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Dehnungshaltung bei Philippe Karl

Verfasst: Do, 11. Nov 2010 22:36
von Poetin
Hallo ihr Lieben,

leider finde ich im Netz nichts, was meine Frage beantwortet. Vielleicht kann mir der ein oder andere, der nach PK reitet erzählen, wie wichtig in seinem System die Dehnungshaltung ist und wie lange er sie ausschließlich praktiziert. Wenn man z.B. Heuschmann oder die FN als Vergleich nimmt, so wird bei ihnen zumindest theoretisch im ersten Ausbildungsjahr das Pferd fast ausschließlich in der Dehnungshaltung gearbeitet, bis sich die Halsmuskulatur so aufgebaut hat, dass das Pferd den Reiter problemlos über das Rückenband tragen kann und es nicht mehr über die Dehnung und das Vorwärts reiten gespannt werden muss. Ist es bei PK auch so? Bisher habe ich sehr viel über Dehnungshaltung bei ihm gefunden und für wie wichtig er sie erachtet, auch. Allerdings wird nirgendwo ersichtlich, ob er sich auch konsequent reitet zu Beginn der Ausbildung oder ob er andere Ansätze hat. Das würde mich interessieren. Zum zweiten würde mich auch interessieren, ob ich es richtig verstanden habe, dass er die Pferde nur mehr oder minder geradeaus in Dehnung arbeitet oder ob sich das vermeindliche Geradeaus nur auf das Nichtvorhandensein von starker Abstellung, wie er ja bei den Dehnübungen zur Seite zeigt, beschränkt.

Bin sehr gespannt auf eure Antworten.
Liebe Grüße,
Poetin

Verfasst: Fr, 12. Nov 2010 09:14
von Cathy1603
Liebe Poetin!

Hier erstmal ein Link zu einem Thema wo du sicherlich auch einiges dazu finden wirst http://www.klassikreiten.de/viewtopic.php?t=6461

Möchte dir hier aber gerne nochmal ein wenig das System nach Philippe Karl näher bringen.

Bei ihm steht die Balance des Pferdes im Vordergrund.
Nach der EDL fängt man an das Pferd vom Boden aus im Maul zu mobilisieren. Trensen druck gegen Maulwinkel, dabei fängt das Pferd an zu kauen, Speichelfluss wird angeregt, Unterkiefer wird dadurch auch mobilisiert und es kommt zu einer Entspannung der Muskulatur.
Im zweiten Schritt wird an der Konditionierung gearbeitet, bedeutet, Pferd lernt durch druck gegen Maulwinkel und danach leichter werden der hand sich in Richtung Trense zu dehnen und diese azunehmen. Wenn das pferd diese Aktion/Reaktions"lektion" verstanden hat. Kann man das ganze mit dem nächsten Schritt, der seitlichen Biegung verbinden. Wenn Pferd in korrekter Biegung (nicht verworfen oder eingerollt), folgt anschließend Aktion/rekation (Pferd hat ja gelernt Maul zu aktivieren, entspannt sich und dehnt sich in Richtung Trense) und Pferd dehnt somit seine seitliche Halsmuskulatur.

Hier ein Bild zuerst vom Boden aus http://www.reitenmitphilippekarl.de/res ... G_7068.JPG und dann vom Sattel aus

http://www.coreloop.com/friends/tamina/ ... torf10.JPG

Das ganze kann man, dann in jeder beliebigen Gangart erarbeiten.

Zu deiner Frage ob er diese von Beginn an reiten, ein klares JA !

Bei ihm ist sozusagen, ein teil der Grundbasis dieses erarbeiten der Biegung und Dehnungshaltung. Am Anfang wird viel auf Zirkel und Volten gearbeitet um dem Pferd bei der Biegung und anschließender Dehnunghaltung zu helfen. Später wenn das Pferd gelernt hat, in dieser Haltung zu gehen, kann man diese auch locker auf der Geraden oder auch als Konterbiegung beim wechsel aus dem Zirkel sehr gut einsetzten um so auch das erlernen der Schulterkontrolle miteinzubauen.


http://www.reitenmitphilippekarl.de/res ... G_7127.JPG

Ich hoffe ich hab dir ein wenig helfen können, dass ganze besser zu verstehen! :wink:

Verfasst: Fr, 12. Nov 2010 09:17
von FNB
Hi! Ich bin nicht so der Theoretiker und kann dir leider keine Abhandlungen über das warum etc schreiben :lol:

Aber ich hab einen Fjordwallach mit einem mächtigen Hals und (von Natur aus) Tendenz zum Unterhals. Wir reiten jetzt etwas über 2 Jahre nach PK. Und wir sind immer noch dabei , die Dehnungshaltung "als erste Pflicht" zu sehen.

Am Anfang "muss" die DH nur im Schritt sitzen, dann im Trab, dann auf gebogenen Linien, dann auch auf engen gebogenen Linien, Schritt und Trab, dann im Galopp, dann auf gebogenen Linien im Galopp, dann auch in der Außenbiegung (Schritt, Trab, Galopp, gerade und gebogene Linien), dann im Schritt in den Seitengängen, dann im Trab in den Seitengängen, dann im Galopp in den Seitengängen....

Du siehst, es hört eigentlich NIE auf :lol: zumindest nicht bei meinem Pony. Es ist nicht so, dass sie später nicht "an den Zügel" geritten werden, aber die DH steht bei uns wirklich als oberstes Ziel, sie fließt in jede Stunde mit ein. Dass heisst jedoch nicht, dass die ganze Stunde über die DH geritten wird, es gibt auch Phasen, da wird die Versammlung erarbeitet.

Wir stehen momentan an der Stelle DH im Trab in den SG und DH im Galopp in der Biegung und im Trab bei Wendungen .

LG FNB

Verfasst: Fr, 12. Nov 2010 09:30
von Suzi
Guten Morgen

Die Dehnungshaltung (v/a) sind wir bei Philippe so lange geritten, bis mein Pony (und ich) diese sicher beherrschten. D.h. in dem für mein Pony passendes Tempo mit einer feinen Verbindung zum Maul und einer aktiven HH, in allen Grundgangarten, in sämtlichen Übergängen, auf geraden und gebogenen Linien, bei Handwechseln, usw.
Wir haben die Dehnung auf gebogenen Linien erarbeitet und haben nach und nach die Arbeit auf geraden Linien hinzu genommen. Beispiel: Dehnung auf Zirkel, wenn sie sicher da war, sind wir ganze Bahn gegangen und sobald er diese Haltung oder seine Aktivität verloren hat, sind wir gleich wieder auf eine Zirkellinie gegangen, um diese wieder herzustellen und dann wieder auf gerader Linie zu arbeiten. ..... usw.
Also: Die Dehnung haben wir auf gebogener Linie erarbeitet mit dem Ziel sie in allen Lebenslagen reiten zu können.

Erst als er die Dehnungshaltung in allen Lebenslagen beherrschte, hatte er die Kraft, daß wir ihn ein wenig und für kurze Zeit aufnehmen und ihn immer wieder in eine Dehnung entlassen konnten.

Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig weiterhelfen.

Verfasst: Fr, 12. Nov 2010 09:59
von LordFado
Ich bin verwirrt - für mich heißt Dehnungshaltung was anderes als auf den Bildern zu sehen ist.... Wie ist die Dehnungshaltung nach PK denn definiert?

Verfasst: Fr, 12. Nov 2010 10:02
von Cathy1603
LordFado hat geschrieben:Ich bin verwirrt - für mich heißt Dehnungshaltung was anderes als auf den Bildern zu sehen ist.... Wie ist die Dehnungshaltung nach PK denn definiert?
Nagut, also die Bilder sollen keine Dehnughaltung darstellen, sondern die oben beschriebenen Abläufe nach der Legerete! Man sieht einmal die Arbeit vom Boden aus, einmal die vom Pferd aus und ein Bild, welches die Biegung mit guten herantreten an den Zügel zeigt! Hoffe das ist verständlich! :wink:

Und ja ich weiß es geht in diesem Thema um Dehnungshaltung, aber ich dachte die Bilder veranschaulichen die Arbeit wie man zu dieser gelangt....aber hier gerne ein Video wo am Anfang die Dehungshaltung zu sehen ist http://www.youtube.com/watch?v=tPBET2Nb5Pk

:lol:

Verfasst: Fr, 12. Nov 2010 10:33
von LordFado
ok, das erklärt schonmal die Hälfte - allerdings sehe ich auf dem Video am Anfang Arbeits/Gebrauchshaltung und keine Dehnung.

Verfasst: Fr, 12. Nov 2010 11:06
von Max1404
@LordFado: Wirklich, kannst Du das näher erklären? Ich denke nämlich schon, dass sich dieser Friese (mit seinem hohen Halsansatz und von Natur aus höherer Aufrichtung) in einer für seine Verhältnisse guten Dehnungshaltung befindet. Das Pferd ist ja später noch in der Piaffe mit maximaler Aufrichtung zu sehen - Arbeitshaltung würde ich bei diesem speziellen Pferd in der Mitte zwischen beidem sehen.

Verfasst: Fr, 12. Nov 2010 11:17
von LordFado
Also ich sehe die Nasenspitze immer oberhalb des Buggelenks, daran mache ich das fest. Beim Übergang zum Schritt hat das Pferd die Tendenz, sich dehnen zu wollen, als die Reiterin dann den Zügel wegschmeisst, leider gehts dann nicht weiter, ich meine zu erahnen, dass es sich wieder nach oben heraushebt. In meiner subjektiven Meinung ist das eben beiweitem keine "Dehnung"...
Ich gebe dir aber recht, dass er den Hals schön locker trägt und die obere Halsmuskulatur entspannt wirkt und das für den Körperbau schonmal schön ist.
Edit:jetzt fällt mir der Begriff ein:so stelle ich mir v/a vor.

Verfasst: Fr, 12. Nov 2010 11:46
von Max1404
@LordFado: Ja, da sind wir uns einig.

Verfasst: Fr, 12. Nov 2010 12:18
von Poetin
Für mich ist der Friese auf dem Video in einer schönen ausbalancierten Dehnunhshaltung. So hat die Schulter nach wie vor genügend Freiheit und die Vorhand wird nicht zu sehr belastet. Bei tieferer Kofhaltung ist das Pferd leider meist sehr eingeschränkt in der Schulter.

Jetzt noch ne andere Frage: Vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen. Stellt PK in Dehnungshaltung die Pferde zur Seite? Oder ist das zur Seite stellen ein Weg zur Dehnungshaltung und, wenn sie sich dehnen lässt er sich gerade? Das würde mich sehr interessieren, weil ich meine gelesen zu haben, dass er in Dehnungshaltung nicht stellt.

Liebe Grüße

Verfasst: Fr, 12. Nov 2010 12:21
von LordFado
Poetin hat geschrieben:Das würde mich sehr interessieren, weil ich meine gelesen zu haben, dass er in Dehnungshaltung nicht stellt.
Das würde ja heißen, dass auf gebogener Linie nicht gedehnt werden würde.

Verfasst: Fr, 12. Nov 2010 12:27
von Poetin
Na sagen wir mal: überstellt. Also mehr Abstellung, als eigentlich die Biegungs voraussetzt. Z.B. Innenstellung und Außenstellung in Volten.

Verfasst: Fr, 12. Nov 2010 13:11
von horsman
"...Wenn man z.B. Heuschmann oder die FN als Vergleich nimmt, so wird bei ihnen zumindest theoretisch im ersten Ausbildungsjahr das Pferd fast ausschließlich in der Dehnungshaltung gearbeitet..."

Soweit vielleicht die Theorie, aber was wenn das Pferd die gewünschte Dehnungshaltung nicht ein nimmt? Wie bringt der geneigte FN-ler es dann dazu? Wie sagt er es dem Pferd? Wie PK es tut geben die obigen Beiträge ja wieder.

Verfasst: Fr, 12. Nov 2010 14:01
von Cubano
horsmän hat geschrieben:Wie bringt der geneigte FN-ler es dann dazu? Wie sagt er es dem Pferd? Wie PK es tut geben die obigen Beiträge ja wieder.
Dieser "geneigte SdAler" :D hier stand mit seinem Youngster vor der Frage: Wie Dehnungshaltung erarbeiten bei einem Pferd mit viel und hoch angesetztem Hals (was das angeht, könnte dieser PRe fast als Friese durchgehen). Und erarbeitet wurde die Dehnungshaltung in mehreren Stufen: Zwanglosigkeit, sprich beinahe "Sand fressen" an der Zügelschnalle, gern übrigens auch einhändig, weil dieses Pferd extrem maulsensibel ist, danach dann aus einer Remonte-Arbeitshaltung mehr und mehr in die Tiefe, sprich: vorn exakt so viel nachgeben, wie von hinten kommt. Das ist durchaus mal cm-Arbeit, funktioniert aber…