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Schwierige GGA Schritt.
Verfasst: Do, 10. Mai 2007 21:55
von KleineBlume
Hallo,
ich weiß nicht wie ich dieses Thema betiteln soll.
Mir ist heute beim Reiten ein ganz neues Sitzgefühl begegnet. Mal sehen ob ich das in Worte fassen kann.
Mein Reittierchen schiebt ja durch die Kutschenfahrerei sehr stark hinten raus und gibt Gas. Besonders wenns dann heimwärts geht

.
Wie sie wieder loslegen wollte habe ich die Zügel einhändig genommen und mit der Gerte vor die Brust touchiert zusammen mit dem Stimmkommando um keinen Zügel verwenden müssen. Und es funktionierte, dass sie die Taktfrequenz verringerte. Der Takt war klar.
In der Hand hatte ich leichten Kontakt zum Maul. Ihren Kopf trug sie in normaler freier Haltung. Nach ein paar Schritten fühlte sich der Schritt plötzlich ganz anders an. Anstatt nur nach vorne und zurück geschoben zu werden und das richtig hart wurde ich bei jedem Schritt sanft nach vorne oben "gehoben"

. Meine Beine kamen ganz ruhig zum Liegen. Als ich wegen eines Autos nach rechts ausweichen musste reichte ein Belasten des Bügels. Kurz vor dem Stall schnaubte sie kräftig ab.
Angefühlt hat es sich gut, aber ist das auch gut? Was ist passiert?
Kann mir jemand bei der Analyse helfen?
Liebe Grüße
KleineBlume
Verfasst: Fr, 11. Mai 2007 08:11
von kiki
So wie sich das anhört war es genau das wie man reiten sollte.
Das Pferd hat wahrscheinlich zum erstenmal richtig unter den Schwerpunkt getreten. So fühlt es sich zumindest bei meiner Stute an.
Wenn die Pferde unter den Schwerpunkt treten hast du sie auch besser an den Hilfen, was du ja beschrieben hast, da sie ganz leicht zu händeln war. Ferner sagst du sie hat abgeschnauft.
Die Gangweise eines Pferdes vor der Kutsche ist jedenfalls nicht das was wir in der Dressur wollen. Mein Kleiner hat früher auch fürchterlich geschoben, das haben wir nur durch konsquente Bodenarbeit mit untertreten hinbekommen, er läuft jetzt auch ( wie du es beschreiben würdest schöner unter dem popo ) und ist zufriedener.
Außerdem ist es gesünder für den Rücken und die Muskulatur.
Wie du sie dahin bekommen hast, das sind natürlich nicht die Hilfen, die wir zu dieser Reitweise geben, aber wichtig für dich ist erstmal, dass du es überhaupt geschaft hast und einmal dieses Sitzgefühl erlebt hast und es hoffentlich immer wieder haben willst und daran jetzt arbeitest.
Jetzt weißt du auch wie es sich anfühlt wenn es richtig ist, das ist viel wert und so kannst du dein Pferd zur langen Gesunderhaltung arbeiten.
Verfasst: Sa, 12. Mai 2007 11:25
von Ielke
Jetzt macht mal hier das Kutsche-Fahren nicht schlecht
Wir konnten bei unseren Pferden den Schritt durch das Fahren sogar verbessern. Dabei fahren wir viel mit Hintergeschirr und lassen die Pferde bergab die Kutsche "selber aufhalten" und bremsen nur wenig ab und gaaaaanz wichtig ist natürlich, dass korrekt getrieben wird, d.h. die Peitsche muss zielgenau auf die Hinterhand und das jeweils abfußende Hinterbein einwirken. Dann setzt das Pferd dieses auch "richtig unter" und schiebt nicht nur nach hinten raus. Das ist beim korrekten Fahren nämlich genausowenig erwünscht wie beim Reiten.
Verfasst: Sa, 12. Mai 2007 14:23
von Trissa
kiki: Bitte, wie gehen denn die korrekten Hilfen? bzw wie reitest du, um den Schritt zu verbessern - weg vom hinten herausschieben zum Engagement der Hinterhand? Neben der Bodenarbeit.
Verfasst: So, 13. Mai 2007 10:29
von pepe
Die wichtigste Hilfengebung im Schritt ist in Ruhe lassen. Gerade weil der Schritt schwunglos ist, haben wir viel Zeit viel Unsinn zu treiben, im wahrsten Sinne des Wortes. Mir genügt ein klarer Viertakt bei lockerem Unterkiefer, Genick und Hals. Durch großzügige Bögen, Seitengänge und evtl. Stangenarbeit, lernt das Pferd zum Schwerpunkt hin zu treten. Dass hier meine Hand einerseits weich ist und ich andererseits das Pferd zur Selbsthaltung (auch in Dehnungshaltung) animiere, muss ich nicht betonen, oder?

Verfasst: So, 13. Mai 2007 13:07
von Cruzado
Ein tolles Thema und für mich absolut brand aktuell

.
Ich habe meine junge Stute nun seit 4 Monaten in dressurlicher Ausbildung, und leider leider ist der Schritt ihr größter Schwachpunkt (seit Baby an neigt sie zu Pass). Vorallem beim bergabreiten geht sie Pass, und ihrer Mutter zeigt Töltveranlagung.
Leider also eine absolute Herausforderung für eine Anfängerin in der Ausbildung wie ich

.
Bisher habe ich sie im Schritt am Zügel völlig in Ruhe gelassen weil sie ein Annehmen mit sofortigem "Schweinepass" quittierte.
Also habe ich erst im Trab, und später im Galopp begonnen eine Anlehnung herzustellen, die mittlerweile zwar noch nicht perfekt aber stetig ist.
Im Schritt habe ich erst seit letzter Woche begonnen ein wenig Kontrolle reinzubringen, in dem ich sie alleine über den Sitz etwas hab kürzer und länger treten lassen.
Wenn sie mir unter dem Hintern wegrennt, habe ich jetzt ebenfalls begonnen, da mit dem Zügel einzuwirken und eine Anlehnung herzustellen (über den Kappzaum natürlich, ich reite meist mir vier Zügeln).
Aber wie komme ich jetzt zu dem Punkt, wo ich auch über das Gebiss eine leichte Verbindung im Schritt herzustellen, ohne sie in ihrem Takt zu stören?
Ich freue mich über Tips

.
Verfasst: So, 13. Mai 2007 19:04
von Larry
Aber wie komme ich jetzt zu dem Punkt, wo ich auch über das Gebiss eine leichte Verbindung im Schritt herzustellen, ohne sie in ihrem Takt zu stören?
Ich bin ins Gelände und habe dort geübt. Fahren vom Boden aus. Hat uns sehr viel gebracht.
Verfasst: So, 13. Mai 2007 23:13
von KleineBlume
@Ielke
Ich hab nix gegen Kutschefahren. Nur führt es halt der Besitzer leider nicht so gewissenhaft aus wie du. Hauptsache die Hottehüs laufen flott, egal wie. Da kommt dann halt sowas bei raus.
Ich glaube einhändig überliste ich mich selbst. Wie pepe schreibt man hat einfach zuviel Zeit um zuviel zu machen. Einhändig kann ich nicht so viel sinnlose "Handarbeit" leisten

. Wenns uns Beiden hilft werden wirs halt vorerst so machen

.
Verfasst: Mo, 14. Mai 2007 09:22
von kiki
@Ielke
Nein die Kutschfahrten wollte ich nicht schlecht machen.
Nur sollte man das immer in Verbindung mit vernünftiger Gymnastizierung machen, was bei dir ja der Fall ist und kleine Blume fragt ja nach diesen Hilfen.
Ich habe einen Bekannten der seinen Friesen fährt und selber auch Fahrkurse gibt, das Pferd soll ab August bei uns einstehen und er hat mich gefragt, ob ich das Pferd mal reiten würde
( er selbst reitet nicht ) um eine optimale Gymnastizierung zu erreichen, die er so sagte er selber vor der Kutsche nicht so gut erarbeiten könnte. Ich denke so was meinte kleine Blume.
Ich bin allerdings der Meinung das mein junges Pferd, was wir gerade am einreiten sind sowieso schon den Hang zum schieben hat, werde ich ihn nicht noch vor eine Kutsche spannen sondern erstmal den Schritt richtig erarbeiten.
@trissa
So nun dazu wie ich das mache.
Im Prinzip hat Pepe das schon erläutert.
Eben Bögen, Seitengänge, die Hilfen: vorrangig mit Sitz und Schenkel Biegung fordern, Zügelhilfen so weich wie möglich um den Schwung zu erhalten.
Verfasst: Mo, 14. Mai 2007 10:55
von Celine
Bei uns hilft auch enorm das richtige mitschwingen in der Hüfte, aber ohne zu schieben und zu pressen. Ist mein Becken "fest", dann ist auch der Schritt nicht so schön raumgreifend.
Eine Übung von Sally Swift find ich ganz gut: auf die halbe Bahn gehen, tiefer als sonst in die Ecken rein und jede Ecke fast wie eine Hinterhandwendung reiten, es kommt aber nicht auf richtige Ausführung an in dieser Übung.
Dabei vor und nach jeder Ecke/Wendung eine halbe Parade geben (in diesem Fall das gemeint, was man in der Literatur häufig unter "Kreuz anspannen" findet). Das ganze also nur mit Sitz und Schenkeln reiten. Ganz leicht in der Hand bleiben oder gar die Zügel lang lassen.
Ich reite das manchmal in allen 3 Gangarten und finde es prima zum "Widerrist heben" und Hinterhand aktivieren. Um das noch zu verstärken, tu ich manchmal so, als würde ich nach der Ecke ein ganz bisschen zulegen, aber so, dass man es von außen fast nicht sieht. Das macht die Hinterbeine schön munter.
Verfasst: Mo, 21. Mai 2007 14:27
von Medora
Was den Schritt angeht, war für mich ein echter Schlüsselhinweis, dass mein Becken dabei nicht (wie ich es zuvor gelernt hatte), vorwärts-rückwärts schieben soll, sondern dass es vielmehr eine
seitliche Bewegung ist. Ich sollte die Augen schließen und mich ganz von der Bewegung tragen lassen - und tatsächlich mit einem seitlichen (leichten!) Schwingen kommt man sooo viel besser in die Bewegung des Pferdes.
Ansonsten stimme ich dem Gesagten zu: nur nienicht jeden Schritt heraustreiben, auch hier nur impulsartige Hilfen und dann Laufenlassen
Medora
Verfasst: Mo, 21. Mai 2007 14:45
von kallisto
Ich finde nach langen Ausritten ist man richtig locker im gesamten Gesäßbereich und man sitzt automatisch richtig. Gerade viel Bergauf und Bergab zwingt einen richtig zu sitzen und schiebt nicht zuviel.
Mir fällt es vor allem anfangs eines Trainings immer schwer mit dem Gesäß richtig mitzugehen. Gerade dann, wenn Pferd auch noch etwas steif ist... Finde eine lange Aufwärmphase für Pferd UND Reiter sinnvoll. Gerade am Anfang, wenn man voll motiviert in das Training geht und dabei im Gesäß noch vom Büro-Gehocke wie ein Nussknacker sich bewegt... Die vordere Becken/Oberschenkelmuskulatur (???wenn ich es zeige, ist es vielleicht plausibler

) ist oft bei mir auch leicht verkürzt. Kommt durchs viele Sitzen... Entweder man dehnt sich vorher oder man genehmigt sich durch ein anfängliches "Schrittringel" selbst auch eine Aufwärmung.
Wie andere schon gesagt haben, im Schritt ist weniger mehr. Sowohl Beine, Hände und Beckenbewegung.
LG Susi