Seite 1 von 2
Wenn sich das Pferd "selbst" überholen will...
Verfasst: Mi, 04. Mär 2009 20:55
von -Tanja-
Ich habe mir vor zwei Wochen nach sehr, sehr langer Zeit mal wieder unsere Stute vorgeknöpft und war eine Runde alleine mit ihr im Gelände. Gelinde gesagt war ich entsetzt: sie ist zwar nicht sonderlich hibbelig, aber trotzdem ständig irgendwie angespannt. Trabt man an und läßt sie so laufen wie sie möchte, wird sie immer schneller und springt irgendwann in den Galopp. Hierbei hat man das Gefühl, als wolle sie sich selbst überholen.
Ganz klar: mangelnde Balance. Ich habe sie schon ein wenig mit einem Inline-Skater verglichen, der mit dem Oberkörper dauernd nach vorne fällt und dadurch immer schneller werden muß, um nicht kopfüber zu stürzen.
Dazu kommt, daß sie sich gerne aufrollt. Spielt man nur ein wenig mit dem Zügel, fängt sie sofort an zu kauen und macht - zunächst optisch - einen schönen Hals. Ich vermute aber, daß das nicht reell ist, da sie auch sehr schnell hdS kommt. In diesen Fällen habe ich die Zügel immer sehr hoch genommen, so daß sie sich etwas darauf abstützen konnte. Gleiches habe ich auch dann probiert, wenn sie immer schneller werden möchte. Diese Gewichtsverlagerung nach hinten scheint auch zu funktionieren, da sie dann sofort ruhiger wurde und konstanter im Tempo bleiben konnte. Die Zügel halten hierbei nur einen leichten Kontakt; ich bremse nicht.
Zu einem geregelten v/a komme ich gar nicht. Sie dehnt sich kaum; wenn doch einmal, lobe ich gleich sehr viel.
Des weiteren ist mir aufgefallen, daß sie sich sehr schwer tut, ihren Rücken aufzuwölben. Fingerprobe am Bauch mit nach oben drücken funzt gar nicht. Wenn ich mit zwei Hufkratzern hinter ihr stehe und links und rechts am Allerwertesten runterfahre, wölbt sie ihn zwar schon aber nicht so schön rund wie mein Wallach. Beim Leckerligeben von unten zwischen den Füßen klappt es dafür ganz gut.
Große Baustelle...

Noch schwieriger, da wir ja "nur" Gelände zur Verfügung haben.
Ich habe nun angefangen, vor dem Reiten Abkauübungen à la PK zu machen. Wenn sie kaut, weise ich ihr leicht den Weg nach unten. Außerdem habe ich angefangen, erst mal mehr Stellung zu verlangen. Da tut sie sich anfangs ziemlich schwer, später geht es dann meist ganz gut. Sie will eben immer gleich mit der HH ausscheren. Dann reite ich viel über Baumstämme. Bei Bedarf besagte hohe Hand.
Sonst irgendwelche Ideen, die ich noch probieren könnte? Findet ihr diese hohe Hand ok oder sollte ich das lieber lassen?
Fragende Grüße.
Verfasst: Do, 05. Mär 2009 07:01
von Bernie
Du schreibst selbst, dass Deine Stute jetzt nach sehr, sehr langer Zeit? wieder trainiert wird.
Die Ausbildung eines Pferdes benötigt Jahre, ohne Unterbrechungen. Sind Pausen da, verlängert sich die Zeit wieder. Reite Deine Stute wie eine Remonte und beginne bei 0, so erarbeitest Du Dir alles und kannst überprüfen, wo hakt es, was klappt.
hohe Hand oder nicht....wenn Du keinen Trainer vor Ort hast, der Dir diese Hilfe erklärt, lass sie bitte. Generell würde ich Dir zu einem RL raten, der Dich bei der Ausbildung Deines Pferdes begleitet. Langsam anfangen, Muskelkater vermeiden.
lg
Bernie
Verfasst: Do, 05. Mär 2009 07:18
von -Tanja-
Bernie hat geschrieben:Du schreibst selbst, dass Deine Stute jetzt nach sehr, sehr langer Zeit? wieder trainiert wird.
Es ist so, daß sie regelmäßig geritten wird; ca. 2-3x/Woche. Sie wird von meinem Mann und abwechselnd von unseren beiden RBs geritten, die sich aber alle drei mehr oder weniger eben nur spazieren tragen lassen, weshalb ich mir nun vorgenommen habe, sie ab sofort mind. 1x/Woche selbst zu reiten. Zu mehr werde ich wohl nicht kommen, da ich meinen Wallach nicht größer vernachlässigen will.
RS sind derzeit nicht möglich. Ich traue mir jedoch durchaus selbst zu, die Stute weiterhin zu gymnastizieren - wenn natürlich jemand, der von außen mal schaut, sehr, sehr hilfreich wäre, weil ich ja nur erfühlen kann, was sich da unter mir tut.
Verfasst: Do, 05. Mär 2009 07:31
von lalala
Bei 1x in der Woche kann man es auch gleich sein lassen - wie soll das tier so etwas leisten können ? Wenn du Lernerfolge haben möchtest müsstest du sie mind. 3x die Woche konsequent arbeiten.
Verfasst: Do, 05. Mär 2009 07:34
von FoxOnTheRun
Jemand, der einem auf die Finger guckt, ist nie verkehrt
Mit der hohen Hand wäre ich auch sehr vorsichtig. Viele Pferde verleitet sie sich entweder im Hals viel zu eng zu machen bzw. hinter den Zügel zu kommen oder, je nach Veranlagung auch, einen schönen Hals zu machen ohne dabei über den Rücken zu gehen.
Ich würde das Pferd viel auf gebogenen Linien arbeiten (im Gelände z.B. Schlangenlinien) und erstmal gucken, daß es im Schritt mit der durchlässigkeit/Losgelassenheit klappt. Dann kann man den Trab dazu nehmen.
Abkauübungen sind nicht schlecht, solange man sie richtig macht. Das Pferd lernt den Hals zu dehnen. Vielleicht kannst Du ja daraus auch an der Hand die Dehnungshaltung erarbeiten.
Verfasst: Do, 05. Mär 2009 08:09
von ottilie
Sylliska hat geschrieben:Des weiteren ist mir aufgefallen, daß sie sich sehr schwer tut, ihren Rücken aufzuwölben. Fingerprobe am Bauch mit nach oben drücken funzt gar nicht.
Hört sich so an, als würde was klemmen - vorausgesetzt, Du hast den richtigen Punkt getroffen. Also wäre ggfs. ein Besuch von Physio/Osteo anzuraten, bevor es ans Reiterliche geht. Und sei es nur um abzuklären, daß keinesfalls körperliche Geschichten der Reiterei entgegenstehen.
Verfasst: Do, 05. Mär 2009 10:35
von heike61
hallo tanja,
hohe hand anwenden? ---- nein!..........denn dies löst die ursache des "problems" nicht.
die ursache steht in deinem beitrag

: das pferd wird regelmäßig bewegt, jedoch nicht regelmäßig geschult.

Tipp: alle an einen tisch und einen plan erarbeiten, wie eine pferdegerechte gymnastizierung zu gewährleisten ist-- unter berücksichtigung der gegebenen umstände.---dass dies schwer zu "wuppen"ist, davon kann ich ein liedchen trällern
--- ab wann wieder an das "reiten" zu denken ist, dies hängt vom willen und der einsatzbereitschaft aller beteiligten ab---- das der "solide weg", der vermeindlich längere und schwierigere weg ist, das weißt du, also "kopf hoch" und konsequent sein--du hast schon "größere" probleme gelöst!
herzliche grüße
heike
(OT-PS):ich freu mich auf das seminar-- rest in mail (ist in "mache"

)
Verfasst: Do, 05. Mär 2009 12:20
von Filzi
Ohhh da beschreibt jemand das Gleiche was ich immer wieder beobachte.
Pferdchen trabt, trabt und dann langsam und immer schneller, die Füsse machen fast nen Knoten, Pferdchen hat Probleme, Pferdchen will galoppieren schnell laufen da es da besser ist.
Ja ja, kenn ich alles.
Kann mich den anderen nur anschliessen, Training sollte regelmäßig und kontinuierlich sein, einmal die Woche richtig arbeiten ist eindeutig zu wenig. Das bemerke ich bei meiner Maus auch. Man bleibt einfach stehen.
Ein wichtiger Tipp den auch Bernie geschrieben hat, keinen Muskelkater riskieren, das fördert Widersetzlichkeit wenn das Training auch noch mit Schmerz verbunden ist.
Wenn du nur einmal die Woche trainierst riskierst du leider, dass du zuviel von ihr verlangst und damit überforderst was wiederrum negativer Stress ist und was wiederrum zum Vergessen ist.
Ich hoffe man versteht einigermaßen was ich schreibe.

Verfasst: Do, 05. Mär 2009 13:23
von Julia
Also die Fingerprobe unterm Bauch die nicht funzt hat nichts zu sagen !
Es gibt einfach Pferde die nicht drauf ansprechen unabhängig von Blockaden oder Verspannungen !
Deshalb also bitte keine Sorgen machen !

Verfasst: Do, 05. Mär 2009 19:24
von Junito
Einmal die Woche ist so gut wie nichts. Wäre es denn nicht, wie schon oben geschrieben, möglich, dass du dir die vielen (4 Reiter auf einem Pferd finde ich schon sehr viel) Reiter mal anschaust.
Vielleicht könnt ihr da all an einem Strang ziehen? Oder du überlegst dir, ob so viele Leute sein müssen, und sortierst diejenige aus, die am wenigsten kooperationsbereit ist? Sprich, mit dafür zu sorgen, dass das Pferd gesund erhalten wird?
Ich denke, dass vielleicht einmal stehenbleiben besser sein könnte, als einmal durchs Gelände zu hoppeln.
Sind jetzt nur so Ideen. Wenns gar nicht geht, vielleicht sogar über eine Trennung nachdenken? Ich kenne eure Beziehung zu der Stute jetzt nicht, aber auch das ist eine Möglichkeit, falls es zeitlich und finanziell gar nicht klappt.
Verfasst: Do, 05. Mär 2009 23:02
von louise
Meine Frage dazu ist:
da das Pferd das Tempo nicht hält, wieso vorne an der Hand arbeiten?
Das Pferd an Bein und Sitz nehmen, ordentlich große Schritte von der Hinterhand in kurzen, der Kondition angemessenen Abschnitten - und das geht auch im Gelände - verlangen, d.h. mit dem Bein Takt und Tempo vorgeben und mit dem Sitz/ im Leichttraben dort halten.
Dann läuft es Dir auch nicht mehr weg und wird schnell und schneller. DU musst das Pferd dort halten und Vorgaben machen.
Nicht mit den Zügeln. Und wenn Du den Kopf hoch nimmst, KANN der Rücken nicht hoch kommen... Je besser das Pferd im Hinterbein nach vorne treten kann ohne zu rennen, das besser kommt der Rücken über Dehnung/Loslassen zum Wölben und desto besser kann das Pferd, wenn es nicht gestört wird, auch vorne in Dehnung und zum Fallen lassen kommen.
Dies erfordert Takt halten können über den Sitz, sinnvollen Einsatz eines treibenden Beines und zügelunabhängiges Reiten.
Wenn möglich, viel biegen, egal auf welcher Kopfhöhe und ggf. darüber die Halsdehnung erarbeiten.
Louise
Verfasst: Mo, 09. Mär 2009 11:53
von -Tanja-
Danke zunächst mal für die verschiedenen Meinungen.
Folgende Lösungsmöglichkeiten haben wir uns zwischenzeitlich überlegt:
Mein Mann, unsere zwei RBs und ich werden uns kurzfristig an einen Tisch setzen, um ein gemeinsames Konzept zu erarbeiten. Da bei meinem Mann und unseren RBs der notwendige Background zur reiterlichen Lösung der Probleme - noch - nicht da ist, werden sie viel nach meiner Anleitung reiten, zumal ich beim Ausritt ohnehin meistens mit von der Partie bin. Vorrangig soll zunächst einmal auf Takt und Losgelassenheit geschaut werden.
Ich selbst werde mind. 1x/Woche gymnastizieren und denke, daß ich mittlerweile soviel Erfahrung habe, daß ich nicht zuviel von ihr verlange.
Gestern hat es z. B. auch schon gut geklappt: Abkauübungen vor dem Ausritt, Stellung im Schritt, viele Schlangenlinien im Wald, Tempounterschiede in Schritt und Trab. Kleine Dinge eben. Einmal ist sie mir leider doch unter dem Hintern im Trab weggesaust. Sobald sie sich ein wenig mehr als Kopf auf Buggelenkshöhe dehnt, lobe ich. Eigentlich müßte sie sich gestern ohnehin wie das beste Pferd der Welt vorgekommen sein, weil ich jeden noch so kleinen richtigen Ansatz lobe.
Sicherlich ist 1x/Woche knapp. Es gleich ganz sein zu lassen, sehe ich aber auch nicht ein, denn ich möchte dem Pferd ja helfen - und 1x/Woche ist 100 % mehr als gar nichts. Verkaufen kommt nicht in Frage - zumal es auch die Stute meines Mannes ist -, da wir keine finanziellen Probleme haben - wie kommt man eigentlich darauf? Zeitlich: klar, jetzt haben wir Winter, Miesepeterwetter, keine Halle. Von wegen voll berufstätig sage ich vielen ja nix Neues. Im Sommer werde ich sicherlich zu mehr kommen.
Verfasst: Di, 10. Mär 2009 10:35
von heike61
hallo tanja,
na...ist doch ein ansatz!
tipp am rande:
denke an dehnung und nicht an dehnungs-"haltung"......... wo der kopf momentan ist, das ist "wumpe".............
es kann sehr leicht passieren, dass das loben der "kopf-haltung" eigentlich bedeutet: brav auf der vorhand.......
mir scheint dass die innere bereitschaft momentan die "baustelle" ist und nicht die äußere form (
dies ist jedoch reine spekulation meinerseits)
wichtiger ist, dass das pferd in seinem tempo bzw. in dem von dir gewolltem ist, daraus dann innere und äußere "losgelassenheit" zu lassen.....egal wo der kopf ist
jede noch so winzige "kleinigkeit" postiv zu verstärken = Prima!
das pferd wieder zum lernen motivieren, wäre auch mein ansatz.
liebe grüße
heike
Erste Erfolge
Verfasst: Mo, 06. Apr 2009 07:48
von -Tanja-
Wollte mal unsere ersten Erfolge vermelden. Nachdem das Wetter nun etwas konstanter besser und es abends länger hell ist, reite ich Laika nun 1x/Woche, longiere sie 2x/Woche und mache nach der Longeneinheit noch kurz Handarbeit (hiermit haben wir erst angefangen, mehr als 5 Minuten sind das nicht).
Vor dem Reiten und vor der Handarbeit mache ich nun zuerst immer mal Abkau- und Dehnungsübungen an der Hand. Hierbei arbeitet sie ganz toll mit, so daß ich nun schon dazu übergegangen bin, dies auch im Sattel im Stand abzurufen.
Beim Reiten habe ich auch unsere RBs und meinen Mann darauf eingeschworen, in allererster Linie auf einen reinen Takt zu achten. Reitet man nämlich die ersten Meter vom Stall weg, läuft sie irgendwie schwammig und schunkelig, was sich aber sehr schnell gibt. Des weiteren bemühen wir uns sehr um ihre Losgelassenheit, was beim Reiten schon sehr gut klappt, mir beim Longieren aber noch nicht so recht gelingen will.
Grundsätzlich konnte ich beim Reiten nun schon feststellen, daß sie sehr fein auf den Schenkel reagiert - wenn er denn fordert, was sie gern hätte.

Ist sie jedoch motiviert, macht sie auch hier schön mit. Hin und wieder wuselt sie mir allerdings unter dem Sattel weg: Kopf hoch und ab durch die Mitte - kein Durchgehen, aber ein husch-husch-Vorwärts. Dann gehen wir halt wieder einen Schritt zurück. Sind wir zu zweit unterwegs im Gelände, reiten wir neuerdings auch relativ unabhängig voneinander: es soll jeder das reiten, was das Pferd eben gerade jetzt braucht; keine gemeinsam langen Trabstrecken, sondern jeder für sich individuell. Auch das klappt ganz gut, vor allem weil Laika herbei lernen muß, daß sie nicht immer diejenige sein muß, die vorne raus marschiert.
Die Dehnungshaltung fehlt mir bei ihr nach wie vor. Vielleicht ist es aber eben auch einfach so, daß ihre Dehnungshaltung anders aussieht, als bei meinem Wallach; sie dehnt sich maximal bis Buggelenkshöhe. Insoweit will ich aber auch bis Juli mal nach einem Osteopathen schauen.
Re: Erste Erfolge
Verfasst: Mo, 06. Apr 2009 15:22
von smilla
Sylliska hat geschrieben:W sie dehnt sich maximal bis Buggelenkshöhe.
Ist doch prima. Wenn das konstant klappt, wäre ich damit zufrieden. Osteo schadte aber sicher trotzdem nicht.