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Differenzierung biegender / treibender Schenkel?
Verfasst: Fr, 18. Mär 2011 15:30
von Firli
Wie differenziert Ihr beim Reiten zwischen biegendem und treibendem Schenkel?
Die letzten Wochen habe ich da einiges beobachtet und auch ausprobiert, und zwar sowohl auf meinem Jungpferd (wenige Monate "dressurmässige" Arbeit) wie auch auf zwei viel weiter ausgebildeten Lehrpferden. Alle drei Pferde reagieren mit Biegung darauf, wenn ich eher an "inneres Bein lang" denke, und an vorwärts, wenn ich "normal" am Gurt treibe. Anders rum geschieht entweder nichts oder es entsteht Hektik.
Wirklich was gefunden habe ich zum Thema nicht, ansatzweise bei Corinna Lehmann, Bausteine Dressurreiten und bei Sylvia Loch, Dressur mit leichter Hand. Allerdings ist meine Bibliothek auch recht klein.
Wie sind Eure Erfahrungen zu diesem Thema? Habt Ihr ähnliche Beobachtungen gemacht?
Verfasst: Fr, 18. Mär 2011 15:54
von Mary
Um es für das Pferd ganz klar zu machen , hab ich es so gelernt. Einwirkung am Gurt ist immer vorwärts und eine Handbreit hinter dem Gurt seitwärts.
mfg mary
Verfasst: Fr, 18. Mär 2011 16:58
von Firli
Hm, seitwärts ist ja nochmals was anderes. Da ist mein Bein auch weiter hinten. Aber das innere Bein in der Wendung bleibt ja vorne.
Ich finde es noch schwierig zu beschreiben, was ich meine. "Bein lang" mit Bügeltritt gleichsetzen würde ich z.B. nicht. Es ist mehr so, dass sich die Spannung im Unterschenkel dabei verändert. Eine (gewollte, bewusste) Gewichtsverlagerung mache ich nicht. Mag sein, dass da doch ein wenig mit dabei ist.
Beim treibenden Schenkel fühlt sich das für mich anders an.
Ich bin neugierig auf andere Gedanken zum Thema - vielleicht bringt das ja etwas Klarheit in meine Gedanken

Verfasst: Fr, 18. Mär 2011 17:25
von Annie
wie differenziere ich zwischen treibenden und biegenden Schenkel:
treiben ist ein impuls, biegen ist eine stätige positive Spannung
Verfasst: Fr, 18. Mär 2011 17:25
von Hadriana
Ich hab es so gelernt, dass sich zum Biegen die Spannung im ganzen Bein erhöht und es so angeschmiegt bleibt, während zum Treiben der Schenkel impulsartig beim Abfussen eingesetzt wird... das erste ist also eher passiv und das andere eher aktiv. macht das Sinn?
edit: hat sich mit Annies Beitrag überschnitten

Verfasst: Fr, 18. Mär 2011 17:30
von Firli
Danke Euch - das scheint sich ja mit meinen Beobachtungen zu decken.
Verfasst: Fr, 18. Mär 2011 17:51
von Melli
Die Differenzierung findet vor allem in meinem Kopf statt - was will ich, wo will ich hin, in welchem Tempo und mit welcher Grundspannung. Focus, Energie, inneres Bild.
Eine simple Konditionierung auf zu bedienende Knöpfe fällt für mich mit dem Ziel von Kommunikation auseinander.
Verfasst: Sa, 19. Mär 2011 09:56
von alimat01
Oh, das ist spannend.
Also ich bin da auch "dabei", was ihr eigentlich schon gesagt habt. Wollte es eigentlich nur untermauern.
Wenn ich den "Fokus" einsetze, also dahin schaue, wo ich hinwill (Wendung, d.h. auch Biegung, verändert sich ja der Sitz: Der innere Sitzknochen ist mehr belastet, das innere Bein kriegt eben jene beschriebene, leichte Spannung in der Wade - legt sich zumindest bei mir ein bisschen besser an Das äußere Bein kommt alleine durch die Drehung schon leicht zurück (verwahrend). Wenn dann das Vorwärts fehlt, wäre das bei mir auch ein Impuls.
Aber so verkopft das klingt - wenn das innere Bild stimmt, wie die Wendung aussehen soll, dann klappt es ja oft schon.
Also Firli - ich denke, wenn alle 3 Pferde so drauf reagieren, ist es wohl richtig . Hat man beim Reiten nicht immer wieder seine eigenen Bilder und Begriffe, die einem helfen? Bei dir ist es für die Biegung "Bein lang", bei mir "vorne lassen".

Verfasst: Sa, 19. Mär 2011 10:01
von alimat01
Ach und @ Melli: Ich hatte es eigentlich nicht als Konditionierung verstanden (-und verstehe es in meiner Reiterei auch nicht so). Sondern eher als Hinterfragen: Es hat funktioniert - Was habe ich eigentlich gemacht? Wenn es dieses Mal verständlich für´s Pferd war, möchte ich es doch das nächste Mal genauso verständlich machen. Also durchaus als Teil einer Kommunikation.
Verfasst: Sa, 19. Mär 2011 11:29
von Firli
Ja, ich sehe das auch eher als Hinterfragen des zunächst unbewusst funktionierenden Reitens. Ohne klare Vorstellung oder Fokus geht meiner Meinung nach sowieso nichts, da "verkommt" jede Hilfe zu einem nichtssagenden Signal.
Bezüglich Konditionierung: Ich glaube grad bei dem, was ich als "biegenden Schenkel" erlebe, braucht es keine Konditionierung - warum sonst hätten alle drei Pferde, von der sehr jungen Remonte bis zum Pferd auf M/S-Niveau, gleich darauf reagiert? Mag sein, dass das bislang unbewusst erfolgte, mag auch sein, dass viele Reiter ihr Bein so oder ähnlich einsetzen.
Verfasst: So, 20. Mär 2011 10:14
von Ennah2
Firli hat geschrieben:"Bein lang" mit Bügeltritt gleichsetzen würde ich z.B. nicht.
Da hast du Recht: Bügeltritt ist ein kurzfristiger Impuls,während "Bein lang" eine zeitlich läönger andauernde Gewichtshilfe ist
Es ist mehr so, dass sich die Spannung im Unterschenkel dabei verändert. Eine (gewollte, bewusste) Gewichtsverlagerung mache ich nicht. Mag sein, dass da doch ein wenig mit dabei ist.
Ja, da geschieht tatsächlich auch eine Gewichtsverlagerung! Das Bein endet nicht im Oberschenkel, und wenn du "Bein lang" machst, wirkt sich das auch auf deinen Schwerpunkt aus = Gewichtsverlagerung. Beobachte das mal in der Praxis, dann wirst du das bemerken: Du kannst nicht "Bein lang" machen, ohne dass der gleichseitige Sitzknochen tiefer in den Sattel kommt. Wenn du dann "Bein lang" mit "Schenkel ran" (grob ausgedrückt

) kombinierst, hast du eine biegende und gleichzeitig treibende Wirkung.
Und: Hinsichtlich der Gewichtshilfen ist - im Gegensatz zu den treibenden Hilfen - keine Konditionierung erforderlich.