Warum wirken Hilfen? Reflexe oder erlernte Signale?
Verfasst: So, 02. Jan 2011 13:21
Folgender Beitrag stammt aus dem Thread zum Widerrist anheben und ich möchte mich dazu gerne weiter austauschen:
Ich hatte vor vielen Jahren mal eine heftige Diskussion mit anderen Reiterinnen darüber, ob Hilfen beim Pferd (auch) Reflexe auslösen oder ob sie ausschließlich erlernte Reaktionen darauf zeigen.
Es gibt Reitlehrer, die behaupten, das z.B. eine treibende Hilfe einen Reflex im Muskel auslösen, der sich dann zusammenzieht und dazu führt, dass das Hinterbein stärker angehoben wird.
Ich hielt das damals für ziemlichen Unsinn. Denn wenn man sich auf ein ungerittenes Pferd setzt und die Schenkel anlegt, passiert alles mögliche, nur geht das Pferd meistens nicht vorwärts.
Dagegen kann man einem Pferd ja alle möglichen Signale beibringen um ein und die selbe Sache zu tun: Beispielsweise Rückwärts gehen auf Druck auf die Brust, ein Stimmkommando, Gewichtsverlagerung im Sattel, Zügelhilfe und und und...
Andererseits gibt es natürlich schon Hilfen, die näher liegen als andere, also beispielsweise Gewichtsverlagerungen oder auch ein biegender Schenkel. Beim Einreiten von Rosana wundere ich manchmal, dass sie auf bestimmte Hilfen richtig reagiert, wo ich mir gar nicht bewusst bin, ihr diese gezielt beigebracht zu haben. Hier handelt es sich wohl um eine Mischung daraus, dass die gewünschte Reaktion fürs Pferd auf diese Hilfe einfach nahe liegt, zum anderen man es "unbewusst" beibringt, indem man die Hilfe sofort aussetzt, sobald das Pferd richtig reagiert hat.
Was sagen andere dazu?
Ich finde das garkeine Korinthenkackerei, denn es macht wirklich einen großen Unterschied, ob ich der Ansicht bin, dass ich meinem Pferd die Hilfen erst erklären muss, oder ob es aus Widersetzlichkeit nicht wie gewünscht reagiert.saltandpepper hat geschrieben:Max, das hast du sehr schön beschrieben !
Vielleicht darf ich noch ein paar Gedanken dazu ergänzen ?:
Je länger ich mich mit Reiten beschäftige, um so wichtiger erscheint mir, immer zu betonen, daß jegliche Hilfe NICHT DIREKT den gewünschten Effekte BEWIRKT, sondern lediglich eine Kommunikationsinstrument dem Pferd gegenüber darstellt.
In soweit wirkt eine Parade mitnichten AUF DIE HINTERBEINE, sondern die richtig, für das Pferd verständliche Parade, SETZT DAS PFERD UM, INDEM ES mit den Hinterbeinen entsprechend agiert:
Auch das mag man wieder als Korintenkackereisehen, aber für mich zieht dieser Grundgedanke Vieles nach sich :
Gehe ich davon aus, daß ICH ein Pferde treibe- sprich es laufen mache, und es läuft nicht wie gewünscht, so verstärke ich automatisch die Intensität meines Treibens.
Gege ich hingegen davon aus, daß ich DAS PFERD mit einer treibenden Hilfe auffordere, SELBST ZU LAUFEN, versteht es sich von selbst, daß ich meine Anspräche ANDERS gestalte, um dem Pferd eine Variation und damit eine Möglichkeit zum Verständnis zu bieten.
Nicht ICH mache das Pferd laufen, sondern DAS PFerd läuft.
Ebenso :
Nicht ICH Mache das Pferd BIEGEN, sonder DAS PFERD biegt SICH.
Nicht ICH manche die Hinterbeine des Pferdes unter den Schwerpunkt, sondern DAS PFERD schwingt SEINE Beine SELBST dorthin.
Somit muß das Streben innerhalb des Reitens doch darin bestehen, die gewünschten Dinge dem Pferd möglichst verständlich zu vermitteln. Eben, damit es die Anfragen wie gewünscht beantworten KANN.
Ganz ganz viele Fehler in der Einwirkung des Reiters passieren aus dem Denkansatz heraus, daß der Reiter meint die Dinge DIREKT bewirken zu können. Genau aber das kann er nicht, er kann sie nur INDIREKT bewirken, denn Ausführender ist DAS Pferd.
Er kann, um es in Neindorffs Worten zu sagen :" die passende Ansprache finden", oder in den Worten von Herrn Karl : " es nutzt nichts, einem, der kein Englisch versteht etwas auf Englisch zu erklären, und wenn er es nicht versteht, dann auf Englisch zu brüllen..."
Man kann ein Pferd weder anschieben mit dem Sitz, noch schließen, man kann es weder bremsen mit dem Zügel, noch kann man iregndwie die Hintrbeine irgendwohin TUN. Man kann nur DEM PFERD vermitteln, WAS ES SELBST tun soll.
Wem das jetzt zu philosophisch war, der möge es einfach überlesen....![]()
Grüße S&P
Ich hatte vor vielen Jahren mal eine heftige Diskussion mit anderen Reiterinnen darüber, ob Hilfen beim Pferd (auch) Reflexe auslösen oder ob sie ausschließlich erlernte Reaktionen darauf zeigen.
Es gibt Reitlehrer, die behaupten, das z.B. eine treibende Hilfe einen Reflex im Muskel auslösen, der sich dann zusammenzieht und dazu führt, dass das Hinterbein stärker angehoben wird.
Ich hielt das damals für ziemlichen Unsinn. Denn wenn man sich auf ein ungerittenes Pferd setzt und die Schenkel anlegt, passiert alles mögliche, nur geht das Pferd meistens nicht vorwärts.
Dagegen kann man einem Pferd ja alle möglichen Signale beibringen um ein und die selbe Sache zu tun: Beispielsweise Rückwärts gehen auf Druck auf die Brust, ein Stimmkommando, Gewichtsverlagerung im Sattel, Zügelhilfe und und und...
Andererseits gibt es natürlich schon Hilfen, die näher liegen als andere, also beispielsweise Gewichtsverlagerungen oder auch ein biegender Schenkel. Beim Einreiten von Rosana wundere ich manchmal, dass sie auf bestimmte Hilfen richtig reagiert, wo ich mir gar nicht bewusst bin, ihr diese gezielt beigebracht zu haben. Hier handelt es sich wohl um eine Mischung daraus, dass die gewünschte Reaktion fürs Pferd auf diese Hilfe einfach nahe liegt, zum anderen man es "unbewusst" beibringt, indem man die Hilfe sofort aussetzt, sobald das Pferd richtig reagiert hat.
Was sagen andere dazu?