Meine Hände machen was sie wollen - Tipps?

Rund um die klassische Reitkunst

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Motte
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Beitrag von Motte »

Ich weiß ja nicht, ob ich anatomisch irgendwie verbaut bin, aber wenn ich die Hande so drehe, dass die Fingernägel mich leicht angucken, habe ich eine kleine Anspannung im Unterarm, Richtung Ellenbogen hin. Lasse ich die Hände aber "gerade", so wie Finchen beschrieben hat, ist mein Unterarm (und vor allem mein Ellenbogen!!) völlig leicht.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Cubano hat geschrieben:…also vielleicht habe ich einfach merkwürdige Hände. :shock:
Aber wenn ich diese aufrecht und so halte, dass ich die Fingernägel sehen kann, wird entweder mein Handgelenk starr oder ich knicke in diesem ab. Beides nicht schön fürs Pferd :wink: Wenn ich mit einer solchen Handhaltung pariere, habe ich eigentlich nur zwei Möglichkeiten: 1.ich kippe die Hand nach vorn – was zum runterdrücken führt, oder ich drehe die Fingernägel mehr nach oben, was zum Verdrehen führt.
Locker bleibt meine Hand da nicht. Im Gegensatz zu der abgebildeten Handhaltung, in der auch ich führe. In diese Position fallen meine Hände bei locker getragenem Unterarm nämlich von allein. Und dem Problem der sich abspreizenden Ellbogen kann man man bestens begegnen, wenn man die ein wenig weiter vorn – aber noch in leichtem Kontakt mit dem Körper – positioniert.
Cubano, kannst du dich an eine Diskussion, den Sitz und die Wendung des Oberschenkels und die Zurücknahme desselben betreffend, erinnern ?
Hier verhält es sich nun recht ähnlich nur mit umgekehrter Argumentation. Wärend ich mich damals dagegen aussprach, den Lotsitz um jeden Preis anzustreben, plädiertest du dafür, sich zu mühen und zu arbeiten, um ihn zu erreichen.

Hier ist es nun genau umgekehrt. Mir ist die sauber aufgerichtete Hand - aus obigen Gründen- so wichtig, daß ich dafür plädiere , sich zu mühen und daran zu arbeiten, daß man diese Haltung in einer losgelassenen, funktionellen Form einnehmen und darin agieren kann.
:wink:

Die Argument für und wider sind ähnlich gelagert und sicher liegt der Weisheit letzter Schluß irgendwo dazwischen... :wink:
Gruß S&P
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Motte hat geschrieben:Ich weiß ja nicht, ob ich anatomisch irgendwie verbaut bin, aber wenn ich die Hande so drehe, dass die Fingernägel mich leicht angucken, habe ich eine kleine Anspannung im Unterarm, Richtung Ellenbogen hin. Lasse ich die Hände aber "gerade", so wie Finchen beschrieben hat, ist mein Unterarm (und vor allem mein Ellenbogen!!) völlig leicht.
Bin ja schon froh, dass es nicht nur mir so geht.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

saltandpepper hat geschrieben: Cubano, kannst du dich an eine Diskussion, den Sitz und die Wendung des Oberschenkels und die Zurücknahme desselben betreffend, erinnern ?
Hier verhält es sich nun recht ähnlich nur mit umgekehrter Argumentation. Wärend ich mich damals dagegen aussprach, den Lotsitz um jeden Preis anzustreben, plädiertest du dafür, sich zu mühen und zu arbeiten, um ihn zu erreichen.

Hier ist es nun genau umgekehrt. Mir ist die sauber aufgerichtete Hand - aus obigen Gründen- so wichtig, daß ich dafür plädiere , sich zu mühen und daran zu arbeiten, daß man diese Haltung in einer losgelassenen, funktionellen Form einnehmen und darin agieren kann.
:wink:

Die Argument für und wider sind ähnlich gelagert und sicher liegt der Weisheit letzter Schluß irgendwo dazwischen... :wink:
Gruß S&P
Aber sicher erinnere ich mich daran… :wink:
Was mich interessieren würde: In den mir bekannten Reitlehren/-Büchern wird samt und sonders für die Handhaltung plädiert, die ich auch anwende und die ich hier verlinkt habe. Woher kommt denn die "Lehre von der aufrechten, mit Fingernagel sichtbaren Hand"? Ich meine mich dunkel erinnern zu können, dass die aus der französischen Ecke kommt, bin aber nicht sicher.

Edit: Hier haben wir mal die ungefähre Handhaltung, die ich meine, im bewegten Bild. Gut zu sehen relativ am Schluss, wenn der Reiter mit dem Pferd (sabber - also das Pferd :wink:) auf die Kamera zureitet…

https://www.youtube.com/watch?v=PdBkHEq ... detailpage
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
Motte
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Beitrag von Motte »

Finchen hat geschrieben:
Motte hat geschrieben:Ich weiß ja nicht, ob ich anatomisch irgendwie verbaut bin, aber wenn ich die Hande so drehe, dass die Fingernägel mich leicht angucken, habe ich eine kleine Anspannung im Unterarm, Richtung Ellenbogen hin. Lasse ich die Hände aber "gerade", so wie Finchen beschrieben hat, ist mein Unterarm (und vor allem mein Ellenbogen!!) völlig leicht.
Bin ja schon froh, dass es nicht nur mir so geht.
:wink: :D


Cubano - wie schön, dass du dieses Video nochmal postest :P
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Cubano hat geschrieben:[Edit: Hier haben wir mal die ungefähre Handhaltung, die ich meine, im bewegten Bild. Gut zu sehen relativ am Schluss, wenn der Reiter mit dem Pferd (sabber - also das Pferd :wink:) auf die Kamera zureitet…

https://www.youtube.com/watch?v=PdBkHEq ... detailpage
Stimmt, das Pferd "sabbert". 8)

Aber suuuper genial, also wenn das so korrekt ist, dann bin ich zumindest was die Handhaltung angeht schon annähernd ein guter Reiter.

Ich finde wenn man die Hände/Unterarme entspannt hält kann fast keine andere Haltung der Hände dabei rauskommen...
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Ich reite immer mit Handschuhen, ich kann meine Fingernägel nicht sehen :P Tschuldigung, es hat mich sooo gereizt, das hier mal loszulassen ... :lol:

Ich sehe das mit der Handhaltung so wie Cubano und Finchen und Motte. Mir gehts genau so. Und das Video ist sowieso klasse! :wink:
Viele Grüße
Sabine
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esge
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Beitrag von esge »

Wer so reiten kann wie dieser Mann, kann sitzen und seine Hände halten wie er will. Nuno Oliveira saß auch nicht schulbuchgerecht - es gibt Leute, die seinen vorgestreckten Hals und Rundrücken zu kopieren suchen und meinen, sie ritten dann wie N.O. Nun ja.


Was mich persönlich angeht: mir helfen die aufgerichteten Hände entschieden dabei, meinen Rumpf vorn zu öffnen. Der Mann von Casa Lusitano sitzt vorn offen - was der mit seinen Händen macht ist dabei schnurz. Aber die allerallerallermeisten deutschen Durchschnittsreiter sitzen vorn NICHT offen. Der Brustkorb ist geschlossen statt offen und die Oberschenkel schließen sich dem flugs an. Und futsch ist der Sitz und damit die fühlende Hand.

Drehe ich die Daumen leicht auswärts, sehe also ansatzweise die Fingernägel (Kinners, auch mit handschuhen wisst ihr noch, wo oben und unten ist, oder?), öffnet sich mein Brustkorb und es fällt mir erheblich leichter, von einer nehmenden zu einer gebenden Hand überzugehen.

Wer diese Brücke nicht braucht, weil er bereits zu genial reitet, kann die Hände vermutlich auch eingedreht lassen. :wink: :roll: Der Herr von Casa Lusitano brauchts sehr offensichtlich nicht. Aber der fällt auch unter "im übernächsten Leben lerne ich auch mal reiten, weil es kann soooo schön sein!"
Loslassen hilft
chantesse
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Beitrag von chantesse »

esge,
danke für den konstruktiven Beitrag.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@Esge, wenn ich alle meine Fingernägel sehe (wegen der Handschuhe nur vor meinem inneren Auge), dann verdrehe ich meine Hände so nach oben-außen, dass Zug auf die Bänder/Sehnen/Muskeln um die Elle herum kommt. Außerdem kommen dadurch die Ellenbogen viel zu eng an den Körper, der gesamte Arm ist nicht mehr locker, und ich habe das Gefühl, dass gewisse Bereiche blockieren, und zwar bis über die Schultern hin und über Brustkorb und dann runter ... das hat Auswirkungen auf den gesamten Sitz - jedenfalls bei mir. :wink:

Und ich glaube nicht, dass hier jemand, der seine Fingernägel mit Ausnahme des Daumennagels beim Reiten nicht sieht, der Meinung ist, er könnte dem Reiter im Video oder NO das Wasser reichen. :wink:
Viele Grüße
Sabine
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

@Esge:
aber eingedreht sind die Hände doch gar nicht bei dem Reiter im Video!? Er hat doch lediglich aus den Ellenbogen heraus die ganzen Unterarme vermutlich (!) locker und drum in der so gedrehten Position. Eingedrehte Hände - vielleicht ist dsa ja falsch - kenne ich nur so definiert, dass sie aus dem Handgelenk eingeklappt sind, entsprechend abgeknickte Hände wenn sie aus dem Handgelenk gekippt sind (also wenn man die Hände flach ausstreckt, Handrücken nach oben, meint 1. die Hand hoch oder runter klappen, bei 2. die Hand waagerecht lassen, im Gelenk seitwärts "schwenken"... hoffe das ist übertragbar auf die Bewegung bei aufrechter Zügelfaust)

Zum offenen Brustkorb:
auch das "Problem" kenne ich, das ändert sich aber gar nicht beim "Ausdrehen" des Unterarms, sondern wird viel eher durch die richtige Lage der Oberarme/Ellenbogen bei mir verändert. Ein Hauch aus dem Ellenbogen nach vorne und der Brustkorb reagiert sofort.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Max1404 hat geschrieben:@Esge, wenn ich alle meine Fingernägel sehe (wegen der Handschuhe nur vor meinem inneren Auge), dann verdrehe ich meine Hände so nach oben-außen, dass Zug auf die Bänder/Sehnen/Muskeln um die Elle herum kommt. Außerdem kommen dadurch die Ellenbogen viel zu eng an den Körper, der gesamte Arm ist nicht mehr locker, und ich habe das Gefühl, dass gewisse Bereiche blockieren, und zwar bis über die Schultern hin und über Brustkorb und dann runter ... das hat Auswirkungen auf den gesamten Sitz - jedenfalls bei mir. :wink:
Grins - ich habe das heute mal ausprobiert und exakt so verhält es sich bei mir auch. Das macht keine feine, sondern eine blockierte, feste Hand – zumindest bei mir. Dementsprechend fallen dann auch die Zügelhilfen innerhalb der Parade aus.
Davon ab: Für mich ist "das Öffnen" des Brustkorbes weniger von der Hand und dem Arm als vielmehr von der Schulter und der Mittelpositur abhängig.
Den Reiter von Casa Lusitana habe ich nicht als Vorbild eingestellt. Machen wir uns mal nix vor, da kommt wohl niemand von uns hier einfach so hin. Der Grund war schlicht der, dass er die Handposition hat, die in meinen Augen richtig ist. Und da ist die Hand nullinger eingedreht. Das kann übrigens jeder in einem Selbstversuch mal ausprobieren: Am Schreibtisch sitzen, Ellbogen locker anlegen und beide Hände vollkommen lose auf den Tisch fallen lassen. Die fallen ganz automatisch, ohne jede Muskelanstrengung leicht nach innen. Genau das macht die Führung mit dieser Hand in meinen Augen auch so fein. Also mal die üblichen Fehler außen vor gelassen, die man dabei so macht. :-)
Ach ja: Man kann sich übrigens auch mal die Videos der Wiener anschauen. Auch die praktizieren eine Handhaltung, wie der Mann von CL.
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horsman
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Beitrag von horsman »

och kinners, nu macht keinen Staatsakt draus, ob gedreht und wieviel fingernagel man sieht. Wenn se abgekaut sind, sieht man auch nicht viel :lol:

Wenn der Handrücken in einer Flucht mit dem Unterarm steht und dann die Hand nicht verdeckt wird (was dann nämlich den Ellenbogen vom Körper weg bringt oder die Schultern nach vorne), sondern in Etwa senkrecht (12 Uhr) bis leicht gedreht (10 Uhr) dann passt das schon. Dann hat sie auch die korrekte Position dass die Gerte locker auf der Mitte des Oberschenkel liegt. Im Grunde ist es richtig: einfach eine lockere natürliche Position ein nehmen. Und wichtig: Die Handhaltung entspringt den Schultern!

Im Übrigen kann man später in der Feinabstimmung auch ein wenig mit der Handeindrehung spielen (Joy-Stick)
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esge
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Beitrag von esge »

Also vielleicht liegts ja an meinen zuvielen Kilos. Aber bei mir ist der Brustkorb/Rumpf breiter als meine Augen auseinander stehen. ich gucke also quasi von innen auf meine Hände. Somit muss ich die Hände nur sehr minimal nach außen drehen, um meine fingernägel zu sehen. Sobald sich die kleinen Finger auch nur etwas näher sind als die Daumen, ist das der Fall. Von 90 Grad nach außen drehen ist nicht die Rede. Meine oberarme können dabei locker fallen. ich weiß nicht, was für akrobatische übungen ihr da oben veranstaltet, aber es scheint mir doch arg, als würdet ihr die Sache so lange übertreiben, bis ihr nur noch verkrampft sitzen könnt.

Fakt ist, dass die meisten Leute mit sehr verdeckten oder gar stark eingedrehten Händen reiten. Wenn man sich mal eine Weile bemüht, in die andere Richtung zu übertreiben, landet man schließlcih bei richtig: Daumen liegt dachförmig oben auf der locker geschlossenen Faust.
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Beitrag von esge »

Nachtrag für Cubano: Natürlich hängt das Öffnen des Brustkorbes mit den Schultern zusammen. Und übrigens auch mit dem Becken und 33 weiteren Faktoren. Aber Hände, Arme und Schultern bilden nun einmal eine Bewegungskette. Und es kann ja jeder mal am Schreibtisch ausprobieren, wie lange man die Schultern rückwärts-abwärts locker hängen hat, wenn man die Hände vor sich tragend einwärts dreht. Finchen, ich meine dabei nicht die einwärts geknickte Linie zwsichen Unterarm und Handrücken - ganz böse! - sondern schlicht die Drehbewegung, die sich die Daumen aneinander annähern lässt.
Man KANN ohne Zweifel die Schultern rückwärts-abwärts fallen lassen bei zueinander weisenden Daumen. Aber mich persönlcih kostet das mehr Konzentration als wenn ich die Hände soweit ausdrehe, dass sich die kleinen Finger minimal näher sind als die Daumen. Von mehr rede ich sowieso nicht, wenn ich "ausdrehen" sage.
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