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Angaloppieren - vor oder zurück?
Verfasst: Do, 16. Sep 2010 07:13
von Barbara I
Ich habe ein Luxusproblem
Wie helfe ich dem Pferd beim Angaloppieren mehr: indem ich im Moment des Angaloppierens ein wenig nach vorne sitze, oder nach hinten?
Oder ist es von der Situation abhängig, was besser ist?
Bisher habe ich mich bemüht, im Moment des Angaloppierens das Gewicht ein wenig nach hinten / außen zu verlagern. Ich habe mich nicht nach hinten "gelehnt", sondern eher dieses Gefühl gehabt, dass das Pferd vorne innen leichter werden soll.
Am Wochenende habe ich nun auf einem Reitkurs gelernt, dass ich mich zum Angaloppieren "am Zügel nach vorne ziehen" soll. Das Pferd soll dann unter mein Gewicht ein-springen.
Wenn ich dann noch das innere Bild "Galopp" habe (was vermutlich meine Körperspannung beeinflusst), klappen auch beide Varianten.
Verfasst: Do, 16. Sep 2010 08:21
von Belfigor
Prinzipiell würde ich sagen, dass beim Angaloppieren aus einer "neutralen Beckposition" heraus, die innere Hüfte ein Stück weit hoch kommen, der innere Sitzbeinhöcker eine leichte Hoch-Vorwärtsbewegung machen sollte, also dadurch das Unterspringen anzuregen und zuzulassen. Für den Oberkörper ergibt sich daraus eine leichte Tendenz "nach vorne", aber aus meiner Sicht sollte dies lediglich die Folge einer dreidimensionalen Beckenbewegung sein.
Verfasst: Do, 16. Sep 2010 16:54
von Cathy1603
Also ich kann dir dazu nur folgendes sagen.
Da das pferd von der Inneren Schulter runter muss, damit es besser galoppieren kann, musst du auf jeden Fall dein Gewicht nach ausßen verlagern. Da auch die Galoppabfolge z.b beim links galopp mit dem rechten hinteren bein beginnt, würde ich mich leicht außen und nach vorne setzen!
Hoffe ich konnte dir ein wenig behilflich sein!

Verfasst: Do, 16. Sep 2010 16:56
von Belfigor
Indem der innere Sitzbeinhöcker leicht nach vorne "angehoben" wird, also quasi als Aufforderung ans Pferd hier drunterzuspringen, kommt das Gewicht automatisch leicht nach außen; scheint also alles Sinn zu machen.
Verfasst: Do, 16. Sep 2010 17:16
von Cathy1603
Belfigor hat geschrieben:Indem der innere Sitzbeinhöcker leicht nach vorne "angehoben" wird, also quasi als Aufforderung ans Pferd hier drunterzuspringen, kommt das Gewicht automatisch leicht nach außen; scheint also alles Sinn zu machen.
GENAU

Verfasst: Do, 16. Sep 2010 18:38
von Max1404
Es geht das eine (außen sitzen) so gut wie das andere (innen sitzen), und sogar Mischformen können funktionieren, wenn das Pferd Schwächen auf einer Hand hat. Es kommt einfach darauf an, was das jeweilige Pferd besser annimmt.
Ähnlich ist es mit Philosophien, ob mit dem inneren oder äußeren Schenkel angaloppiert wird. Letzters mag bei manchen Pferden zum Erlernen der Serienwechsel hilfreicher sein, führt allerdings zu den unschönen Bildern mit den "fliegenden Schenkeln".
Verfasst: Do, 16. Sep 2010 18:58
von Barbara I
Vielen Dank schon mal für Eure Antworten!
Heute habe ich das erste Mal nach dem Kurs geübt, und muss sagen: das "nach vorne ziehen" klappt super, wenn man's mal raus hat!
Ich beschäftige mich seit Jahren mit dem Thema Angaloppieren und kenne schon jede Menge "Methoden", die auch alle Sinn machen, wenn man sie mal verstanden hat. Egal welche Methode (außer Stimme) hatte aber für mich immer etwas mit "hinsetzen" zu tun. Selbst das Anheben des inneren Sitzbeinhöckers bedeutet, dass man das Gewicht auf den äußeren "setzt".
Beim "nach-vorne-ziehen" entlastet man tendenziell ja eher, positive Nebeneffekte für mich sind, dass man automatisch nicht versehentlich mit dem Schenkel klemmen kann und dass der Zügel nicht springt.
Hmmmm... ich üb' mal noch weiter

Verfasst: Do, 16. Sep 2010 20:39
von Belfigor
Zum eingestellten Video: dein Sitz ist generell noch zu verbessern, dann klappt das mit dem Angaloppieren auch besser. Vor allem sehe ich eine ausgeprägte Tendenz zum "Stuhlsitz", dh. dein Hüftgelenk "hängt" nicht "lose", was für eine neutrale Beckenposition wichtig wäre, sondern gibt dem Becken bereits eine Stellung vor, du kippst dadurch nach hinten ab (beim Leichttraben generell), was dem Pferd das Angaloppieren erschwert. Leider sind die Sequenzen aber nur kurz, so dass es sich auch nur um Momentaufnahmen oder einem unpassenden Sattel handeln kann, also nimm' diese "Krititk" nicht zu ernst.
An deiner Stelle würde ich mir eine gute Sitzschulung suchen und auch den Sattel unter die Lupe nehmen (lassen).
LG, Leni
Verfasst: Fr, 17. Sep 2010 16:26
von Annie
Video ?
Verfasst: Fr, 17. Sep 2010 21:40
von Barbara I
Ich habe es wieder rausgenommen.
(Danke an Leni für die gutgemeinte und berechtigte Kritik, aber dabei sollte es dann auch bleiben und wenn noch jemand etwas schreiben möchte, dann bitte zum Thema, danke!)
Verfasst: Mo, 20. Sep 2010 23:44
von saltandpepper
Barbara, das "sich Ziehenlassen" durch das Pferd ist eine Korrektur eines Reiterfehlers, bei Reitern, die dazu neigen, den Zügel für den Einsprung zu stark "nachzugeben"/ weg zu schmeißen. Mit diesem zu starken Nachgeben einher geht oft eine aktive und damit falsche Sitzeinwirkung. Der Reiter agiert über den Sitz, statt sich einzufinden. In soweit ist die Korrektur eine sehr individuelle Geschichte - schön, wenn sie dir weitergeholfen hat.
Bei Einem Reiter, der mit der Hand eher starr ist und mit der Hand steckenbleibt/ hängen bleibt, wäre dieses Bild des Ziehenlassens eher fatal, denn nützlich.
Wenn du gewöhnt bist, dein Pferd häufig "nackt" ( das Pferd- nicht du

) zu reiten, ist das erstere Fehlermuster wahrscheinlicher. Bei Reiteren, die sehr ängstlich sind und immer eher zu kontrolliert ( die Zügel festhalten und sich eher nach vorne lehnen) das zweite.
Grundsätzlich benötigt das Pferd für einen guten Einsprung die Balanceverteilung auf die Außenseite ( denn das innere Beinpaar muß weiter vorgreifen/ springen) und je nach Fähigkeit zur Oberlinienspannung, eher eine Be- oder aber Entlastung des Rückens über den Sitz.
Die Kunst des Lehrers ist in diesem Fall dem Reiter die Hilfestellung zu geben, die die Defizite der reiterlichen Einwirkung bestmöglich ausgleicht.
Verfasst: Di, 21. Sep 2010 08:14
von Cathy1603
saltandpepper hat geschrieben:
Die Kunst des Lehrers ist in diesem Fall dem Reiter die Hilfestellung zu geben, die die Defizite der reiterlichen Einwirkung bestmöglich ausgleicht.
Bei mir ist es gerade so, dass mein Friese (der sich im Galopp sehr schwer tut) im rechtsgalopp mich überhaupt nicht sitzen lässt. er fällt sehr leicht auf die rechte Schulter und dadruch fällt es ihm sehr schwer auch das Gleichgewicht zu halten. Schritt und Trab geht er auf beiden Händen fast gleich gut und lässt sich schon biegen.
Meine Trainerin meinte, dass ICH in dem Fall beim Galopp (bez. Sitz) nichts damit zu tun habe, und alleine mein Pferd dieses oben gegannte Problem hat. Wir arbeiten intensiv an dem Galopp und ich hoffe es wird bald besser

Übrigens linksgalopp funktioniert gut, kein Wunder, wenn er hier auf die rechte schulter "fallen darf"

))
Nur dazu, dass nicht immer der Reiter fehler macht

wenn auch selten aber es kommt vor.
Re: Angaloppieren - vor oder zurück?
Verfasst: Di, 21. Sep 2010 09:02
von Francois
Barbara I hat geschrieben:Ich habe ein Luxusproblem
Wie helfe ich dem Pferd beim Angaloppieren mehr: indem ich im Moment des Angaloppierens ein wenig nach vorne sitze, oder nach hinten?
Oder ist es von der Situation abhängig, was besser ist?
Bisher habe ich mich bemüht, im Moment des Angaloppierens das Gewicht ein wenig nach hinten / außen zu verlagern. Ich habe mich nicht nach hinten "gelehnt", sondern eher dieses Gefühl gehabt, dass das Pferd vorne innen leichter werden soll.
Am Wochenende habe ich nun auf einem Reitkurs gelernt, dass ich mich zum Angaloppieren "am Zügel nach vorne ziehen" soll. Das Pferd soll dann unter mein Gewicht ein-springen.
Wenn ich dann noch das innere Bild "Galopp" habe (was vermutlich meine Körperspannung beeinflusst), klappen auch beide Varianten.
Vielleicht schaust Du mal in einem älteren Thread
Frage zum Angaloppieren
Ein Lehnen nach vorne oder hinten lehne ich ab, da es den Sitz des Reiters destabilisiert und daher den tiefen gefestigten Sitz des Reiters, der gerade beim Angaloppieren nötig ist, empfindlich stört . Sollte ich dennoch so eine Hilfe benötigen, ist das nur ein Zeichen dafür, dass das Pferd nicht ausreichend für die Galopparbeit vorbereitet wurde.
Kerbrech, der sich ganz gerne mal mit Zügelhilfen beim Angaloppieren beschäftigt, beschreibt in "Dressage méthodique du cheval de selle" und bringt es damit auf den Punkt:
Um das Gleichgewicht des Pferdes zu vollenden, ist es gut, nicht nur die Ausübung des Herauslassens im Galopp durch die Hand allein auszuführen, sondern umgekehrt zu suchen, den Start in diese Gangart zu erhalten, indem man sich nichts bedient als den Beinen.
Viele Grüße
Francois
