Also, zum einen ist Dr. Ritters Buch sicherlich nicht die einzige Wahrheit auf der Welt, die es gibt für das Reiten von Übergängen

, das hat er sicherlich auch nicht gemeint, dass es so sein MUSS. Sondern so sein kann.
Zum anderen empfindet das auch jeder anders - und die Pferde stellen sich darauf ein.
Wenn man sich die footfalls, also die Fußungsfolge vom Galopp in eine niedrigere Gangart anguckt:
Galopp in den Trab: äußeres HB, dann kommt die Diagonale - die brauche ich auch für den Trab. Das Pferd kann nur sauber vom Galopp in den Trab, wenn ich es also schaffe, die bereits am Boden befindliche Diagonale einen Tick länger am Boden zu halten, so dass das äußere HB Zeit hat "aufzuholen" und schnell wieder abzufußen, damit es erneut GLEICHzeitig mit dem inneren VB auf dem Boden aufkommt --> dann bin ich im Trab.
Wenn ich die Parade beim Aufkommen des äußeren HBs gebe, wirkt sie auf die nächste Phase, nämlich die Diagonale. Würde ich die Parade später geben, könnte das Pferd das gar nicht mehr umsetzen.
Galopp in den Schritt: Fußfolge vom Galopp in den Schritt: 3-Bein-Stütze hält den Schwung auf, bis über das äußere HB der Schritt eingeleitet wird. Eine Parade vom Galopp in den Schritt funktioniert am besten in dem Moment, wenn die 3-Bein-Stütze das Gewicht am stärksten "bremsen" kann (wie immer kann das Pferd NUR schneller werden oder langsamer, wenn es grade Bodenkontakt hat - in der Schwebephase geht das nicht - und natürlich klappt der Übergang vom Galopp in den Schritt am besten wenn möglichst viele Beine die Kraftübertragung - also das Bremsen - übernehmen können). Gebe ich die Parade auf das innere HB, also wenn die Diagonale fußt, wirke ich auf die nächste Phase, nämlich die 3-Bein-Stütze. Und das ist GENAU die Phase, in der das Pferd am einfachsten in den Schritt kommt. Der Schritt startet dann mit dem Abfußen des äußeren HBs.
Hast du das Koch Buch? Da wird das eigentlich recht einfach klar.
Ich persönlich kann z.B. damit überhaupt nichts anfangen, ich sitze auch nicht innen oder außen, ich bleib - wenn man mich fragt wie ich die Parade reite - irgendwie "einfach sitzen" und reite halt wahlweise im Trab oder im Schritt "weiter". Wie auch immer, offensichtlich können Pferde Gedanken lesen, aber das für mich fühlt es sich wirklich an wie "na eine Parade denken und Schritt denken", dann bin ich im Schritt, oder "na eine Parade denken und Trab denken", und dann bin ich im Trab. Ich kann es nicht besser beschreiben als sich reinfühlen, visualisieren und es machen. :-/
Ich sitze dabei weder innen, noch außen, noch denke ich an eine bestimmte Fußfolge, keine Ahnung, irgendwie stimmt das Bauchgefühl, und dann reite ich die Parade. Vermutlich ein ganz anderer "Lerntyp" Mensch, ich kann weder mit Dr. Ritters Anweisungen mit Bügeltritten und wasweissich was anfangen, noch kann ich mit der Fußungsfolge etwas anfangen (außer dass ich weiss, wie der Übergang abläuft). Bei mir persönlich war es eine reine Gefühlsschulung, die sich leider auch gar nicht beschreiben lässt. Ich denke, das kommt sehr sehr stark auf den einzelnen Menschen drauf an.
Vermutlich ist es sogar so, dass ich mal so, mal so sitze, aber ich kann das nicht "steuern" in dem Sinne, sondern ich muss die Parade fühlen.
