Zügel - wie "straff" ?

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Maja
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Zügel - wie "straff" ?

Beitrag von Maja »

Jetzt stell ich aber auch mal ne Frage, wenn wir schon gerade an Zügelhaltung und Hand diskutieren:

Wie "straff" darf denn der Zügel sein? Klar so weich wie möglich. Nur ist das in der Ausbildung immer nicht ganz einfach. Mein Pferd hätte am liebsten immer einen langen Zügel, nur so komm ich ja auch nicht weiter.

Also wie merke ich, wie kurz ich den Zügel nehme. Vielleicht hat da jemand ein paar gute Tips :?

Wo beginnt am Zügel ziehen? Denn das wollen wir ja nun nicht...

LG
Maja
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Lesley
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Beitrag von Lesley »

Das ist ganz sicher eine Frage, die man nicht pauschal beantworten kann. Ich finde das ist ja gerade der "Vorteil" (z.B. gegenüber Hilfszügeln), dass es keine starre Verbindung ist, sondern dass man immer wieder variieren kann und auch muss.

Wo beginnt am Zügel ziehen?
Also ich würde mal vorsichtig sagen, wenn man anfängt rückwärts mit der Hand einzuwirken. Die Grenze mag aber sicher fließend sein.

Mein Pferd hätte am liebsten immer einen langen Zügel,
Inwiefern äußert sich das?
"Wissen, das nicht jeden Tag mehr wird, wird jeden Tag weniger!"
(Chin. Sprichwort)
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Farfalla
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Beitrag von Farfalla »

Ich denke, das ist von Pferd zu Pferd unterschiedlichen. Bei einigen muss in Situationen nachgegeben werden, in denen bei anderen die Verbindung stärker sein muss.

Zu der Frage, wann Am Zügel Ziehen beginnt ... da stimme ich Lesley zu. Auf jeden Fall dann, wenn man mit der Hand zu starr wird und unterbewusst immer wieder nach hinten zieht. So genau kann man das nicht sagen, denke ich.

Versuch zwischendrin immer mal wieder, auf deine Hände und die Zügel zu achten. Wie stark ist die Anlehnung, wie sehr hältst du das Pferd fest usw ... das hat mir geholfen. Und irgendwann findet man auch das richtige Maß. Fällt mit Zügeln, die Lederstege haben, leichter. :)
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Maja
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Beitrag von Maja »

Sie mag am liebsten lange Zügel - Wie äußert sich das?
Nun, indem sie am langen Zügel frischer und zufriedener vorwärts geht.

LG
Maja
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Alix_ludivine
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Re: Zügel - wie "straff" ?

Beitrag von Alix_ludivine »

Maja hat geschrieben:Wie "straff" darf denn der Zügel sein?
So "straff", dass Du die Reaktion vom Pferd bekommst die Du haben willst und dass Du beim Nachgeben noch Kontakt zum Pferdemaul behältst.
Also wie merke ich, wie kurz ich den Zügel nehme.
So, dass Du Dein Pferd in der Haltung formen kannst. Wenn Du im Schritt "bummeln" gehst, dann kannst Du die Zügel lang lassen, auch zur Belohnung nach einer Übung. Wenn Du von Deinem Pferd etwas verlangst, dann solltest Du die Zügel so aufnehmen, dass Du Deine Hände in einem kleinen Bewegungsradius nutzen kannst, um beim Pferd die entsprechenden Reaktionen zu bekommen. So kannst Du schnell reagieren, sei es annehmend oder auch nachgebend.
Dabei natürlich nie das Vorwärts vergessen. Wenn Dein Pferd sich dann in der Bewegung verhält ist das alles nix..
Wo beginnt am Zügel ziehen?
Sobald Deine Hand/Handgelenk starr wird, wenn man rückwärts wirkt und wenn der annehmenden Hand (Finger schließen/Handgelenk eindrehen) keine nachgebende Hand folgt. Dann klemmt man auch am Zügel.

Das mit dem Zügelmaß ist aber sehr variabel. Wenn Du z.B. im Trab den Kontakt zum Maul herstellst, dann antrabst und dann merkst, wie das Pferd antritt und Du möchtest etwas mehr Dehnung, dann änderst Du sofort das Zügelmaß.. Es muss auf die Situation und was Du erreichen möchtest passen.

Ist aber sauschwer, dabei wirklich immer "da" zu sein und nicht den Kontakt zu verlieren bzw. zuviel aufzubauen.

LG Alix
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Biri
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Beitrag von Biri »

Super Alix,

wie Du das erklärt hast, ist echt klasse!!! Hatte gerade auch das gleiche Problem... ich war immer sooo sehr darauf bedacht, nachzugeben und ja nicht hängen zu bleiben am Zügel, dass ich ganz vergessen habe, dass ich meinem Pferd durch den Zügel ja auch einen Rahmen geben soll und es damit forme.

Das ging völlig verloren und schwupps hat der kleine Racker raus gehabt, dass ich sofort nachgebe, wenn er vorne mal dagegen geht. Aber genau da muß ich auch mal durchhalten (nie nach hinten ziehen), um dann ganz schnell nachgeben zu können, wenn er seinerseits nachgibt.

Ist ja echt soooo schwierig :roll:

Liebe Grüße,
Biri
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Zu Alix muss man wohl nichts mehr hinzufügen... :wink:

Auch ich mache mir gerade Gedanken darüber, wieviel richtig ist und wieviel nicht. Oft habe ich dabei ganz vergessen, dass ich dem Pferd bei aller Feinheit dennoch erst den Weg zeigen muss ( auch da musste mich Feendrache erst drauf stoßen :roll: ).
Erstmal dem Pferd zeigen so und so will ich das von dir mit angemessenem "Druck" ( doofes Wort, ich hoffe ihr wisst, was ich meine) und mit der Zeit immer feiner werden.

LG
Sheitana
LG
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Melli
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Beitrag von Melli »

Vielleicht auch ganz interessant:
Stahlecker: Wie straff dürfen die Zügel sein?
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

@Melli: Danke für diesen interessanten Link!
Liebe Grüße, Sabine

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Maja
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Beitrag von Maja »

Puh.
Klar kann man diese Frage nicht einfach so beantworten. Aber Tips und Anregungen helfen ja auch schon weiter.
Den Link von Melli finde ich sehr interessant.
Inzwische wäre mir auch eine bessere Überschrift für meinen Beitrag eingefallen: Das richtige Zügelmaß :idea:
LG
Maja
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dshengis
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Beitrag von dshengis »

Melli hat geschrieben:Vielleicht auch ganz interessant:
Stahlecker: Wie straff dürfen die Zügel sein?
Dieser Link bzw. Artikel wurde ja schon mal hier gepostet. Aber welche Konsequenzen ziehen wir daraus?
Wohlgemerkt:
Stahlecker hat geschrieben:Bei einem 2-Zentimeter-Durchhang wird die Pferdezunge durch die Trense mit einem halben Kilo, durch die Kandare mit 1,2 Kilo belastet. Bei Verringerung auf einen Zentimeter ergibt sich eine Gesamtbelastung der Pferdezunge von bereits 3,3 Kilo! (bei Trense 1 Kilo. A.)
Vielfach wird ja die Auffassung vertreten, durchhängende Zügel=springende Zügel=Schmerz im Pferdemaul. Nach dem Lesen dieses Artikels muss man aber zum Schluss kommen, dass anstehende Zügel die absolute Ausnahme, durchhängende hingegen den Regelfall darstellen sollten.
Meinungen dazu? :?

LG A.
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smilla
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Beitrag von smilla »

Meine Meinung dazu ist: Klingt einleuchtend!
Denke aber, dass es genauso schwer zu erlernen ist, einen "weichen" durchhängenden Zügel einzusetzen, wie die stetige,weiche Anlehnung (auch wenns anscheinend eine Illusion ist).
Darum sollten Reitanfänger konsequenterweise so lange ohne Gebiss Unterricht bekommen, bis sie gelernt haben ihre Hände bestmöglich zu kontrollieren. Gilt natürlich für den anstehenden Zügel genauso.
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dshengis
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Beitrag von dshengis »

Das spricht doch dafür, viel mehr gebisslos zu reiten, oder?
Bzw. mit Halsring/Halsstrick, so lange, bis ein zügelunabhängiger Sitz erreicht ist.
Das klingt doch aber reichlich utopisch, es schmisse ja (fast) alles über den Haufen, was so im allgemeinen als Reitlehre verbreitet ist :?
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Medora
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Beitrag von Medora »

Beim durchhängenden Zügel darf man aber auch nicht ganz vergessen, dass das Pferd, das Gebiss ja auch ein Stück selbst tragen kann. Klar, das Teil hat ein Eigengewicht, aber das Pferd kann darauf rumkaufen und damit spielen - es "tut" etwas damit, was meiner Ansicht nach schon einen Unterschied macht, als nur das bloße Gewicht zu betrachten.

Komm nun allerdings Zug auf das Gebiss, wird dieses Spielen mit dem eben sehr schnell Gebiss unterbrochen, Zunge und Maul verkrampfen sich, wodurch der Druck dann auch noch unangenehmer wird und die Zieh-Spirale setzt sich in Gang.

Daraus könnte man dann vielleicht die (nicht neue) Einsicht ziehen, dass Beweglichkeit im Maul das Wichtigste ist, ergo: kein Zug, sondern immer nur ein Spiel.

Medora
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smilla
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Beitrag von smilla »

Medora hat geschrieben:Daraus könnte man dann vielleicht die (nicht neue) Einsicht ziehen, dass Beweglichkeit im Maul das Wichtigste ist, ergo: kein Zug, sondern immer nur ein Spiel.
Medora
JA! Dem würde ich mich mal genauso anschließen!

Von meiner Arbeit mit Mogli kann ich noch ergänzen, dass es ihm viel schwerer fällt am durchhängenden Zügel "Haltung" zu wahren, verstärkt wahrscheinlich durch das Reiten mit Halsverlängerer der Reitschüler.
Aber ich finde, so ist es viel "echter", er muss wirklich selbst tragen!
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