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Narrenfreiheit?
Verfasst: Do, 18. Jan 2007 09:37
von Alix_ludivine
Aloha!
mal eine kleine Frage, die ich nicht ganz verstehe..
Gibt es im Herdenverband sowas wie eine Narrenfreiheitsstellung? Wir haben einen süßen 2jährigen Haffi-Jungspund in der Männerherde und der darf bei allen Ranghöheren mitfressen, wird nicht weggejagt und auch seine Kapriolen (im übertragenen Sinn) werden sehr geduldig ertragen..
So benimmt er sich natürlich auch dem Menschen gegenüber - er darf ja in der Herde alles und Grenzen gab es für ihn noch nie wirklich.. Man muss immer erst alles mit Nachdruck fordern und das jedesmal neu..
Gibt es sowas wie "Narrenfreiheit" oder hat sich der Kleine diese Stellung durch komplettes Ignorieren der Oberer "erarbeitet". Würde mich wundern, weil mein Haffl eigentlich keine soziale Seite hat, wenn's um's Essen geht, aber der läßt den Kleinen auch mit ran..
LG Alix
Verfasst: Do, 18. Jan 2007 09:50
von Josatianma
Ist er in der Herde der einzige Jungspund? Dann würde ich vermuten, dass er unter Welpenschutz steht. Er wird von den ganzen Großen nicht ernst genommen. Narrenfreiheit gibt es bei Pferden ja eigentlich nicht.
Deshalb ist es ja eigentlich besser Jungpferde in einer gleichaltrigen Herde groß werden zu lassen. Da erziehen sie sich dann gegenseitig.
Verfasst: Do, 18. Jan 2007 09:55
von Alix_ludivine
Also in der Herde sind alles "Männer" (der eine mehr, der andere weniger). Die Jüngsten sind die Absetzer von diesem Jahr (3 an der Zahl), dann kommen 3, die in dem Alter von dem besagten Jungspund sind, dann noch ein 4jähriger, ein 5 jähriger, ein 6 jähriger, meine beiden mit 9 und 16 Jahren und dann noch ein "Opa" mit 19..
Normalerweise funktioniert die Erziehung richtig gut. Die Kleinen kommen meist ziemlich "großmäulig" von Mutti und glauben ihnen gehört die Welt

Und eine Woche bei den Jungs und die sind dann gaaanz nett und freundlich

Traki hat da immer so eine Art "Vaterrolle" der macht das immer recht nett und diplomatisch mit der Erziehung, während es beim Haffl schonmal Keile gibt (die beiden sind die Ranghöchsten)..
Ich finde es halt komisch, weil wir sowas die ganzen Jahre noch nicht hatten..
LG Alix
Verfasst: Do, 18. Jan 2007 10:07
von Josatianma
Na, dann macht er es vielleicht mit Charme, so wie unser Pony. Der hatte auch so eine nette Art und ist überall zum Fressen rangekommen (im alten Offenstall). Auch er wurde von keinem wirklich verscheucht und wenn, ist er einmal aussenrum gelaufen und hat sich auf der anderen Seite hingestellt.
Er vertreibt aber auch niemanden böse, d.h. er droht nie oder legt die Ohren an. Auch in der Arbeit fragt er immer mal wieder an, aber bei klarer Anweisung reagiert er auch klar. Er ist sehr intelligent.
Verfasst: Do, 18. Jan 2007 10:09
von Alix_ludivine
Hm, Charme hat der Kleine und wenn mal gedroht wird, dann nimmt er den Kopf einfach aus der Reichweite und macht dann weiter.. Aber wirklich ernst wird es für ihn eben nie..
Verfasst: Do, 18. Jan 2007 12:01
von Klaus
Auch wenn die "anderen" aus seiner Herde ihn so tolerieren, so kann ich dir nur einen Rat geben. Setzte dich gegen ihn durch und sorge dafür, das DU die Ranghöhere bist. Denn irgendwann ist er so groß, das niemand mehr (zumindest die normalen ReiterInnen) mit ihm klarkommen. Das auch, weil er dann zu groß und zu stark ist.

Verfasst: Do, 18. Jan 2007 12:08
von Alix_ludivine
@Klaus
Keine Sorge, ich setze mich schon durch, er ist ja nicht bösartig, sondern muss extra aufgefordert werden. Finde halt nur das Verhalten der "Chef's" etwas komisch

Verfasst: Do, 18. Jan 2007 12:15
von Medora
Ich würde sagen, dass von dem Kleinen dann keine "Gefahr" ausgeht. Als Anthony ankam, hat er sehr schnell ziemlichen Ärger mit Aramis bekommen, obwohl er nicht für uns Menschen Offensichtliches gemacht hat. Über die Zeit hat sich nun gezeigt, dass Anthony ziemlich dominant ist, was Aramis wohl sofort gemerkt hat und dementsprechend vorgebeugt hat. Ich würde also darauf tippen, dass der Jungspund eher rangniedrig ist und die Älteren ihn "lassen", weil er eben jung ist und ihre Position nicht wirklich bedroht ist. Schätzungsweise kann sich das aber auch ändern, wenn der Kleine älter wird.
Medora
Verfasst: Do, 18. Jan 2007 18:13
von kallisto
Das ist mir auch schon aufgefallen. Dachte, es liegt daran, dass er ein Haffi-Jungtier ist und die anderen beiden halt Fremde sind. Aber selbst Muffin (der kleine Troll

) wird in die Schranken gewiesen. Der zweijährige hat vor allem bei den älteren Haflingern Narrenfreiheit.
Aber meiner zeigt dem Arik teilweise schon etwas stärker, wenn er keinen Bock mehr auf Toben hat. Der hatte den letztens eine reingewammst, da stand Arik nur da und guckte dumm. Was mich z.B. auch wundert, dass meiner bei dem alten Haffi viel Narrenfreiheit hat. Als die beiden Raufbolde gespielt hatten, hat meiner die Kurve etwas überschätzt und ist dem Greis richtig in die Seite gelaufen. Hat er eher ignoriert. Und auch beim Fressen darf meiner neben dem Greis stehen, wo anderen verjagt werden (was er natürlich auch ausnutzt). Ich denke es hat viel mit Sympathie zu tun. Aber ich denke, wenn er 3-4 jährig wäre und er langsam die Rangordnung etwas gefährden würde, dann würden die älteren das nicht mehr so locker sehen.
Verfasst: Mi, 28. Mai 2008 17:56
von Santana
naja, mit 2 Jahren genießt der Kleine noch den Fohlenschutz.

Dauer dieses Zustandes schwankt wohl stark und ist sicher auch abhängig von der "Ernsthaftigkeit" der Frechheiten.
Verfasst: Mi, 28. Mai 2008 20:24
von Gawan
Das mit der Rangordnung scheint mir gar nicht immer so klar zu sein wie etwa eine militärische Hierarchie. Als mein Jungspund im Frühling 2007 mit gut zwei Jahren neu in eine bunt gemischte Herde kam (Wallache und Stuten zwischen 4 und 24, diverse Rassen), wurde er gleich vom Herdenchef auf die Seite genommen und das Verhältnis geklärt (ohne Beissen und Schlagen, nur in einem "Gespräch"). Gawan anerkannte den Chef sofort und wich ihm später meist aus (manchmal "versteckte" er sich sogar hinter mir, wenn der Chef auftauchte). Bei den anderen Pferden testete er dagegen aus, was er sich erlauben konnte, und holte sich dabei manche Schramme.
Im Sommer kam neu Taranto, ein relativ spät kastrierter Spanier, dazu. Dieser ist den anderen Pferden gegenüber sehr reserviert und unsicher, aber er traute sich bald in die Nähe von Gawan. Dieser fing im Winter an, mit Taranto Übungskämpfe zu veranstalten, d.h. für ein paar Minuten fliegen die Fetzen, dann fressen sie wieder friedlich zusammen. Meist fängt Gawan mit den Kämpfen an, aber Taranto macht häufig begeistert mit. Gawan versuchte auch schon, andere Pferde zu solchen Kämpfen zu motivieren, aber mit weniger Erfolg.
Nun beobachtete ich einmal folgende Szene: Taranto, Gawan und der Chef kamen zusammen an den Zaun, der Chef drohte etwas gegen Gawan, der sofort zurückwich, in einem Bogen auf Taranto zulief und versuchte, ihn in die Beine zu zwicken; nach einem kleinen Scharmützel ging Taranto zum Chef und versuchte, diesen (auch nicht sehr ernsthaft) am Kopf zu zwicken (damit will ich sagen, dass die Szene zwischen Gawan und Taranto eher aussah wie ein gegenseitiges Fangen und wieder Weglaufen, Taranto und der Chef dagegen gingen im Kopfbereich aufeinander los). Auf das Reihum Chef => Gawan => Taranto => Chef konnte ich mir keinen Reim machen.
Tanja Xezal
Verfasst: Mi, 28. Mai 2008 21:13
von Cat_85
Ich glaube auch, dass das mit der Rangordnung schwieriger ist als man denkt. Das kann man nicht abzählen, vonwegen der ist an der Stelle, der an der. Das hat sehr viel mit Sympathie und Freundschaft, aber auch regelrechter Abneigung zu tun. Ich würde sowas nicht als Hierarchie bezeichnen, sondern die Pferde eher zueinander ins Verhätniss setzen. Also Pferd eins ist scheinbar ranghöer als Pferd 5 und sie mögen sich nicht wirklich, scheint mit Pferd 3 eine Freundschaft zu haben und soweiter. Versteht ihr was ich meine? Ich denke, das Pferde viel zu komplex sind in ihrem sozialen Verhalten, als das man eine einfache Hackordnung aufstellen könnte.
Verfasst: Mi, 28. Mai 2008 21:34
von Filzi
Wir haben bei uns ein Hafitier der mich auch sehr wundern lässt.
Er hat null Respekt, jagt andere, nur den Chef nicht.
Der sieht sich alles genügsam an, erst wenn er zu nahe kommt gibts was hinter die Ohren.
Der Kleine nervt richtig, weil er so ziemlich auf alle Pferde losgeht.
Bei der BESI nicht anders, er darf machen was er will.
Heute habe ich ihn gebadet, weil es so heiss war, natürlich erst nach meiner Madame.
Jedenfalls meinte Hafitier beim Putzen, dass man Karin auch mal auf die Seite drängen kann und zwar mit ganzem Gewicht.
Da er auf scharfe Worte und einen Klaps auf die Pobacke nicht reagierte, habe ich mich bewaffnet.
"Oh schau, wir können ja doch brav stehen!"
Der Hafi ist absolut unerzogen, lotet aus wo er kann und ist im Umgang die reinste Nervensache.
Aber wie gesagt, nicht nur mit Mensch sondern auch mit Pferd.
Welche Stelle er für sich beansprucht ist wohl klar.

Verfasst: Mi, 08. Okt 2008 23:21
von Gast
Meist wirkt eine richtige Leitstute Wunder. Dies hat natürliche Ursachen, da die Erziehung im Herdenverband die Leitstute übernimmt. Vielleicht sollte der Jungspund mal in einen gemischten Verband kommen, natürlich davon abhängig ob er schon weiss was da zwischen seinen Beinen baumelt oder er schon gelegt ist.
Verfasst: Do, 09. Okt 2008 11:14
von kallisto
Der damalige Jungspund, ok nun ist er erst 3,5, darf lange nicht mehr alles. Und seine Ich-bleib-einfach-stehen-Taktik und ignorier-alles geht auch nicht mehr. Und das eine Stute zum Feuerball mutieren kann, findet er äußerst faszinierend. Soweit zum Haffi.
Was mich gerade wundert, dass ein 3,5-jähriger der Chef einer 9-köpfigen Herde wird, in dem vor allem ältere Stuten vorhanden sind. Ok, mein Vollblüter kann imposant mit lautem Schrei auftreten, hat eine äußerst flinke Hinterhand und eine Menge Selbstbewußtsein. Einen älteren Wallach gibt es nicht mehr, nur viele ältere (auch sehr junge) Stuten. Ich hätte gedacht, die zeigen ihm mehr, wo es lang geht. Und mein Pferd fühlt sich in der Rolle auch wohl. Seine Mutter war zur Fohlenzeit ranghöchste und als der ältere Wallach noch da war, war er auf Platz zwei. Nur hätte ich gedacht, dass eine 12-jähriges Vollblutstute sich von einem 3,5-jährigen nichts sagen läßt. Und es gibt noch andere, gesund und alle herdenerfahren. Aber keine traut sich.
LG Susi