Seite 1 von 1
Galoppschulterherein ... Pferd mogelt
Verfasst: Mi, 29. Jul 2009 22:51
von padruga
Wer kann mir einen Tip geben? Im Galoppschulterherein linke (hohle) Hand weicht mein Pferd nach einiger Zeit gerne mit der Hinterhand nach innen/links aus (und überbiegt sich). Da ich es (bzw es sich selber) zum Angaloppieren auf die Schenkelhilfe des äußeren Beins erzogen habe, steht mir die Möglichkeit, einfach das innere Bein dann etwas zurück zu nehmen (um die Hinterhand außen zu halten) nicht zur Verfügung, da Pferd dann sofort in Trab pariert oder Galopp wechseln will. Auch inneres Becken etwas weiter zurück nehmen klappt nicht, weil Pferd sofort hinten parieren will (bzw. bei stärkerem Nachtreiben, um dies zu verhindern, sich völlig verspannt). Ich fühle mich also etwas "Mittel-los".
- Die Stellung des Kopfes beim Angaloppieren ist dabei völlig egal.
- Schulterherein im Trab ist keinerlei Problem, nur im Galopp.
- Im Außengalopp mit Bandennähe ist es natürlich auch kein Problem.
- Die natürliche Schiefe des Pferdes haben wir sonst auch recht gut im Griff, nur hier beißt sie uns böse.
- Was bisher gut klappte um die Hinterhand am Ort zu halten:
Häufiger Wechsel des Galopps, z.B. je 3 Galoppsprünge li/re...
oder : Im Schritt Renvers, daraus in Schulterherein (ohne starke Biegung) und dann sofort angaloppieren.
Das kann aber doch auf Dauer nicht die Lösung sein.
- Das Pferd reagiert ansonsten extrem sensibel, fein und prompt auf leichteste Schenkel- und Sitzhilfen. Wechsel innerhalb der Seitengänge funktionieren auch rein über leichte Körperdrehung. Dazu kommt, dass das Pferd hochmotiviert und äußerst reaktionsschnell ist, meine Hilfen also sehr eindeutig/klar sein und vor allem sehr schnell kommen müssen. Irgendwas rumprobieren oder langsam vorbereiten ist also nicht drin.
Hat jemand vielleicht eine Idee was ich noch tun kann um die Hinterhand besser "unter meinem Hintern" festhalten zu können?
Verfasst: Mi, 29. Jul 2009 23:15
von Jen
du kannst das innere Bein ja auch am Gurt einsetzen, in Kombination mit dem äusseren Zügel? Der äussere Zügel muss die äussere Schulter unter Kontrolle haben. Um die HH am reinfallen zu hindern und zu begrenzen kannst du die Gerte so auf deinen oberschenkel legen, dass der Zipfel sehr nahe an der inneren Hüfte des Pferdes ist und wenn es droht reinzufallen ganz leise antippen. Das wirkt eigentlich i.d.R. sehr gut. Wichtiger aber ist der äussere Zügel, der die Schulter unter Kontrolle hält und den Hals am verbiegen hindert, ihn sogar eher gerade hält.
Verfasst: Do, 30. Jul 2009 09:00
von Medusa888
Ja, ich reflektiere auch gerade auf den äußeren Zügel.
Den man richtet ja die Vorhand des Pferdes auf die Hinterhand ein und nicht andersherum, daher sollte Dein Hauptanliegen immer sein, die Vorhand des Pferdes stets und jederzeit unter Kontrolle zu haben.
Genau dieses Problem, was Du beschreibst, hatte ich auch. Dass nämlich mein Pferd sich durch Hereinnehmen der HH (auf der hohlen Seite) vor der Lastaufnahme drücken will. Es ist eine Entziehungshaltung. Ich habe daher versucht, den Galopp nur noch mit innerem Schenkel und (Arrêt) äußerem Zügel zu reiten und das äußere Bein nur minimal - wenn überhaupt - zurückzunehmen. Ich finde den Galopp seitdem leichter zu reiten, das Pferd springt leichter und gerader in den Galopp und vor allem werde ich im Außengalopp selber nicht mehr so schief und störe das Pferd dadurch nicht mehr so arg.
Wie gesagt, bin noch mittendrin in diesem Prozeß, aber das Hereinnehmen der HH konnte ich mit deutlich treibendem inneren Bein und konsequent anstehendem äußeren Zügel sehr viel verbessern.
Einen Vorteil hat das Ganze noch: später werden die Galopptraversalen leichter fallen, weil das Pferd den dann weiter hinten liegenden Schenkel auch als seitwärts treibende Hilfe verstehen kann. Im Moment könnte es vielleicht gar nicht zwischen seitwärts und normaler Galopphilfe unterscheiden.
Verfasst: Do, 30. Jul 2009 09:37
von Bernie
Installiere Deine Galopphilfe wie Medusa schon schrieb auf den inneren Schenkel. Noch besser, auf ein "Hüfte vor" Deinerseits.
Achte auf der hohlen Seite auf mehr Abstellung (im Rahmen!) und weniger Biegung, damit Du die äußere Schulter nicht zu sehr belastest (Pferd überbiegt sich auf der hohlen Seite gerne).
Achte mal auf Deine Schultern, was die im SH machen? mach eine bewusste Drehbewegung beim Einleiten des SH. Innerer Schenkel gut am Gurt und so ruhig als möglich sitzen (Bewegung erfolgt im unteren Körperteil/Hüfte...schwierig zu beschreiben), also keine heftigen "Auswisch-Aktionen mit dem Oberkörper".
vor allem würde ich sehr gut vorbereiten, SH im Galopp abfragen und nach wenigen Sprüngen Schulter wieder hinausführen, DABEI aber auf die HH aufpassen und geradeaus weitergaloppieren. Also mit wenig sprünge zufrieden geben, 2 oder 3 reichen.
lg
Bernie
Verfasst: Do, 30. Jul 2009 09:39
von Janina
Dass der äußere Zügel das Überbiegen verhindern muss, wurde ja nun schon geschrieben.
In Bezug auf die nach innen weichende HH kann aber durchaus auch die innere Hand helfen und zwar indem sie nach innen geführt wird. Pferde weichen dabei mit der HH (normalerweise) zur entgegengesetzten Richtung aus.
Das ist natürlich nur als Korrektur zu verstehen und nicht, dass das SH permanent so geritten werden sollte.
Gibst du denn die Gewichtshilfe außen? Falls nicht, würde ich das (meinetwegen auch vorübergehend) mal unterstützend machen.
Andererseits

weist deine Formulierung "nach einiger Zeit" doch darauf hin, dass dem Pferd eben nach dieser Zeit schlicht die Kraft ausgeht, um die gewünschte Position so weiter zu halten. Evtl. könnte man daher schon überlegen, sich zumindest vorerst noch mit kürzeren Reprisen Galopp-SH zufrieden zu geben und dann mit der Zeit wieder längere anzutesten...
Was da nun aber die richtige Vorgehensweise ist, musst du natürlich vor Ort entscheiden.
Verfasst: Do, 30. Jul 2009 17:22
von esge
Was helfen kann, aber kniffelig zu reiten ist: Renvers im Handgalopp. Du musst dabei mit deinem Oberkörper Renvers anweisen, mit deinen Beinen aber weiter den Innengalopp bestätigen.
Leichter könnte sein, erstmal statt SH-Galopp eine Art Schenkelweichengalopp mit Kopf zur Bahnmitte zu reiten. Also einwärts-seitwärts ohne jegliche Biegung im Pferd. Das erleichtert dir, die äußere Schulter in Verwahrung zu behalten. Wenn das gut klappt, kannst du weiter nach außen stellen bis zur Renversstellung. Oder auch immer mal probeweise in den SH-Galopp gehen. Weicht das Pferd wieder mit der Kruppe nach innen aus und überbiegt sich, würde ich die Biegung wieder ganz aufgeben und schenkelweichenartig galoppieren.
Aber das ganze ist natürlich sehr kraftaufwändig und deshalb nicht rundenlang zu betreiben.
Verfasst: Do, 30. Jul 2009 23:14
von weltenbummler
@ Berni
hallöchen Bernie. hats dich da jetzt vertippert oder ist das echt deine erfahrung ???
Dass jetzt auf der hohlen Seite die Hinterhand nach innen kommt, ist eher untypisch, meist fällt sie eher aus. Zumindest meiner Erfahrung nach, auf der festen Seite kommt die HH gerne nach innen.
also das find ich ganz und gar nicht untypisch. Auf der schwachen/hohlen seite weicht doch gerade das innere HB nach innen weg, somit die Neigung zum Kruppe herein...ganz im Gegensatz zur festen/straken seite, wo die HH nach aussen ausfällt, eben weil dem Pferd die Biegung von Hüfte bis Kopf schwer fällt...
viele Grüße Weltenbummler
Verfasst: Fr, 31. Jul 2009 06:51
von Bernie
danke, da war ich nicht ganz bei der Sache.

Verfasst: Fr, 31. Jul 2009 21:47
von padruga
Hallo, ihr alle, vielen Dank für eure vielen Tips! Werde sie mal demnächst ausprobieren. Vor allem inneren Zügel etwas zur Seite halten und Gerte auf dieser Seite hört sich sehr einfach und trotzdem effektiv an.
Am äußeren Zügel steht das Pferd eigentlich gut, es ist im Hals auch nicht überbogen oder stützt sich übermäßig auf die äußere Schulter, das haben wir so einigermaßen im Griff.
Ich möchte (aus mehreren Gründen) eigentlich auch nicht auf den inneren Schenkel als Galophilfe umwechseln, die Haupthilfe ist eh meist ein Kick mit der inneren Hüfte.
Vorne sieht -von oben aus- eigentlich alles o.k. aus. Aber unter mir merke ich halt wie die Hinterhand abhaut. Bzw. nicht einmal auf der Geraden, aber vor allem beim wieder-Gerade-Richten (also Übergang SH-Galopp in normalen geradeaus), da tritt es vor allem auf. Pferd dreht vorne brav zurück auf den Hufschlag, nimmt aber dabei die Hüfte nicht mit sondern bleibt in der Körperbiegung und schiebt die Hinterhand in die Bahn rein. Ich glaube der Knoten ist eher ein Verständnisproblem, habe das Gefühl mein Pferd versteht nicht was ich will. Es will artig -wie im Trab ja häufig geübt- vom Schulterherein ins Travers wechseln, zumal ich ja auch die innere Hüfte weiter vorne halte wie die äußere), wenn ich die innere aber weiter zurück nehme, denkt es ich will durchparieren.
Komischerweise haben wir das Problem im Trab beim Wechseln aus den Seitengängen nicht, auch nicht beim normalen Galoppieren geradeaus. Nur NACH dem Schulterherein.
Denke mit der Schiefe hat es dennoch zu tun, da es links stärker auftritt.
Na, ich werd auf jeden Fall mal weiter probieren ...
Renvers im Handgalopp hört sich interessant an. Ich glaube aber für uns nicht so geeignet, da wir beide da eher dazu neigen uns viel zu sehr zu verspannen.
Vielen Dank jedenfalls für die vielen Anregungen!
Verfasst: Sa, 01. Aug 2009 17:36
von Lala
Vielleicht reicht es ja schon, wenn du das äussere Bein weniger stark zurück nimmst?
Zudem würde ich mich stark auf meinen Sitz konzentrieren. Inwiefern unterscheidet der sich nach dem SH vom Sitz beim normal galoppieren?
Hab die Erfahrung gemacht, wenn ich krampfhaft irgendwelche Schiefen meines Pferdes korrigieren muss und es mit dem üblichen vorgehen nicht klappt, sitze ich meist nicht ganz gerade (oder der Sattel ist leicht verrutscht). Überigens kann ich auch das Gewicht aussen haben, aber innen mehr Druck auf dem Gesässknochen. Das interpretiert mein Pferd dann auch anders, wie wenn ich das Gewicht aussen habe aber auf beiden Knochen gleich viel Druck...
Das dann wieder auszusortieren ist manchmal echt frustrierend

Dafür bietet es die Chance nur über den Sitz zu reiten, wenn dann all meine Körperteile machen würden, was ich gerne will

Verfasst: So, 02. Aug 2009 15:18
von padruga
Ja, ich glaube auch dass der Knoten vorwiegend an meinem Sitz liegt.
Ich galoppiere ja mit "innere Hüfte vor" an und schwinge dann ja mit dem inneren Sitzbein im Galopp weiter vor. Von da aus ins Schulterherein ist auch kein Problem, da dreh ich einfach die Hüfte komplett im Gesamten Richtung Seite weiter. Aber wenn ich zurückdrehe (um wieder geradeaus zu reiten) ist meine äußere Hüfte ja wieder etwas weiter hinten wie die innere. Und Pferdchen spürt nur "äußere Hüfte hinten" und interpretiert dies als Travers-Hilfe. Ich werde mal mehr auf die äußere Hüfte achten, vielleicht klappts dann besser. Und vielleicht äußeres Bein ganz wegnehmen.
Oder vielleicht noch besser: Das Zurücknehmen auf die Gerade NUR mit den Zügeln reiten.