Ein Pferd abgeben - die Sache mit der Moral
Verfasst: Mo, 27. Feb 2012 16:28
Hallo,
ich muss das mal irgendwie loswerden und hoffe auf ein paar neue Sichtweisen: Ich habe ja vier Ponies. Hiervon habe ich nur eines für mich gekauft, die anderen kamen durch meine Familie dazu. Nachdem meine Familie aber nicht mehr reitet kümmere ich mich um vier Ponies. Drei davon sind "meine" und die bekomme ich auch einigermaßen bewegt. Es geht um Nummer vier und die Frage nach dem Abgeben.
Die Situation ist, dass ich eine liebe RB habe, die sich komplett um ihn kümmert. D.h. ich arbeite gar nicht mehr mit dem Pferd, zahle nur noch voll. Sie ist die perfekte RB, ein ruhiges Mädchen auf das ich mich 100% verlassen kann, die ihn betüddelt, spazieren geht, reitet, bei meiner RL Unterricht nimmt. Die zwei haben einen Draht zueinander, sie kann besser mit ihm arbeiten als ich. Ich glaube er schätzt ihre ruhige Art. Bisher habe ich es immer als unvertretbar angesehen ihn abzugeben. Er wird diesen Sommer 19 (okay, für einen Isländer ist das jetzt kein Alter), hat Spat und seit letztem Jahr weiß ich auch von EMS. Damit war für mich immer klar, der bleibt - komme was wolle. Seit ich gar nichts mehr mit ihm mache habe ich den nötigen Abstand und sehe, dass ich jemandem ein Pferd zur Verfügung stelle, der damit alles machen kann, teils mehr als ich mit meinen "eigenen". Und dann frage ich mich, ob es nicht doch wenigstens die Suche wert wäre. Er ist topfit, den Spat merkt man höchstens an Tagen mit Wetterumschwung, da galoppiert er rechts ungern an und trabt manchmal etwas schlurfig. Wenn man ihm zuhört sagt er einem deutlich wie es ihm geht und da er eine ehrliche Haut ist kann man ihm glauben. EMS sieht man bei ihm nicht, er ist der schlanke Typ ohne Fettpolster. Wir sind mit Maulkorb sogar mit 1 bis 2 Std. Weide durch den Sommer gekommen. Letzteres sehe ich eher als Kontra-Abgeben Punkt an, denn ich hätte Angst, dass man mir nicht glaubt, dass er wirklich nicht länger auf eine Weide darf. Er hatte bisher nie eine Rehe und das soll so bleiben. Im Vergleich zu meinen anderen macht er mir die wenigsten TA-Kosten, aber mir ist klar, dass das bei seinen Vorbelastungen mit zunehmendem Alter nicht so bleiben muss.
Ansonten ist er ein Rundum-Pony das immer gut ankommt. Draufsetzen und gut, auf dem Platz grottenbrav aber aufmerksam, im Gelände flott. Er ist toll zu reiten, hat vier gute Gänge, den Tölt reiten wir aber nicht. Für einen Isi hat er tolle GGA, ich bedauere immer, dass ich nicht die Zeit habe mehr mit ihm zu arbeiten. Er macht alles mit und ist eigentlich ein Spaßpferd. Und hübsch ist er auch noch. Mit ihm habe ich auch schon einige Nicht-Isi-Reiter begeistern können. Ein Problem zwischen ihm und mir ist, dass ich immer erwarte, dass er alles 10% besser macht als der Rest. Er kann es mir häufig nicht recht machen, das ist einfach so ein Beziehungsding. Ich sage immer er ist mein objektiv bestes Pferd, nur eben nicht für mich. (Einen der anderen drei abzugeben kommt nicht in Frage, sie sind alle kranker oder schwieriger).
Manchmal kommt es mir unfair vor, dass dieses tolle Pony keine eigene echte Bezugsperson hat. Klar, er hat die RB, aber mir ist bewußt, dass sie irgendewann gehen könnte (Ausbildung, Arbeit, wegziehen, was weiß ich) und dann ist er wieder nur Nummer vier.
Die RB ist leider erst 17 und abgesehen davon, dass sie es sich - glaube ich - nicht leisten könnte finde ich es nicht korrekt einem so jungen Mädel ein "krankes" älteres Pferd anzudrehen. Und ich kann mich gut erinnern - in dem Alter denkt man nicht rational sondern würde das RB-Pony nehmen wenn es irgendwie geht. Wenn ich nun aber richtig suche, muss ich ihr das sagen und ihr damit das Herz brechen. Nur um dann festzustellen, dass ich doch niemanden finde der "gut genug" ist? Wie wahrscheinlich ist es jemanden zu finden, der seine Krankheitsakte versteht, reiterlich zu ihm passt, ihn gymnastiziert (wenn man einen Isi verkauft ist das definitiv ein Punkt) und sich nicht an seinem Alter stört?
Ich habe auch an die Möglichkeit gedacht, ihn zu verkaufen mit der Klausel, dass ich ihn zurück nehme wenn er nicht mehr reitbar ist. Auf der anderen Seite denke ich, dass jemand, der ein Pferd dann abgibt ja erst gar nicht in die Auswahl käme. Ich weiß, dass alle Rücknahme-, Vorkauf- und Co-Klauseln hauptsächlich das Gewissen des Verkäufers beruhigen.
Oft denke ich, lass es einfach wie es ist. Aber abgesehen davon, dass es finanziell schon auch eine Entlastung wäre denke ich eigentlich, dass er noch eine Chance auf einen ganz eigenen Menschen hat. Und dann Frage ich mich ob dies das Risiko wert ist, dass ihn jemand 6 Stunden auf eine Weide stellt weil man ihm nicht ansieht dass er das nicht darf. Mir ist klar, dass ich diese Entscheidung vor 5 Jahren hätte treffen müssen. Habe ich aber nicht. Aber was ist jetzt das beste für das Pferd und die beteiligten Menschen?
Ich habe noch nie ein Pferd verkauft, vielleicht erledigt sich das Thema wenn ich zwei, drei unpassende potentielle Käufer gesehen habe? Wie wichtig wäre euch, dass das Pferd weiter klassisch geritten würde? Sicher werde ich ihn nicht jemandem geben, der im Renntölt um die Ovalbahn will. Aber wie weit muss man seine Ansprüche an die Reiterei des Käufers runterschrauben?
Oh, das ist lang geworden. Für Anregungen und Meinungen bin ich euch dankbar. Mir ist auch klar, dass ich die Entscheidung letztendlich mit mir klären muss. Aber manchmal helfen ja andere Blickwinkel.
Viele Grüße,
Debja
ich muss das mal irgendwie loswerden und hoffe auf ein paar neue Sichtweisen: Ich habe ja vier Ponies. Hiervon habe ich nur eines für mich gekauft, die anderen kamen durch meine Familie dazu. Nachdem meine Familie aber nicht mehr reitet kümmere ich mich um vier Ponies. Drei davon sind "meine" und die bekomme ich auch einigermaßen bewegt. Es geht um Nummer vier und die Frage nach dem Abgeben.
Die Situation ist, dass ich eine liebe RB habe, die sich komplett um ihn kümmert. D.h. ich arbeite gar nicht mehr mit dem Pferd, zahle nur noch voll. Sie ist die perfekte RB, ein ruhiges Mädchen auf das ich mich 100% verlassen kann, die ihn betüddelt, spazieren geht, reitet, bei meiner RL Unterricht nimmt. Die zwei haben einen Draht zueinander, sie kann besser mit ihm arbeiten als ich. Ich glaube er schätzt ihre ruhige Art. Bisher habe ich es immer als unvertretbar angesehen ihn abzugeben. Er wird diesen Sommer 19 (okay, für einen Isländer ist das jetzt kein Alter), hat Spat und seit letztem Jahr weiß ich auch von EMS. Damit war für mich immer klar, der bleibt - komme was wolle. Seit ich gar nichts mehr mit ihm mache habe ich den nötigen Abstand und sehe, dass ich jemandem ein Pferd zur Verfügung stelle, der damit alles machen kann, teils mehr als ich mit meinen "eigenen". Und dann frage ich mich, ob es nicht doch wenigstens die Suche wert wäre. Er ist topfit, den Spat merkt man höchstens an Tagen mit Wetterumschwung, da galoppiert er rechts ungern an und trabt manchmal etwas schlurfig. Wenn man ihm zuhört sagt er einem deutlich wie es ihm geht und da er eine ehrliche Haut ist kann man ihm glauben. EMS sieht man bei ihm nicht, er ist der schlanke Typ ohne Fettpolster. Wir sind mit Maulkorb sogar mit 1 bis 2 Std. Weide durch den Sommer gekommen. Letzteres sehe ich eher als Kontra-Abgeben Punkt an, denn ich hätte Angst, dass man mir nicht glaubt, dass er wirklich nicht länger auf eine Weide darf. Er hatte bisher nie eine Rehe und das soll so bleiben. Im Vergleich zu meinen anderen macht er mir die wenigsten TA-Kosten, aber mir ist klar, dass das bei seinen Vorbelastungen mit zunehmendem Alter nicht so bleiben muss.
Ansonten ist er ein Rundum-Pony das immer gut ankommt. Draufsetzen und gut, auf dem Platz grottenbrav aber aufmerksam, im Gelände flott. Er ist toll zu reiten, hat vier gute Gänge, den Tölt reiten wir aber nicht. Für einen Isi hat er tolle GGA, ich bedauere immer, dass ich nicht die Zeit habe mehr mit ihm zu arbeiten. Er macht alles mit und ist eigentlich ein Spaßpferd. Und hübsch ist er auch noch. Mit ihm habe ich auch schon einige Nicht-Isi-Reiter begeistern können. Ein Problem zwischen ihm und mir ist, dass ich immer erwarte, dass er alles 10% besser macht als der Rest. Er kann es mir häufig nicht recht machen, das ist einfach so ein Beziehungsding. Ich sage immer er ist mein objektiv bestes Pferd, nur eben nicht für mich. (Einen der anderen drei abzugeben kommt nicht in Frage, sie sind alle kranker oder schwieriger).
Manchmal kommt es mir unfair vor, dass dieses tolle Pony keine eigene echte Bezugsperson hat. Klar, er hat die RB, aber mir ist bewußt, dass sie irgendewann gehen könnte (Ausbildung, Arbeit, wegziehen, was weiß ich) und dann ist er wieder nur Nummer vier.
Die RB ist leider erst 17 und abgesehen davon, dass sie es sich - glaube ich - nicht leisten könnte finde ich es nicht korrekt einem so jungen Mädel ein "krankes" älteres Pferd anzudrehen. Und ich kann mich gut erinnern - in dem Alter denkt man nicht rational sondern würde das RB-Pony nehmen wenn es irgendwie geht. Wenn ich nun aber richtig suche, muss ich ihr das sagen und ihr damit das Herz brechen. Nur um dann festzustellen, dass ich doch niemanden finde der "gut genug" ist? Wie wahrscheinlich ist es jemanden zu finden, der seine Krankheitsakte versteht, reiterlich zu ihm passt, ihn gymnastiziert (wenn man einen Isi verkauft ist das definitiv ein Punkt) und sich nicht an seinem Alter stört?
Ich habe auch an die Möglichkeit gedacht, ihn zu verkaufen mit der Klausel, dass ich ihn zurück nehme wenn er nicht mehr reitbar ist. Auf der anderen Seite denke ich, dass jemand, der ein Pferd dann abgibt ja erst gar nicht in die Auswahl käme. Ich weiß, dass alle Rücknahme-, Vorkauf- und Co-Klauseln hauptsächlich das Gewissen des Verkäufers beruhigen.
Oft denke ich, lass es einfach wie es ist. Aber abgesehen davon, dass es finanziell schon auch eine Entlastung wäre denke ich eigentlich, dass er noch eine Chance auf einen ganz eigenen Menschen hat. Und dann Frage ich mich ob dies das Risiko wert ist, dass ihn jemand 6 Stunden auf eine Weide stellt weil man ihm nicht ansieht dass er das nicht darf. Mir ist klar, dass ich diese Entscheidung vor 5 Jahren hätte treffen müssen. Habe ich aber nicht. Aber was ist jetzt das beste für das Pferd und die beteiligten Menschen?
Ich habe noch nie ein Pferd verkauft, vielleicht erledigt sich das Thema wenn ich zwei, drei unpassende potentielle Käufer gesehen habe? Wie wichtig wäre euch, dass das Pferd weiter klassisch geritten würde? Sicher werde ich ihn nicht jemandem geben, der im Renntölt um die Ovalbahn will. Aber wie weit muss man seine Ansprüche an die Reiterei des Käufers runterschrauben?
Oh, das ist lang geworden. Für Anregungen und Meinungen bin ich euch dankbar. Mir ist auch klar, dass ich die Entscheidung letztendlich mit mir klären muss. Aber manchmal helfen ja andere Blickwinkel.
Viele Grüße,
Debja