Das korrekte Schultern-herein (SH)..... und der Weg dahin?

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heike61
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Das korrekte Schultern-herein (SH)..... und der Weg dahin?

Beitrag von heike61 »

esge hat geschrieben:
Würde mal um das korrekte Schulterherein soviel Bohei gemacht wie um die Piaffe!
diese satz von esge hat mir den letzten "kick" gegeben eine frage zu stellen, die mich persönlich schon lange "zwickt".


wie erarbeitet ihr das SH?

-- das erarbeiten der vorausetzungen (grundlagen)- (welche?+Warum?+wie?)

-- ab welchen vorausetzungen beginnt das "training" des SHs (wie?+Warum?)


ich weiß, dass dies mit sicherheit ein sehr umfachreiches thema werden kann, ich hoffe jedoch interessant genug für alle.




gruß
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Colloid
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Re: Das korrekte Schultern-herein (SH)..... und der Weg dahi

Beitrag von Colloid »

heike61 hat geschrieben: -- das erarbeiten der vorausetzungen (grundlagen)- (welche?+Warum?+wie?)

-- ab welchen vorausetzungen beginnt das "training" des SHs (wie?+Warum?)
Vorraussetzungen:
-Biegung ohne Taktverlust möglich
-Akzeptanz der Schenkelhilfen
-Ein Minimum an Akzeptanz des Außenzügels
-Problemloses Abwenden
-ausreichend fähig zur Konzentration auf den Reiter

Begonnen wird mit dem Abwenden auf den Zirkel, sobald die Schulter auf der Zirkellinie ist, Einleiten des SH durch leichte Gewichtsverlagerung nach außen.
Wichtigste Kriterien am Anfang:
-Biegung
-Takt
-Balance
-Akzeptanz der begrenzenden Hilfen

Erst später:
-korrekte Lastaufnahme mit der HH (Erarbeitung u.U. mit Touchieren)
Das Pferd lehnt sich an den Reiter an. Wenn die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter ideal ist, wird das Mittel der Anlehnung, der Zügel, fast entbehrlich.
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Medora
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Beitrag von Medora »

Genau diese Gedanken hatte ich mir auch gemacht, als ich mit meinem Kleinen zu arbeiten anfing. Meine Reitlehrerin beginnt sehr früh damit, den Pferden Seitengänge vom Boden aus zu vermitteln und hat mich mit guten Argumenten davon überzeugen können: Man gewinnt dadurch Kontrolle über die Schulter, was einfach eine sehr nützliche Angelegenheit ist. Folgerichtig bin ich bei Anthony also schon in einem sehr frühen Stadium dabei, das Schulterherein zu erarbeiten - wie gesagt, erst an der Hand, aber ich merke, dass er selbst von oben schon etwas mit den Hilfen anfangen kann.

Medora
Zuletzt geändert von Medora am Di, 04. Mär 2008 14:14, insgesamt 1-mal geändert.
esge
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Beitrag von esge »

Bei allen Lektionen ist es meines Erachtens nach wichtig sich klar zu machen, dass man immer von einer Grobform zur Feinform hinarbeiten muss.
Damit will ich sagen, dass man natürlichg ewisse Voraussetzungen schaffen muss, aber irgendwann muss man die Lektion auch einfach reiten/abfragen/beginnen anstatt immer weiter darauf zu warten, dass das Pferd so vorbereitet ist, dass die Lektion an sich sofort gut gelingt.


Bei mir lernen Pferde zu allererst das Übertreten an der Hand.
Unter dem Sattel lernen sie, neben einer generellen Tempokontrolle und Biegsamkeit zuerst das Schenkelweichen entlang der Wand. Die Wand begrenzt nach vorn, so dass DIESE Möglichkeit, sich festzuziehen schon mal entfällt. Man muss das Pferd nur noch seitlich führen, richtig sitzen und das Pferd in Bewegung halten - den Rest erledigt die Bande.
Wenn das Pferd auf diesem Wege überhaupt die seitwärts weisenden Hilfen verstanden hat, wird das Schenkelweichen verfeinert, die Geradheit des pFerdes immer mehr erhalten, das Kreuzen kultiviert.
Gleichzeitig gehts ans Schenkelweichen in der freien Bahn, also von der mittellinie zur Bande und etwas später auch Viereck vergrößern und verkleinern.
Danach kommt das Übertreten entlang der Zirkellinie, das ich sowieso auch beim weiter ausgebildeten Pferd immer weiter kultiviere, da es einen ganzen Sack voll Gymnastizierungvorteilen hat.

Diese ganze Arbeit am Schenkelweichen/Übertreten hat den Sinn, das Pferd mit dem äußeren, schulterbegrenzenden Zügel vertraut zu machen. Dann wird man nämlich bei den ersten SH-Versuchen erst gar nicht das Problem haben, dass das Pferd nur den Hals verbiegt, sich aber ansonsten nicht von der Bande löst. Entsprechend sehen die ersten SH-Versuche auch so aus, dass es eigentlich noch mehr ein Schenkelweichen ist, bei dem ich das Pferd zwar jetzt mit dem Kopf zur Bahnmitte richte, es aber in sich noch ziemlich gerade halte. Auf der hohlen Seite des Pferdes werde ich dieses kaum gebogene Gehen relativ lange aufrecht erhalten. Auf der steifen nehme ich früh die Biegung hinzu. Wichtig ist aber nun erstmal, dass das Pferd weder in die Bahn hineinläuft noch mit dne Schultern zurück zur Bande drückt. Läuft es in die Bahn, sitzt entweder der Reiter falsch oder das Pferd hat zu wenig Gehorsam/Verständniss am inneren Schenkel.

All dies wird im Schritt erarbeitet. Zeitgleich kann man allerdings beginnen, das Schenkelweichen mit Kopf zur Bande im Trab zu erarbeiten.

wer so vorgeht, wird übrigens später bei der Erarbeitung von Travers uind Traversalen keinerlei Schwierigkeiten bekommen. Denn wer sein Pferd im Seitengang in sich gerade hatlen kann, kann es dann auch in Bewegungsrichtung biegen.

Ebenso kann er es, wenn die zeit reif ist, dann auch im SH nach und nach korrekt biegen. Bis das Pferd dann wirklich das innere Hitnerbein genügend anwinkeln und damit tragen kann, um taktklar, ohne Handeinwirkung, nur auf Schulterdrehung des Reiters und mit freien eigenen Schultern SH im Trab und auch Galopp gehen kann, vergehen jedoch mindestens ein bis zwei Jahre - bei den meisten dauert es länger.

Aber schon ein nicht perfektes SH ist wertvoll für alle Fragen der Bearbeitung der natürlichen Schiefe des Pferdes.
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Esprit05

Beitrag von Esprit05 »

Einleiten des SH durch leichte Gewichtsverlagerung nach außen.
Und wie setzt du Zügel und Schenkel ein? Ich bin da nämlich noch nicht so konsequent, glaube ich... :?
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Colloid
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Beitrag von Colloid »

Esprit05 hat geschrieben: Und wie setzt du Zügel und Schenkel ein? Ich bin da nämlich noch nicht so konsequent, glaube ich... :?
Was meinst du damit?

Wie für das Abwenden (daher auch das Abwenden als Einleitung):
-leichte Parade am Innenzügel/Innenschenkel
-äußere Hilfen verwahrend

Im Moment des Übergangs zum SH Gewichtsverlagerung, evt. Impuls am Innenschenkel. Man sollte auch darauf achten am Außenzügel genügend "Luft" zu lassen, damit das Pferd versteht, das diese "Tür" offen ist.

So bekommt man eigentlich von jedem Pferd (auch wenn es SH noch gar nicht kennt) die ersten gebogenen Tritte seitwärts.

Sehr wichtig ist, am Innenzügel wirklich nur eine Parade (weiches Annehmen und Nachgeben) zu machen und nicht innen "hängenzubleiben", sonst wird es Gewürge...ebenso läuft es wenn man versucht das Pferd mit dem Außenzügel "reinzudrücken" oder mit extremer Gewichtsverlagerung zum Seitwärtstreten zu bringen.

Ein korrektes SH "knirscht" nicht, sondern fühlt sich nach "und was ist da dran jemals schwierig gewesen?" an.
Das Pferd lehnt sich an den Reiter an. Wenn die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter ideal ist, wird das Mittel der Anlehnung, der Zügel, fast entbehrlich.
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Beitrag von esge »

Meiner Erfahrung nach macht die korrekte Schulterdrehung des Reiters mindestens 80 % des Erfolges aus. Reiterschultern gleich Pferdeschultern. Zügel und Schenkel machen dann nur noch den Rest.
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Beitrag von Colloid »

esge hat geschrieben:Meiner Erfahrung nach macht die korrekte Schulterdrehung des Reiters mindestens 80 % des Erfolges aus. Reiterschultern gleich Pferdeschultern. Zügel und Schenkel machen dann nur noch den Rest.
Auch deshalb ist die Einleitung aus dem Abwenden leichter, da sind die Schulter schon richtig gedreht.
Das Pferd lehnt sich an den Reiter an. Wenn die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter ideal ist, wird das Mittel der Anlehnung, der Zügel, fast entbehrlich.
Richard Hinrichs
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Beitrag von esge »

Das Abwenden ist in der Tat die halbe Miete. Übt sich schon wunderbar beim Übertreten auf dem Zirkel.
wer aus irgendwelchen philosophischen Gründen KEIN Schenkelweichen vor dem SH reiten möchte,muss in JEDEM Fall das Abwenden sehr gut kultivieren. Darum volle Zustimmung, Colloid.
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Esprit05

Beitrag von Esprit05 »

Esprit05 hat Folgendes geschrieben:

Und wie setzt du Zügel und Schenkel ein? Ich bin da nämlich noch nicht so konsequent, glaube ich...

Was meinst du damit?
Ich meinte, wie die (anderen) Hilfen eingesetzt werden, aber das habt ihr ja jetzt beantwortet. Danke! Nur auf Körperdrehung reagiert mein Pferd nämlich(noch) nicht.
Amitola
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Beitrag von Amitola »

Hallo!
Also vielleicht ist das jetzt ein wenig off topic :roll: , aber ich wollte euch nur sagen, dass ich dieses Forum liebe weil alles Reiten und die Hilfen den Regeln der Logik entsprechen!

Mir wurde das abgewenden am äußeren Zügel beigebracht. Will ich somit nach links reiten, wird der rechte Zügel angenommen und links nur Stellung gegeben. Hier lese ich aber was vom Innenzügel, was für mich ja nur logisch ist, da sich das Pferd ja innen biegen soll und der äußere Zügel nur verwahrend ist :)
So reitet sich das SH auch gleich viel leichter =)!


DANKE Leute :!:
Lg Sarah
esge
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Beitrag von esge »

Natürlich gibt es kein sauberes Abwenden und schon gar keine Seitengänge ohne einen einwirkenden äußeren Zügel.

Und iiiirgendwann sollte ein Pferd tatsächlich auch in der lage sein, am inneren Bein und äußeren Zügel allein abzuwenden und auch Seitengänge zu gehen.
aber das muss es doch erstmal lernen. Und wird es nicht lernen ohne den direkten inneren Zügel. Man kann ihn verleugnen oder bewusst einsetzen, aber kein junges Pferd wird von Anfang an am äußeren Zügel und inneren Schenkel abwenden.

Bei jeglicher Hilfengebung muss man immer unterscheiden ob es um die Hilfen für die Endform einer Übung geht - also, wie die Lektion mit einem ausgebildeten Pferd zu reiten ist - oder ob es darum geht, dem Pferd Abläufe und Lektionen überhaupt erst beizubringen. Die Hilfen während des Beibringens sollten natürlich auf logischem Wege zu den Hilfen führen, auf die das ausgebildete Pferd reagieren soll.
Aber ebenso wie im Idealfall das Pferd am Sitz pariert werden soll und dies als Jungpferd nicht tun wird (und noch eine lange Zeit danach nicht, es sei denn, es hält sowieso gern an....), weiß das junge PFerd nichts vom "am Schenkel biegen".

Wichtig beim direkten inneren Zügel ist nur, dass er nicht nach rückwärts wirkt / würgt sondern mit öffnender Hand leicht oder auch deutlich seitwärts weist.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Ich fange mit allen Pferden erstmal mit dem Übertreten an der Hand an auf dem Zirkel an. Hier lernt das Pferd vom Boden aus auf die seitwärtsweisenden Hilfen zu reagieren. Wenn das verstanden ist, mache ich das gleiche vom Sattel aus. Wobei ich das Übertreten so abflache, daß es eben eher ein SH ist. Eingeleitet durch Schultern uns Sitz. Und dann hängt es vom Pferd ab.

Natürlich wird auch das SH auf der geraden Linie erstmal in der Handarbeit erklärt. Das SH hat für mich Vorrang vor dem Galopp. Unseren Haflinger galoppiere ich noch nicht unbedingt, fange aber an, das SH mit ihm zu erarbeiten.

Grundlagen sind für mich:

- korrektes Biegen vorhanden auf möglichst leichte Hilfen im Schritt und Trab
- SH in der Handarbeit gut und leicht abrufbar
- Gangarten Schritt und Trab sind in einem guten lockeren Takt reitbar und auch vom Tempo etwas kontrollierbar
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
Cyndy
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Beitrag von Cyndy »

Hat irgentjemand ein Video bei dem man das SH oder Übertreten gut erkennen kann? Stecke ja dabei zur Zeit auch dabei in einer Baustelle und würde gern sehen, wie ihr das macht, wie es aussieht. Vielleicht kann ich mir einiges abgucken... :oops: :wink:
LG Cyndy
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Irgendwo sicherlich. Ich gehe mal auf die Suche!
Liebe Grüße, Sabine

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