Seite 1 von 1
Fliegender Galoppwechsel - warum nicht auf gebogenen Linien?
Verfasst: Mo, 10. Aug 2009 22:35
von Barbara I
In den FN Richtlinien steht, dass man den fliegenden Galoppwechsel auf geraden Linien erarbeiten soll.
"Abgeraten werden soll von den Übungen, die neben dem fliegenden Wechsel gleichzeitig einen deutlichen Richtungswechsel vom Pferd fordern, wie z.B. (...) aus dem Zirkel wechseln (...). Diese Methoden sind für ausgebildete Pferde, die den fliegenden Galoppwechsel schon sicher beherrschen, schwierig genug, da sie ein hohes Maß an Geschmeidigkeit und Gleichgewicht fordern."
Warum nicht mit Richtungswechsel? Ist das für das Pferd nicht einfacher zu verstehen? Sagen wir als Voraussetzung, dass es gut ausbalanciert ist und auch im Kontergalopp "um die Ecke kommen würde"
So, dann mal her mit Euren Erfahrungen!
Verfasst: Mo, 10. Aug 2009 23:44
von horsman
Ich würde sagen:
1. der Galoppwechsel soll vom Pferd verstanden werden, als eine Reaktion auf die wechselnde Galopphilfe des Reiters. Dies zu Beginn mit einem Richtungswechsel zu verbinden könnte das eigentliche Ziel, nämlich auf die Hilfe hin zu wechseln und nicht auf den Richtungsechsel konterkarieren.
2. im Moment des Richtungswechsel gibt es immer auch einen Balancewechsel. ME fällt es dem Pferd aber leichter echt durchzuwechseln (also mit gutem Durchsprung), wenn es dabei in einer Balance bleibt.
Verfasst: Di, 11. Aug 2009 00:28
von Motte
Noch ein Zusatz zu Horsemäns Ausführung:
Lernt ein Pferd den Galoppwechsel über eine Richtungsänderung, kann es - gerade bei etwas eifrigeren Exemplaren - dazu kommen, dass man ihnen genau das dann nicht mehr abgewöhnen kann.
Gruß
Motte
Verfasst: Di, 11. Aug 2009 11:20
von Alexa69
Hatten ein Pferd bei uns, der bot schon sehr früh immer fliegende Wechsel an und die Reiterin hat sich gefreut. Als es dann an die L-Lektionen ging, hatte das Pferd große Schwierigkeiten mit dem Außengalopp, weil er es gewohnt war bei Richtungswechsel umzuspringen.
Als Hilfe kann man sich ne Stange hinlegen, aber trotzdem auf gerader Linie bleiben.
Verfasst: Di, 11. Aug 2009 12:30
von horsman
das mit den Stangen würde ich nicht praktizieren.
1. verletzungsgefahr !!
2. bei zuvor ordentlich gearbeitetem Pferd nicht nötig
Der fl.Wechsel ist doch ein Zeichen dafür, dass die Arbeit zuvor korrekt war und das Pferd sowohl körperlich als auch geistig in die Lage versetzt hat, fliegend zu wechseln, also Früchte trägt.
Die Arbeit zuvor heißt:
leichtes Angaloppieren aus dem Schritt sowohl in Hand- als auch AG.
=> prompte Reaktion auf leichte Galopphilfe
zunehmend verbesserte Balance im Hand- und AG
=> leichte Kontrolle über die Balance im galopp
Kombiniert man dies, ist der Wechsel nichts weiter als ein neues angaloppieren auf den anderem Fuss im galopp.
Verfasst: Di, 11. Aug 2009 13:30
von louise
Hallo,
ich würde auch den Wechsel auf einer Geraden bevorzugen, um die Hinterhand besser unter Kontrolle zu haben und ein seitliches Ausscheren durch das Umlegen zu verhindern.
Also sogar Wechsel vom Hand- zum Aussengalopp bevorzugen statt andersherum.
Oder auf der Diagonalen VOR der Ecke, um den Richtungswechsel selber vor Augen zu haben und sich selber im Umsitzen zu unterstützen.
Liebe Grüsse
Louise
Verfasst: Di, 11. Aug 2009 13:45
von Filzi
Motte hat geschrieben:Noch ein Zusatz zu Horsemäns Ausführung:
Lernt ein Pferd den Galoppwechsel über eine Richtungsänderung, kann es - gerade bei etwas eifrigeren Exemplaren - dazu kommen, dass man ihnen genau das dann nicht mehr abgewöhnen kann.
Gruß
Motte
Genau DAS habe ich auch gleich gedacht. Einmal umsetzen und schon springen solche Exemplare um. Würde ich ehrlich gesagt nicht machen.
Ich persönlich reite den Galoppwechsel nur auf einer Diagonalen. Und die Stute ist aber sehr gut ausgebildet.
Verfasst: Di, 01. Sep 2009 11:26
von Janina
Also mein Schimmelchen hat den richtigen Galoppwechsel (vorher immer hinten nachgesprungen) auf dem Zirkel gelernt.
Wenn man weiß wie, ist das die "sicherste" Methode, obwohl natürlich nicht immer "nötig", wenn die Vorarbeit (siehe horsmäns Beitrag) stimmt.
Verfasst: Mi, 02. Sep 2009 09:23
von Gioia
Bei uns lernen die Pferde die ersten Galoppwechsel auf dem Zirkel vom Aussengalopp in den Handgalopp oder auf der langen Geraden über einfache Wechsel. Was Wechsel bei Richtungsänderungen angeht, schliesse ich mich meinen Vorrednern an. Wenn Pferde den Wechsel so lernen, wird es schwierig, im Aussengalopp zu bleiben.
Galoppwechsel über eine Stange sollte man nicht fordern, weil es die Untugend fördert, hinten zu hoch zu springen. Galoppwechsel sollten ja eine beraufwärts Tendenz haben.
Beatrice
Verfasst: Mi, 02. Sep 2009 12:22
von Janina
Ich habe übrigens die Erfahrung gemacht, dass Pferde sich leichter tun auf dem Zirkel von innen nach außen korrekt zu wechseln

Verfasst: Mi, 02. Sep 2009 18:35
von Barbara I
Janina hat geschrieben:Ich habe übrigens die Erfahrung gemacht, dass Pferde sich leichter tun auf dem Zirkel von innen nach außen korrekt zu wechseln

Das ist interessant, hast Du eine Erklärung, warum das einfacher ist? Entschuldige die dumme Frage, ich versuche, mir das vor meinem inneren Auge einmal vorzuspielen
Ach so, vielleicht zur Ergänzung: ich bin in der glücklichen Lage, die Galoppwechsel auf einem Pferd zu lernen, welches sie in jeder "Lebenslage" macht. Die nächste Aufgabe wird sein, dass ich es (unter Anleitung) meinem eigenen Pferd beibringe, aber dazu fehlt mir noch das sichere innere Bild

Verfasst: Do, 03. Sep 2009 10:49
von Janina
Die Erklärung ergibt sich aus der Gleichgewichtssituation beim Angaloppieren.
Das Pferd stützt im Moment des Angaloppierens das Gewicht "außen" (äußeres HB). Wenn ich also bspw. von links nach rechts wechseln möchte, muss ich das Pferd also möglichst in eine Situation bringen, in der es das Gewicht links stützt, damit ihm der Wechsel nach rechts, ergo das Angaloppieren rechts, so leicht wie möglich fällt.
Deshalb wäre hier die günstigste Situation ein Zirkel nach links
Das Pferd stützt sein Gewicht sowieso schon links, die rechte Seite kann frei vorspringen und die Wahrscheinlichkeit einen durchgesprungenen Wechsel zu bekommen, steigt
Das kann man sich dann übrigens später wieder bei den Serienwechseln zu Nutze machen: Der letzte Wechsel wird immer nach außen gemacht, so verhindert man, dass der letzte (sonst in der Lernphase gern versprungene) Wechsel nicht mehr korrekt ist.
Verfasst: Do, 03. Sep 2009 13:55
von Barbara I
Vielen Dank für die super Erklärung, das hilft, so kann ich es mir gut vorstellen.
Wo wir schon bei dem Thema sind, habt ihr für den Galoppwelchsel "innere Bilder", die ihr in Worte fassen könnt?
Und noch eine Frage: bei einem ausgebildeten Pferd möchte ich den Wechsel natürlich auf den Punkt haben. Bei einem Pferd, was den Wechsel erst lernt? Auf den Punkt, oder würdet ihr nach und nach die Balance verändern und warten, bis der Wechsel passiert?
(Ich erinnere mich an einen gruseligen Reitkurs mit einem renommierten Ausbilder, der Letzteres vertrat. Er verlangte dann, im Galopp auf dem Zirkel Renvers zu reiten und zu warten, was passiert... leider und zum Leid meines Pferdes waren wir damals noch laaaange nicht so weit...)
Verfasst: Fr, 04. Sep 2009 13:28
von Janina
Ich bin nicht so der Typ für innere Bilder, sorry, da müssen wohl andere ran
Zur zweiten Frage: Also grundsätzlich muss meiner Meinung nach der Wechsel punktgenau passieren, da es eben nur ein Wechselmoment gibt. Um ihn aber verlangen zu können, sollte das Pferd vorher in die entsprechend günstige Balancesituation gebracht werden (das mit dem Renvers ist schon gut, wobei das dann erst zum Wechseln verlangt wird und nicht vor dem Wechsel, sprich: Die Hilfe zum Renvers ist dann identisch mit der Hilfe zum Wechseln).
Im Galopp lange auf den Wechsel "zu warten" würde ich nun zu vermeiden suchen, weil das das Pferd nur müde macht, wodurch das Risiko, dass der Wechsel nachgesprungen wird, natürlich wieder steigt.