Science of motion - Jean Luc Cornille

Rund um die klassische Reitkunst

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horsman
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Beitrag von horsman »

korrekt, die Wirbelsäule als Verbindung der Bewegung von HH und VH spielt dort (wie ja auch in jeder anderen RL unstrittig auch) eine zentrale Rolle. Aber er schreibt schon auch, dass man bei dem Versuch das Pferd aufs Hinterbein zum tragen zu bringen eben nicht den Fehler machen darf nur die Hinterhand im AUge zu haben und das unter treiben der HH zu focusieren, sondern dass die Vorhand diejenige ist, die diese Gewichtsverschiebung erbringen wird, indem sie sich hebt. Hierzu nutzt er u.a. auch das (bei zu Genüge schon Baucher/Racinet erörterte) Tool des Hebens der Halsbasis durch Heben des Genicks. Sicherlich noch einiges andere mehr.

Hier mal ein Beleg für die Rolle, die Cornille der Vorhand zuspricht:

Zunächst ausführend zu den Schwierigkeiten die das besprochene Pferd bei seiner Bewegung hat sagt er:
"The forelegs are unable to propel the front end of the horse’s body upward and the pushing activity of the hind legs is heavily loading the front legs. Frame by frame, the elevation of the croup associated with the pushing action of the hind legs is even more obvious. "

This was not due to the horse’s lack of athletic abilities but simply bad training techniques.

Dann nach seiner verbessernden Arbeit sagt er:
"45 minutes later, the horse is perfectly capable to produce proportional upward propulsive force of the forelegs. Frame by frame one can clearly see the upward propulsive activity of the forelegs lifting the front end of the horse’s body in proportion with the elevation of the croup. " Jean Luc Cornille
http://www.scienceofmotion.com/videos/e ... anics.html
Zuletzt geändert von horsman am Do, 17. Jan 2013 23:31, insgesamt 2-mal geändert.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

amara hat geschrieben:
Also, die FN schreibt schon immer von Balance. Schon in der HdV wird das geschrieben. Soll das was neues sein? Gut, die HdV nutzt halt das Wort Gleichgewicht.
Und was soll daran baucheristisch sein?
.
Yep. Und auch in der FN-Reiterei ist das Anheben der Hand keine unbekannte Größe. Genau so – also mit einem leichten Anheben der Hand – werden nach klassisch-deutscher Manier nämlich z.B. halbe Paraden geritten. Damit das Pferd, wenn es hinten vermehrt drunterkommt, nach vorn oben überhaupt durchkann, ohne dass man den Widerrist mit tiefer Hand deckelt.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

amara hat geschrieben: Also, die FN schreibt schon immer von Balance. Schon in der HdV wird das geschrieben. Soll das was neues sein? Gut, die HdV nutzt halt das Wort Gleichgewicht.
Und was soll daran baucheristisch sein?
Yep, und davon, dass der Reiter dem Pferd dabei helfen soll, ist auch nicht erst in den neuen Richtlinien die Rede.
Und zum Tool des Hebens der Halsbasis: Exakt das gehört nach klassischer deutscher Reitlehre zum Beispiel dazu, wenn man eine halbe Parade reitet – man hebt die Hände leicht an, damit das hinten vermehrt untertretende Pferd auch tatsächlich die Möglichkeit hat, sich im Widerrist anzuheben und die Bewegung störungsfrei von hinten nach vorn durchlaufen zu lassen.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Ne, ist nicht neu... kannte und nutzte Herr Klimke auch :wink: - und ziemlich sicher auch viele viele andere Reiter... nehme ich mal völlig "ahnungslos" an.
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horsman
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Beitrag von horsman »

na, dann haben wir nun einmal mehr Bauchers Tool und die dt. Reitlehre zusammen gebracht. Wir kommen schon noch dahinter, warum NO schrieb, Baucher ist das selbe wie Steinbrecht bloss andere Rheinseite
-
Aber egal, mir geht es hier nicht um Baucher or not Baucher. Wir wissen ja nun längst, dass sich die verschiedenen Reitlehren alle gegenseitig befruchten können, wenn man das positive und richtige daraus erkennt und bestenfalls auch anwenden lernt und dann nutzt, wo und wann es angebracht ist, und dass es oft bloss dieselben Techniken aus anderem Blickwinkel betrachtet und mit anderem (ev. dem jeweiligen Pferd angepassten) Fokus sind.

So seh ich das auch mit J.L. Cornille. Leider ist Florida bzw. Nord-Karilona nicht um die Ecke :lol:

Bzgl. des Tempos für das Training hat Cornille aber wohl eine dezidiertere Auffassung als zB Klimke und nutzt da zu Beginn wohl eher niedrigere Tempi um damit die Korrelation der Bewegung zu trainieren (insbesondere auch die Federkraft der Vorderbeine zu entwickeln, die das Gewicht der Schultern nach oben bringt). Guckst Du hier:
http://www.youtube.com/watch?v=RzifA76Bcos
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Tossi
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Beitrag von Tossi »

horsmän hat geschrieben:ok, interessant.
kannst Du mir denn kurz sagen, ob er dann auch reiterliche Erläuterungen abgibt, oder ob er diese Probleme eher osteopatisch oder "nur" durch seine Bodenarbeit zu lösen versucht?
oh, die Rückfrage hatte ich ganz übersehen - dürfte sich aber inzwischen erübrigt haben...

BTW:
horsmän hat geschrieben: .....So seh ich das auch mit J.L. Cornille. Leider ist Florida bzw. Nord-Karilona nicht um die Ecke :lol:....
"Nord Karilona" finde ich toll

LG Elisabeth
Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet. (David Hume)
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

horsmän hat geschrieben:na, dann haben wir nun einmal mehr Bauchers Tool und die dt. Reitlehre zusammen gebracht. Wir kommen schon noch dahinter, warum NO schrieb, Baucher ist das selbe wie Steinbrecht bloss andere Rheinseite
-
Horsemän, das ist vollständig klassisch-französisches Grundrüstzeug. Wird bei Pluvinel und de la Guérinière bereits erklärt und beschrieben hat also mit Baucher nur in soweit zu tun, daß er diese ganz althergebrachte Technik für bestimmt Effekte nochmals dezidiert erläutert hat.
Das ist Technik. Wie man dann Techni genau nutzt, in welchen Situationen man sie wie und in welcher Kombination einsetzt, ist dabei doch nachrangig.
Natürlich setzt Herr Cornille die Demi Arrêts anders ein als ein Herr Klimke. Deswegen sind es aber nach wie vor Demi Arrêts.
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amara
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Beitrag von amara »

Danke s&p, wollte nämlich gerade schreiben, dass auch mein Lehrer, der nu mal gar nix mit Baucher am Hut hat, viele bekannte Elemente einsetzt - weil er nunmal den Pluvinel und de la Guérinière rauf und runter ausgequetscht hat. Jepp, und da gibts aufrichtende Demi-Arrets, Arbeit im Stehen in Haltung und die Lerngangart Schritt. :wink:
Mit Baucher hat das aber gar nix zu tun! Zeitlich ja auch wesentlich später.
horsman
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Beitrag von horsman »

naja, mit Baucher hat es insofern zu tun, als dass es seiner Grundidee recht nahe kommt, nämlich sich zunächst darum zu kümmern, dass das Pferd in eine gute Balance kommt und dann Bewegungen nur in dieser guten Balance an zu nehmen und bei Verlust der Balance (richtige haltung) zurück zu kehren und zunächst diese wieder herstellen.

Das Feature, langsamer Schritt mit einem ein sehr geraden Pferd ggf. auch in einem SH/SV (immer wieder in Balance gebrachten - also nicht eine Schulter überladendend und sich nicht schief stellendend) in etwas höherer Halseinstellung ohne Beizäumung und ohne Gewicht auf den Zügeln, kennt man von Racinet auch (siehe seine Erläuerungen zum gezählten Schritt). Ich sehe da schon deutliche Zusammenhänge, sehe aber auch die Ausführungen von Cornille zum SH bzw. Schulter-vor von Steinbrecht, La.G, und Newcastle. Auch thematisiert er nicht die Unterkieferflexion, wenngleich man diese genau sehr gut sieht, wenn man schaut, wenn er mit den Pferden arbeitet.

Auch die Erklärung von Cornille, dass sich bei gerader Wirbelsäule und angehobener Halsbasis ohne Gewicht auf dem Zügel das Becken abkippt und zu mehr HH-Engagement führt, kenne ich genau so aus den Texten und Kursen von Racinet.

Zeitlich später als Cornille war Baucher aber jetzt nicht :wink: , aber in der Tat, der Name Baucher taucht in den Ausführungen bei Cornille nirgends auf (vielleicht absichtlich nicht? :wink: ). Ist ja letztlich auch Wurscht, was zählt sind die Erkenntnisse und die Resultate die er da zeigt und die sich mE sehen lassen können. Und er sagt ja selber sehr schön: "lassen sie uns keine Zeit verlieren mit unnützen Diskussionen"
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amara
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Beitrag von amara »

Warum muss den nonstoppundständig ein Gedankengut von Baucher enthalten sein????
Baucher war auch nur französisches Kind, hast du den Pluvinel mal durchgelesen? Stehen so Sachen wie aufrichtende Arrets etc. 1:1 drinnen. Hat mit Baucher nix zu tun. Sehr wohl mit der französischen Tradition.
Und einen Seeger hätten wir auch noch. Und....
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Beitrag von Rapunzel »

Ich finde von Bildern her eh die Pferde von Beudant viel ansprechender als Baucher. Und beide sind auch fröhlich Rollkur geritten, wenn sie es sachdienlich fanden.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Rapunzel, in echt jetzt? Du findest die Bilder von Beudant ansprechend? :shock:
Viele Grüße
Sabine
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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Einige, die man so sieht, wenn man Google fragt, durchaus.
Das zum Beispiel:
http://barnmice.com/photo/etienne-beuda ... e=activity
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

OT zu Beudant: da kommen wir zwei nicht zusammen, Rapunzel. Auf allen Bildern, die ich von Beudant kenne, sehe ich immer wieder wesentliche Punkte, die ich persönlich nicht für erstrebenswert halte. :wink:
Viele Grüße
Sabine
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horsman
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Beitrag von horsman »

Bilder sind nur Bilder, sowie Fotos nur Fotos sind. Um wirklich richtig urteilen zu können, muss man das Pferd in Bewegung sehen.

@amara
Es muss nicht nonstoppundständig ein Gedankengut von Baucher enthalten sein. Wenns nicht ist, dann ist eben nicht. Kein Problem. Ich wies lediglich darauf hin, das hier bei Cornille diesbezüglich, bzw. konkreter gesprochen zu dem was Racinet über die baucherschen Techniken schreibt (ich nenn es mal weiterentwickelter Baucher), recht viel wieder zu erkennen ist. Und zwar viel viel viel viel mehr, als bloss ein "demi arrets" in Form eines kurzen anhebens der Hand. Das mag den einen oder anderen vielleicht inspirieren diesbezüglich doch auch mal über den Tellerrand zu schauen.

Bauchers Lehridee ist deshalb so gravierend anders als alle anderen Reitlehren, weil hier die Bewegung nicht als das angesehen wird, was man nutzt um das Pferd zu arbeiten, sondern beinahe schon konträr, die Bewegung ist das Ergebnis der Arbeit an der Balance zuvor. Diese doch ziemlich andere Heransgehensweise wird der Methode ja stes zum Vorwurf gemacht, weil es angeblich die natürliche Bewegung und das fließende Vorwärts, was man letztlich haben möchte, nicht produzieren könnte oder sogar zerstören würde.

Wie ich finde, liefert Cornille hier einen guten Beleg, dass das nicht zwangsläufig der Fall sein muss, sondern hier genau das Gegenteil ist der Fall.

Und Cornille scheint hierfür einen gut gangbaren Weg aufzuzeigen, denn bloss vom stehen wird das Pferd ja auch nicht ausgbebildet :wink: Zusätzlich scheint er es auch physiologisch untermauern zu können.


Hat jemand diese DVDs schon? Welche lohnt als erstes? Mich würde sehr interessiert, diese Schule des Auges - Pferd in Bewegung - was ist unkorrekt und warum und was ist zu tun". Kennt jemand die? Bestellen aus den Staaten ist ja leider recht aufwendig, da würd ich erst mal gerne wissen, ob es sich lohnt.
http://www.youtube.com/watch?v=2cuk2RjUNEQ
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