Deckenfrage

Themen zur Ausrüstung von Pferd und Reiter

Moderator: ninischi

Bernie
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Beitrag von Bernie »

Da mache ich gleich mal einen neuen Thread auf, suche schon ewig nach einer sehr guten Pferdedeckenwäscherei...
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Stef
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Beitrag von Stef »

coole Sache :)
Mein Pferd ist als Pferd eine Katastrophe, aber als Mensch unersätzlich (Johannes Rau)
Yvonne

Beitrag von Yvonne »

@Stef: wir haben seit Mitte Dezember Frost und Schnee, da kann also eigentlich nichts dreckig werden. Und wenn schon, ist die Decke halt von außen dreckig, hauptsache, das Pferd untendrunter ist warm und sauber :wink:

Ich bringe meine Pferdedecken zu unserem Reitsportgeschäft, die lassen die Decken reinigen. Kostet je nach Art der Decke ca. 10-15 €.

Die ganz dicken Decken passen nicht in die Waschmaschine, und außerdem find ich diese ganzen Pferdehaare in der Waschmaschine immer so eklig.
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Stef
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Beitrag von Stef »

da gebe ich dir Recht Yvonne...letzten Winter habe ich das auch so gehandhabt, aber diesen Winter hat Balu Probleme mit dem Stuhlgang gehabt und ich fand das einfach eklig :?
Mein Pferd ist als Pferd eine Katastrophe, aber als Mensch unersätzlich (Johannes Rau)
Esprit05

Beitrag von Esprit05 »

So, ich hole das Deckenthema mal wieder hoch. Ich habe zwar alles durchgelesen, aber trotzdem:

Eigentlich will/wollte ich nicht eindecken.
Nun war es aber so, dass es vor ca. 4 Wochen ca. eine Woche fast Dauerregen gab, und meine Pferde den Unterstand nicht nutzten. Also bekamen sie für diese Tage Regendecken mit Fleece auf, danach wieder ab.
Mein Araber hatte bis jetzt über den Sommer eine Ekzemerdecke auf und beginnt nun erst sichtbareres Winterfell (aber wenig im Vergleich zum Pony) zu bekommen. Die Ekzemerdecke ist jetzt auch ab.
Nun überlege ich, ob ich die Stute im Herbst und Winter nun je nach Wetterlage mit der Regenfleecedecke eindecke...Das würde dann auch mal nur nachts sein, oder auch nur tagsüber, wenns nachts trocken sein soll.

Nun meine Grübeleien, vielleicht auch zu vermenschlichend...: Schadet das zeitweise Eingedecke dem weiteren Winterfellaufbau? Kann sie es ab, nachts ohne Decke zu stehen solange es trocken ist, oder reagieren die Pferde dann auch nur auf Kälte und Frost empfindlich?
Ich will sie nicht verweichlichen, will ihr aber bei Regen-Wind-Kombi einen Unterstandersatz bieten (bis sie bald einen anderen bekommen soll). Es soll bald Nachtfrost geben. Ich habe auch Sorge, dass ihr feines Winterfell (noch) nicht reicht fürs Keine-Decke-bei-trockener-Kälte, oder dass eine Decke den Fellwechsel beeinträchtigt. Ich habe auch eine ungefütterte Regendecke ohne Fleece, aber die wärmt ja gar nicht (falls das bald oder generell sein müsste).
Aaaah, was soll ich machen? :?
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

irgendwie macht mans immer falsch... decke ist sicher nicht optimal fürs winterfell, aber eine ganze nacht im kalten regen stehen ist eben auch nicht optimal.

ich würde es so machen, wiw du andeutest - decke drauf, wenn sauwetter ist (wind, regen) und runter, wenns ok ist.
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Kaiserulan
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Beitrag von Kaiserulan »

Zum diesem Thema ist mir vor einiger Zeit folgender interessanter Text über den Weg gelaufen. Ist aus der H.Dv. 11/1 "Das Truppenpferd" und beleuchtet das Problem aus Kavalleriezeiten:

"e) Eindecken der Pferde.
47. Das Eindecken gesunder Dienstpferde im Stall und unter gewöhnlichen Verhältnissen ist verboten. Es kommt nicht auf ein dünnes, sondern auf ein gesundes Haar und darauf an, daß das Truppenpferd in zweckmäßiger Weise abgehärtet ist.
Das Streben nach Erhaltung eines kurzen und glatten Haares im Winter verführt vielfach zum Eindecken der Pferde mit dem Woilach im Stall. Die für das Truppenpferd unbedingt notwendige Abhärtung kommt hierdurch zu kurz, da das Eindecken im Stall nur zur Verweichlichung und zur Minderung der Widerstandskraft gegen Krankheiten führt.
Müssen solche Pferde dann bei ungünstiger Witterung ohne Decken Dienst leisten oder im Freien stehen, so sind sie leicht Erkältungen ausgesetzt. Sie werden bei solchen Gelegenheiten leicht rauh im Haar. Im übrigen widerspricht das Bestreben nach kurzen und glatten Haaren im Winter auch den Gesetzen der Natur, die den Pferden nicht ohne Grund ein längeres und dichteres Winterhaar zum Schutze gegen Kälte und Nässe gegeben hat.
48. Das Eindecken ist nur a u s n a h m s w e i s e bei zu kaltem Stall (unter 10 Grad Celsius) oder nach Rückkehr der Pferde im nassen oder verschwitzten Zustand in den Stall anzuordnen.
Wenn vorhanden, sind zum Schutze gegen Insekten Sommerdecken vorteilhaft. Es ist nicht der Zweck des Woilachs, als Schutz gegen Vollstauben der Pferde zu dienen. Auch als Mittel im Frühjahr den Haarwechsel zu beschleunigen, ist das Eindecken ebenso wie das gewaltsame Ausputzen oder Ausziehen der Winterhaare zu verwerfen, da bei Kälterückschlägen dann erhebliche Störungen und Verzögerungen des Haarwechsels eintreten können. Das Winterhaar muß von selber ausfallen."
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Everl
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Beitrag von Everl »

und was sagt die H.Dv. über im Offenstall gehaltene Pferde, die - da der Besitzer tagsüber dem Broterwerb nachgehen muss - meist abends geritten werden (dann natürlich entsprechend schwitzen) und sonst aber immer draußen stehen, darum Schur nicht möglich?
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Kaiserulan
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Beitrag von Kaiserulan »

Everl hat geschrieben:und was sagt die H.Dv. über im Offenstall gehaltene Pferde, die - da der Besitzer tagsüber dem Broterwerb nachgehen muss - meist abends geritten werden (dann natürlich entsprechend schwitzen) und sonst aber immer draußen stehen, darum Schur nicht möglich?
Dazu sagt sie natürlich nichts, da es in den Regimentsställen keine Offenstallhaltung gab. Muss mal im Felddienst suchen. Da konnte ja ein ähnliches Verwendungsprofil auftreten.
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gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

... und über alte, dienstuntaugliche Pferde mit rückenproblemen?

Text ist total aktuell und genau so würde ich auch das auch befürworten. Manchmal ists aber anders praktischer.
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Kaiserulan
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Beitrag von Kaiserulan »

Hier ein Link, über den man die H.Dv. 11/1 "Das Truppenpferd" herunterladen kann. Ist ne PDF-Datei, deshalb braucht man einen PDF-Reader. Die Datei ist auch 28 MB groß, braucht also seine Zeit.

Teil 1 beschäftigt sich mit Stallpflege, Füttern und Tränken.

http://www.reitverein-guenzburg.de/HDv% ... npferd.pdf


Zum Thema Offenhaltung habe ich nichts gefunden. Kann deshalb nur so mein Fazit aus dem Gedächtnis unterschiedlicher Literatur kundtun.

Wann immer möglich, versuchte man die Pferde über Nacht in Ställen unterzubringen. Wenn nicht möglich und man im Biwak übernachten musste, wurden, wenn es die Temperaturen notwendig machten, die Pferde mit dem Woilach und Übergurt eingedeckt.

Im Unterschied zu heute war Arbeitskraft im Übermaß verfügbar. Und das Pferd ging immer vor, da es teuer und der Staat sparsam war. Die Kavalleristen hatten ein ziemlich hartes Leben, da sie durch die Pferdepflege kaum zum Schlafen kamen.

Fazit: Heutzutage mit Beruf und zeitlicher Limitierung nur begrenzt anzuwenden.
gimlinchen hat geschrieben:... und über alte, dienstuntaugliche Pferde mit rückenproblemen?

Text ist total aktuell und genau so würde ich auch das auch befürworten. Manchmal ists aber anders praktischer.
Dienstuntaugliche Pferde kamen erst ins Lazarett. Rückenprobleme ließen sich in der Regel ganz gut in den Griff bekommen, da die Armee- oder Bocksättel ein gute Auflagefläche hatten. Ggf. wurde das Pferd von einem anderen, besseren Reiter geritten, bis das Problem behoben war. Anders als in heutigen Schulställen ritten die erfahrenen, guten Reiter die jungen oder problematischen Pferde und die Rekruten die gut ausgebildeten, rittigen Pferde.
War ein Pferd dauerhaft nicht mehr dienstfähig, wurde es ausgemustert und verkauft, was in der Regel ein Einsatz in der Landwirtschaft war. Da der Staat sparsam war und ein Pferd im Unterhalt und Kauf teuer, war der Umgang mit dem teuren Material sehr sorgsam, um es möglichst lange im Dienst bei voller Leistung zu halten. Im Durchschnitt wurden die Pferde mit 18 - 20 Jahren ausgemustert.
Ein guter Reiter fällt regelmäßig vom Pferd, denn er darf kein Angsthase sein.
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Lulu
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Beitrag von Lulu »

@Kaiserulan:
Danke, für den Link - das ist mal ein echtes Fundstück! :D

So wie Kaiserulan es beschreibt wird übrigens auch heute noch z.T. bei den Reiterstaffeln der Polizei vorgegangen - auch wenn einige Begrifflichkeiten mit Sicherheit anders gewählt werden!

Eindecken im Winter ist nicht, auch wenn im Stall nahezu die gleichen Temperaturen herrschen wie draußen. Die Pferde sollen schon Fell entwickeln und auch ein Stück weit abhärten!

Allerdings geht man heutzutage z.T. auch mehr auf die Pferde ein. Unsere wurden bei Minusgraden auf´m Hänger eingedeckt (Abschwitzdecke oder auch leicht gefütterte Decken) um Zugluft auf´m Rücken zu vermeiden. Außerdem sind wir bei Minusgraden und / oder S....-Wetter mit Nierendecken unterwegs - dies kommt auf Dauer den Pferden einfach mehr entgegen auch wenn sie zweifelsohne auch ohne solche "Spielereien" auskommen würden.

Aber man möchte ja möglichst lange was von den Dienstpferden haben und sie auch gesund erhalten - auch die Polizeipferde werden heutzutage erst nach ca. 15 Dienstjahren ausgemustert. Bei aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr geeigneten Pferden erfolgt die Ausmusterung auch schon früher.
LG Lulu

Achtung, in Deckung Monstergetier mit Struwelkopf in Sicht!

Da gibt´s Bilder!
Yvonne

Beitrag von Yvonne »

Das ist ja alles schön und gut, und ich bin auch der Meinung, dass man Pferde nicht verweichlichen und vermenschlichen sollte. Aber ehe ich mein Pferd tagelang im kalten Regen stehen lasse, es dabei vielleicht Verspannungen und Rückenschmerzen oder Husten bekommt, Decke ich es lieber ein.

Abhärten ist schön und gut, aber erstens dauert das seine Zeit und mit Extremen kommt man nicht weiter, und zweitens haben sich die Bedingungen doch wohl seit den Zieten der HDV geändert. Auch die Zucht hat sich geändert, auf "Fell" und Robustheit wird wohl nur selten geachtet bei der Zuchtauswahl.

Bei meinem Pony hat das Abhärten, obwohl er als Jungpferd im Harz aufgewachsen ist - ca. 4 Jahre gedauert. Und dabei ging es nur darum, dass er im Sommer bei 24 Stunden Koppe nicht nach jedem Regenguss hustet...

Mein Großer ist da wesentlich robuster, aber trotzdem decke ich den auch ein, wenn es tagelang regnet.

Meine Pferde sind auch jetzt noch auf der Koppel 24 Stunden, aber eben wenn es längere Zeit regnet mit Decke.

Und warum kann man Offenstallpferde nicht scheren? Mit einem Ralleystreifen entlang des Halses und des Rumpfes kann ein Pferd ohne Decke im Offenstall stehen und es schwitzt nicht so doll und trocknet schneller. Habe ich früher immer gemacht im Winter. Inzwischen schere ich allerdings großzügiger und decke dann ein, was aber in erster Linie mit dem Distanztraining zusammenhängt.
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Kaiserulan
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Beitrag von Kaiserulan »

Yvonne hat geschrieben:Das ist ja alles schön und gut, und ich bin auch der Meinung, dass man Pferde nicht verweichlichen und vermenschlichen sollte. Aber ehe ich mein Pferd tagelang im kalten Regen stehen lasse, es dabei vielleicht Verspannungen und Rückenschmerzen oder Husten bekommt, Decke ich es lieber ein.

Abhärten ist schön und gut, aber erstens dauert das seine Zeit und mit Extremen kommt man nicht weiter, und zweitens haben sich die Bedingungen doch wohl seit den Zieten der HDV geändert. Auch die Zucht hat sich geändert, auf "Fell" und Robustheit wird wohl nur selten geachtet bei der Zuchtauswahl.
Ich halte das, was da in der HDV 11/1 drin steht schon für sehr zeitlos und vernünftig. Und was dort drin steht, sagt nicht, dass man sein Pferd in Freiland- oder Offenstallhaltung nicht eindecken sollte, da es diese Haltungsart in den Regimentsställen nicht gab und deshalb auch nicht beschrieben wurde.

Für mich ist das Ding ein Anhalt, wo ich immer wieder gern reinschaue, wenn ich gewisse Auswüchse der Pferdetutzelei sehe. Ich erinnere mich nur daran, als bei uns im Stall vor 4 Wochen, als die Außentemperatur von 20 auf 15 Grad viel, die ersten im Innenstall die Pferde eindeckten. Oder vor 2 Wochen beim ersten Spriessen von längeren Haaren ein Pferd komplett geschoren wurde und dann bei 12 Grad mit zwei Decken übereinander eingedeckt wurde.
Ein guter Reiter fällt regelmäßig vom Pferd, denn er darf kein Angsthase sein.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Ich decke meine Pferde im Aktivstall ein.

Es gibt nämlich Dussel wie meinen 27jährigen, der sich freiwillig patschnass regnen lässt, auch wenn er sich unterstellen könnte ...
Wenn es dann unter 10 Grad hat und es windig ist, kann auch das robusteste Pferd krank werden.

Übrigens scheren zahlreiche Einsteller bei uns im Aktivstall die Pferde (Deckenschnitt), und keines der Pferde war bisher übermäßig anfällig.
Ich selbst schere nicht, weil meine Pferde nur in der Übergangszeit (zu dickes Fell, zu warme Temperaturen) schwitzen. Wenn es kalt ist, kann ich sie trotz Winterfell voll reiten, ohne dass sie schwitzen.

In der Übergangszeit gehen sie nach dem Reiten für 10 Minuten unter's Solarium zum Trocknen und gehen dann nach dem Abkühlen mit der Decke raus. Ich habe noch nie ein Problem damit gehabt.

Die Deckendicke passe ich den Temperaturen an: seit dem üblen Wetter am Sonntag habe ich die ungefütterten Decken, wenn's noch kälter wird, nehme ich die 150g Decken, und erst wenn es permanent unter -10 bis -15 Grad Mittags hat, nehme ich 200-300g Decken.

Ich habe niemals die Erfahrung gemacht, dass meine Pferde weniger Fell schieben, weil sie eine Decke tragen - das täuscht nur, weil die Decke das Fell glatter anliegen lässt.

@kaiserulan: ja, bei uns haben auch schon einige ihre (Boxen-)Pferde vor 2-3 Wochen komplett geschoren ...
Viele Grüße
Sabine
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