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zwischen Hand und Schenkel

Verfasst: Do, 04. Jun 2009 12:34
von Xanti
Mich beschäftigen die Worte Faverot de Kerbrechs, die die ungeheure Wirkung des Reiters auf das Pferd beschreiben, wenn es zwischen Hand und Schenkel geht.

Für mich bedeutet es die totale Leichtigkeit, wenn ich den Schwerpunkt des Pferdes so enorm unter den des Reiters bringe, also die Hinterhand unter den Schwerpunkt setze, daß das Pferd sich aufrichtet und so leicht wird, daß es gleichzeitig nicht vorwärts stürmen kann. Und das zusammen mit dem Grundsatz "Hand ohne Schenkel und Schenkel ohne Hand" - also die treibende Schenkelhilfe immer wieder in die still aushaltende Hand bringe, die nach dem Moment des Treibens die Bewegung durch leichtes Öffnen herausläßt. Soweit die Theorie.

Wie sind Eure Erfahrungen in diesem Punkt? Läßt sich bei Euch dieser Zustand, wenn er einmal erlangt ist, immer wieder herstellen? Was macht Ihr, wenn sich das Pferd verspannt und die Hinterhand nicht hergeben möchte?

Verfasst: Do, 04. Jun 2009 12:48
von horsman
Würde sagen, ja klar.
Dieser Zustand läßt sich immer wieder erreichen. Deshalb reiten wir ja (immer wieder aufs neue => Suchtfaktor) :D

Danach suchen wir allerdings täglich aufs neue und auch während des Reitens ist es kein Dauerzustand, sondern muss ständig überwacht und wieder hergestellt werden.

Branderup schrieb mal so schön (oder wars auch nur ein Zitat ?):
"Wenn du es festhalten willst, hast du es schon wieder verloren".

Ich bekomme sowas übrigens leichter in einem SH hin, als im geradeaus, was im Grunde auch erklärbar ist, da man die HH im SH leichter zu vermehrten Engagement fordern kann, ohne dass dies in ein Zuviel an Tempo verpufft. Desweiteren ist ein labiles GW (und das ist es ja) im Geradeaus viel schneller verloren, als in einem SH. Deshalb ist geradeaus reiten in Leichtheit (in langsamen Tempo aber mit viel Impuls) auch die schwierigste Übung, die man sich vorstellen kann.

Verfasst: Do, 04. Jun 2009 13:05
von amara
Ein – noch nicht perfektes, klar! – Bild, wann das bei uns wirklich mal spürbar der Fall ist...:
http://www.bilder-hochladen.net/files/58j-5n.jpg

(bitte nicht zerfetzen, wir sind am Anfang der Piaffen unter dem Reiter... ich weiss dass uns noch viel, viel fehlt; die PKschen Hände auch wegdenken, wen es stört...)
Fakt ist, das Pferdchen kann aus der Energie auch ganz schön explodieren, sonst ist er ja ein ziemlicher FAULpelz! Aber so „unter mir verkugelt“ , da kommst du mit ein kleinwenig zu viel Schenkel und BUMM! Galopp aus dem Stand!
Wie man ja auch sieht, die Zügel hängen dann durch, Einwirkung mit dem Bein brauchts dann auch nimmer viel, man kann das Pferd dann hin und her „spielen“.

Klar ist auch, dass das natürlich keine Lektion ist, um verlorengegangene Losgelassenheit herzustellen... aber mein Mentor hat da auch mal schön gesagt: du hast viel Zeit und Sorgfalt in die Grundlagen gesteckt, DAMIT du jederzeit ein MITTEL in der Hand hast, Losgelassenheit wieder herzustellen, wenn sie in (höheren?) Lektionen verloren gegangen ist.
Damit erklärt sich ja selbst, wie Losgelassenheit wieder herstellen, falls zu viel Spannung bzw. ungute Spannung reingekommen ist, einfach ein paar Runden v/a, gestreckt, gedehnt, in allen 3 Gangarten. Mache ich auch fast immer direkt hinterher um zu gucken, ob er je blockt. Das würd ich nämlich nicht akzeptieren...
Gleiches auch, um die HH wieder zu aktivieren...

Verfasst: Do, 04. Jun 2009 13:14
von Xanti
Hallo amara,

warum hast Du denn die Hände so weit oben?

LG, Alexandra

Verfasst: Do, 04. Jun 2009 13:20
von amara
Ich schrieb doch schon – die PKschen Hände wegdenken... ;-)
Reine Technikfrage. Einfach anderes Handkonzept dahinter... warum/wieso kannst du in den zig PK threads nachlesen, oder in seinem Buch, glaub würde das Thema hier sprengen.

Einwirkung auf die Maulwinkel. Das ist ein Pferd mit einem EXTREM niedrigen Halsansatz. Hat schon alles seinen Sinn... [SCs favorisierte Kopfhaltung entspricht eher dem http://horsemaniatest.schpiegel.de/foto ... 599_be.jpg :roll: ]

Verfasst: Do, 04. Jun 2009 16:00
von Xanti
Ich wollte das auch nicht näher vertiefen. Das ist also grad ausbildungstechnisch notwendig so wie sich das anhört. Und - um beim Thema zu bleiben - kommt die Hand dann später auch wieder an ihren Platz nach unten, oder? Der Schwerpunkt muß ja schließlich wieder hergestellt werden, wenn sich das Pferd im Gleichgewicht bewegen soll. Und wie sonst sollte dann mal die Passage aus der Hand herausgelassen werden. Ist das so?

Verfasst: Do, 04. Jun 2009 16:19
von amara
Xanti hat geschrieben:um beim Thema zu bleiben - kommt die Hand dann später auch wieder an ihren Platz nach unten, oder?
ja, schon. Dahin: http://www.bilder-hochladen.net/files/58j-4p.jpg
http://www.bilder-hochladen.net/files/58j-5a.jpg
Xanti hat geschrieben: Der Schwerpunkt muß ja schließlich wieder hergestellt werden, wenn sich das Pferd im Gleichgewicht bewegen soll.
Welcher Schwerpunkt von was? :?: Ich verstehe glaub ich grade nicht ganz, was du damit meinst.[/url]

Verfasst: Fr, 05. Jun 2009 14:06
von smilla
amara hat geschrieben:Ein – noch nicht perfektes, klar! – Bild, wann das bei uns wirklich mal spürbar der Fall ist...:
http://www.bilder-hochladen.net/files/58j-5n.jpg

(bitte nicht zerfetzen, wir sind am Anfang der Piaffen unter dem Reiter... ich weiss dass uns noch viel, viel fehlt; die PKschen Hände auch wegdenken, wen es stört...)
Mal abgeshen davon, dass mir die hohe Hand und der Unterhals wirklich sehr ungewohnt sind, warum ist das für dich ein Moment, indem du "zwischen Hand und Schenkel" spürst? Die hohe Hand ist doch ein Korrekturmittel und bleibt nicht an diesem Platz. Für mich müsste auf dem Bild Hand und Schenkel da sein, wo er als Ziel hin soll - egal wie nun erreicht/korrigiert. Versteht man mich?

Verfasst: Fr, 05. Jun 2009 14:25
von amara
Das war eine Aufforderung, sich noch mehr und stärker zu setzen... Sonst sieht das durchaus "Normal" aus... 8)
http://www.bilder-hochladen.net/files/58j-5m.jpg
http://www.bilder-hochladen.net/files/big/58j-4g.jpg

Nu, und die Form des Halses / Beizäumung ist anfangs einfach nicht so wichtig. Das kommt von selbst! sieht man ja auch am Film von PK usw. http://www.youtube.com/watch?v=Pk41LGa3VpI

Wenn ich einwirke, dann eben über die Maulwinkel. Und nicht "da unten" voll auf die Lade... um bei der Aufrichtung aber noch auf die Maulwinkel einzuwirken, MUSST du die Hände recht hoch nehmen. Ist ja auch kein Thema (solange man den Sitz nicht völlig dadurch verliert). Sieht für nicht-PKler halt ungewohnt aus.

Verfasst: Fr, 05. Jun 2009 14:43
von Janina
*flüstermodusan*so hoch sieht auch für "pkler" ungewohnt aus*flüstermodusaus*

btt: Ich verstehe unter "zwischen Hand und Schenkel" einen Moment, in dem das Pferd so an den Hilfen steht, dass diese ausgesetzt werden können. Es balanciert sich quasi selbst zwischen den treibenden und verhaltenden Hilfen aus...
Und ansonsten schließe ich mich horsmän an: Diesen Moment immer wieder auf´s Neue suchen, dafür lohnt es sich zu reiten :D

Verfasst: Fr, 05. Jun 2009 14:45
von smilla
Janina hat geschrieben:btt: Ich verstehe unter "zwischen Hand und Schenkel" einen Moment, in dem das Pferd so an den Hilfen steht, dass diese ausgesetzt werden können. Es balanciert sich quasi selbst zwischen den treibenden und verhaltenden Hilfen aus...
Ja, das ist es, was mich an amaras Bild "störte", das Pferd kann ja gar nicht zwischen Hand und Schenkel sein, so lange Korrektur (mal egal welche) nötig ist.

Verfasst: Fr, 05. Jun 2009 14:49
von amara
*flüsterton an* bei der Erarbeitung der Piaffe nicht unbedingt.... --> sieht man auch in seinen Videos. Ist halt auch immer eine Frage, wie weit man ist. *flüsterton aus* :wink:

smilla, ich wirke ja in dem Moment GAR nicht ein. Guck nochmal genau hin. Die Zügel hängen voll durch. Wirklich. Es ist eher eine Vorsichtsmaßnahme, da er generell zum Runterdrücken neigt und EHER von sich aus eine Kopfstandspiaffe anbieten würde, vom Pferdetyp her... Daher - da ohne Einwirkung, weiss ich auch nicht warum du dich so an der hohen Hand aufhängst? Aber gebe zu, mag für nicht-reinblut-PKler in der Phase komisch aussehen... daher auch die anderen 2 Bilder, damit du siehst es geht auch ohne. :wink:

Verfasst: Fr, 05. Jun 2009 15:44
von Jen
amara, darf ich fragen, weswegen du das video eingestellt hast? ich verstehe nicht so ganz, warum die halsform keine rolle spielen soll... ich verstehe, dass sie nicht immer perfekt ist, ist sie ja wahrscheinlich bei niemandem in der Erarbeitung immer perfekt. Allerdings ist es schon immens wichtig, wie das Pferd seinen hals hält, weil das über das gesamte Bewegungsspiel eine Aussage gibt. Im Video bei den Einführungsbildern, wo die zwei Piaffen sich gegenübergestellt werden finde ich sieht man sehr schön wie sich beide Fehler a) zu tief und rund eingestellt und b) zu hoch und offen eingestellt auswirken. a) hüpft mit der HH zu hoch und läuft vorne b) reisst sich mit dem Armkopfmuskel hoch, die Bewegung kommt nicht von hinten nach vorne durch. beide sich vorlastig und rückständig. Beides nicht wirklich ideal... hm.... jetzt mal auf b) (PK-Pferd) bezogen: eine solche Piaffe hat für mich keinen gymnastischen Wert, sorry, dann lieber keine Piaffe als so eine Piaffe... und ich bin da überhaupt nicht festgefahren, wie eine Piaffe aussehen soll. Finde auch eine "kleine Piaffe" sinnvoll und schön, muss keine spektakuläre Piaffe sein, aber so, dass sie für das Pferd korrekt und sinnvoll ist...

Der Grund warum ich jetzt da drauf rumreite ist das Thema dieses Threads. Denn hier geht es ja darum, das Pferd zwischen Hand und Schenkel zu haben. Das Pferd jederzeit vorwärts zu schicken und aufnehmen zu können, das Pferd in der Hand dabei spüren und die HH-Tätigkeit direkt in der Hand spüren... das ist schon so ein sehr spezielles Gefühl, dieser Moment der absoluten Leichtigkeit, aber auch der absoluten Kontrolle, der Moment absoluter Weichheit ohne ausflüchte, die Nachgiebigkeit in Hanken und Unterkiefer, das Gefühl, dass man nur mit der Wimper zucken muss, und das Pferd registriert es und nimmt es auch an.... Jedoch glaube ich nicht, dass in diesen zwei Piaffen im Video oder auch bei der auf deinem Bild, das so gegeben ist, wie ich es mir vorstelle. Kein Vorwurf, nur ein Einwand... :)

Verfasst: Fr, 05. Jun 2009 16:52
von amara
@Jen: ich habs wirklich _ausschließlich_ wegen der Halsformation eingestellt. Weniger wegen der Qualität der Piaffen.

Und: ich pflege GENAUSO die sanften, weichen „Piaffen“ – die laufen bei mir allerdings unter Wiegeschritt. Dazu bin ich zu Stahleckergeprägt, um sowas nicht wichtig zu finden...
--> siehe auch die anderen Bilder.
Hier, dass ich keine vorn hochgerissenen Piaffen durchführe... anbei SCs erster Wiegeschritt-Versuch unter dem Sattel.
http://www.youtube.com/watch?v=DifGx9wRJi4
Und: ich glaube, da haben wir vielleicht auch ein anderes Verständnis. SC war in dem Zustand (Bild) absolut vorwärts zu schicken und zu kontrollieren... ich finde es z.B. auch nicht so toll, nur so kraftlose Schleif-Piaffen reiten zu können oder anzustreben... Das mach ich zum Lösen, aber es ist für mich nicht das faszinierend kraftvolle. Und meist endet es darin, dass sich die Pferde, insbesondere die faulen wie meiner, nicht wirklich setzen. Für gymnastizierend wichtig halte ich beides. Ein kraftvolles Setzen zu umgehen / nicht anzustreben, halte ich wiederum nicht für (mich) erstrebenswert.

Verfasst: Fr, 05. Jun 2009 17:51
von smilla
[quote="amara]Daher - da ohne Einwirkung, weiss ich auch nicht warum du dich so an der hohen Hand aufhängst?[/quote]

Weil der Thread "zwischen Hand und Schenkel" heißt und es mir schwerfällt, das auf dem Bild zu erkennen. Du schreibst aber, dass das hier zu spüren war. Und: wenn du keine Einwirkung in dem Bild hast, wie soll das Pferd dann zwischen HAND und Schenkel sein. Mir ist es einfach nicht klar,m kann aber schon sein, dass wir da einfach ein anderes Verständnis haben ;).