FoxOnTheRun hat geschrieben:Bei ungleichem Abrieb, der von Fehlstellungen der Beine/Hufe herrührt kann der ungleiche Abrieb durch Hufeisen gemindert werden.
Damit arbeite ich am Symptom und nicht an der Ursache. Zumal ich einen Huf gerade hinstellen kann und die Kraftverteilung trotzdem katastrophal sein kann. Eine unausbalancierte Hufsituation hat ihre Ursachen (meist in einer schlechten oder zu unregelmäßigen Bearbeiteung, teilweise im Laufverhalten/Verletzungen, am wenigsten angeboren (die Wildpferde hätten es sonst nicht bis zum Hauspferd geschafft). Huf und die drüberliegenden Strukturen haben eine Wechselbeziehung und beeinflussen sich gegenseitig. Daher kann durch eine gute oder schlechte Hufsituation viel verbessern oder verschlimmern. Ein ausbalancierter Huf bedeutet immer eine vertikale optimale Kraftaufnahme und damit optimale Ausnutzung der Gelenkfläche. DAS muss immer das Ziel sein.
Ein schönes und abpruptes schönes Hinstellen überlastet den Bewegungsapparat. Damit mache ich mehr kaputt, weil Sehnen, Laufverhalten, Knorpel etc. auf das alte Muster ausgelegt sind. Hufwände werden spontan überlastet (weil den Winkel der Hufwand/fehlerhafte Gelenkstellungen kann ich spontan nicht ändern) und nach 6 Wochen ist mehr ausgebrochen oder die Eisen sind schon voher abgeflogen, weil die Hufwand der Belastung nicht standhalten konnte. Ich kann dieses Bearbeitung alle 6 Wochen wiederholen. Und nach 1-2 Tagen kann das Pferd auch nach der Hufbearbeitung wieder geritten werden, wenn es nicht mehr fühlig geht.

Den Weg gehen leider sehr viele...
FoxOnTheRun hat geschrieben:Ich wage es zu bezweifeln, daß man das durch Hufkorrektur hinbekommt, denn der Druck wird dann immer ungleich auch dem Huf verteilt sein. Man Korrigiert damit ja nicht die Fehlstellung an sich, sondern die Auswirkung dieser.
Was ist eine Fehlstellung? Gelenkflächen können sich immer umstrukturieren, Sehnen straffen sich (je älter umso schlechter, daher nehmen zumindestens einige Züchter die frühe Hufpflege ernst). Ich kann beide Veränderungen ins positive sowie negative betreiben z.B. zehenweit, zeheneng, Stelzhuf, durchtrittig etc. Jeder kennt Tierschutzfälle, bei dem sich Schnabelhufe gebildet haben und die Fesseln fast den Boden berühren. Sicher ein Extremfall, aber sowas ist nie angeboren. Knochenstrukturen bilden sich immer in Richtung (also vertikal) der stärksten Belastung aus, WENN sie können. Sonst hätten wir nach einem Jahr alle krumme Beine, nicht nur die Pferde...
Eine Umstellung geht in Abhängigkeit des Alters in ca. 1-2 Jahren, in Extremfällen und höhrem Alter noch länger. Mein Araber stand zehenweit incl. einseitiger Bockhuf (andere Vorderhuf leicht durchtrittig). Ursache war falsche Bearbeitung und falsches Laufverhalten (zu wenig Bewegung). Der steht jetzt nach 2,5 Jahren gerade und beide Hufe stehen gleich vom Winkel. Ja es ist möglich mit regelmäßiger Hufpflege (alle 6 Wochen) und vielen Bewegungsreizen. Hinten steht er arabertypisch zehenweit. Diese ist natürlich (züchterisch leider gewollt) und resultiert aus der Beckenstellung. Er hat deswegen trotzdem einen ausbalancierten Huf, der sich gleichmäßig abnutzt. Ich kann sehr gut an einem barhuf langsam korrigieren, damit der Bewegungsapperat eine Chance hat, gerade zu werden. Nur dazu gehört eine Menge Portion Wissen, Geduld, regelmäßige Bearbeitung (in Härtefällen alle 2 Wochen) und artgerechte Haltung und Belastung. Der Huf ist sehr anpassungsfähig und leider für unsere Couchpotatoes von Freizeitpferd und Haltungsform nicht ausgelegt. Wir müssen einfach den natürlichen Abrieb nachempfinden und nicht nur alle 6-8 Wochen Eisen gerade aufbrennen und den Huf in 5 Minuten geradeschneiden, nur weil unsere Vorgängergeneration 12-h-am-Tag-auf-Asphalt kutschiert haben, Dressurpferde Beine besser schmeißen, Springreiter ohne Stollen in die Hinternisse rutschen
UND Freizeitpferde das auch alles brauchen, nicht ganz so regelmäßig (wer reizt das Intervall nicht aus???), aber ohne Eisen geht das nicht, sagt der Schmied und der weiß doch immer soviel...Also nicht barhuf? Doch, aber nicht zum Nulltarif, nicht von heute auf morgen, eine gute und regelmäßige Bearbeitung ist trotzdem notwendig und nicht zu 100% unter allen Umständen (regelmäßige steinige Wanderritte, Kutschpferde etc.). Ein gesunder Barhuf ist die beste Altervorsorge und wer kennt den Spruch nicht: Ohne Huf kein Pferd...
Ich finde es erschreckend, wieviel Halbwissen in der Hufbearbeitung korsiert und wieviele trotz einiger Zweifel (Fehlstellungen, lose Eisen, klammer Gang) das Vertrauen zum Schmied ungebrochen bleibt. Eisen haben ihre Berechtigung, aber nur in wenigen Fällen, zu denen unsere Freizeithoppels sehr selten gehören. Und ein Schmied lernt die Barhufbearbeitung als Vorbereitung für das Eisenaufbrennen. Die Ausbildung ist leider alles andere als auf den aktuellen Stand und berücksichtigt zu wenig anatomische Barhufkenntnisse. Daher zweimal, am besten dreimal hinschauen und nicht blind über den Nachbarstall sprechen und ihn einfach tun lassen.
edit:
@mimi: Verlaß Dich darauf, was Du siehst. Wenn die Hufe des Wallachs regelmäßig, in Balance (ohne Stauchungsrillen, Einblutungen, Hufwandwinkel paßt zur Hufform und Fesselstellung) mit viel Tragrand und freier Sohle und einen gesunden Strahl zeigen, dann schnapp Dir diesen Hufbearbeiter.
LG Susi