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Erfahrungen mit 24-Stunden Heufütterung

Verfasst: So, 12. Jul 2009 11:22
von -Tanja-
Ich überlege derzeit, unsere beiden Haf(ersch)linger auf 24-Stunden Heufütterung umzustellen.

Sie leben beide im Offenstall, sind sommers tagsüber ca. 10 Stunden auf der Weide, je überständiger das Gras wird, auch mal 24-Stunden. Den Winter verbringen sie auf dem 300 qm großen Paddock mit Offenstall, je nach Bodenfestigkeit auch mal auf der Weide. Es stehen zwei kleine Heunetze, ein großes (an der Wand befestigtes) Heunetz und eine Rundraufe mit Heunetz zur Verfügung. Aus diesen haben wir bislang ca. 6-7 kg Heu pro Pferd und Stroh zur freien Verfügung zum Knabbern gefüttert, wobei das Stroh von beiden komischerweise mal trotz Heu bei gleicher Qualität verschlungen, dann wieder tagelange nicht angerührt wird.

Wie lange dauert es nach Eurer Erfahrung, bis sich ein Pferd daran gewöhnt hat, daß die Futtermenge nicht mehr auf x Stunden am Tag begrenzt ist und es somit nicht mehr "völlern" muß? Unsere Stute sollte nämlich zudem ca. 50 kg abnehmen und steht deshalb derzeit nur mit Maulkorb auf der Weide. Warte ich aber, bis sie das abgenommen hat und stelle dann um, ist ja zu erwarten, daß sie dann erst mal wieder "explodiert".

Verfasst: So, 12. Jul 2009 12:14
von Julia
Wir hatten unsere Pferde auch mal auf 24 Std. Heu umgestellt mit Netz drüber. Bei uns hat sich leider gezeigt dass die Völlerei überhaupt kein Ende nahm, auch nach Monaten nicht und so sind wir wieder auf manuelle Fütterung umgestiegen.
Es gibt mit Sicherheit Pferde mit denen das geht, mit unseren leider nicht...

Verfasst: So, 12. Jul 2009 14:35
von Alkasar
Hallo!
Habe auch ein verfressenes Haffitier und vor ca. 1,5 Jahren in einen Stall gewechselt, wo es Heu (von ungedüngten Weiden) zur freien Verfügung gibt. Hatte grosse Bedenken aber es war absolut kein Problem. Ich hatte den Eindruck,das Pferd wurde viel zufriedener und Fressen hat nicht mehr den ganz großen Stellenwert. Die Figur wurde schnell sportlicher und da wir auch recht magere undvor allem ungedüngte Weiden haben, sind jetzt die Figurschwankungen nicht mehr so groß. Es klappt sicher nicht immer aber beui uns funktionierts von Shetty bis Friese wunderbar.

Verfasst: So, 12. Jul 2009 18:29
von Mikalaya
Ich habe das mal versucht und bei den leichtfuttrigen Ponies haben wir bei 25kg/Pony/Tag die Notbremse gezogen.
Ok, es war Winter, aber SO schlimm war das Wetter nicht und die Ponies waren kurz vorm platzen ;)

Bei manchen klappt es gut, bei anderen gar nicht.

Verfasst: So, 12. Jul 2009 18:56
von gimlinchen
bei meinem vollblüter geht das prima. keine umstellung notwendig.

Verfasst: So, 12. Jul 2009 18:56
von Sunknúni
Bei uns ist es so, dass die Pferde tagsüber (also ca. von 6.00 bis 10.00) immerzu Zugang zu Heu haben oder auch zusätzlich Weide. Nachts stehen sie in Boxen und es gibt Stroh zum Knabbern.
Bei ausreichender Bewegung passt das und wie ich meine, blicken die Pferde, dass sie sich nicht vollstopfen müssen (selbst mein verfressener Herr mampft nicht immerzu). Kraftfutter muss natürlich dementsprechend drastisch reduziert werden.
Aber sobald die Bewegung abnimmt, nimmt der Bauch zu, da die Pferde dennooch gleich viel zu fressen scheinen. So sieht mansehr gut, welche Pferde gut bewegt werden und welche Pferde nicht (ältere Pferde ausgenommen, die sind eher schlank trotz wenig Bewegung).
2 der Ponys sind im Sommer mit Maulkorb unterwegs wegen der Weide.

Verfasst: So, 12. Jul 2009 19:07
von Abeja
Hallo Sylliska, das hängt sehr stark vom Nährwert des Heus ab, wir gut das funktionieren kann. Wir haben zum Beispiel kürzlich die Erfahrung gemacht, daß unsere Pferde, als sie tagsüber Heu von Kuhwiesen bekamen (wesentlich nahrhafter als unser eigenes), sich den Bauch mit diesem Heu vollgeschlagen haben und das (magere) Gras auf der Koppel nicht mehr angerührt haben :shock: . Kaum bekamen sie dann tagsüber gar kein Heu mehr, schauten die Herrschaften etwas pikiert aus der Wäsche, bequemten sich dann aber wieder auf die Koppel zum Grasen :lol: . Sowas ist noch nie vorgekommen, wenn wir unser eigenes Heu gefüttert haben. Also, wenn das Heu sehr nahrhaft, also eiweißreich, ist, dann wäre wohl schon Vorsicht geboten. Und dann hängt es glaub ich auch noch vom Pferd ab. Meiner ist ja auch leichtfuttrig, aber er frißt halt nicht dauernd. Dagegen hatten wir ein Shetty, das eh schon fast Kugelform angenommen hatte, aber die fraß und fraß und fraß...

Vermutlich mußt du das ausprobieren, wie es bei euren funktioniert. Aber ich wäre vorsichtig. Kriegen eure eigentlich Kraftfutter? Ich hab bei meinem Isi dieses Jahr den Hafer völlig abgeschafft, er kriegt nur noch Gras, Heu und Mineralfutter, und es geht ihm gut. Er hat ganz normal Power und man merkt ihm nicht an, daß er gar kein Kraftfutter mehr kriegt. Würde ich für deine Stute vielleicht auch mal in Erwägung ziehen, wenn sie übergewichtig ist.

LG Abeja

Verfasst: So, 12. Jul 2009 20:39
von coverke
Ich denke es kommt auch auf die Rasse an - meine beiden Vollblüter bleiben Sommer wie Winter nur rund, wenn sie 24 Stunden Heuzugang haben. Sie gehen deswegen genauso zum grasen, ausser es regnet viel, dann schmeckt das trockene Heu wohl besser als nasses Gras :wink:

Verfasst: Mi, 12. Aug 2009 23:09
von tinkitano
ich hab 2 tinker, ein 2jähr reitpony und 5 wblter in der herde - bei 24 std heu! (im winter dann heulage)

fett wurde nur ein tinker, wobei es bei dem an ner stoffewchselentgleisung lag und nix mit unserm heu zu tun hatte!

ich hab ein engmáschiges futtersparnetz drüber und komm im winter für 8 pferde mit einem rundballen(ca. 250-300kg) zw. 3 und 4 tage aus. also echt nicht schlimm.

muss aber dazu sagen, dass ich einen großen unterschied merke, seit ich auf das heu abgestimmte mineralstoffe zufüttere - seither fressens weniger und weniger gierig.

Verfasst: Do, 13. Aug 2009 07:38
von -Tanja-
tinkitano hat geschrieben:muss aber dazu sagen, dass ich einen großen unterschied merke, seit ich auf das heu abgestimmte mineralstoffe zufüttere - seither fressens weniger und weniger gierig.
Und wie hast Du das abgestimmt? Geht doch dann nur über eine Auswertung des Gehalts des Heus? Und das dürfte doch von Wiese zu Wiese, von Jahr zu Jahr wechseln?

Verfasst: Do, 13. Aug 2009 08:19
von schreckenlucy
Heu 24h zur Verfügung - ja
aber: die Maschenweite der Heunetze so klein wählen (oder andere Tricks nutzen), damit die konsumierte Heumenge zum Bedarf passt.
Also wenn du 10kg pro Tag pro Pferd füttern willst und hast zwei Pferde auf einem Paddock, dann wähle die Maschen so eng, dass nach 24h auch nur etwa 20kg vertilgt sind.
Heunetze gibt es meines Wissens nur bis 3cm Maschenweite, man kann aber im Internet Abdecknetze für Anhänger und Container kaufen, die einen Maschenweite von nur 2cm haben. Diese kann man mit wenigen Handgriffen zum Heunetz umfunktionieren.
Meiner Erfahrung nach sind Pferde wesentlich entspannter, wenn sie "wissen", dass immer was da ist. Dass die "rundlichen" Pferde bei der ganz engen Maschenweite irgendwann Pause machen kann auch an einer Ermüdung der Kaumuskulatur liegen - egal, Hauptsache es hilft :wink:
Weitere Tipps zur Verlängerung der Fresszeit:
Heu und Stroh mischen und dann erst in die Netze
Wenn die Pferde dabei nicht sortieren, sondern die Halme so fressen, wie sie kommen, kann man das Netz noch ins Wasser tauchen - nasses Stroh mögen dann meist noch nicht mal die Gierigsten. Dann wird fein säuberlich das nasse Heu aussortiert - und das dauert :P

Verfasst: Do, 13. Aug 2009 09:29
von tinkitano
Sylliska hat geschrieben:
tinkitano hat geschrieben:muss aber dazu sagen, dass ich einen großen unterschied merke, seit ich auf das heu abgestimmte mineralstoffe zufüttere - seither fressens weniger und weniger gierig.
Und wie hast Du das abgestimmt? Geht doch dann nur über eine Auswertung des Gehalts des Heus? Und das dürfte doch von Wiese zu Wiese, von Jahr zu Jahr wechseln?
das heu wurde auf seinen mineralstoff und spurenelementgehalt getestet. da ich mein heu selber mache und immer die gleichen wiesen mähe, macht das sinn. wenn pferde, vorallem freizeitpferde, die ja in der regel eher weniger hochwertiges futter bekommen als spitzensportler, an einem nährstoffmangel leiden, dann versuchen sie es über die futteraufnahme zu kompensieren. da sie aber immer nur das gleiche futter bekommen funktioniert das nicht wirklich und die pferde hören kaum noch auf zu fressen - eben weil sie diese ungleichgewichte ausgleichen wollen.
weiß man nun, was im grundfutter fehlt und was zuviel vorhanden ist (da ja auch die verhältnisse einzelner stoffe untereinander eine große rolle spielt) und das gezielt ausgleicht, so hören pferde zu fressen auf, wenn sie vom magen her satt sind - weil ja auch die nährstoffversorgung stimmt.

nochwas zu den sparnetzen: man darf sich bei sehr kleinen löchern dann aber auch nicht wundern, dass die pferde die heustellen garnicht mehr verlassen, weil sie ja dann wirklich fast 24 std brauchen um ihre futtermenge aufnehmen zu können.

ich hab eins mit 4,5 cm lochweite und da könnens, wenns die technik mal raus haben, sehr gut fressen.

und hie und da füll ich die raufe mit kleinballen (6 stk a 10 kg) tu kein netz drauf und das reicht den 8 pferden locker für 24 std! also, ich mach mir ehrlich gesagt keine sorgen mehr, dass sich da einer überfrißt.

mach das jetzt aber auch schon das 4. jahr.

Verfasst: Do, 13. Aug 2009 09:40
von schreckenlucy
Ich selber habe eh so einen eher zu dünn Kandidaten, alle Tipps hier sind also aus meinem direkten Umfeld, aber nicht an meinem eigenen Pferd getestet. Neulich habe ich (leider nur mündlich) von einer Studie gehört, die wohl mit unterschiedlichen Pferdegruppen gemacht worden ist und wo halt eine Gruppe zweimal täglich die Hälfte ihrer Tagesportion vorgelegt bekommen hat. Gruppe 2 bekam zweimal täglich Heunetze mit der halben Tagesportion in "normalen" Heunetzen und Gruppe 3 halt in 2cm-Netzen. Alle Pferden wurden auch bewegt. Die Pferde wurden beobachtet, wie viele Minuten pro Stunde sie fressen, dösen etc. Die ersten beiden Gruppen fraßen mehr oder weniger durch, bis das Heu alle war, mit nur kurzen Pausen für Trinken oder Koten. Die Fresszeit lag wohl bei über 50min pro Stunde bis das Heu weg war. Die dritte Gruppe pendelte sich nach wenigen Tagen auf Dauerfressen ein. Max. 28min pro Stunde wurde gefressen, die Pferde verließen immer wieder die Netze (ob weil sie satt waren oder weil sie des mühsamen Zupfens müde waren, sei jetzt mal dahingestellt) zum Dösen, Fellpflege usw (also nicht nur für lebenswichtige Körperfunktionen wie Trinken und Koten).

Leider habe ich kein Infos dazu im Netz finden können, mir ist davon wie gesagt nur erzählt worden, aber es hört sich für mich schon realistisch an.

Als Mensch ist man auch eher satt, wenn man nicht hastig stopft, sondern wenn man langsam isst. Deine Mineralstofftheorie glaube ich auch, keine Frage, aber wenn Pferd zweimal täglich Heu bekommen und das aber (wie bei einem Pferd bei uns am Stall) nur 2h hält und das Netz dann leer ist und das Paddock kaum was zum Knabbern bietet, dann ist mir vollkommen klar, warum das Pferd sich beim Aufhängen des nächsten Heunetzes voller Hunger drauf stürzt und nicht langsam und gemütlich frisst, um vielleicht zu merken, dass es nach 2kg keinen Hunger mehr hat.

Verfasst: Do, 13. Aug 2009 10:08
von tinkitano
@schreckenlucy: das ist klar - 2 std fresszeit und dann die lange pause - das ist mehr als suboptimal!
das pferd ist nunmal ein dauerfresser. wichtig ist natürlich auch die heuqualität, die vorgelegt wird. mit heu für mast und milchkühe wird man sein pferd nur krankfüttern. wichtig ist artenreiches heu mit wenig fructangehalt (erntezeitpunkt!)

Verfasst: Do, 13. Aug 2009 10:14
von schreckenlucy
Klar, aber als Einsteller hat man auf das Heu ja nicht immer Einfluss. Bei meinem ist eher das Gegenteil der Fall, ist das Heu zu überständig gewesen und mehr holzig als heuig, nimmt er so schnell ab, dass ich zuschauen kann - da kommen dann Heucobs zum Einsatz. Alles in allem bin ich mit unserem Heu aber meist zufrieden, nicht zu "gehaltvoll" und meist auch nicht zu holzig. So muss man bei jedem Pferd genau schauen - aber das ist ja auch das Spannende, wäre ja langweilig, wenn alle Hottis gleich wären :wink: