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"Guter Rücken" - woran erkennt man es?
Verfasst: Mo, 29. Nov 2010 09:29
von ottilie
Aus diesem Fred heraus ergibt sich dieses neue Thema...
Zu dem Foto kam bereits folgender Kommentar
Rapunzel hat geschrieben:Marquisa, das Pferd schaut fröhlich aus der Wäsche, aber den Rücken lässt es leider hängen.
was mich zu den Fragen bringt:
Woran sieht man auf so einer Momentaufnahme, daß ein Pferd den Rücken hängenlässt?
Was ist überhaupt ein gut arbeitender Rücken?
Was sind Anzeichen und Kriterien für einen solch tätigen Rücken?
Gibt es Fotos (soweit möglich) oder Videos, wo man dies gut erkennen kann?
Verfasst: Mo, 29. Nov 2010 12:53
von marquisa
Interessantes Thema!
Es stellt sich doch auch die Frage,ob ein "guter Rücken" ggf. gebäudeabhängig für jedes Individuum Pferd definiert werden muss.
Ist eine "weiche" Oberlinie immer zwangsläufig mit schlechter Rückentätigkeit verbunden,oder gibt es Pferde,bei denen die Rückentätigkeit nicht vom Foto abgelesen werden kann.
In wie weit kann die Benutzung des Hinterbeines als ein Indiz für "guten Rücken" herangezogen werden?
In diesem Sinne mal ein paar Fotos unserer Reitmeister,
haben ihre hier gezeigten Pferde eine schlechte Rückentätigkeit,sprich Hängerücken,sind sie schlecht geritten,oder ist die weiche Oberlinie nicht eher anatomisch bedingt? :
Verfasst: Mo, 29. Nov 2010 13:25
von saltandpepper
Natürlich muß man ein Bild immer im Gesamtkontext betrachten ! Alle drei Bilder marquisa, die du eingestellt hast, zeigen die Phase der Bewegung, in der die Vorderbeine im Lot sind. Das wirkt natürlich sehr viel ansprechender, als die Phase des Pferdes, welches auf dem ersten Bild abgebildet ist. Dieses Bild zeigt die Phase, in der die Gewichtsverlagerung des Pferdes bereits weiter vorne ist.
Auch mein erster Gedanke bei diesem ersten Bild war, daß der Wiederrist nicht wirklich oben sei, aber zum einen ist die Perspektive weniger gut zu beurteilen- schräg von vorne ist das immer ein wenig ungünstig und zum Zweiten. Zeigt das Bild - wie immer Bilder es tun- nur einen Bruchteil eines Augenblicks.
Wirklich vergleichbar wäre eine Gegenüberstellung gleicher Phasen.
Außerdem zeigt das BB Bild eine Piaffe, wärend die beiden Neindorffbilder mit Jaguar eine Passage darstellen. Zwei Lektionen, deren Muskelarbeit sehr unterschiedlich ist. Nahezu am gegenüberliegendend Ende der Bewegungsskala liegend.
Auch hierin hinkt dr Vergleich des ersten Bildes- zeigt dieses doch wohl eher einen versammelten Trab in weit weniger fortgeschrittenem Ausbildungsstand des Pferdes.....
Verfasst: Mo, 29. Nov 2010 13:42
von marquisa
Das stimmt,mein Bild zeigt versammelten Trab bei einem Ausbildungspferd.
Leider ist es sehr schwierig,ähnliche Situationen aus gleicher Perspektive auf Foto fixiert aufzufinden.
Mein Foto sollen auch nicht in direktem Vergleich zu den anderen Fotos stehen.Ich kann mir schließlich nicht anmaßen,dass mein bescheidenes Gereit nicht kritikwürdig ist,oder mit dem eines Könners verglichen werden kann.Ich bin selbst Schülerin,kein Lehrkörper!
Ottilie stellte im Eingangspost doch die Frage,ob die Qualität der Rückentätigkeit auf einem Foto tatsächlich auszumachen ist.
Und ich finde,dass man in diesem Sinne schon auf die Bilder unserer Reitmeister schielen darf.
Verfasst: Mo, 29. Nov 2010 13:45
von Jen
Nur kurz: was die Fotos alle gemeinsam haben: sie sind in der Stützbeinphase aufgenommen. D h der Moment, wo der schwingende Rücken am tiefsten Punkt angelangt ist und die stützenden Gelenke am meisten durchgedrückt ist. Deshalb ist eine einzelne Aufnahme für sich schwieriger zu beurteilen, als eine Serie von Fotos in verschiedenen Momenten. Optimal wäre noch eine Aufnahme in der Schwebephase. Das ist der Moment, in dem der schwingende Rücken am höchsten ist. Quasi der Scheitelpunkt des 'Bounce'. Damit könnte im Vergleich der Fotos die Amplitude der Schwingung abgeschätzt werden. Aber ob der 'Akzent' der Schwingung auf der Schwebephase oder auf der Stützphase liegt, dh ob der Rücken nach oben (korrekte, positive Spannung) od nach unten schwingt (zu wenig oder falsche Spannung) kann nur in Bewegung beurteilt werden.
Bei Fotos ist mir aber immer auch das Verhältnis zwischen der aufrichtung/Beizäumung und der Winkelung des hinteren Stützbeins wichtig. Vereinfachte Faustregel: Je höher der Kopf, desto gewinkelter soll das Stützbein sein. Sonst ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Rücken nicht in der optimalen Form tätig ist, sehr hoch. Ist der Kopf (zu) tief und der Rücken (scheinbar) gut, dann besteht auch die Möglichkeit, dass der Rücken hochgestellt (verkrampft) ist. Das ist jedoch auch nur in Bewegung wirklich gut beurteilen.
Verfasst: Mo, 29. Nov 2010 13:55
von Rapunzel
Ja, ist auf Fotos immer schwer zu beurteilen. Allerdings hängt der Rücken z.B. bei dem Branderup-Bild schon SEHR deutlich. Andererseits ist das ein altes Pferd, und er demonstriert da ja wohl gerade eine Piaffe ohne Zügeleinwirkung. Außerdem erlaubt der Sitz kaum was anderes als einen weggedrückten Rücken.
Bei Maquisas Bild missfällt mir neben der zum Sattel hin stark abfallenden Rückenlinie das "tappende" Hinterbein, das nicht nach Durchschwung aussieht, sondern eben nach nem festgehaltenen Rücken. Aber das kann auch alles nur ne blöde Phase oder ein Moment sein. Das ist übrigens ein sehr schönes Pferd - bist du sehr klein oder ist der riesig?
Verfasst: Mo, 29. Nov 2010 13:56
von saltandpepper
Jen zustimme ! Vielleicht ergänzend : die Phase der drei sich im Vorwärts befindlichen Pferde ( im Gegensatz zur piaffe auf oder nahezu auf dm Punkt) zeigt natürlich die Schwingung der Amplitude nach unten, denn die Pferde sind im Schub begriffen ( welcher mit durch Kontration der langen Rückenmuskeln ausgeführt wird). Wie du Jen sehr richtig schreibst, ist der Schwingung nach oben in der schwebephase bzw. im Übergang der Stützphase vom einen auf´s andere Hinterbein erkennbar.
Verfasst: Mo, 29. Nov 2010 14:09
von marquisa
Ich bin 159 cm klein und das Männlein 162 cm.

Verfasst: Mo, 29. Nov 2010 14:11
von saltandpepper
Na, dann passt es doch sehr schön

, bei so viel Aufsatz wirkt der Bub halt größer, als er ist.....
Verfasst: Mo, 29. Nov 2010 21:42
von esge
Man müsste im Grunde bei jedem der Pferde auch ein STandbild haben.
Denn wie soll man bspw bei diesem Pferd hier beurteilen, ob der rücken in der Bewegung unten hängt oder nicht, wenn man nicht weiß, dass er in natura so dasteht?
Verfasst: Mo, 29. Nov 2010 21:58
von Tess
... und dann stellt sich die Frage, ob er von Natur aus so durchhängend da steht, oder aufgrund von wenig rückenschonender Reiterei ...
Verfasst: Mo, 29. Nov 2010 22:11
von esge
Bei diesem Pferd dürfte beides zusammenkommen...
Verfasst: Di, 30. Nov 2010 00:08
von horsman
ups
Verfasst: Di, 30. Nov 2010 00:10
von horsman
auf dem Foto (ihr kennt es sicher) gefällt mir der Rücken
http://i416.photobucket.com/albums/pp24 ... an0017.jpg
Verfasst: Di, 30. Nov 2010 07:29
von esge
Übrigens hat der Schimmel mit dem ups-Rücken trotzdem erhebliche Reitpferdeeigenschaften. Man muss immer das Gesamtpaket sehen und dieses Pferd hat z.B. einen enormen Motor in der Hinterhand sitzen, der viel kompensieren kann. Klar, Arbeit ist es schon, diesen Rücken hoch zu bringen und wenn er oben ist, werden immer noch viele schlaue Leute finden, dass er immer noch unten ist, weil er halt im Vergleich zu einem anderen Pferd tief wirkt.
In der Passage wirken die Rücken übrigens meines Erachtens nach in dieser Beinphase immer "tief".