Pferd für Dressur absolut nicht motivierbar - was tun??
Verfasst: Mi, 26. Sep 2007 11:50
Guten Morgen!
Ich muss Euch mit einem wohl für viele etwas lächerlichem Thema belästigen bzw. suche um Rat. Es geht um meinen 9jährigen Anglo-Araber Hengst, und bezüglich der Vorgeschichte muss ich etwas ausschweifen:
Ich habe den "Kleinen" (naja.. Stkm. 160) seit er 2 ist, mit 3 fingen wir mit Bodenarbeit an, mit 4 bin ich das erste Mal draufgesessen. Ich habe mir für die Grundausbildung sehr viel Zeit gelassen und es wurde mir auch tausendfach belohnt, er war von Anfang an ein wirklich ruhiges und gelöstes Pferd, nur leider immer schon recht faul. Mit fast 5 hat er sich in der Box schlimm verlegt und dabei anscheinend das Knie kaputt gemacht (Kreuzbänder angerissen/stark ausgedehnt), er ging aber nur wenige Tage lahm und der damalige Tierarzt hat nicht das Knie diagnostiziert. Die Moral von der Geschichte: nach 3 Wochen haben wir wieder begonnen ihn locker zu Arbeiten, Pferd lief klar, er kompensierte das kaputte Knie anscheinend durch Umbelastung. Da wir nur wenig und locker arbeiteten, viel das so weit leider nicht auf (er war ja auch noch in der Grundausbildung und wurde vielfach nur geradeaus im Gelände geritten).
Einige Monate darauf kam dann das Ergebnis: Sehnenscheidenentzündung im darunterliegenden Fesselgelenk, es kam von der Umbelastung wegen des Knies (das haben wir aber leider erst 1 Jahr später herausgefunden). Somit viel der Junge für ein 3/4 Jahr aus, sprich: 2 Monate Klinik (in der Zeit habe ich auch Stall gebaut), 1/2 Jahr Rekonvalesenz mit 5 Min. Schritt beginnend, dannach langsam mit dem Reiten anfangen. Dabei stellte sich dann heraus, dass das Knie das Problem ist, er ließ die Hinterbeine furchtbar über den Boden schleifen. Ab nach München und erfolgreiche OP. Diagnose: gut!
Wiederum 1/2 Jahr vorsichtiges antrainieren mit 5 Min. Schritt an der Hand. In den ersten Monaten, in denen wir wieder mit wirklichem Reiten (vw-aw) begannen, lief er ganz gut und auch recht motiviert (das war im Winter und wir mussten immer mit dem Hänger in den benachbarten Reitstall fahren, um die Halle zu nützen). Ein paar Monate später kam wieder ein schlimmer Rückfall, es stellte sich im Nachhinein als Borreliose-Schub heraus. Monatelang war das PFerd die reinste Katastrophe, er zog alle 4 Beine über den Boden, war apathisch und für nichts zu motivieren. Wir bewegten ihn auch nur im notwendigen Maß bzw. habe ich in der Zeit eigentlich fast nur an der Longe gearbeitet, da das PFerd für Gymnastik unterm Sattel absolut nicht zu motivieren war (verständlicherweise). Im darauffolgenden Winter (das war dann schon Winter 06/07) war er bis auf den Kampf mit einer chron. Kehlkopfentzündung wieder fit und wir begannen wiederum völlig von vorne, ein paar Runden fleißiger Trab im vw-aw waren schon der Himmel auf Erden. Zeitweise lief er sehr gut, was vor allem wieder dem Training im Reitstall zuzuschreiben war, er war eben immer ein wenig freudig motiviert weil doch wieder andere Pferde zu sehen waren.
So, nun zum eigentlichen Problem (sofern ich es schaffe, es zu erklären..) Der Hengst ist mittlerweile topfit geblieben, ich erkenne ihn kaum wieder. Er ist extrem munter, hat Power und ist lebhaft, so kannte ich ihn von Früher kaum. Die Probleme fingen aber schon im Frühjahr an, als wir wieder auf unserem eigenen Reitplatz zu Arbeiten begannen: er war völlig unmotiviert, es interessirt ihn nicht. Im Reitsall hat er sich einfach ein klein wenig aufgezwirbelt und hatte auch mehr Energie, zu Hause ist es nur langweilig und mühsam für ihn. Wir haben seit Frühjahr viel an der Longe gearbeitet, viel mit Stangen, um ihm auch wieder die notwendigen Muskeln anzutrainieren. Nach 3 Jahren Krankheit fehlte es einfach an allem, irgendwo verstand ich ihn ja, aber da musste er durch. Leider schleift er nach wie vor die Zehen der Hinterbeine über den Boden und es war sehr schwer ihn richtig zum durchschwingen zu bekommen, sodass er auch mal seinen Popes verwendet. Machte man zu viel Druck, krampfte bzw. klemmte er, bei zu wenig Druck lässt er sich gehen und schlurft dahin - zwar locker, aber ohne Vorwärts. Es ist die reinste Katastrophe gewesen.
Im Laufe des Sommers haben wir dann an der Longe sehr viel herausgearbeitet, unter dem Sattel mussten wir uns zeitweise damit zufrieden geben, dass er die lange Seite mal wirklich locker vw-aw lief, an der kurzen Seite klemmte er wieder da er nicht durch die Wendung arbeiten wollte. Wir haben uns also mit sehr kleinen Erfolgen vorgearbeitet, immer mit viel Lob und Belohnungen (Säcke voll Karotten). Je mehr Kraft er bekam, desto länger konnte er dann ein locker durchgeschwungenes vw-aw durchhalten, aber man durft nie zu viel Druck machen oder zu schnell ein Vorwärts verlangen, sonst lief er sofort klemmig, was auch laufendes Stolpern und Wegknicken der Hinterhand zur Folge hat.
In den letzten 3 Monaten lief er eigentlich schon so gut, dass er Wendungen und Zirkel schön läuft, ohne wieder in der Hinterhand zu klemmen. Das Problem ist aber, dass die Motivation wieder mehr und mehr verloren geht, obwohl er merklich mehr Kraft und Elastizität bekommt. Gehen wir Ausreiten, läuft er freudig vorwärts und zeigt fantastische Arbeit. Haben wir vor auf den Platz zu gehen und reiten nur eine Aufwärmrunde im Schritt durch den Ort, lässt er die Beine schon schleifen wenn wir wieder die Richtung zum Reitplatz einschlagen. Im Schritt ist es dann schon kaum möglich, ihn in ein vw-aw zu motivieren, er kaut nicht ab, er lockert sich nicht. Einzig SH und Travers können ihn munter machen, wenn wir damit beginnen ist es jedes Mal aufs Neue demotivierend für den Reiter. Nase in die Luft, Ausweichen nach allen Richtungen, er zeigt mit allen Mitteln was er davon hält. Erst nach mehrmaliger Aufforderung und wenn man mal wirklich deutlicher wird, lässt er sich zu einem korrekten SH herab. Dann gestern die Katastrophe pur. Von wegen dann lockeres lostraben im VW-AW - Kopf in die Höhe, Außenstellung, Geschlurfe, Rücken durchgedrückt. Ich hätte losheulen können. Das änderte sich auch nicht nach mehrmalig versuchtem Lockern.. Er ignorierte Schenkel und ging in Außenstellung um die kurze Seite, lockerte sich absolut nicht ab, zeigte deutlichen Mißmut zur beginnenden Arbeit.
Ich habe ihn immer mit sehr weicher Hand und minimaler Anlehnung geritten, und bisher hatten wir auch nie das Thema, dass er sich nicht nach vw-aw dehnt. Er lief zwar zeitweise sehr klemmig oder zu wenig vorwärts, aber er drückte nicht gegen die Hand und suchte eine weiche Verbindung. Gestern war ich dann dermassen fertig und von ihm enttäuscht, dass ich am liebsten abgestiegen wäre und ihn am Reitplatz so stehen gelassen hätte. Wie kann es nur sein dass man sich so aufopfernd um ein Pferd kümmert, ihn jahrelang durch seine Krankheit hilft, und dann ist er endlich gesund und er verweigert jegliche Mitarbeit, obwohl man ihn monatelang vorsichtig antrainiert, ihm alle Zeit der Welt gibt und er nie zu etwas gezwungen wurde? Jeden Schritt muss man am Reitplatz rausreiten, nichts tut er freiwillig, alles ist für ihn mühsam und er ist nur noch unwillig.
Ich habe dann gestern vor lauter Frust die Zügel weggeworfen und nichts mehr gemacht, bin auf ihm sitzen geblieben und wollte schauen wie er darauf reagiert. Ich hatte die leichte Hoffnung dass er verwirrt ist und nicht weiss, was nun los ist. Ganz im Gegenteil, das PFerd war nun endlich zufrieden. Er lief kurz zum Zaun um nach seinem Kumpel zu kucken, der dort stand, und schlug schnurstracks den Weg Richtung Reitplatzausgang ein, geradewegs rauf zum Stall. Als er dabei war rauszugehen, hab ich dann endgültig die Nerven verloren und es Knallte mal kräftig. Zum ersten Mal seit wirklich langer Zeit hat es mal mit der Gerte gescheppert, und er ist erschrocken und erbost in die Bahn zurückgesprungen. Nach nochmaligem Nachruck ließ er seinem Ärger mit einem Buggler lauf. So - danach Zügel aufgenommen und ich hatte ein zwar ängstliches und zu Beginn davonlaufendes, aber sehr lockeres und mitarbeitendes Pferd unterm Hintern. Nochmal gab es eine unschöne Szene weil er sein Heil nur noch in der Flucht suchte, dannach konnten wir doch tatsächlich seit Wochen wieder einmal richtig arbeiten, ich merkte richtig den Schub von hinten als er mal seinen Motor kräftig eingeschaltet hat.
Nun bin ich aber seit gestern völlig frustriert und könnte heulen. An der Longe kann ich ihn motivieren und er läuft nach seiner üblichen, recht langen Aufwärmzeit locker flockig vw-aw, aber jeden Schritt muss man raustreiben. Aber immerhin kriegt man ihn zum Arbeiten und er läuft immer schön gelöst. Lediglich das Vorwärts muss man mit gering dosiertem Druck rausquetschen. Aber beim Reiten ist er so wahnsinnig unmotiviert, ignoriert jede freundliche Aufforderung zur Mitarbeit, dass man als Reiter irgendwann einfach nicht mehr die Geduld aufbringt. Eine Zeit lang lief er ganz gut und man konnte ihn mit viel Gefühl in die richtige Richtung bringen, seit kurzem wird es aber von Mal zu Mal schwieriger mit ihm - er hat einfach keinen Bock, und mir gehen nun mittlerweile die Ideen aus, wie ich es ihm schmackhaft machen kann. Und das frustrierendste: es ist alles perfekt für ihn: top passender Sattel, laufend Kontrolle durch Physiotherapeutin (er ist gesund!), laufend Chiropraktiker wenn er sich mal wieder auf der Koppel hinschmeisst und Blockaden hat. Aber er HAT NICHTS! Er ist topfit! Es geht ihm so gut wie noch nie, er bekommt genug Kraftfutter um wirklich auch Energie und Bewegungslust zur Arbeit zu haben, wir arbeiten max. alle 2 - 3 Tage und das sehr abwechslungsreich (entspannende Ausritte, Longe, Freispringen, er wird eingefahren) und er hat mit seinem Kumpel ein 24h-Leben auf der Wiese!
Also was mache ich falsch????
Sein Kumpel, ein Traber aus ganz schlechter Haltung, ist das motivierteste Pferd bei der Arbeit.. es macht so viel Spaß mit ihm zu arbeiten, und er hat so eine Energie und LEbensfreude, die er mitbringt. Er folgt jeder freundlichen Aufforderung und ist einfach WILLIG, etwas zu tun.. ihm ist ansonsten langweilig! Der Hengst will natürlich auch etwas tun, aber nichts was mit dem Reitplatz zu tun hat! Am besten 1 x in der Woche Ausreiten, und das wars... ansonsten kann ihn nichts motivieren (außer wenn wir ihm Winter zum Reitstall fahren..).
Mache ich alles falsch, oder kann es mir passieren dass ich jedesmal mit dem Pferd zusammenkrache, um ihn zum Arbeiten zu bekommen? Aber es kann doch nicht angehen, dass man ein Pferd nur unter Androhung von Strafe zur Arbeit bekommt??!!! Seit gesten bin ich so dermassen enttäuscht von meinem Hengst, dass ich ihn am liebsten wegstellen und nicht mehr arbeiten würde...
Es tut mir leid Euch mit dem langen Roman zu belästigen, aber irgendwo musste ich meinem Frust Luft machen und mal um Rat fragen.. ich dachte immer, dass ich meine Pferde mit Geduld und Motivation zu allem bewegen und ausbilden kann. Dass ich, je feiner ich arbeite, umso mehr Motivation und Dankbarkeit zurück erhalte. Funktioniert das Prinzip also doch nicht? Brauchen manche PFerde also innsgeheim doch Druck, um überhaupt anständig unterm Sattel zu arbeiten?
Liebe Grüsse, Silke
Ich muss Euch mit einem wohl für viele etwas lächerlichem Thema belästigen bzw. suche um Rat. Es geht um meinen 9jährigen Anglo-Araber Hengst, und bezüglich der Vorgeschichte muss ich etwas ausschweifen:
Ich habe den "Kleinen" (naja.. Stkm. 160) seit er 2 ist, mit 3 fingen wir mit Bodenarbeit an, mit 4 bin ich das erste Mal draufgesessen. Ich habe mir für die Grundausbildung sehr viel Zeit gelassen und es wurde mir auch tausendfach belohnt, er war von Anfang an ein wirklich ruhiges und gelöstes Pferd, nur leider immer schon recht faul. Mit fast 5 hat er sich in der Box schlimm verlegt und dabei anscheinend das Knie kaputt gemacht (Kreuzbänder angerissen/stark ausgedehnt), er ging aber nur wenige Tage lahm und der damalige Tierarzt hat nicht das Knie diagnostiziert. Die Moral von der Geschichte: nach 3 Wochen haben wir wieder begonnen ihn locker zu Arbeiten, Pferd lief klar, er kompensierte das kaputte Knie anscheinend durch Umbelastung. Da wir nur wenig und locker arbeiteten, viel das so weit leider nicht auf (er war ja auch noch in der Grundausbildung und wurde vielfach nur geradeaus im Gelände geritten).
Einige Monate darauf kam dann das Ergebnis: Sehnenscheidenentzündung im darunterliegenden Fesselgelenk, es kam von der Umbelastung wegen des Knies (das haben wir aber leider erst 1 Jahr später herausgefunden). Somit viel der Junge für ein 3/4 Jahr aus, sprich: 2 Monate Klinik (in der Zeit habe ich auch Stall gebaut), 1/2 Jahr Rekonvalesenz mit 5 Min. Schritt beginnend, dannach langsam mit dem Reiten anfangen. Dabei stellte sich dann heraus, dass das Knie das Problem ist, er ließ die Hinterbeine furchtbar über den Boden schleifen. Ab nach München und erfolgreiche OP. Diagnose: gut!
Wiederum 1/2 Jahr vorsichtiges antrainieren mit 5 Min. Schritt an der Hand. In den ersten Monaten, in denen wir wieder mit wirklichem Reiten (vw-aw) begannen, lief er ganz gut und auch recht motiviert (das war im Winter und wir mussten immer mit dem Hänger in den benachbarten Reitstall fahren, um die Halle zu nützen). Ein paar Monate später kam wieder ein schlimmer Rückfall, es stellte sich im Nachhinein als Borreliose-Schub heraus. Monatelang war das PFerd die reinste Katastrophe, er zog alle 4 Beine über den Boden, war apathisch und für nichts zu motivieren. Wir bewegten ihn auch nur im notwendigen Maß bzw. habe ich in der Zeit eigentlich fast nur an der Longe gearbeitet, da das PFerd für Gymnastik unterm Sattel absolut nicht zu motivieren war (verständlicherweise). Im darauffolgenden Winter (das war dann schon Winter 06/07) war er bis auf den Kampf mit einer chron. Kehlkopfentzündung wieder fit und wir begannen wiederum völlig von vorne, ein paar Runden fleißiger Trab im vw-aw waren schon der Himmel auf Erden. Zeitweise lief er sehr gut, was vor allem wieder dem Training im Reitstall zuzuschreiben war, er war eben immer ein wenig freudig motiviert weil doch wieder andere Pferde zu sehen waren.
So, nun zum eigentlichen Problem (sofern ich es schaffe, es zu erklären..) Der Hengst ist mittlerweile topfit geblieben, ich erkenne ihn kaum wieder. Er ist extrem munter, hat Power und ist lebhaft, so kannte ich ihn von Früher kaum. Die Probleme fingen aber schon im Frühjahr an, als wir wieder auf unserem eigenen Reitplatz zu Arbeiten begannen: er war völlig unmotiviert, es interessirt ihn nicht. Im Reitsall hat er sich einfach ein klein wenig aufgezwirbelt und hatte auch mehr Energie, zu Hause ist es nur langweilig und mühsam für ihn. Wir haben seit Frühjahr viel an der Longe gearbeitet, viel mit Stangen, um ihm auch wieder die notwendigen Muskeln anzutrainieren. Nach 3 Jahren Krankheit fehlte es einfach an allem, irgendwo verstand ich ihn ja, aber da musste er durch. Leider schleift er nach wie vor die Zehen der Hinterbeine über den Boden und es war sehr schwer ihn richtig zum durchschwingen zu bekommen, sodass er auch mal seinen Popes verwendet. Machte man zu viel Druck, krampfte bzw. klemmte er, bei zu wenig Druck lässt er sich gehen und schlurft dahin - zwar locker, aber ohne Vorwärts. Es ist die reinste Katastrophe gewesen.
Im Laufe des Sommers haben wir dann an der Longe sehr viel herausgearbeitet, unter dem Sattel mussten wir uns zeitweise damit zufrieden geben, dass er die lange Seite mal wirklich locker vw-aw lief, an der kurzen Seite klemmte er wieder da er nicht durch die Wendung arbeiten wollte. Wir haben uns also mit sehr kleinen Erfolgen vorgearbeitet, immer mit viel Lob und Belohnungen (Säcke voll Karotten). Je mehr Kraft er bekam, desto länger konnte er dann ein locker durchgeschwungenes vw-aw durchhalten, aber man durft nie zu viel Druck machen oder zu schnell ein Vorwärts verlangen, sonst lief er sofort klemmig, was auch laufendes Stolpern und Wegknicken der Hinterhand zur Folge hat.
In den letzten 3 Monaten lief er eigentlich schon so gut, dass er Wendungen und Zirkel schön läuft, ohne wieder in der Hinterhand zu klemmen. Das Problem ist aber, dass die Motivation wieder mehr und mehr verloren geht, obwohl er merklich mehr Kraft und Elastizität bekommt. Gehen wir Ausreiten, läuft er freudig vorwärts und zeigt fantastische Arbeit. Haben wir vor auf den Platz zu gehen und reiten nur eine Aufwärmrunde im Schritt durch den Ort, lässt er die Beine schon schleifen wenn wir wieder die Richtung zum Reitplatz einschlagen. Im Schritt ist es dann schon kaum möglich, ihn in ein vw-aw zu motivieren, er kaut nicht ab, er lockert sich nicht. Einzig SH und Travers können ihn munter machen, wenn wir damit beginnen ist es jedes Mal aufs Neue demotivierend für den Reiter. Nase in die Luft, Ausweichen nach allen Richtungen, er zeigt mit allen Mitteln was er davon hält. Erst nach mehrmaliger Aufforderung und wenn man mal wirklich deutlicher wird, lässt er sich zu einem korrekten SH herab. Dann gestern die Katastrophe pur. Von wegen dann lockeres lostraben im VW-AW - Kopf in die Höhe, Außenstellung, Geschlurfe, Rücken durchgedrückt. Ich hätte losheulen können. Das änderte sich auch nicht nach mehrmalig versuchtem Lockern.. Er ignorierte Schenkel und ging in Außenstellung um die kurze Seite, lockerte sich absolut nicht ab, zeigte deutlichen Mißmut zur beginnenden Arbeit.
Ich habe ihn immer mit sehr weicher Hand und minimaler Anlehnung geritten, und bisher hatten wir auch nie das Thema, dass er sich nicht nach vw-aw dehnt. Er lief zwar zeitweise sehr klemmig oder zu wenig vorwärts, aber er drückte nicht gegen die Hand und suchte eine weiche Verbindung. Gestern war ich dann dermassen fertig und von ihm enttäuscht, dass ich am liebsten abgestiegen wäre und ihn am Reitplatz so stehen gelassen hätte. Wie kann es nur sein dass man sich so aufopfernd um ein Pferd kümmert, ihn jahrelang durch seine Krankheit hilft, und dann ist er endlich gesund und er verweigert jegliche Mitarbeit, obwohl man ihn monatelang vorsichtig antrainiert, ihm alle Zeit der Welt gibt und er nie zu etwas gezwungen wurde? Jeden Schritt muss man am Reitplatz rausreiten, nichts tut er freiwillig, alles ist für ihn mühsam und er ist nur noch unwillig.
Ich habe dann gestern vor lauter Frust die Zügel weggeworfen und nichts mehr gemacht, bin auf ihm sitzen geblieben und wollte schauen wie er darauf reagiert. Ich hatte die leichte Hoffnung dass er verwirrt ist und nicht weiss, was nun los ist. Ganz im Gegenteil, das PFerd war nun endlich zufrieden. Er lief kurz zum Zaun um nach seinem Kumpel zu kucken, der dort stand, und schlug schnurstracks den Weg Richtung Reitplatzausgang ein, geradewegs rauf zum Stall. Als er dabei war rauszugehen, hab ich dann endgültig die Nerven verloren und es Knallte mal kräftig. Zum ersten Mal seit wirklich langer Zeit hat es mal mit der Gerte gescheppert, und er ist erschrocken und erbost in die Bahn zurückgesprungen. Nach nochmaligem Nachruck ließ er seinem Ärger mit einem Buggler lauf. So - danach Zügel aufgenommen und ich hatte ein zwar ängstliches und zu Beginn davonlaufendes, aber sehr lockeres und mitarbeitendes Pferd unterm Hintern. Nochmal gab es eine unschöne Szene weil er sein Heil nur noch in der Flucht suchte, dannach konnten wir doch tatsächlich seit Wochen wieder einmal richtig arbeiten, ich merkte richtig den Schub von hinten als er mal seinen Motor kräftig eingeschaltet hat.
Nun bin ich aber seit gestern völlig frustriert und könnte heulen. An der Longe kann ich ihn motivieren und er läuft nach seiner üblichen, recht langen Aufwärmzeit locker flockig vw-aw, aber jeden Schritt muss man raustreiben. Aber immerhin kriegt man ihn zum Arbeiten und er läuft immer schön gelöst. Lediglich das Vorwärts muss man mit gering dosiertem Druck rausquetschen. Aber beim Reiten ist er so wahnsinnig unmotiviert, ignoriert jede freundliche Aufforderung zur Mitarbeit, dass man als Reiter irgendwann einfach nicht mehr die Geduld aufbringt. Eine Zeit lang lief er ganz gut und man konnte ihn mit viel Gefühl in die richtige Richtung bringen, seit kurzem wird es aber von Mal zu Mal schwieriger mit ihm - er hat einfach keinen Bock, und mir gehen nun mittlerweile die Ideen aus, wie ich es ihm schmackhaft machen kann. Und das frustrierendste: es ist alles perfekt für ihn: top passender Sattel, laufend Kontrolle durch Physiotherapeutin (er ist gesund!), laufend Chiropraktiker wenn er sich mal wieder auf der Koppel hinschmeisst und Blockaden hat. Aber er HAT NICHTS! Er ist topfit! Es geht ihm so gut wie noch nie, er bekommt genug Kraftfutter um wirklich auch Energie und Bewegungslust zur Arbeit zu haben, wir arbeiten max. alle 2 - 3 Tage und das sehr abwechslungsreich (entspannende Ausritte, Longe, Freispringen, er wird eingefahren) und er hat mit seinem Kumpel ein 24h-Leben auf der Wiese!
Also was mache ich falsch????

Mache ich alles falsch, oder kann es mir passieren dass ich jedesmal mit dem Pferd zusammenkrache, um ihn zum Arbeiten zu bekommen? Aber es kann doch nicht angehen, dass man ein Pferd nur unter Androhung von Strafe zur Arbeit bekommt??!!! Seit gesten bin ich so dermassen enttäuscht von meinem Hengst, dass ich ihn am liebsten wegstellen und nicht mehr arbeiten würde...
Es tut mir leid Euch mit dem langen Roman zu belästigen, aber irgendwo musste ich meinem Frust Luft machen und mal um Rat fragen.. ich dachte immer, dass ich meine Pferde mit Geduld und Motivation zu allem bewegen und ausbilden kann. Dass ich, je feiner ich arbeite, umso mehr Motivation und Dankbarkeit zurück erhalte. Funktioniert das Prinzip also doch nicht? Brauchen manche PFerde also innsgeheim doch Druck, um überhaupt anständig unterm Sattel zu arbeiten?
Liebe Grüsse, Silke