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Unterschied Übertretenlassen und SH auf dem Zirkel
Verfasst: Mo, 15. Okt 2007 22:21
von Wolke
Wo ist der Unterschied zwischen dem Übertretenlassen und dem Schulterherein auf dem Zirkel?
Verfasst: Di, 16. Okt 2007 06:34
von bea
Beim Übertreten lassen wird die Vorhand nur ganz minim nach innen verschoben, während beim Schulterherein die Abstellung grösser ist. Die Übergängen dazwischen sind aber eigentlich fliessend (ab einer Abstellung von drei Hufschlägen spricht man dann ja von Schulterherein).
LG, Bea
Verfasst: Di, 16. Okt 2007 07:46
von Jen
Morgen, ich kenn es eigentlich eher gerade umgekehrt: Beim SH ist das Pferd gebogen und muss das innere HB richtung Schwerpunkt greifen, egal ob auf 3 od 4 Hufspuren, es sieht auch beim schauen so aus, als würde die Bewegung vom inneren Hinterbein aus kommen (Tragkraft), beim übertreten lassen ist das Pferd nicht gebogen sondern gerade und es greift NICHT Richtung schwerpunkt, sondern der Fokus liegt auf dem starken/weiten Kreuzen.
Verfasst: Di, 16. Okt 2007 07:56
von Josatianma
und es greift NICHT Richtung schwerpunkt, sondern der Fokus liegt auf dem starken/weiten Kreuzen.
Das unterschreibe ich nicht so ganz. Das Pferd soll auch beim Übertreten in Richtung Schwerpunkt vorgreifen und nicht einfach nur kreuzen.
Eine Möglichkeit der Unterscheidung ist ganz klar die Biegung, die beim SH da ist, während übertreten eher ein Schenkelweichen auf einer gebogenen Linie ist. Beim SH auf dem Zirkel führe ich ganz klar, wie auch auf der ganzen Bahn, die Schulter in Richtung Zirkelmitte, während ich beim Übertreten die Schulter auf der Zirkellinie halte und die HH nach außen führe. Die Hilfengebung für das Übertreten ist gleich mit der vom Schenkelweichen.
Der Einsatz wird für mich dadurch unterschieden, daß ich bei steifen Pferden auf das SH zurückgreife, bei "Schlangen"-pferden sie durch das Übertreten besser stabilisiert bekomme. Ich kann beim Übertreten ein ausweichen des Halses/Kopfes besser kontrollieren als beim SH.
Verfasst: Di, 16. Okt 2007 08:25
von Mela
Ich kenne es auch so, daß SH am Zirkel in der gleichen Abstellung wie auf der Geraden geritten wird, nur eben auf der Zirkelline.
Beim Seitl. Übertreteten ist der Winkel stärker und die Beine kreuzen mehr - es ist eine ausgezeichnete gymnastizierende Übung für die Lendenpartie und fördert die Beweglichkeit der Hinterhand.
Besonders wichtig dabei ist eine leichte Vorwärtstendenz zu behalten, sonst ist die Gefahr des rückwärts verkriechen groß.
Die Übung ist im Buch "Aus Respekt" v. A. Beran gut beschrieben.
lg
Mela
Verfasst: Di, 16. Okt 2007 08:48
von birdy
Eine gute Frage die ich mir letztens auch gestellt habe.
Für mich ist das Übertreten nur ein aktives Kreuzen der Hinterbeine, die Vorhand bleibt auf dem Zirkel; beim Sch.herein sollte die Vorhand auf dem Zirkel gebogen sein und die Hinterhand läuft demnach nicht auf dem Zirkel.
Verfasst: Di, 16. Okt 2007 08:55
von Josatianma
beim Sch.herein sollte die Vorhand auf dem Zirkel gebogen sein und die Hinterhand läuft demnach nicht auf dem Zirkel.
Gehe ich davon aus, daß der Zirkel nur die gebogene Gerade ist, bleibt die HH auf der Zirkellinie und die SH wird hereingeführt. Sonst wäre es ja wieder kein Schulter
HEREIN sonder eher ein Hinternraus.
Verfasst: Di, 16. Okt 2007 08:57
von birdy
...kommt es nicht drauf an wobei man sich hier orientiert? Man kann den Zirkel als gebogene Gerade nehmen, oder man nimmt ihn als "Ende" für die Schulter- also wo Pferd drauf gehen sollte.
Verfasst: Di, 16. Okt 2007 09:05
von Josatianma
@birdy: Angenommen, du reitest auf dem Zirkel und bekommst die Anweisung SH zu reiten. Was tust du? Ich für meinen Teil führe die Schulter von der Zirkellinie herein und nicht die Kruppe des Pferdes von der Zirkellinie.
Verfasst: Di, 16. Okt 2007 09:56
von Jen
Josatianma hat geschrieben:
Eine Möglichkeit der Unterscheidung ist ganz klar die Biegung, die beim SH da ist, während übertreten eher ein Schenkelweichen auf einer gebogenen Linie ist.
sorry josa, aber ein ungebogenes Pferd KANN nicht Richtung Schwerpunkt greifen, es ist anatomisch unmöglich und genau deshalb gilt ja das Schenkelweichen eben genau nicht zu den klassischen Lektionen, weil das Pferd am Schwerpunkt vorbeigreift.
Und genau das gilt ja auch von den Befürwortern des übertreten lassens als einer der Vorteile, nämlich dass die Muskulatur gedehnt und die Beweglichkeit verbessert werden kann OHNE zusätzliche Lastaufnahme.
Allerdings muss man sich bewusst sein, dass es auch eine heikle übung ist, da die Hufe und Gelenke sehr schräg belastet werden und deshalb sollte es so ruhig wie möglich ausgeführt werden, in langsamen Bewegungen, egal ob Schritt od Trab.
Verfasst: Di, 16. Okt 2007 10:15
von Josatianma
@Jen: Ich achte halt beim Übertreten mit darauf, daß nicht nur einfach gekreuzt wird, sondern das innere Hinterbein auch vorwärts unter den Schwerpunkt greift. Dafür ist bei mir die Abstellung auch nicht so hoch, wie beim Schenkelweichen. Da ich dies sehr viel an der Hand gemacht habe, sind dort in meinen Augen schon Unterschiede klar machbar.
Verfasst: Di, 16. Okt 2007 10:30
von Jen
Josatianma hat geschrieben:@Jen: Ich achte halt beim Übertreten mit darauf, daß nicht nur einfach gekreuzt wird, sondern das innere Hinterbein auch vorwärts unter den Schwerpunkt greift. Dafür ist bei mir die Abstellung auch nicht so hoch, wie beim Schenkelweichen. Da ich dies sehr viel an der Hand gemacht habe, sind dort in meinen Augen schon Unterschiede klar machbar.
vorwärts genügt nicht, um in Richtung schwerpunkt zu greifen. Auch bei einem SW zb. beim viereck verkleinern/vergrössern geht ein Pferd ja noch vorwärts und greift trotzdem am Schwerpunkt vorbei. Ausser du hast eine sehr grosszügige Interpretation von Schwerpunkt

Verfasst: Di, 16. Okt 2007 10:37
von Josatianma
@Jen: Nein, so großzügig ist die Definition vom Schwerpunkt nicht. Mmmh, wie erkläre ich am Besten, was ich meine. Ich versuche es mal mit Menschenbeinen. Ich kann mich hinstellen und zur Seite gehen und die Beine direkt voreinander kreuzen. Ich kann aber auch vorwärts, seitwärts gehen und dabei kreuzen die Beine nicht mehr ganz direkt. Bei deinem Beispiel Viereck vergrößeren: Ich habe eine Vorwärts-Bewegung dabei. Für mich muß das innere Hinterbein nach vorne kreuzen, eventuell über den Schwerpunkt hinaus bzw. vorbei, aber auch in Richtung des Schwerpunktes. Das kommt eben darauf an, wie steil ich die Linie führe. Ich möchte beim Übetreten, daß mein Pferd mit dem inneren Hinterbein eine weite Bewegung nach vorwärts-seitwärts beschreibt und nicht nur in kurzen Tritten seitwärts geht. Könnte ich es nur zeigen, dann wäre es verständlich. Auf der DVD von Michael Dannefelser ist es so schön dargestellt.
übertreten vs. SH am Zirkel
Verfasst: Di, 16. Okt 2007 11:14
von Bernie
Hallo!
Das Übertreten wurde mir vor einigen Wochen von einem Trainer gezeigt. Bei ihm an der Hand durfte ich auf meinem Pferd fühlen, welche Vorteile das Übertreten bei einem Profi hat - mein Pferd ging sehr schwungvoll und der Rücken war dermaßen "da".
Nur ich als Nicht-Profi traue mir das nicht zu, da bei meinem kurzen Pferd zw. Rücken "da" und Rücken "fest" nur eine Sekunde liegt.
deshalb mache ich lieber ein "untertreten", das ja dann eigentlich ein SH auf einem kleineren Zirkel ist. Aber eben mit Biegung, da kann er sich nicht festmachen.
Wichtig beim Übertreten lassen ist, dass die Vorhand ein Vorwärts beschreibt.
lg
Bernie
Verfasst: Di, 16. Okt 2007 11:21
von Mela
Hallo Bernie
Das der Rücken voll da ist, hab ich auch schon so erlebt, aber es ist halt, genau wie du es auch beschreibst gefährlich schnell auch ein fester Rücken, vor allem wenn sich Pferdchen dann leicht zu verkriechen beginnt. Am leichtesten ist das Übertreten mit einem kompetenten Menschen in der Mitte, auf den man dann immer auch ein wenig zu geht, also wie ein Kegel, auf den man sich zubewegt, nur das sich der Kegel leicht nach rückwärts bewegt. (Ist das jetzt verständlich? oder rede ich wirres Zeug??)
Es ist auch sehr wichtig, das die Schritte (v. a. inneres Hinterbein) weit sind und nicht kurz und "zappelig", was für mein Pferd eine große Herausforderung ist, durch seine Spat fällt ihm die Übung auf der rechten Seite schwerer, aber mit viel Geduld und Ruhe haben wir das jetzt schon recht gut hingebracht und die Übung hat ihm sehr geholfen.