde wohl jeder. Aber irgendwie klang mir das nicht nach einer akuten Situation, sondern nach einem Ausbildungsweg. Zumal ich - wenn ich mir dessen bewusst bin, einen Hengst unter mir zu haben - mich bemühen würde, es gar nicht erst zu so einer Situation kommen zu lassen.
Cubano hat geschrieben:
Carmen hat geschrieben:Aber ich würde bei jedem Pferd - auch einem Hengst - am Boden anfangen. Solange das Pferd am Boden frei nicht bei mir bleiben mag, brauche ich mich nicht draufsetzen. Wahrscheinlich würde ich auch mit der Hand gegenhalten, wenn das Pferd zu anderen Pferden hinzieht. Würde wohl jeder. Aber irgendwie klang mir das nicht nach einer akuten Situation, sondern nach einem Ausbildungsweg. Zumal ich - wenn ich mir dessen bewusst bin, einen Hengst unter mir zu haben - mich bemühen würde, es gar nicht erst zu so einer Situation kommen zu lassen.
Ist ein bißchen OT, aber aus meiner eigenen Erfahrung mit zwei Hengsten kann ich nur sagen: Es gibt einfach Probleme im Sattel, die sich auch nur da lösen lassen und eben nicht am Boden. Und: Wie willst Du eine solche Situation vermeiden? Immer im Dunkeln oder Morgengrauen reiten?
Isomer hat geschrieben:
Steffen hat geschrieben:...wie gesagt, etwa 1 Jahr lang sind wir zuerst am Strick (von vorn) und später am langen Zügel (von hinten) im Gelände gewesen. Dabei hat er die Einwirkung der Hand kennen und auch verstehen gelernt. Longiert haben wir (mit einer leichten Reiterin) etwa 2 Monate.
ist ja jetzt auch nicht so das dies jeder so macht auch wenn es löblich ist.
man muss aufpassen was das beurteilen von individuellen problemen angeht.
Carmen hat geschrieben:Zum Beispiel das Pferd belohnen, wenn es bei mir ist. Clickertraining ist hilfreich. Ich habe übrigens auch schon einen Hengst ausgebildet. Ganz blauäugig bin ich nicht.
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Ein junges Pferd, das noch nicht an das Gewicht eines Reiters gewöhnt ist, wird entweder den Rücken wegdrücken und den Kopf hochnehmen oder - und das ist dann für die weitere Ausbildung leichter - es wird den Rücken wölben aber, damit es das kann, mit der Nase deutlich nach unten ziehen , damit es mit dem neuen Gewicht im Rücken klar kommt. Genau das sieht man auf den Fotos. Als Reiter gebe ich dem Pferd die Möglichkeit, an die Hand heran zu treten, damit es sich abstoßen kann, wenn es mit der Hinterhand nach vorn schwingt und so die notwendige Muskulatur bildet, um eben das Reitergewicht zu tragen. Die Aufrichtung ergibt sich erst viel später, durch zunehmende Gymnastizierung.
Wer auf dem Bild zu erkennen glaubt, dass hier "nach hinten gezogen" wird, täuscht sich. Einigen scheint es auch schwer zu fallen, am Gesicht des Pferdes zu unterscheiden, ob es "unzufrieden" oder einfach "hochkonzentriert" ist. Einen Pferd fällt es in diesem Stadion noch sehr schwer, sein Gleichgewicht jederzeit zu finden, daher ist es - im besten Fall - hochkonzentriert - und willig, gemeinsam mit dem Reiter zu arbeiten. Jemand hat am Anfang geschrieben, "es sieht nach Arbeit aus" und wollte damit kritisieren. Ja, es ist ARBEIT, aber diese Arbeit ist eben erforderlich, weil die Ausbildung nicht vom Himmel fällt.

Ein großer Fehler wäre es, dem jungen Pferd jede Hilfe zu verweigern. Es wird ohne die Unterstützung des Reiters gar nicht die Möglichkeit haben, sein Gleichgewicht unter dem Reitergewicht zu finden, die notwendige Muskulatur aufzubauen und damit am Ende zu einer Selbsthaltung zu finden. Noch schlimmer als die Zügel wegzuschmeissen wäre es aber, in dieser Situation, dem jungen Pferd den Weg in die Tiefe nicht zu gestatten, sondern es mit der Hand zu einer falschen "Aufrichtung" des Halses zu zwingen.

Ich werde jedenfalls diesen Weg so weiter gehen und kann mich wirklich nur wundern, welche "Weisheiten" aus den beiden Fotos von einigen "Experten" herausgelesen werden. Das Aufrichten - also das Vor und Hoch - der Nase erfordert - zumindest reell geritten - einen bereits gut bemuskelten Rücken und ein Pferd, das bereits gelernt hat, dass es nicht unter dem Reitergewicht davonlaufen, sondern möglichst zum Schwerpunkt hin treten soll.

Ich denke der große Unterschied zwischen Theorie und Praxis bei denen, die glauben, ihrem Pferd etwas Gutes zu tun, wenn sie ihm die Hilfen verweigern, liegt darin, dass nicht verstanden wird, dass ein junges Pferd nicht fertig bemuskeltet und ausbalanciert auf seinen Reiter wartet. Auch durch Longieren kann man dies nur teilweise aufbauen. Iberische Pferde sind leider außerdem in der Regel auch noch etwas schwächer im Rücken als z.B. Deutsche Rassen und benötigen diese Unterstützung daher um so mehr. Wenn sie verweigert wird, haben wir leider das typische Bild des Spaniers, der den Rücken wegdrückt, hinten aus dem Schwerpunkt raustritt und nicht in der Lage ist, reell irgendwelche klassischen Dressurlektionen zu gehen. Aber Hauptsache, die Nase war immer und von Anfang an vor der Senkrechten.
Pferdeausbldung mus man immer im Zusammenhang sehen. Es ist völliger Unsinn , sich an einzelnen Aspekte festzubeißen und dabei den eigentlichen Sinn der Ausbildung völlig aus den Augen zu verlieren. Das zeigt dann, dass es eben nicht genügt, einzelne Sätze aus einem Lehrbuch zu erinnern, sich ans Viereck zu stellen und dann einen Kreuzzug zu führen. Nicht nur lesen, sondern verstehen, welchen Zweck die einzelnen Aspekte zum jeweiligen Zeitpunkt der Ausbildung haben und darüber nachdenken, wann und wie einzelne Forderungen auf dem langen und nicht ganz einfachen Weg der Ausbildung eines Pferdes mal zwingend und mal weniger streng zu beachten sind. Das lernt man allerdings nur beim REITEN und leider muss man zuerst ganz viele Fehler machen, bevor man die Zusammenhänge wirklich versteht.

Aber wenn man schon hochgeistige Theorien propagiert und anderen Tierquälerei vorwirft - nur weil das Genick bei einem 3-Jährigen noch nicht der höchste Punkt ist und die Nase nicht in den Himmel zeigt - , dann muss man sie auch zu Ende denken und einmal in der Praxis umsetzen, um zu erfahren, was notwendig ist und was schädlich. Das erfordert allerdings eine gewisse Bereitschaft zur Selbstkritik bzw. dazu, dass man häufig erst bei der Umsetzung in der Praxis feststellt, wie bestimmte Forderungen der klassischen Reitlehre gemeint sind. Wer nur in einer Welt der Theorie lebt, der erkennt nicht, wie manche Aspekte gemeint und umzusetzen sind. Daher empfehle ich ganz einfach: REITEN, REITEN, REITEN, selbst mal ein Pferd von 0 an ausbilden und sehen, wie weit man kommt. Leider muss man viele Fehler machen, bevor man erkennt, dass so manche Forderung zwar grundsätzlich völlig richtig ist, jedoch in der Praxis - je nach Ausbildungssituation - sehr differenziert angewendet werden muss
Zuletzt geändert von Steffen am So, 11. Apr 2010 11:08, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
Phanja

Beitrag von Phanja »

Ich glaube nicht, dass irgendwer irgendwann in diesem Thread dich als Tierquäler bezeichnet hat. Insofern finde ich diese Reaktion jetzt ein bisschen übertrieben.
Es haben lediglich einige Leute (und darunter auch ich) kritisch angemerkt, dass Pferdeausbildung auch anders aussehen kann. Nur weil einige das "Nase vor" wichtiger nehmen als andere, heißt das nicht, dass nicht trotzdem alle ein Pferd vernünftig ausbilden können :roll:
Für mich persönlich ist ein anständiges Vorwärts-Abwärts eben wichtig - und dazu gehört für mich sowohl eine aktive Hinterhand als auch ein offenes Genick. Vielleicht hast du - Steffen - ja jetzt genau das Pferd, bei dem dieser Anspruch wirklich nicht so einfach umzusetzen ist. Aber ich hab bisher eben nur gute Erfahrung damit gemacht, Zeit und Geduld in die Basis zu investieren. Vielleicht ist das für Manchen zu perfektionistisch gedacht, aber bisher hat es immer funktioniert (und da waren auch iberische Pferde dabei).
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Janina
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Beitrag von Janina »

Gleich vorweg: Ich weigere mich ja schon seit Längerem, Videoclips oder gar nur Fotos zu be- (ver-)urteilen, daher dazu kein Kommentar von mir.

Grundsätzlich gehe ich auch mit dir konform, Steffen.
Zumal ich grundsätzlich der Ansicht bin: Erziehung und damit die Sicherheit des Reiters muss immer an erster Stelle stehen, auch wenn das zeitweise auf Kosten der äußeren Form geht.
Was sich für mich allerdings etwas komisch liest, ist das "Rechtfertigen" der engen Kopf-Hals-Position mit fehlender Muskulatur und dem Streben nach "reellem Reiten".
Für eine korrekte Aufrichtung benötigt das Pferd ein entsprechendes Muskeltraining, das ist (relativ) unstrittig. Allerdings ist das hier zumindest in meinen Augen gar nicht die gewünschte Alternative, sondern ein korrektes v.w.-a.w. Also eine tiefe, aber lange(!) Kopf-Hals-Position, eben mit der Nase vor der Senkrechten. Um es noch mal zu betonen: DAS bezieht sich jetzt nicht auf die Fotos oder darauf, ob eine bestimmte Situation (z. B. aufgrund von Ungehorsam) auch mal zeitweise etwas Anderes erfordert.
Aber erst wenn das Pferd sich nicht nur nach unten, sondern auch bzw. besonders nach vorne an die Hand orientiert, würde ich von "reell" sprechen (natürlich kann man das auch wieder individuell unterschiedlich definieren).
Und auch erst dann kann ich einen natürlichen, losgelassenen Gang (->Takt) erwarten, weil die Unterhals- und Oberarmmuskulatur nicht mehr verspannt ist (auch das bei einem Iberer enorm wichtig).
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Janina hat geschrieben: .Aber erst wenn das Pferd sich nicht nur nach unten, sondern auch bzw. besonders nach vorne an die Hand orientiert, würde ich von "reell" sprechen
Völlig richtig, Aber wenn er nun einmal im Moment mehr nach unten als nach vorn zieht, muss ich auch mit dieser Situation klar kommen.

Die Frage, ob ein Pferd mehr nach unten oder mehr nach vorn zieht, hängt wohl von verschiedenen Faktoren ab, das würde jetzt den Rahmen sprengen.

Über das Ziel sind wir uns - denke ich - ja auch völlig einig. Hier geht es doch darum, wie man bei einem sehr jungen Pferd ausbildet, um dieses Ziel zu erreichen. Jeden Tag teste ich an, wie weit ich die Nase weiter nach vorn lassen kann, ohne die oben beschriebenen Prinzipien zu vernachlässigen. Wir sind ja nun auch schon einige Wochen weiter. Aber ich bleibe bei dem Prinzip, dass ein junges Pferd hier Unterstützung benötigt. Lasse ich die Hand in der dargestellten Situation weiter vor, zieht er nur weiter nach unten. Wichtig ist, dass er überhaupt in die Hand zieht, in welchem Masse nach unten oder nach vorn ergibt sich mit der Zeit und dem Fortschritt der Ausbildung.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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Beitrag von Cubano »

Phanja hat geschrieben: Für mich persönlich ist ein anständiges Vorwärts-Abwärts eben wichtig - und dazu gehört für mich sowohl eine aktive Hinterhand als auch ein offenes Genick. Vielleicht hast du - Steffen - ja jetzt genau das Pferd, bei dem dieser Anspruch wirklich nicht so einfach umzusetzen ist.
Moins,
So ein Pferd hat nicht nur Steffen, ich habe auch so eins. Wobei ich glaube, dass mein Brauner von Haus aus eine noch höhere Aufrichtung mitbringt, als Duende.
Und: Aber sicher ist ein KORREKTES v/a wichtig. Nur bis man das bei einem Pferd mit der Exterieurmischung kurzer Rücken, hoher Halsansatz, erritten hat, das dauert. Und zwar lange. Bei uns ist es z.B. aktuell so, dass ich die wirkliche Dehnung, bei der auch die Muskulatur arbeitet, und das Pferd nicht einfach den Hals ab Widerrist fallen lässt (wie man es heute häufig unter "Dehnungshaltung" verkaufen möchte), noch gar nicht erreiten kann. Stattdessen beginne ich mit Arbeitshaltung und lasse ihn aus dieser heraus durch viel zadHk in die Tiefe. Peu a Peu. Und dabei kommt Frax vor allem anfänglich auch zu eng, zieht, ebenso wie Duende, nach unten, und nicht nach vorn. Das ist in meinen Augen schlichtweg eine Frage von Kraft, Muskulatur und Balance. Und ich halte mich da wirklich an den Spruch: Wo der Kopf ist, ist am Anfang vollkommen egal. Viel wichtiger ist und bleibt die HH und ein fleißiges Vorwärts, ohne dass man gerade bei Iberern nie und nimmer den Rücken bekommt.
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Beitrag von Lala »

Cubano hat geschrieben: Und ich halte mich da wirklich an den Spruch: Wo der Kopf ist, ist am Anfang vollkommen egal. Viel wichtiger ist und bleibt die HH und ein fleißiges Vorwärts, ohne dass man gerade bei Iberern nie und nimmer den Rücken bekommt.
Gilt für andere Pferde(rassen) ebenso.
Musste nur gerade etwas schmunzeln, weil ich von meinem Pferd (Kalti mit engem Genick und mächtigem Hals) genau das Gegenteil kenne. Sie kann wohl von Natur aus gar nicht zu eng kommen, hat dafür aber die Nase besonders Anfangs Ausbildung und zu Beginn der Lektion sehr deutlich vor der Senkrechten (wohl eher im 45° Winkel). Lasse ich sie dabei nicht gewähren und versuche sie von der Kopf-Haltung her "anständiger" laufen zu lassen, fällt sie auf die Vorhand, verklemmt und die Aktivität der Hinterhand geht vollkommen verloren. Hat aber leider sehr lange gedauert, bis ich das gemerkt habe, zumal mir immer wieder gepredigt wurde, dass ein Pferd nur über den Rücken laufen kann, wenn es die Nase nicht so weit vorstreckt :?

Kann daher die Aussage von Cubano völlig unterschreiben. Wo der Kopf ist, ist egal! Eine schöne Kopfhaltung ist die Folge und nicht die Voraussetzung eines korrekt gehenden Pferdes (und zudem wohl je nach Anatomie des Pferdes auch wieder anders zu bewerten).
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Beitrag von Janina »

Steffen hat geschrieben: Völlig richtig, Aber wenn er nun einmal im Moment mehr nach unten als nach vorn zieht, muss ich auch mit dieser Situation klar kommen.

Die Frage, ob ein Pferd mehr nach unten oder mehr nach vorn zieht, hängt wohl von verschiedenen Faktoren ab, das würde jetzt den Rahmen sprengen.

Über das Ziel sind wir uns - denke ich - ja auch völlig einig. Hier geht es doch darum, wie man bei einem sehr jungen Pferd ausbildet, um dieses Ziel zu erreichen. Jeden Tag teste ich an, wie weit ich die Nase weiter nach vorn lassen kann, ohne die oben beschriebenen Prinzipien zu vernachlässigen. Wir sind ja nun auch schon einige Wochen weiter. Aber ich bleibe bei dem Prinzip, dass ein junges Pferd hier Unterstützung benötigt. Lasse ich die Hand in der dargestellten Situation weiter vor, zieht er nur weiter nach unten. Wichtig ist, dass er überhaupt in die Hand zieht, in welchem Masse nach unten oder nach vorn ergibt sich mit der Zeit und dem Fortschritt der Ausbildung.
Schön! Ja, dann sind wir uns tatsächlich einig :D (es geschehen halt doch noch Zeichen und Wunder :wink: )
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weiter geht's

Beitrag von Steffen »

damit es weiter was zu lästern bzw. diskutieren gibt werde ich gelegentlich ein paar aktuelle Bilder einstellen... :wink:

Diese sind nun vom vergangenen Wochenende. Einmal die Woche machen wir Stangenarbeit. Seit den letzten Bildern sind wir schon etwas weiter gekommen und Duende ist bereits etwas sicherer hinsichtlich der Hilfengebung.

P.S. es war draußen geniales Wetter, daher die Sonnenbrille, ohne Brille sehe ich nichts, sieht in der Halle ziemlich dämlich aus, aber ich hatte meine "normale" Brille nicht dabei :roll:
Dateianhänge
Stangenarbeit 2010-04-10 a.jpg
Stangenarbeit 2010-04-10 a.jpg (94.75 KiB) 9974 mal betrachtet
Stangenarbeit 2010-04-10 h.jpg
Stangenarbeit 2010-04-10 h.jpg (119.31 KiB) 9974 mal betrachtet
Stangenarbeit 2010-04-10 i.jpg
Stangenarbeit 2010-04-10 i.jpg (93.54 KiB) 9974 mal betrachtet
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Igitt, Steffen, sag bloß, du ARBEITEST mit dem Tier, am Ende gar noch regelmäßig und abwechslungsreich? Das ist ja widerlich!

8)


Die Beintechnik vom ersten Bild ist allerdings noch verbesserungswürdig ;-)
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Auf dem zweiten Bild ist die Beintechnik des Reiters auch noch zu verbessern. 8)
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
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