Max1404 hat geschrieben:
Und zu den Grämmchen: zunächst muss das junge Pferd eine richtige Anlehnung lernen. Das geht nicht, indem man die Zügel wegwirft und sich "Leichtigkeit" vorgaukelt (wird gerne im Klassik-Barock- und im Freizeitreiterbereich gemacht. Entweder wird sich dabei verkrochen oder die HH schlurft). Eine Anlehnung ist so stark oder leicht wie es die Situation erfordert. Bei einem weiter ausgebildeten Pferd muss man sie variieren können, sonst kommt man in der Ausbildung nicht weiter. Will heißen: für geübte Lektionen eine leichtere Anlehnung, für neue Lektionen - falls erforderlich - ggf. eine etwas stärkere Anlehnung. Das spricht für eine gute Anlehnung und eine saubere Basisarbeit!
Cubano hat geschrieben:
Unterschreib.
Oder wie Richard Hinrichs sinngemäß sagte: "Das Pferd bestimmt den Grad der Anlehnung". Das gilt auch für das gut gemeinte Credo, sie müsse stets leicht sein. Leichter wird sie von allein. Je besser das Pferd in Balance ist. und das, Gast, hat rein gar nichts zu tun mit starrer Hand oder gar zerren…
Headroom42 hat geschrieben:
Ansonsten: Och ich glaube, Hinrichs kann sich solche Gedanken auch schon ganz gut allein machen. Das Buch "Reiten mit feinen Hilfen" räumt übrigens ziemlich gründlich mit dem Mythos der immerleichten Anlehnung auf…
Und ein "Mythos" ist die leichte Anlehnung gewiss nicht. Hinrichs muss man auch im Kontext lesen, dann weiss man was gemeint ist.
Hinter den Kulissen diskutieren wir angeregt und sachlich über die "leichte" Anlehnung nach klassischer Manier. Ich finde, in obigem Video sieht man eine ziemlich deutliche Anlehnung und Paraden die wirklich durchkommen, z.B. bei 1:44.
Ich möchte darüber nicht urteilen, aber das was ich auf dem Video sehe hat mit der vielzitierten immerleichten Anlehnung gar nichts zu tun.
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
Auf mich wirkt das leider auch relativ festgehalten in dem Video - dafür spricht auch der sehr "gelaufene" Galopp, der mir gar nicht gut gefällt.
Ich finde es immer befremdlich, wenn sich an der Zügellänge minutenlang nichts ändert. Die Versammlungsbereitschaft eines Pferdes ändert sich quasi sekündlich - und das müsste sich eigentlich im Spiel zwischen Maul und Hand widerspiegeln. Ich glaube, eine leichte, spielerische Anlehnung ist nur möglich, wenn Maul und Hand miteinander kommunizieren. Leider nimmt häufig die Hand den Zügel einfach kurz und das Pferdemaul hat sich danach zu richten ...
Phanja hat geschrieben:Ich finde es immer befremdlich, wenn sich an der Zügellänge minutenlang nichts ändert.
Weil die wenigsten Reiter gelernt haben, ihre feinmotorischen Armfortsätze (Finger ) auch wirklich zu gebrauchen. Und nicht mehr passendes Zügelmaß mit Armbewegungen ausgleichen und damit ihre ganze Stabilität aufgeben. Und (schlimmer) die Elastizität
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
Das Pferd war vermutlich wegen der Zuschauer kein bißchen losgelassen die meisten Lektionen unsauber geritten, hier hat in meinen Augen leider nix gestimmt, dann ist mir auch die Anlehnung wurscht, da die nach der Losgelassenheit kommt,ist die nicht da,die Losgelassenheit, brauch ich mir über Anlehnung keine Gedanken machen,damit sagen will.
@ottilie
Da kann ich nur empfehlen, Klavier spielen zu lernen
Das gibt einem eine derartige Fingerkoordination - und zudem die Fähigkeit mit beiden Händen unabhängig und trotzdem harmonisch zu agieren.
Und ein Schelm, wer hier manchmal einen falschen Knick sieht
Aber genau das ist es doch: man sieht, dass das Pferd am Anfang (bei ca. 0.42) leicht scheut. Nun habe ich die Wahl, ihn etwas strammer zu halten und mein Programm zu reiten oder lieber gleich rauszureiten... Ich bin sicher, der ist zu Hause in der leeren Halle auch entspannter und mit mehr Leichtigkeit zu reiten.
"Mythos" ?
wer mal erlebt was in dieser Richtung geht, der hält es nicht für einen Mythos, sondern für eine Selbstverständlichkeit.
Das ganze Thema ist allerdings zu komplex, als dass man es hier in der Kürze erörtern könnte. Vielleicht nur soviel: der Reiter hat es buchstäblich in der Hand, wieviel Gewicht er auf den Zügeln zuläßt. Denn: würde er die Zügel nicht anfassen, gibt es kein Gewicht mehr auf den Zügeln.
horsmän hat geschrieben:"Mythos" ?
wer mal erlebt was in dieser Richtung geht, der hält es nicht für einen Mythos, sondern für eine Selbstverständlichkeit.
Das ganze Thema ist allerdings zu komplex, als dass man es hier in der Kürze erörtern könnte. Vielleicht nur soviel: der Reiter hat es buchstäblich in der Hand, wieviel Gewicht er auf den Zügeln zuläßt. Denn: würde er die Zügel nicht anfassen, gibt es kein Gewicht mehr auf den Zügeln.
Denke genau das ist das Problem, es hat kaum jemand heute noch erfüllen oder erlernen können. Es gibt nur noch vereinzelte Pferde die richtig ausgebildet sind, wo man das erfühlen kann. Weiter wird ja heute auch kein handunabhängiger Balancesitz mehr gelehrt. Die Zügel dienen vielen auch zum festhalten, sonst würde die im Trab und Galopp aus dem Sattel fallen.
Erst wenn man einmal gespürt hat wie sich ein richtig gerittenes Pferd anfühlt weiss, dass das alles kein Mythos, sondern harte Realität ist.
Phanja hat geschrieben:@ottilie
Da kann ich nur empfehlen, Klavier spielen zu lernen
Das gibt einem eine derartige Fingerkoordination - und zudem die Fähigkeit mit beiden Händen unabhängig und trotzdem harmonisch zu agieren.
Yep und führt bisweilen zu diesem unsäglichen Klingeln was nix anderes ist, als eine klassisch-barock angehauchte Version von Riegeln light. Ketzermodus aus. Das betrifft übrigens nicht Dich Phanja, sondern ist lediglich eine generelle Beobachtung von mir. Was heute – vor allem in den Kreisen derer, die sich leicht auf die Fahnen geschrieben haben – an den Zügeln rumgefummelt wird, ist teilweise wirklich unerträglich. Und hat mit leichter Anlehnung zudem nicht das Mindeste zu tun. Wohl aber mit Störmanövern im Pferdemaul, auf das viele Pferde damit reagieren, dass sie sich hübsch hinters Gebiss verkrümeln. Ist auch nichts anderes als eine barocke Version des "Rübe runter", sorry.
Und mal eben zu "Paraden, die wirklich durchkommen". Ja, was auch sonst? Wenn ich eine Parade gebe, will ich auch, dass sie durchkommt. Sonst gebe ich nämlich keine. Und die gebe ich z.B. bei einem jungen Pferd, was z.B. gerade mal unkonzentriert ist, ruhig auch etwas deutlicher. Danach muss dann aber auch sofort Ruhe herrschen. Ich denke, Hinrichs macht das mit Rufia nicht anders. Da ist die Parade nix anderes als: Hey Freund, zuhören hier…
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs
Ich finde diese Anlehnung auch nicht besonders fein. Dazu kommt, dass der Reiter so wenig im Balancesitz sitzt, dass ihm das Pferd nach der Grußaufstellung den Hintern lupft.
Sehr genial finde ich allerdings diese Satelliten-Ohren des Pferdes.
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
Naja, es geht ja nicht darum, eine schlechte Ausführung mit der anderen schlechten Ausführung zu vergleichen.
Wenn die Anlehnung richtig fein ist, genügt ein Fingerzucken, um eine Reaktion hervorzurufen. Halbe Parade zum Aufmerksam machen oder zur Vorbereitung auf eine Lektion oder zum Lockern des Unterkiefers.
Wenn das nicht durchkommt, muss ich deutlicher werden - meine RL sagt immer so schön: "du musst einen Punkt machen"
Beispiel: wenn ich mal wieder in Leichtigkeit sterben möchte und z. B. beim Galopp-Halten 3x hintereinander keine anständige Parade hinbekomme, dann muss ich "einen Punkt" machen, indem ich mal die nächsten 1-3 Paraden stärker einwirke. Das Ergebnis habe ich am nächsten Tag gesehen, da war nämlich schon die erste Parade leicht und korrekt! Und darum geht es.
Nun ja, in so einer Situation (1. Video - Hinrichs) würde ich auch die "feine Anlehung" für die Kontrolle aufgeben Junges Pferd in ungewohnter Atmosphäre - würde mir jetzt nicht im Traum einfallen, dieses Video mit dem Titel des Threads in Verbindung zu bringen
Ich persönlich finde es viel schwieriger, eine leichte Anlehnung zu halten, ohne, dass der Zügel durchrutscht und springt oder das Pferd hinter dem Zügel läuft. Das hab ich mir über einen langen Zeitraum angewöhnt und trainiere mir das gerade mühevoll wieder ab.
Zuletzt geändert von chica am Mi, 23. Mär 2011 13:19, insgesamt 1-mal geändert.
LG Ines
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"Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart."
(Noël Pierce Coward)
Medusa888 hat geschrieben:Um mal ein bisschen Öl ins Feuer zu gießen: hier ein Video eines Schülers des vielzitierten Herrn von Neindorf : http://www.youtube.com/watch?v=WjO8IGhVB_Y
Ich finde diese Anlehnung auch nicht besonders fein. Dazu kommt, dass der Reiter so wenig im Balancesitz sitzt, dass ihm das Pferd nach der Grußaufstellung den Hintern lupft.
Sehr genial finde ich allerdings diese Satelliten-Ohren des Pferdes.
@Max
Also ich seh das ein wenig anders. Wenn ich die Galopp-Halt Parade 3 mal nicht hinbekomme, frage ich mich, WARUM es nicht klappt. Da gibts beliebig viele Ursachen. Liegts am Pferd oder am Reiter? Liegts dran, dass das Pferd unkonzentriert ist? Versteht das Pferd, was es soll?
Und daran sollte ich doch meine Lösung orientieren ... oder?
@Cubano
Mit dem Klavier spielen meine ich nicht, dass man damit Fingerspiel entwickelt. Aber man entwickelt ein Bewußtsein für Hände und einzelne Finger und kann auch viel gezielter vermeiden, dass man Bewegungen unbewußt macht (wozu ich z.B. ständiges Zügelklingeln häufig zählen würde)