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Im Gelände keine Mitarbeit!

Verfasst: So, 09. Dez 2007 10:25
von Miri
Hallo,
ich habe ein Ausreit-Arbeits-Problem :lol: und zwar komm ich ja nur 3mal die Woche (Fr-So) zum Reiten (RB) und meist gehe ich an einem Tag ins Dressurviereck und die anderen beiden Tage ausreiten. In der Bahn arbeitet er schön mit, ist ruhig (nicht faul!) und an den Hilfen. Im Gelände hingegen lässt er sich gar nicht auf's Arbeiten ein, er würd schnell zäh und hitzig, wenn man im Gelände SH, Schenkelweichen, Schlangenlinien, Galoppwechsel etc. reitet :roll: , auch schaffe ich es nicht ihn im Gelände in einer richtigen Dehnungshaltung zu reiten, der Kopf kommt alle paar Meter wieder hoch :? . Ich würde es so gerne erreichen, dass er auch im Gelände mitarbeitet, damit nicht Gelände=Bummelritt ist!
Ich habe seine Besitzerin mal deswegen gefragt und sie meinte das würde er auch bei ihr machen, schon immer und sie weiß auch nicht wie man das Problem lösen kann. :?
An was kann es denn liegen? Was kann ich dagegen tun?
Ich habe schon drauf geachtet ob ich vielleicht im Gelände verkrampft bin, bin ich aber nicht :wink:

Wäre für Tipps und Ideen dankbar!
Gruß,
Miri

Verfasst: So, 09. Dez 2007 13:11
von Lulu
Vielleicht ist genau dieser Ansatz (sprich: im Gelände arbeiten) das Problem! Natürlich sollte das Pferd auch im Gelände an den Hilfen stehen, keine Frage, aber vielleicht ist es ihm schlichtweg zuviel Arbeit!

Bei meinem Großen heißt Ausreiten erstmal ganz etwas anderes machen fernab von der Arbeit im Viereck. D.h. er darf Bummeln, evtl auch mal Latschen und sich die Weltgeschichte anschauen ---> Seele baumeln lassen und entspannen, obwohl er mit Reiter unterwegs ist.

Ich möchte ihm halt generell vermitteln, dass der Reiter oben drauf nicht nur "Arbeit" bedeutet, sondern auch mal Entspannung und Spaß!

Übrigens mein Dienstpferd ist ähnlich. Wir haben nur selten die Chance wirklich im Viereck das Pferd zu gymnastizieren, also muss ich diese Arbeit auf Streife machen. D.h. es gibt konzentrierte Phasen der Arbeit und dann wieder die Abschalt-Phasen.
Vielleicht müsst Ihr Eurem Zossen, so das Gelände erst mal wieder schmackhaft machen. D.h. kurze Phasen Arbeit, dann ausspannen oder erst kurz und knackig im Viereck arbeiten und dann ne kleine Geländerunde zum entspannen ohne Arbeit.

Denke dabei vielleicht an Dich selber, man kann einfach nicht permant 100% mitarbeiten und konzentriert sein. Man muss auch seine Akkus mal wieder durch Entspannung (aktive + passive) aufladen!

Lulu

Verfasst: So, 09. Dez 2007 21:15
von sinsa
Vielleicht ist das eine Idee für Dich:
Wenn ich mal im Gelände was mache, dann ist das meist verbunden mit einer "Aufgabe". Das heißt, ich gehe vom Weg runter und kringle um die Bäume. Oder lasse ihn Beine heben über umgefallene kleine Bäumchen.
So kommen wir zu ein wenig Gymnastik, die gleichzeitig auch noch Spaß macht und den Geländeritt abwechslungsreich macht.
Das das Arbeit ist, fällt ihm dann gar nicht auf. Er macht sowas sogar sehr gerne und sucht sich auch mal selber einen Weg aus, bei dem wir was machen müssen.

Verfasst: So, 09. Dez 2007 22:23
von Jeanny
Ein anderer Ansatzpunkt ist, dass er sich auf seine Umwelt konzentriert, weil er im Gelände das Leittier ist, sprich er nicht genug Vertrauen oder auch Respekt hat, um euch die Führung zu überlassen.
Ich hatte ein Pferd, was unheimlich schreckhaft und absolut nicht an die Hilfen zu bekommen war.
Die Besitzerin war sehr ängstlich und ging dann gar nicht mehr ins Gelände.
Ein bisschen Training und eine konsequente Hand, schon war er total relaxt, ging an den Hilfen und in den Entspannungphasen ist er am langen Zügel mit dem Rüssel fast am Boden durch die Gegend geschlappt.

Klar solltest Du die Arbeitseinheiten vorerst kurz halten, wie schon erwähnt auf eine "naturverbundene" Art abverlangen und nett verpacken.
Vllt auch einfach mal mit Strick, Halfter (Kappzaum) und Gerte zu fuß ins Gelände und ein wenig was erarbeiten.
Da kannst Du auf jeden Fall das Gehorsam abfragen und gucken, ob es schon so etwas Grundlegendes ist.

Verfasst: Mo, 10. Dez 2007 21:06
von Miri
Hallo zusammen :)
danke für eure Antworten!!
@Lulu: Er hat eigentlich häufig "Bummelritte", einfach mal am langem Zügel oder ein schneller Galopp, ich verlange im Gelände auch keine Wunderleistungen, aber er hat von Natur aus eine schlechte Halsung und trägt sich dadurch gerne mit der Unterhalsmuskulatur :roll: , deshalb habe ich es nicht so gerne wenn er ständig "frei" läuft. #

@sinsa: Danke für den Tipp, den werde ich mal in die Ausritte integrieren!!

@Jeanny: Du hast mich mit deinem ersten Satz sehr zum Nachdenken gebracht, denn er ist zwar nicht dominant, aber er hat getrübte Augen, die das Sehfeld einschränken, ich bin am überlegen, ob er vielleicht "wegrennt" vor den Hilfen, weil er mir nicht genug vertraut ihn durchs Gelände zu leiten :? Ich hoffe, dass ich vor Januar noch mal mit ihm zum Reitunterricht komme und bitte den Trainer mal darauf zu achten!!

Viele Grüße,
Miri

Verfasst: Mo, 04. Feb 2008 20:25
von Gast
Hallo Miri,

die Unterhalsmuskulatur kommt nicht durch das freie Laufen. Muskel kontrahieren, sie ziehen sich zusammen! Würde das ohne Gegendruck, also frei passieren, würde der Kopf bis vor die Brust kommen. Sie bildet sich also durch den Gegendruck, der entweder über die Zügel oder das Wegdrücken des Rückens aufgebaut wird. Das Tier hat den Kopf oben und zieht nun über diese Muskel dagegen (Spannung zur Reiterhand oder über das Nackenband).

Das Reiten im Gelände sollte jedoch Abwechslung und Entspannung bedeuten! Warum ist das schädlich? Und wenn es zu langweilig wird, dann gibt es viele Möglichkeiten das zu ändern. Schlangenlinien um die Bäume, Klettern über Baumstämme, auf Entdeckungsreise zu den Gespenstern gehen und alles genau anschauen, was die Aufmerksamkeit des Tieres erregt. Unsere sind schon munter sobald wir den Hof verlassen, weil sie genau wissen, dass es wieder etwas zu erleben gibt.

LG
Manfred

Verfasst: Mo, 04. Feb 2008 20:42
von Barbara I
Ganz lange Bummelphasen abwechseln mit ganz kurzen Konzentrationsphasen. Übungen verlagen, die das Pferd leisten kann (wenige nette Übergänge Schritt-Trab-Schritt??) dann belohnen (Leckerli?!) und Zügel lang, nächste lange Bummelphase.

Wenn die Arbeitsphasen
- nicht anstrengend
- ganz kurz und
- mit einem Erfolgserlebnis verbunden sind,
ist das Pferd vielleicht schon bald bereit für mehr?!

Viel Erfolg
(von Barbara, die im Gelände auch immer zu viel von ihrem Pferd erwartet :roll: )

Verfasst: Mo, 04. Feb 2008 20:43
von kallisto
Mannimen hat geschrieben: die Unterhalsmuskulatur kommt nicht durch das freie Laufen.
Dem muss ich widersprechen. Dafür kann ich ein freilaufendes, ungearbeitetes Pferd mit mittelmäßig trainierten Unterhals mein eigen nennen. Mein dreijähriger Vollblüter hatte noch nie ein Gebiß mit Ausbinder im Maul, geschweige irgendwas anderes als Halfter getragen. Eine gute Oberlinie (vorwiegend die Nackenmuskulatur) hat er exertieurbedingt nicht. Da klein-Araber aber gerne imponiert und den Hals wölben möchte, trainiert er gut seinen Unterhals. Es ist aber zugegeben schon besser geworden, seitdem er nicht mehr so stark wächst.
Ein weiteres Beispiel für ein ungearbeitetes, älteres Pferd ist ein neunjähriger Quarter. Wurde nie geritten und hat auch einen ausgeprägten Unterhals mit deutlichen Widerristkuhlen. Stehen beide in einem Offenstall mit Hanglage. Im Sommer sogar deutlicher Hanglage. Es wäre schön, wenn man die Pferde nur auf eine Bergkoppel stellen müßte und sie würden Reitmuskulatur entwickeln...

Sicherlich wird der Unterhals in fast 100% der Reitpferde angeritten bzw. sollte weggeritten werden. Es ist aber falsch, dass ein freilaufendes, ungerittenes Pferd prinzipiell keinen Unterhals hat. Sicherlich aber kein gutes Zuchtziel für Reitpferde.

Des weiteren ist das Tragen des Halses durch die Nackenmuskulatur anstrengender, so dass vor allem Jungpferde einen Unterhals besitzen und muskelbepackte Hengste unter anderem durch ihr Imponiergehabe mit tiefen Hals mal abgesehen von dem hormonell geprägten Hengsthals eine schöne Oberlinie haben. Auch Zuchtstuten mit schlaffer Bauchmuskulatur und stressiger Milchproduktion können einen Unterhals ungeritten entwickeln.

Also es gibt auch von natur aus Pferde, die exterieur- und interieurbedingt selbst ohne Reiter sich im Rücken festmachen und demzufolge leider einen Unterhals bekommen. Mal abgesehen von gesundheitlichen Schäden, kann dass nur über gutes Training im V/A abgestellt werden und das über Jahre...

Es stimmt, dass Bummelritte im Schritt einen aufgewölbten Rücken nicht fördern. Gerade im Schritt neigt ein Pferd sehr schnell dazu den Rücken fallen zu lassen, wenn es nicht zum korrekten V/A vom Reiter oder durch Berge dazu verleitet wird. Ruhiger, gesprungener Galopp bedingt eine Aufwölbung des Rückens. Warum das vor allem als Training für die Muskulatur nicht mit einbauen. Lange Schrittausritte würde ich vermeiden. Dann lieber spazieren gehen.

Eine Dehnungshaltung bedeutet auch psychische Entspannung, die gerade im Gelände, bei dem sich das Pferd eher auf äußere Einflüsse konzentriert, nicht einfach ist. Ich würde vorerst eine ruhige Wiese als Trainingsort nutzen. Wenn das dort gelingt, auch auf fremde Wege das Gelernte fordern. Wenn die Hallen-oder Platzarbeit nicht stimmt, wird es allerdings schwierig.

LG Susi

Verfasst: Mo, 04. Feb 2008 20:47
von stromboli20
Mein Pferd ist ähnlich. Da wir keine Halle mehr haben, trainieren wir nun auch viel im Gelände. Strombo kann mittlerweile sehr gut zwischen einer Dressur-Geländerunde und einer reinen Spassrunde unterscheiden. Was uns sehr geholfen hat: man übt eine Lektion - z.B. Schulterherein - nur wenige Schritte - bei einigermaßen guter Ausführung darf er als Lob locker am langen Zügel weitermarschieren. Mittlerweile ist er schon ganz eifrig im Ausführen der Lektionen, weil er weiß - bei guter Ausführung darf er nach Lust und Laune weiterdackeln

Verfasst: Mo, 04. Feb 2008 21:41
von Gast
kallisto hat geschrieben:Wurde nie geritten und hat auch einen ausgeprägten Unterhals mit deutlichen Widerristkuhlen.
Hallo Susi,

vermutlich meinst Du den Halsansatz wo auch der Widerist zu finden ist und keinesfalls am Unterhals.

Schau mal hier:

http://www.amleto.de/pferd/quiz/skala2/skala2.htm

http://www.pferdewissen.ch/biomechanik4.html

http://www.sporthaflinger.ch/wiefunktio ... uecken.htm

LG
Manfred

Verfasst: Mo, 04. Feb 2008 22:00
von Ielke
zum Thema Unterhals...kann Kallisto aus eigener Erfahrung zustimmen:

Ist natürlich auch eine Frage dessen, was Anatomie und Charakter dem Pferd von Natur aus mitgegeben haben, aber bei uns im "Friesenlager" ist es leider so, dass viele Jungpferde, die noch roh sind, bereits einen (Ansatz zum) Unterhals mit sich rumtragen. Durch den vertikalen Hals-Ansatz ist dies leider begünstigt, wenn man dann noch einen Buben hat der macho-mäßig über die Weide flitzt und sich "in Pose wirft" (ähnlich Kallistos Araber).

Bei unseren Jungpferden wird das i.d.R. besser, wenn sie gearbeitet werden und so erstmal V/A und Dehnungshaltung kennenlernen.

Verfasst: Mo, 04. Feb 2008 22:39
von Abeja
Meiner will ja nicht mit mir in der Halle was arbeiten, also arbeite ich ein bißchen auf jedem Ausritt. Bei ihm hilft es, die Übungseinheiten eher auf dem Rückweg einzubauen. Wie schon erwähnt wurde, nur immer ganz kurz und dann Belohnung. Oder Schritt, Trab, Tölt - Wechsel nur drei bis viermal hintereinander, dann Belohnung (kann gelegentlich auch mal ausnahmsweise ein Leckerli sein, aber im Allgemeinen einfach stehenbleiben, strecken, oder ein paar Schritte am hingegebenen Zügel). Wenn ich mit den Übungen nicht rechtzeitig aufhöre, fängt mein Kleiner an, gegen den Zügel zu gehen, und dann wirds blöd. Deshalb schaue ich immer, daß ich vor diesem Punkt aufhöre. (Ich möchte das aber mit der Zeit etwas steigern)

Das Hochnehmen des Kopfen kann aber auch ein Hinweis sein, daß sich dein Pferd im Gelände nicht richtig fallenlassen kann, erst recht, wenn er nicht richtig sehen kann. Da würde ich auch erstmal schauen, ob er sich beim Spazierengehen mit dir im Gelände sicher fühlt und weitgehend entspannt ist. LG

Verfasst: Mo, 04. Feb 2008 23:25
von kallisto
Mannimen hat geschrieben:
kallisto hat geschrieben:Wurde nie geritten und hat auch einen ausgeprägten Unterhals mit deutlichen Widerristkuhlen.
Hallo Susi,

vermutlich meinst Du den Halsansatz wo auch der Widerist zu finden ist und keinesfalls am Unterhals.

Schau mal hier:

http://www.amleto.de/pferd/quiz/skala2/skala2.htm

http://www.pferdewissen.ch/biomechanik4.html

http://www.sporthaflinger.ch/wiefunktio ... uecken.htm

LG
Manfred
Ich kann weder aus den links entnehmen, was Du genau meinst, noch kann ich Deinen geschriebenen Satz interpretieren. Nein, der Widerrist ist nicht am Unterhals 8)

Nochmal: Dieses Pferd hat einen ausgeprägten Unterhals (Halsbeuger!!!), einen Axthieb (noch gar nicht erwähnt) und Widerristkuhlen (knöcherner Widerrist->wenig Muskulatur rechts und links des Widerrists, als ob er Sattelprobleme hätte), dazu einen ziemlichen Hängebauch (er ist eigentlich eher dünn) mit schlaffer Bauchmuskulatur. Manfred, was ist daran unklar? Stell Dir einfach ein schlecht gerittenes Pferd mit Satteldruck vor...
Ob evtl. ein Rückenschaden vorliegt, weiß keiner. Das Pferd ist nur zum Fressen da, die Besitzerin hat Angst vor dem Pferd. Das Pferd wurde vor 5 Jahren das letzte mal longiert und ist eher ängstlich.

Der Unterhals würde nicht nur für die Rollkur gemacht. Er hat auch natürliche Funktionen, die das Pferd nutzt, je nachdem wie es sich bewegt. Egal ob mit oder ohne Reiter.

LG Susi

Verfasst: Di, 05. Feb 2008 08:01
von Gast
kallisto hat geschrieben:Ich kann weder aus den links entnehmen, was Du genau meinst, noch kann ich Deinen geschriebenen Satz interpretieren.
Hallo Susi,

auf Blatt 20 des Fragebogens zur Ausbildungsskala wird z. B. das Reiten gegen den Zügel behandelt, welches Auswirkung auf den Unterhals hat.

In dem zweiten Link kannst Du die Folge einer zu schwach aktivierten Hinterhand ablesen
Je nach Halshaltung entwickelt sich ein mehr oder weniger stark ausgeprägter Unterhals – die Halswirbelsäule sinkt ab.
Und in dem dritten Beispiel kannst Du gleich mehrere Fehler beim Reiten nachlesen, die zu einer Verstärkung der Unterhalsmuskulatur führen.

Sicher gibt es auch angezüchtete anatomische Tendenzen zu dieser ausgeprägten Halshaltung. Wo gab es die denn in der freien Natur? Und was hat das denn mit der Rollkur zu tun?

Ich glaube wir reden völlig aneinander vorbei.

VG
Manfred

Re: Im Gelände keine Mitarbeit!

Verfasst: Di, 05. Feb 2008 08:16
von Alix_ludivine
Miri hat geschrieben:An was kann es denn liegen? Was kann ich dagegen tun?
Klingt nach einem Vertrauensproblem. Also dass er sich nicht so auf die Arbeit konzentrieren kann, weil er der Meinung ist, dass er seine Umwelt nicht aus dem Blickfeld lassen kann und "aufpassen" muss...

Wie ist er denn während den Bummelausritten, also ohne dass Du was verlangst?

LG Alix