Die Rotation der Wirbelsaeule in der Biegung

Rund um die klassische Reitkunst

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amara
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Beitrag von amara »

Ah und der Mähnenkamn hat ja nichts mit den Dornfortsätzen zu tun... wie jeder weiß verläuft die WS nicht am Mähnenkamm sondern wo ganz anders... vom Atlas in einer Schlangenkurve an die sogar untere Halsseite und die HWS geht dann zwischen den Schulterblättern über in die BWS... weit vom Kamm entfernt.


Ergänzung: und bitte NICHT Brustkorb mit RückenWS verwechseln. Vielen Reitern fällt es sehr schwer die Drehung in den Schultern/zwischen diesen von der WS getrennt zu fühlen. Brauche da auch immer wieder Hilfe von außen.
Senselessme
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Beitrag von Senselessme »

Also erstmal zum Mähnenkamm, das Nackenband ist es, was den Mähnenkamm überspringen lässt und das ist mit der Wirbelsäule verbunden.

Dazu habe ich nochmal einen Link:
https://www.cavallo.de/reittraining/pfe ... ng-reiten/


Danke für deinen Link, amara. Genau sowas habe ich gesucht. Da steht drin, bei der Seitbiegung nach links, rotieren die Wirbelkörper nach rechts und die Dornfortsätze nach links. Würde ja wieder für meine Theorie sprechen. Leider steht nicht dabei, ob sich da bei Flexion oder Extension der Wirbelsäule etwas dran ändert.

Wenn du nochmal Zeit hast, amara, könntest du dann deine Ergänzung nochmal erklären? Bin nicht sicher, was du meinst. Denn gerade das kann man doch eigentlich nicht trennen, weil der Brustkorb, also der Rippenkasten ja an der Wirbelsäule aufgehängt ist.
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amara
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Beitrag von amara »

So - man sollte nicht vom Handy aus als Streckenposten Beiträge schreiben... :-)
Irgendwie habe ich den falschen Link kopiert, ich meinte diesen:

Die Dornfortsätze der Halswirbel sind wirklich SEHR klein (verglichen zur BWS und WEIT vom Kamm entfernt! siehe: https://images.app.goo.gl/EFDCvvwFtYYGE7Zw9

Noch eindrucksvoller zu sehen hier, Bild Seite 2 - siehe Muskelmasse vs. "Mini" Dornfortsätze... :
https://www.osteopathiezentrum.de/inhal ... 0zeigt.pdf

Wo schrieb ich denn Gewicht mehr außen? Nirgendwo. Ich sitze IN Bewegungsrichtung, in der Biegung ist das idR INNEN. Daher auch das längere Bein, denn der INNERE Sitzbeinhöcker (meiner) wird stärker belastet, der Sitz ist um ca. 2cm verschoben. Daher das längere Bein... das weniger flexioniert, da weiter innen eben.

Dann noch einmal die Videos:
https://www.youtube.com/watch?v=VkGcT1xh73M&t=220s
und ff.

Frau Kopta erklärt es genau gleich, ich glaube das meiste auf ihrer Facebook Seite.

Lilith79 hat geschrieben:Von Babette Teschen hab ich auch sehr viel gelesen und kann mich nicht erinnern, dass es irgendwas widersprochen hätte, das ich anderswo gelernt habe. Da müsste ich mich aber auch mal auf die Suche machen, nach meinen PDFs.
Einfach den Link lesen... es ist ja ihr Blog. :)


Natürlich ist Innen UND Außenrotation bei Lateroflexion möglich. Das ist abhängig von der Grundstellung der Wirbel.


Es gibt auch Thesen, dass eine eindeutige oder bleibende Rotation nur dann vorhanden ist und im Generellen wichtiger ist, die Rotation nicht in den Vordergrund zu stellen sondern das Absenken des Beckens:
http://die-pferde-sind-nicht-das-proble ... 7kZPF3d60j
(1) Ist das Pferd sehr tief eingestellt (Pferdenase unterhalb der Linie Hüfte-CTÜ), rotiert der Brustkorb im Verhältnis zum Becken (oder mit dem Becken, dann hebt das äußere Hinterbein ab) mit den Dornfortsätzen nach innen. Die äußere Hüfte hebt sich. Die Halswirbel rotieren nach innen**. (Der senkrechte Referenzpunkt/-wirbel innerhalb der aufspiralisierten Wirbelsäule befindet sich im Kreuzbein bzw. hinter dem Kreuzbein.)

Das beobachte ich auch so und ich würde sagen, dass hier die Becken- und Atlasrotationen verkehrt herum im Sinne der tensegralen Kraftübertragung stattfinden. Das Pferd läuft sozusagen nicht „von hinten nach vorne-oben“, sondern „mit vorne nach vorne-unten“. Die Frage ist ja nun auch, wie sich die myofaszialen Zugbahnen bei den jeweiligen Körperhaltungsmustern verhalten.
Meine Beobachtung hierzu ist, dass in diesem Fall der tiefen Kopf-Hals-Position das Pferd durch die starke Betonung der Vorhandbelastung die muskuläre Aktionsbasis nach vorne in den Schulterbereich legt. Hierbei sehe ich die Spirallinie und die Laterallinie im Vordergrund. Die Überbelastung des großen Rumpfträgers (m. serratus ventralis thoracale) und Mitglied der Spirallinie führt dazu, dass der Gesamtbewegung die muskuläre Aktion der Rumpfträger und damit der Rumpfanhebung- und stabilisation abhanden kommt. Die Kraftrichtungen aus den Vorderbeinen und Rumpfhebern sind nicht mehr gegen das Reitergewicht gerichtet.

Im weiteren Verlauf der Spirallinie arbeitet der m. obliquus externus abdominis (äußerer schräger Bauchmuskel) betonter als der gegenüber liegende innere schräge Bauchmuskel. Somit ist die Stabilisation des Brustkorbs gefährdet und dieser gerät in Biegungen in Außenrotation (Dornfortsätze nach innen, Brustbein nach außen). 

Sehr interessant finde ich hierbei auch die Arbeitsweise der Laterallinien und zwar vor allem des häufig sehr stiefmütterlich behandelten Bauchhautmuskels (m. cutaneus colli), der im Rumpfbereich die äußerste breitflächige und dicke (bis zu 3 cm!) Muskelschicht darstellt. Er ist betonter im vorderen Rumpfbereich ausgebildet und stark an der lateralen Balance beteiligt. Bei starker Vorhandlastigkeit wird er meiner Meinung nach nicht ausreichend von der hinteren Bewegungsbasis (Hinterhandbewegung) gespannt und kann seine stabilisierende Wirkung nicht entfalten.
...

(2) Ist das Pferd sehr hoch eingestellt bei gleichzeitig abfallender Linie Hüfte-CTÜ, rotiert das Becken mit der inneren Hüfte nach oben, die Dornfortsätze zeigen nach außen. Die Halswirbel rotieren nach innen**. (Der senkrechte Referenzpunkt/-wirbel innerhalb der aufspiralisierten Wirbelsäule befindet sich in der mittleren HWS.) ...

(3) Befinden sich CTÜ und Hüfte auf einer Linie mit dem Pferdemaul (oder mindestens auf einer horizontalen Linie), bleibt der Brustkorb im Bewegungslot und das Becken neigt sich nach innen und die Halswirbel rotieren nach außen***. (Der senkrechte Referenzpunkt/-wirbel innerhalb der aufspiralisierten Wirbelsäule befindet sich in der BWS im Bereich der Tragerippen.) ...


Man ist da also denke ich noch nicht einer Meinung, bzw. die Schwierigkeit ist, dass beides möglich ist, und auch beides beobachtet wird. Es obliegt nun also wieder dem Reiter, was "richtig" ist bzw. dem Ausbilder. Man wird beide Bilder beschrieben bekommen, je nachdem zu wem man geht. Ein Steinbrechtscher Ausdruck, der nicht physiologisch gemeint ist sondern das Reitergefühl beschreibt ist da eher wenig wert, aus meiner Sicht, da sich a) viel viel anatomisches Wissen in der Zwischenzeit ergeben hat und b) das innere Bein tiefer alleine schon von der Belastung des Sitzbeinhöckers kommen kann. Das kann man sogar auf einem Stuhl ausprobieren.
Bückeburg und Akadem. Reitkunst-Lehrer und -Reiter kenne ich nicht wirklich, und kann/will dazu nicht viel sagen. Abgesehen davon, dass ich finde es gibt wirklich einige Beispiele, die ich mit sehr hängendem und damit dann auch nachvollziehbar innen rotierendem Rücken im Bild habe.
Ein Pferderücken in dauerhafter Katzenbuckelstellung ist überflexioniert und aus meiner Sicht krampfhaft, das ist jedenfalls auf gar keinen Fall ein Ziel für mich. Aber ich denke, das ist bei allen hier so. :-)
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Beitrag von Lilith79 »

amara hat geschrieben:
Einfach den Link lesen... es ist ja ihr Blog. :)
Hast Du meine Posts hier gelesen?

Ich habe den Blog gelesen und seinen Inhalte mit anderen Texten von Babette Teschen verglichen (sie hat ja nicht nur 2009 einmalig einen Blog zu dem Thema geschrieben, sondern über die Jahre sehr viel zu dem Thema publiziert) und wir haben dass dann hier bereits weiter inhaltlich diskutiert.

Ansonsten kann ich Deinen Ausführungen hier nicht mehr wirklich folgen, also worauf Du eigentlich hinaus willst. Ist alles etwas wirr geschrieben um ehrlich zu sein. Mir wird da zu viel wild durcheinander geworfen. Die Diskussion ist interessant, aber mir ist jetzt das Ziel verloren gegangen.
amara hat geschrieben: Wo schrieb ich denn Gewicht mehr außen? Nirgendwo.
Ehrlichgesagt bin ich mir relativ sicher, dass Du das im Eingangspost geschrieben hattest, aber wie der ursprünglich lautete kann man nicht mehr sehen, er wurde ja 3x bearbeitet. Kann also sein, ich irre mich, aber ich glaube Senselessme hatte es auch so interpretiert und entsprechend geantwortet.
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amara
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Beitrag von amara »

Lilith, er wurde wegen dem Titel bearbeitet, letztes Bearbeitungsdatum war VOR deinem Eintrag, aber egal. :wink: :wink:
Du irrst dich.


So, hier noch der fehlende Link, irgendwie will er den hier auch nicht reinkopieren. Man sieht dabei wohl sehr einfach auf Seite 72:
https://books.google.de/books?id=ZUFct7 ... &q&f=false

Bild im Anhang. Damit dürfte es dann klar erklärt sein?
Welches Ziel ist dir denn verloren gegangen? Ich wollte eine Diskussion anregen, das war jedenfalls mein Ziel. :wink: :wink: :wink:
Dateianhänge
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amara
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Beitrag von amara »

Senselessme hat geschrieben:Leider steht nicht dabei, ob sich da bei Flexion oder Extension der Wirbelsäule etwas dran ändert.
--> Ja tut es, siehe Links bzw. Text weiter oben. Je nach Flexion oder Extension können die Wirbel anders rotieren. Davon abhängig ist die Ausrichtung der WS, also abhängig ob die WS kyphosiert (also dorsal konvex) oder lordosiert (ventral konvex). Nach unten durchhängen wünscht sich ja keiner, auch wenn das beim jungen Pferd erstmal völlig normal ist.

Denn gerade das kann man doch eigentlich nicht trennen, weil der Brustkorb, also der Rippenkasten ja an der Wirbelsäule aufgehängt ist.
Da habe ich mich vielleicht nicht sauber genug ausgedrückt: Direkt im Bereich vorderer Brustkorb besitzt die WS eben kaum bis sehr wenig Beweglichkeit. Auch Extension und Flexion sind dort massiv eingeschränkt. Nun wird die Stellung des vorderen Brustkorbs (BWS bis 6. oder halt Bereich vordere echte Rippen) aber häufig mit der Stellung der Schultern und der Rotation der Schultern verwechselt, weil man als Reiter ja hauptsächlich die Schulter sieht und auch stark spürt. Ich hätte schreiben sollen: nicht Bereich Brustkorb echte Rippen und zugehörige BWS mit Schulter verwechseln, siehe Erklärung im Satz danach. Das war missverständlich geschrieben.
Die Drehung der Schultern ist als Reiter sichtbar und vergleichsweise schnell spürbar, Stellung/Höhe der vorderen Brust-Wirbelsäule nur sehr erfahrenen Reitern (aus meiner Sicht) spürbar ("in wie weit hängt der vordere Bereich Brustkorb im Schultergürtel") und Rotation/Drehung der vorderen Brustwirbel (BWS-Wirbel bis ca. 6, bzw. echte Rippen) auch kaum getrennt spürbar. Sehr wohl halt aus der Umgebung dann vielleicht für manche ableitbar.
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Beitrag von Senselessme »

So ich habe die Videos von Giacomini durch und mich auch nochmal mit dem Tensegritätstext befasst. Der klingt für mich bisher am logischsten und habe somit einige meiner Denkfehler gerade rücken können. Wenn ich auch noch nicht so weit bin, es ordentlich wiederzugeben. Dafür muss ich ihn wohl noch einige Male lesen.
Schwierig dabei ist eben, dass Rotation innen/außen so oft verwechselt wird.

Allerdings habe ich immer noch das Gefühl, dass du dir widersprichst, Amara. Du hast nochmals das Video von Giacomini verlinkt und der sagt ja ganz klar, daß Bein außen muss länger erscheinen.
Hier gerade schriebst du, dass das innere Bein doch länger ist. Also soll der Brustkorb aussen runter und zum Ausgleich setzt du dich weiter nach innen? Sitzt du dann bei jedem Biegungswechsel um?
Ich war eben der Meinung, dass das längere Bein bzw der tiefere Steigbügel eben durch das Absenken des Brustkorb entsteht und damit meine ich nun explizit den Rippenkasten, auf dem man ja sitzt. Somit kann man durchgehend mittig sitzen und hat den Schwerpunkt idealerweise auf dem senkrecht stehenden Dornfortsatz(senkrecht bezogen auf die vorwärts bzw rückwärtsneigung, so erklärt es Bent in seinen Theorieteilen)

Was ich nicht verstehe, ist dein Satz, dass die Dornfortsätze der Halswirbelsäule klein sind. Dort gibt es eine muskuläre Verbindung zwischen Dornfortsatz und Nackenband. Das ist die Nackenplatte und dadurch Kippt der Mähnenkamm.
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amara
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Beitrag von amara »

Hallo Senselessme, also mit dem äußeren Bein haben wir uns irgendwie falsch verstanden… ich meinte eigentlich: Als Reiter hat man trotzdem oft das Gefühl, das innere wäre länger. Also einfach vom Gefühl her... und ich glaube eben das kommt davon, weil sich viele eben als Ausgleich nach innen setzen, und nicht wirklich mittig bleiben. Was dann eben bei vielen Reitern das Gefühl verursacht, man würde nach innen gesetzt, aber eigentlich tut man es als Ausgleichsbewegung selber. Ich glaube, hier täuscht einen ganz schnell die eigene Wahrnehmung, weil wir Balancewesen sind, als 2-Beiner, und ganz ganz viel automatisch ausgleichen, ohne dass wir es bewusst steuern.

Das mit dem innen Sitzen / nach innen Sitzen wurde sogar einmal von einem Sattler-Team gemessen. Und zwar ist es wirklich wohl so: Wenn ein Reiter den inneren Sitzbeinhöcker belastet, z.B. weil er in der Biegung einer Volte innen sitzen will, dann rutscht er „in seinem eigenen Fleisch“/Po um ca. 2cm in diese Richtung (!). Ohne umzusitzen. Ist ja auch fast klar, meine „Hinternhaut“ ist ja nicht fest mit dem Sitzbeinhöcker verbunden… man muss also nicht einmal umsitzen um seine Mitte so stark zu verschieben.

Ansonsten sitze ich – ich hab gestern beim Reiten noch mal aufgepasst – eigentlich mehr oder weniger mittig. Ohne je wirklich darauf zu achten, habe ich Celta wohl schon so ausgebildet, dass er die Richtung aus meiner Hüftdrehung heraus in Kombi mit Schwerpunkt / Sitzrichtung herausliest. Er läuft sozusagen unter den Schwerpunkt. Will ich vom Schulterherein in eine Schulterherein-Volte abbiegen geschieht das nur durch Schwerpunktverlagerung. Ich mache sonst nix. Das heisst für mich aber auch, dass ich in der Konterbiegung eines Schulterhereins (Konterbiegung weil lateral gegen die Bewegungsrichtung) eben nicht betont innen sitze, sondern mittig.
Die Biegung entnimmt er wohl viel aus meiner eigenen Rotation Schulterachse gegen Hüftachse. Vermutlich viel weniger aus der Gewichtsverlagerung.

Was ich nicht verstehe, ist dein Satz, dass die Dornfortsätze der Halswirbelsäule klein sind. Dort gibt es eine muskuläre Verbindung zwischen Dornfortsatz und Nackenband. Das ist die Nackenplatte und dadurch Kippt der Mähnenkamm.
Also, ich meinte damit: Verglichen mit den Dornfortsätzen der BWS sind die der HWS echt klein. Und sie reichen eben nicht bis an den fühlbaren Bereich, bei weitem nicht. Es stimmt völlig, dass das Nackenband und die großen oberen Halsmuskeln mit der Wirbelsäule verbunden sind, aber man kann aus meiner Sicht eben nicht am Kippen des Kamms festlegen, was genau die Dornfortsätze tun. Ein Pferd kann z.B. in Wirbel 1 (Atlas) und 2 in eine andere Richtung kippen wie der Rest, ohne dass man das am Kamm jetzt sieht in Form von "andersrum" kippender Halsteil 1 und Halsteil 2.
Das war alles. :)
Lediglich meinte ich, dass es in diesem Bereich sehr schwierig ist, von Oberkammlinie auf Rotation der Wirbel zu schließen.
xelape

Beitrag von xelape »

Boar ich kann das nicht, mir so den Kopf verdrehen :shock: :shock: bewundernswert..
JA man soll sich mit er Theorie beschäftigt - aber ich brauch jemanden der unten steht, erklärt und ich fühle dann gleich beim reiten.. - dann merke ich mir was.
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Colloid
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Beitrag von Colloid »

Ich finde es sehr schwierig der Diskussion zu folgen, wenn jeder seine eigene Definition der Rotation benutzt...
Ich benutze mal die therapeutische Sicht, also die Unterseite der Wirbel Richtung Brustbein, die Dornfortsätze rotieren dann in Gegenrichtung.
Womit ich ein Problem habe ist die gegenläufige Rotation von Atlas und Hüfte, die dann zu einer Torsion führen soll...
Nach meinem Reitgefühl und meiner völlig laienhaften Ahnung von Biophysik, habe ich keine Rotation im Atlas, sondern eine Stellung, dies ist dort auch biomechanisch gar kein Problem. Dasselbe bei der Hüfte. Wenn ich also eine Stellung im Atlas nach rechts habe und das Becken so gestellt ist, daß der innere Hüftknochen weiter vorne ist, dann rotiert die Brustwirbelsäule nach innen, die Dornfortsätze also nach außen über die gesamte Länge der Wirbelsäule, allerdings am stärksten dort, wo die Beweglichkeit der Wirbel zueinander am stärksten eingeschränkt ist -> Brustwirbelsäule.
D.h. der Brustkorb rotiert nach innen, aber sehr wenig. Da die seitliche innere Bauchmuskulatur angespannt ist (um das Becken zu stellen), während die äußere Bauchmuskulatur gedehnt wird, wird der Bauch nach außen "gedrückt", was als Reiter viel stärker spürbar ist, als die paar mm Rotation des Brustkorbes, daher das "das Pferd biegt sich um den inneren Schenkel"-Gefühl.
Das Becken kann schon deswegen schlecht rotieren, weil es das in Bewegung bei jedem Schritt tut. Durch die Stellung im Becken bewegt sich das innere Hinterbein dann auch "automatisch" Richtung Schwerpunkt (Körpermitte), obwohl das Bein gerade ab und auffußt. Deswegen kann man an einem nach außen/ schief auffußendem Hinterbein gut erkennen, daß die Biegung nicht korrekt ist.
Hilfen: Die seitliche Bauchmuskulatur ist reflektorisch von den Schenkelhilfen ansprechbar, d.h. der Reiter kann mit einem Impuls des Schenkels zum richtigen Zeitpunkt (nach Abfußen des Hinterbeins) und einem nicht abgestumpften Pferd :wink: die innere seitliche Bauchmuskulatur zur -vermehrten- Kontraktion veranlassen um die innere Hüfte weiter vor zu holen.
Eine bewusste Gewichtsverlagerung halte ich für nicht sinnvoll, weil es das Pferd eher animiert sich "in die Kurve zu schmeißen", also ebenfalls Gewicht nach innen zu verlagern.
Ich mache als Drehsitz einfach mein inneres Knie etwas zur Seite auf und drehe damit mein Bein etwas vom Pferdekörper weg, dadurch kommt die Wade etwas flacher und etwas weiter vorne ans Pferd und mein innerer Sitzbeinhöcker bewegt sich etwas nach vorne-unten (kann man gut auf einem Stuhl ausprobieren). Ich könnte mir vorstellen, daß dieser tiefere Sitzbeinhöcker das Pferd animiert den Rippenkorb nach innen zu rotieren, um dem einseitig vielleicht etwas störendem Knochen etwas "Festes" entgegen zu setzen unter der Vorraussetzung, daß der lange Rückenmuskel entspannt ist.
Deswegen funktioniert das alles überhaupt gar nicht, wenn der Reiter keinen ausbalancierten, elastischen Sitz hat - leider, leider...
Dann ist das Pferd meist nur damit beschäftigt sich körperlich gegen die Störung zu schützen, z.B. mit Festmachen des langen Rückenmuskels gegen ein stoßendes Becken, mit beidseitig angespannten Bauchmuskeln gegen bollerde Schenkel, etc.
@xelape: :lol: jap, das nennt man "Verwerfen" und hat dann wirklich mehr was von ner Schlange... :wink:
Ich finde es immer spannend, wenn man sich das Gefühl auch biomechanisch erklären kann, dann wird nämlich vieles was man so fühlt mit einem Mal sehr realistisch und logisch...
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Beitrag von Senselessme »

Vielen Dank, Colloid. Das war toll zusammengefasst und erklärt. Ich brauchte jetzt ein wenig Zeit, um alles was ich zusammengetragen und gelesen habe, sacken zu lassen. So konnte ich deinen Text nun auch deutlich besser verstehen und gehe damit konform. Das klingt sehr logisch.
Natürlich darf man nicht alles zu verkopft sehen und mein Problem ist, dass ich jetzt über mehrere Jahre gelesen und Wissen gesammelt habe, aber nichts in der Praxis erfühlen konnte. Jetzt kann ich das endlich selbst testen und das biomechanische Wissen finde ich einfach unheimlich wichtig.

Übrigens genau der Ansatz, dass Therapeuten das von der Unterseite her betrachten, war mir fremd. Das muss einem ja auch erst mal einer sagen!
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amara
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Beitrag von amara »

:shock: Ach so, naja stimmt... ich kenne es nicht anders, komme aber auch aus einer Arztfamilie. Deswegen kam ich vielleicht nie auf eine andere Idee?
Ich denke, es kommt schon von der Betrachtung des menschlichen Körpers, der natürlich aufrecht steht. Da macht ja die Betrachtung des Wirbels "von unten" absolut Sinn.

@colloid: Ich glaube, die Rotation ist sozusagen "nicht linear", weil eben wie du schon sagst, insbesondere BWS bis TH6 sehr unbeweglich sind. Letztendlich rotieren die Wirbel beim Menschen ja auch nichtlinear, geht halt in der BWS deutlich schlechter.
Das mit dem beidseitig Festmachen glaube ich auch, das ist ja eine normale muskuläre Reaktion,
Ich glaube immer noch nicht, dass der Bauch durch die seitliche schräge B-Muskulatur nach außen gedrückt wird. Ich hab mir das von hinten gestern noch mal angesehen, wenn man diesen Muskel reizt. Da bewegt sich fast nix Baumäßiges nach außen, je mehr Fett dran hängt, umso weniger wird das noch der Fall sein...
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Beitrag von Finchen »

Colloid, ich bin nicht sicher, ob ich dich richtig verstanden habe: gehst du davon aus, dass das Becken aufrecht in einer Position bleibt, aber eben innen im Fall der Biegung nur weiter vor kommt?
Und das mit dem innen sitzen/Gewicht habe ich nicht verstanden. Das soll doch gar nicht der Fall sein, also zumindest nicht "innen sitzen", sondern durch das Anheben des Brustkorbs auf dieser Seite fühlt es sich so an, als würde man mit dem Sitzbeinhöcker mehr einsitzen, eigentlich hat ihn aber das Pferd "angehoben". Und das Gewicht wird dieser Theorie nach nicht über "mehr links/rechts sitzen) sondern nur durch leichtes Oberkörper in die Bewegungsrichtung neigen definiert.
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Beitrag von Colloid »

Senselessme hat geschrieben:Vielen Dank, Colloid. Das war toll zusammengefasst und erklärt. Ich brauchte jetzt ein wenig Zeit, um alles was ich zusammengetragen und gelesen habe, sacken zu lassen. So konnte ich deinen Text nun auch deutlich besser verstehen und gehe damit konform. Das klingt sehr logisch.
Natürlich darf man nicht alles zu verkopft sehen und mein Problem ist, dass ich jetzt über mehrere Jahre gelesen und Wissen gesammelt habe, aber nichts in der Praxis erfühlen konnte. Jetzt kann ich das endlich selbst testen und das biomechanische Wissen finde ich einfach unheimlich wichtig.

Übrigens genau der Ansatz, dass Therapeuten das von der Unterseite her betrachten, war mir fremd. Das muss einem ja auch erst mal einer sagen!
Vorsicht, das ist nur meine völlig laienhafte eigene Meinung... :lol: :wink:
Ich finde es aber auch immer nett, wenn einem Jahre später jemand erzählt, warum es biophysikalisch sinnvoll ist kein vertikales Nachgeben im Genick zu wollen (seitlich ja, vertikal nicht):
http://die-pferde-sind-nicht-das-proble ... dacht.html
Ich kenne da eine sehr gute Reitlehrerin, die "Gefühl" auch beim Reiter biomechanisch erklären kann, leider nicht in deiner Ecke...aber toll. :D
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Beitrag von Colloid »

amara hat geschrieben: @colloid: Ich glaube, die Rotation ist sozusagen "nicht linear", weil eben wie du schon sagst, insbesondere BWS bis TH6 sehr unbeweglich sind. Letztendlich rotieren die Wirbel beim Menschen ja auch nichtlinear, geht halt in der BWS deutlich schlechter.
Das mit dem beidseitig Festmachen glaube ich auch, das ist ja eine normale muskuläre Reaktion,
Ich glaube immer noch nicht, dass der Bauch durch die seitliche schräge B-Muskulatur nach außen gedrückt wird. Ich hab mir das von hinten gestern noch mal angesehen, wenn man diesen Muskel reizt. Da bewegt sich fast nix Baumäßiges nach außen, je mehr Fett dran hängt, umso weniger wird das noch der Fall sein...
Wenn du eine Holzleiste flach auf den Boden legst und versuchst so flach die beiden Enden zueinander zu biegen, wird sie auch in der Mitte am stärksten (größter Rotationswinkel) rotieren, nicht an den Ränden. In den Bereichen, in denen Biegung anatomisch möglich ist, wird sich die Wirbelsäule immmer mehr biegen, anstatt zu rotieren, bestes Beispiel ist der Hals, mit dem Pferde sich fast 180° biegen können (auch wenn hier noch Rotation dabei ist). Die Brustwirbelsäule kann sich hingegen kaum biegen, also rotiert sie.
Bauchmuskulatur: Kennst du den Reflexpunkt mit dem du das Becken stellen kannst? Auf dem Kruppenmuskel Richtung Sitzbeinhöcker streichen. Probier mal beides kombiniert: eine Hand auf dem linken Kruppenmuskel, eine Hand am rechten Bauchmuskel, dann wird der Rumpf innen ganz flach (auch bei meinem Specki), während sich links der Bauch nach außen wölbt.
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