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Schenkelhilfe in versammlung/verstärkung

Verfasst: Mo, 12. Feb 2007 10:45
von angenita
Hallo miteinander,

habe mich lange nicht gemeldet, zwar viel mitgelesen... Jetzt habe ich aber eine Frage und hoffe, das ihr mir helfen könnt. Ich lese grade das Richard Hinrichs Buch - Reiten mit Feinen Hilfen, und arbeite mich abschnittsweise durch. Also ein bisschen lesen, verinnerlichen, beim Reiten ausprobieren, ueben bis es klappt und Sinn macht und sich 'richtig' anfuehlt. Dann das naechste Bisschen lesen usw.
Bei den Schenkelhilfen schreibt Herr Hinrichs darueber, die Schenkel zu Gangart-Verstaerkungen leicht nach vorne zu nehmen, und bei Versammlung leicht nach hinten (hinter den Gurt). Dabei verliert man ja zu einem gewissen Grad die senkrechte Linie (Kopf, Schultern, Huefte, Ferse) oder? Solange man im Sitz und Koerper balanciert ist, ist das aber ok denke ich.
Benutzt jemand diese Hilfe auf diese Art? Und was meine eigentliche Frage ist - beim Versammeln und Schenkel-zuruecknehmen, wird nur der Schenkel vom Knie aus zurueckgenommen, oder das ganze Bein von der Huefte aus?

Vielen Dank fuer jegliche Ideen und Feedback!

LG Angenita

Verfasst: Mo, 12. Feb 2007 10:54
von lalala
Ich nutze den verwahrenden Schenkel wie Hinrichs es beschreibt. Beine einfach aus der Hüfte leicht zurücknehmen und wie bei allen Hilfen wird auch diese immer feiner und wird für den Laien kaum mehr sichtbar sein. Von der Grobform zur Feinstform.

Das Stuti hat einige Zeit gebraucht bis sie das verstanden hat, dafür können wir nun excellente Übergänge reiten, sie steht zu 95% geschlossen und untergefusst bei ganzen Paraden und zurücknehmen aus Verstärkungen nur aus dem Sitz heraus klappt wunderbar... Ich kann das nur empfehlen.

Verfasst: Mo, 12. Feb 2007 10:59
von chica
Hallo Angenita,

mit dem leicht nach vorne bzw. zurücknehmen sind wirklich nur Millimeter gemeint. Ich hatte bereits Pferde unterm Sattel, bei denen zum Zurücknehmen in die Versammlung ein Abstreichen der Haare gereicht hat. Das erfordert natürlich Übung und eine stete Verfeinerung der Hilfen. Der Sitz wird dabei kaum verändert, lediglich das Bein wird etwas nach hinten genommen (aus der Hüfte). Wie gesagt - im Idealfall im Millimeter-Bereich.

Hat natürlich auch den "Nachteil", dass das Pferd immer mehr Knöpfe bekommt, die es korrekt zu bedienen gilt :)

Verfasst: Mo, 12. Feb 2007 11:08
von Celine
Das hab ich ja auch fasziniert in dem Buch gelesen.
Wie habt ihr den Anfang gemacht?
Mein Dicker ist rcht sensibel, aber wie sag ich ihm, dass zurückgenommene Beine versammelnd wirken?
Ein bisschen klappt es schon: Er aktiviert auf jeden Fall leichter die Hinterhand, wenn ich die Beine etwas zurücknehme.

Lalala, wie sieht bei dir eine ganze Parade z.B. aus dem Trab aus? Ich hab gerade festgestellt, dass ich doch irgendwie immer noch nicht richtig durchkomme und mich zusammenreißen muss, nicht am Zügel zu ziehen. :oops:

Verfasst: Mo, 12. Feb 2007 11:10
von **Pedro**
ich nehme mein Bein vom Knie aus zurück, hab ich auch so gelehrt bekommen, um einen möglichst ruhigen Sitz zu behalten.

Verfasst: Mo, 12. Feb 2007 11:21
von lalala
Celine hat geschrieben:Das hab ich ja auch fasziniert in dem Buch gelesen.
Wie habt ihr den Anfang gemacht?
Mein Dicker ist rcht sensibel, aber wie sag ich ihm, dass zurückgenommene Beine versammelnd wirken?
Ein bisschen klappt es schon: Er aktiviert auf jeden Fall leichter die Hinterhand, wenn ich die Beine etwas zurücknehme.

Lalala, wie sieht bei dir eine ganze Parade z.B. aus dem Trab aus? Ich hab gerade festgestellt, dass ich doch irgendwie immer noch nicht richtig durchkomme und mich zusammenreißen muss, nicht am Zügel zu ziehen. :oops:
Anfangs war das schon nicht immer schön - wir haben die Bande zur Hilfe genommen, damit ich nicht anfange zu ziehen und die Hilfe war natürlich auch dementsprechend deutlich - da haben die Sporen auch mal deutlichst zugepiekst, wenn es nicht auf die sanfte Art funktionierte. Wichtig war, keine Kompromisse einzugehen und den Gehorsam immer einzufordern und danach fein loben. Dann begreifen sie echt schnell. Wir haben mit einfachen Übergängen angefangen...von Trab zu Schritt, ohne Hand und ohne stocken schön in die Bewegung gleiten und erst als das einigermassen saß sind wir zu den ganzen Paraden übergegangen.

Mittlerweile reicht ein kurzes Bauchmuskeln anspannen um ihr zu sagen " gleich kommt was neues, aufpassen", da gehen die Beine schon vorsichtig (!) zurück und beim ausatmen packen sie dann zu und geben etwas Druck. Die Hand vorlassen, immer schön Luft geben....das Pferd soll von sich aus bremsen und nicht indem man zieht.

Verfasst: Mo, 12. Feb 2007 11:33
von Celine
Na, dann werd ich erstmal einfache Übergänge üben.
Danke für deine Erklärungen.

Ich hab mir irgendwie angewöhnt, mit Stimme durchzuparieren, um die Zügel nicht zu brauchen, aber das ist in einer Halle mit mehreren Reitern mehr als ungünstig. Da kann ich ja dann einfach erstmal die Beine mit dazunehmen, damit er merkt, was ich meine.

Das Problem mit den feinen Hilfen ist bei mir bislang noch: Ich schaff es nicht immer, meinen Körper so zu beherrschen, dass ich überhaupt fein reiten kann.
Aber ich übe und übe und übe...

Verfasst: Mo, 12. Feb 2007 11:39
von lalala
Das ist ja auch alles nicht so leicht und man braucht Zeit und nen guten RL als Unterstützung. Es ist aber ein ganz anderes Reitgefühl, wenn sie erstmal von hinten richtig unterschieben und man sie leicht über den Körper reiten kann. Fehler machen wir alle, immer wieder - und ich finde es sogar wichtig Fehler zu machen.

Verfasst: Mo, 12. Feb 2007 15:15
von bea
Ich kenne das auch so: Beine vor bedeutet, Bewegung nach vorne lassen; Beine zurück heisst, verkürzen und stärker setzen. Ich versuche eigentlich, die Beinbewegung über das Becken heraus zu reiten, sprich: Wenn ich das Becken vermehrt aufstelle, dann kommen meine Beine zurück und ich signalisiere so mit dem ganzen Körper "langsam", kippe ich mein Becken minim nach hinten ab (nicht wirklich abkippen, so wie es z.B. von Penquitt beschrieben wird, sondern eher einfach Gewicht etwas nach hinten - ich mach das v.a. mit tiefem Einatmen) dann kommen auch die Beine etwas nach vorne und der Impuls des Pferdes geht vermehrt vorne raus.

LG, Bea

Verfasst: Di, 13. Feb 2007 19:08
von angenita
Vielen Dank fuer eure Antworten, ich dachte mir schon dass es eine kleinere Bewegung ist. Aus der Huefte, gut. Dann ueben wir mal schoen weiter. Was du beschreibst, Lalala, hoert sich super an. Du sagst, du benutzt zuerst ein Bauchanspannen, um zu 'warnen', und dann kommt der Uebergang - ist die Hilfe dann nur der Schenkel, oder kommt der sitz auch dazu? Im Augenblick reiten wir Uebergaenge mit viel Sitz und ein bisschen Zuegel. Aber je weniger Zuegel desto besser...

Verfasst: Di, 13. Feb 2007 19:16
von stromboli20
Das ist ja ein spannendes Thema. Ich habe mir auch überlegt, das Buch zu kaufen. Was haltet ihr davon ?

Verfasst: Di, 13. Feb 2007 19:21
von chica
stromboli20 hat geschrieben:Das ist ja ein spannendes Thema. Ich habe mir auch überlegt, das Buch zu kaufen. Was haltet ihr davon ?
Ein Muss für jeden gut sortierten Bücherschrank ;)

Verfasst: Di, 13. Feb 2007 19:31
von lalala
Jeder Übergang ist ja quasi eine eigene Lektion und die muss natürlich durch halbe Paraden vorbereitet werden. Im Optimalfall reicht bei mir ein Bauchanspannen um die Stute aufmerksam zu machen und positive Spannung ins Pferd zu bringen.

Im Idealfall kommt man zu dem was ines bereits beschrieben hat: eine kaum sichtbare Verschiebung der Schenkellage. Je nachdem was ich erreichen will kombiniere ich die verwahrenden Schenkel mit verschiedenen Körperhilfen. Will ich das Pferd nur aus der Verstärkung zurückholen reicht im Optimalfall ein leichtes zurückführen, will ich eine ganze Parade reiten bleiben die Schenkel einen Tucken länger hinten liegen und geben kurzzeitig etwas mehr Druck und ich mache mich groß.

Wichtig ist es immer sofort in die neue Bewegung mitzufedern, z.B. bei Trab-Schritt-Übergängen, die Bewegung gar nicht zu blockieren und der Balancierstange Hals natürlich auch den entsprechenden Freiraum zu geben.

Man muss lernen mit dieser Art der Hilfe zu spielen, sie je nach Situation verschieden stark und kombiniert einsetzen. Zu dem Punkt kommt man aber erst, wenn das Pferd grundsätzlich verstanden hat was man von ihm will.

Verfasst: Mi, 14. Feb 2007 07:28
von Stephanie
Hallo,

Zum Durchparieren und Tempiwechsel benutze ich meine Atmung.
D.h.: zum Anreiten: Einatmen, strecken, dadurch wachsen, Gesäß kommt mit Impuls nach vorne, Schenkel ans Pferd kommen lassen (es wird dann immer mehr nur noch zur Muskelbewegung, nicht mehr das Bein).
Das gleiche für jede weitere Gangart nach oben.

Zum Durchparieren ausatmen, Bauchnabel dabei Richtung Hand kommen lassen (ohne Rücken rund zu machen/Hohlkreuz/Festmachen), dabei wachsen, Gesäß weich an die neue Bewegung und auch das Neue denken (und ans Weiterreiten, wenn Du nicht stehenbleiben willst...)!
Schenkel am Pferd lassen, weicher "Druck", um die Hinterbeine zum Vortreten zu veranlassen. Hände fangen nur weich die Bewegung auf, kein Gegenzug, Bewegung rauslassen!

Es ist nachher "nur" noch ein Spielen mit Kreuz und Bauchnabel, ohne Druck, sondern weich der alten Bewegung folgen und genauso weich in die neue Bewegung übergehen.

Schenkel nehme ich nur zurück im Gangartenwechsel zur Versammlung/Piaffe/halbe Tritte, wieder an den Gurt für Arbeitstrab, Verstärkung.

Die Reaktion scheint mit dem Muskel zusammenzuhängen: Am Gurt beginnt der Muskel und ich setze Reize für das stärkere Zusammenziehen und damit die Aktivität der Hinterhand.
Schenkel zurück wirkt eher Richtung Muskelbauch, also eher beruhigend und massierend, bringt also mehr Ruhe, wenn ich da mit gleichmäßigem Schenkeldruck anliege.

Interessant hierzu: wenn Ihr ReiterInnen seht, die mit taktmäßigem Schenkeldruck und zurückgelegtem Bein treiben, wirken diese eher beruhigend und massierend auf ihr Pferd ein, obwohl sie ja eigentlich ein Vorwärts wollen... Total fehlgeschlagene Hifengebung im Glauben: Bein zurück, da spür ich mehr, also kommt auch mehr...

Ich bin jetzt nicht so eine Freundin von halben Paraden zur Vorbereitung einer neuen Lektion, wenn ich meine Atmung verändere, bekommt mein Pferd das auch so mit und diese Erwartung hab ich auch.

Das Buch von Hinrichs ist in jedem Fall zu empfehlen, seine Seminare im Übrigen auch!!! Er kann hervorragend erklären!

Stephanie

Verfasst: Mi, 14. Feb 2007 23:39
von moreno
lalala hat geschrieben: Wichtig ist es immer sofort in die neue Bewegung mitzufedern, z.B. bei Trab-Schritt-Übergängen, die Bewegung gar nicht zu blockieren und der Balancierstange Hals natürlich auch den entsprechenden Freiraum zu geben.
l.
Hallo Lalala,

wollen sie damit sagen, daß man selbst eine Parade vom Trab zum Schritt, vom Galopp zum Schritt oder zum Halt nach vorne herauslassen muß ? !

Aber genau das ist es doch! Mit dem Pferd..........nicht gegen das Pferd, wie es oft ausschaut. Da wird angesagt: Es reitet ein zur ???? Dressur: "Herr XY auf Z" und wenn er ausreitet fragt man sich, warum der Ansager nicht gleich : "Herr XY gegen Z" gesagt hat.

"Dem Pferd die Schönheit,Freiheit und Eleganz unter dem Reiter zurückkgeben, die ihm die Natur ohnehin verliehen hat."

Nicht ganz wörtlich aber sehr nahe am Sinn.

Dieses sagte der "Pferdeschinder" Baucher.

Schöne Grüße,Dörr