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Hengstiges Verhalten
Verfasst: Di, 20. Feb 2007 18:37
von kallisto
Hallo,
mein kleiner entdeckt nun mehr und mehr seine Hormone

und wiehert und blubbert jedes weibliche Wesen an. Ich versuche es zu unterbinden, indem ich verlange, dass er sich nicht wie ein Hengst aufführt und sich auf mich konzentriert. Bei lautem Wiehern und gespannten Schritten gibt es auch schon mal einen Klapps und ein "Nein" und ich verlange, dass er in eine andere Richtung schaut und sich abreagiert. Nebenbei wird auf Einhalten der erzieherischen Regeln geachtet und weiter ausgebaut. Der kleine soll erst im Herbst kastriert werden und diesen Frühling müssen wir also noch überstehen. Und gerade beim Putzen kann man weibliche Gesellschaft nicht verhindern. Ganz abschotten möchte ich ihn auch nicht, weil er muss lernen, dass Stute nicht ein Durchbrennen aller Sicherungen bedeutet.
Ignorieren bringt gar nichts. Er steigert sich dann nur mehr hinein und findet sich wahnsinnig toll dabei

Zudem kommt man dann immer weniger an ihn heran.
Es soll jetzt keineswegs so klingen, als führe er sich extrem auf. Nur ich will die Sache im Keim ersticken und würde mich über Erfahrungen andere freuen bzw. andere Ansichten über die Erziehung bei Hengsten.
Was meint ihr zu meinem Vorgehen und wie geht ihr damit um, wenn sich ein Hengst mit lauten Wiehern und imposanter Körperspannung zeigt und ihr das nicht wollt?
Verfasst: Di, 20. Feb 2007 18:57
von Sorraja
Ich habe weniger einen Erziehungstipp.
Ich füttere meinem manchmal etwas hengstigen Wallach Mönchspfeffer(Mönchspfeffer stimuliert die weiblichen Hormone). Dadurch deckt er weniger die Stuten auf der Koppel. Das war auch nur sein eigentliches "Problem". Eine Freundin von mir hat einen Wallach, der sich auch ansonsten ziemlich hengstig benimmt. Mit Hilfe dieser Tabletten hat sie ihn ruhiger bekommen. Füttern würde ich, je nach Pferdegröße so 2-4 Tabletten. Die Dinger gibt es in der Apotheke im 100er Pack.
Verfasst: Di, 20. Feb 2007 19:12
von kallisto
Danke für den Tip.
Ist Mönchspfeffer, was man regelmäßig geben muss oder bei einmaligen Einnehmen auch eine Sofortwirkung erzielt?
Da er noch in der Entwicklung ist, bin ich aber etwas unsicher Hormonpräparate zu geben und es ist wie gesagt, noch lange nicht so schlimm, wie bei einem Deckhengst, der weiß um was es geht. Aber gut, dass es sowas gibt.
Verfasst: Di, 20. Feb 2007 19:31
von Sorraja
Man sollte es regelmäßig geben, möglichst täglich wenigstens aller zwei Tage. Insgesamt habe ich es so in der akuten Zeit gegeben, sprich also im Frühling und Sommer. Jetzt über den Winter gabs nichts, nur als es im Januar mal so warm war und die Stuten auf den Knien vor meinem Wallach rumrutschten, gabs mal ein paar Tage die Tabletten.
Du mußt einfach mal schauen, wieviele Tabletten du brauchst. Vielleicht brauchst du auch nur ein oder zwei und wenn Ruhe eingekehrt ist, machst du erstmal Pause. Es ist ja zum Glück eine pflanzliche Sache und kein Chemiecocktail.

Verfasst: Di, 20. Feb 2007 19:37
von kallisto
Meine Bedenken sind, dass ich ihn ja zwecks der Entwicklung extra Hengst lasse. Sonst könnte ich ihn einfach kastrieren und er würde nicht so weit entfernt stehen müssen. Könnte man das auch auch in der Entwicklung stehenden Hengsten ohne Bedenken geben?
Mal abgesehen könnte ich es gar nicht alle 2 Tage geben.

Es wäre nur für den Fall aller Fälle.
Verfasst: Sa, 15. Mär 2008 15:54
von Polarfux
Hallo Kallisto!
Ich finde, Du machst das schon richtig. Du setzt eben Grenzen, wobei Du vorher einschätzen musst, wie weit er gehen darf, was noch okay ist und was nicht mehr. Und das dann eben konsequent durchziehen. Ich habe mal einen interessanten Tip dazu gelesen, z.B. wenn eben, wie in Deinem Beispiel, der Hengst neben einer Stute angebunden brav bleiben soll: gehe so vor, als wäre es DEINE Stute, DU bist quasi der "Leithengst", Du kannst zu der Stute gehen, er hat sich nicht in Szene zu setzen, denn es ist ja so oder so Deine Stute. Nur nochmal so als zusätzlichen Tip, ich fand es ganz interessant, habe es allerdings selbst nicht ausprobiert (mangels Hengst

). Auch einfach so als Hintergrund-Denkansatz (man tritt ja ganz anders auf, wenn man so denkt).
Zum Ignorieren: Das kann hier nicht helfen, weil das Verhalten selbstbelohnend ist. Er "macht den Macker", um auf die Stuten zu wirken, dafür braucht er Dich nicht und deshalb ist es auch egal, ob Du es ignorierst oder nicht.
Wie alt ist er denn?
Verfasst: Sa, 15. Mär 2008 16:20
von Sheitana
Hallo!
Ganz wichtig ist, ihn nicht von den Stuten abzuschotten. Er muss immer dabei sein können und auch Kontakt zu Stuten haben. Damit meine ich jetzt nicht, dass er mit ihnen zusammen stehen soll, aber er sollte schon in Sichtkontakt sein und auch, dass die Stuten zum Beispiel mal an seiner Box vorbei müssen. Ihn "wegsperren" ist das Schlimmste was man tun kann.
Aber das machst du ja auch nicht.
Ansonsten würde ich konsequent seine Aufmerksamkeit fordern, denn schließlich willst du ja mit ihm arbeiten, also gilt sein Augenmerk auch dir und keiner Stute.
Bei meinem Kleinen stellt sich das Problem zum Glück noch nicht, er steht noch mit Stuten zusammen.
Sein Vater war ein absolut cooler, den konnte man auch mit Stuten im Hänger fahren, mit ihnen ausreiten etc. Auch er war immer mit im Geschehen.
Vielleicht auch einfach mal die Denkweise ändern. Viele Leute gehen schon mit einem anderen Gefühl an die Sache ran weil es ja ein Hengst ist. Ein Hengst ist nicht "gefährlicher" als eine Stute, aber gerade weil die meisten Hengste wie rohe Eier behandelt werden, werden sie erst so "unberechenbar" und stutengeil. Behandelt man sie normal hat man viele Probleme gar nicht.
Damit meiner ich jetzt nicht das du das so machst oder so, nur mal als allgemeiner Denkanstoß..

Verfasst: So, 16. Mär 2008 14:26
von kallisto
Die beiden sind schon seit einem halben Jahr Wallach.

Die Kastration war ja geplant und mittlerweile stehen sie in einem Offenstall bei mir um die Ecke in einer Wallachherde gemischten Alters.
Auch aus heutiger Sicht fand ich diese Entscheidung richtig. Sie sind bis auf ihr Hengstverhalten vom Charakter so geblieben wie sie vorher waren. Spielen tun sie in ihrer Wallachherde nach wie vor. Ihre persönliche Entwicklung hat auch keinen Knacks bekommen. Sie festigen sich nun langsam und werden innerhalb der Herde konsequenter.
Der Haflinger hat seitdem nie wieder den Aufstand am Strick geprobt und der Araber schnubbert nur noch neugierig zu den Stuten ohne sich zu stressen.
LG Susi
Verfasst: So, 16. Mär 2008 14:53
von Sheitana
Oh, jetzt sehe ich erst, dass der Fred schon ein Jahr alt ist...

Verfasst: Di, 18. Mär 2008 13:29
von -Tanja-
kallisto hat geschrieben:Meine Bedenken sind, dass ich ihn ja zwecks der Entwicklung extra Hengst lasse.
Ich kenn' mich mit Hengsten gar nicht aus.

Kannst Du mir das mal erklären? Was ist anders bei einer frühen als einer späten Kastration?
Verfasst: Di, 18. Mär 2008 21:13
von Sheitana
Sylliska hat geschrieben:kallisto hat geschrieben:Meine Bedenken sind, dass ich ihn ja zwecks der Entwicklung extra Hengst lasse.
Ich kenn' mich mit Hengsten gar nicht aus.

Kannst Du mir das mal erklären? Was ist anders bei einer frühen als einer späten Kastration?
Hengste bauen in der Regel mehr Muskeln und eine "imposantere Erscheinung" auf. Sind halt Matchos und müssen auch nocht gut aussehen dabei...

Verfasst: Do, 20. Mär 2008 22:10
von kallisto
Man kann nicht pauschal sagen, dass spät kastrierte Wallache sich anders körperlich entwickeln werden. Der bleibende typische Hengsthals (übrigens mehr Fett als Muskel) und der wache Gesichtsausdruck bilden und festigen sich erst gegen Ende des Wachstums aus (4-6-jährig) aus, zu dessen Zeitpunkt die wenigsten noch Hengste sind. Die Wachstumfugen schließen sich bei früh kastrierten Wallachen später. Während die Röhren eines Hengstes mit ca. 14 Monaten ausgewachsen sind, kann es bei Wallachen um einige Monate später sein, so dass der früh kastrierte Wallach um ein paar Zentimeter größer werden kann.
Junghengste sind in den Wonnemonaten wesentlich aktiver, was für die Festigung des Bewegungsapparats ein Vorteil sein kann. Jedoch nimmt das Verletzungsrisiko zu. Mein Vollblüter spielte schon zweijährig mit harten Bandagen. Aber sein kamikazeähnliches Spielverhalten zeigte er als Wallach heute noch und ist auch auf sein Temperament zurückzuführen. Er dreht nicht mehr ganz so stark auf. Das typisch männliche Verhalten wird geschwächt, aber Rangeleien, "Besitz" einer Stute, sogar ein Aufspringen können auch ältere Wallache zeigen.
Der Umgang mit Junghengsten ist nicht zu unterschätzen, kann aber nach dem Aufbau von Respekt und Vertrauen mit jedem anderen Pferd verglichen werden. Jungpferde gehören generell in eine Herde gemischten Alters und wird bei Hengsten in nicht artgerechter Aufzucht besonders hart quittiert. Gerade wenn der Junghengst nicht kastriert werden soll und er Unterordnung im Herdenverband nie lernen durfte, wird es im menschlichen Umgang nicht einfach. Auch das nötige Selbstbewußtsein wird in der Herde gefestigt. Ein unsicherer Hengst, der jedoch aufgrund seiner Natur eine Führungsrolle anstrebt kann gerade im Alltag von Ahnungslosen zur tickenden Zeitbombe werden. Ein gut erzogener und artgerecht gehaltener Hengst macht nicht mehr Probleme als jedes andere Pferd. Dass ein Junghengst in den Anfangsphasen die Führungsrolle nachfragt, sollte man einplanen.
Die Wundheilung nach der Kastration ist ab ca. dreijährig wesentlich komplizierter und 4-5-jährig festigt sich das Verhaltensmuster, so dass ein Hengst auch trotz einer Kastration auf Stuten stärker reagieren kann. Eine sehr frühe Kastration vor 1,5 Jahren kann durch zu schnelles Verheilen der Wunde ebenfalls Probleme bringen. Bis ca. einjährig sind bei den meisten Junghengsten die Hoden aus dem Leistenkanal in den Hodensack "gewandert". Mit zunehmenden Alter sinkt die Wahrscheinlichkeit und oft steht eine aufwendige Kastration des Klopphengstens an. Die Öffnung der Bauchnaht und die Infektionsgefahr bedingen meist eine aufwendige Klinik-OP.
Normale Kastrationen bei Junghengsten werden von den meisten TAs problemlos im Stehen durchgeführt.
Die männlichen Hormone werden nicht nur im Hoden gebildet, so dass ein männliches Verhalten je nach Pferd, Jahreszeit und Stutenkontakt mehr oder weniger ausgeprägt ist. Interessant war ein Bericht über den Hormonspiegel im Blut. Männliche Pferde haben einen sehr individuellen Hormonspiegel. Es ist sogar möglich, dass einige Hengste weniger Hormone als Wallache produzieren. Hengste erreichen im Herbst fast die Hormonkonzentration eines Wallachs. Zur Paarungszeit steigt er gegenüber Wallachen jedoch massiv an. Für Körper und Psyche bedeutet das einiges an Stress. Hengste sollen im Schnitt eine geringere Lebenserwartung haben. Ich finde diese Behauptung jedoch etwas zweifelhaft, da andere Faktoren eine viel größeren Einfluss über Lebenserwartung haben.
Wann man kastriert ist eher eine Glaubensfrage. Die Kastration und die Hormonumstellung sollte zeitlich passend gewählt werden, wenn die Infektionsgefahr jahreszeitlich gering ist und das Jungpferd den Eingriff schnell und ohne große Änderung (Entnahme aus Herdenverband)durchstehen kann und somit die Entwicklung nicht gehemmt wird. Der Gedanke an mehr Muskeln bei späterer Kastration in einem Wallachleben ist illusorisch.
LG Susi
Verfasst: Di, 25. Mär 2008 11:39
von Carmen
Bei einer frühen Kastration hat man es meist, dass die Tiere größer, aber auch schlaksiger werden. Die Geschlechtshormone hemmen irgendwann das Wachstumshormon, so dass der Hengst seine "normale" Größe erreicht. Bei einem Wallach geschieht diese Hemmung mangels Hormonen nicht so schnell, so dass sie länger wachsen.
Mein Spanier wurde spät kastriert, mit 6 Jahren, nachdem er auch gedeckt hatte. So spät würde ich es nicht machen lassen. Seine beiden Jährlingssöhne wurde am gleichen Tag wie er gelegt und waren am nächsten Tag schon putzmunter. Mein Kleiner dagegen hatte tagelang zu tun.
Außerdem bleibt bei einer späten Kastration das Hengstverhalten meist erhalten. Mein Spanier ist zwar etwas ruhiger (war auch schon ein ruhiger Hengst), aber merkt doch immer noch den Hengst.
Wobei ich Hengste aber liebe. Wenn man den Umgang mit einem Pferd richtig lernen will, dann gibt es keinen besseren Lehrmeister als einen Hengst. Die sind irgendwie noch ein bisschen mehr Pferd als Stuten und Wallache.
Verfasst: Di, 25. Mär 2008 13:35
von -Tanja-
Danke für die Erklärungen.
Mmh, da fällt mir die Aussage eines Nachbarn ein, als er Amor damals vor sieben Jahren kurz nach seiner Ankunft bei mir gesehen hat: "Der ist wohl spät gelegt worden." Das konnte ich mir damals nicht erklären, und auf Nachfrage meinte der Nachbar, er käme darauf, wegen Amors stark ausgeprägtem Hals.
Naja, nachdem mein Pferd dann ca. 30-40 kg abgespeckt hatte, hat sich das relativiert.

Von Amors Art und Weise her könnte ich mir eher vorstellen, daß er länger Hengst war.
@Kallisto: Was waren dann Deine konkreten Ansichten für Dein Pferd, warum Du erst später kastrieren wolltest?
Verfasst: Di, 08. Apr 2008 14:01
von GingerCC
kallisto hat geschrieben:... Hengste sollen im Schnitt eine geringere Lebenserwartung haben. Ich finde diese Behauptung jedoch etwas zweifelhaft, da andere Faktoren eine viel größeren Einfluss über Lebenserwartung haben.
LG Susi
Die Aussage das Hengste im Schnitt eine geringere Lebenserwartung haben, muß ich ganz klar wiedersprechen.
Ich kenne sehr viele Hengste die auch im Deckeinsatz waren und gerne so an die 30 Jahre alt wurden.
Denkt doch gerade mal z.B. an den Argentinus der vor kurzem erst gestorben ist. Der war ja auch so ein Uralter Hengst.
Hier in BW hat das Gestüt Birkhof ihren Metusalem Wettstreit, den habe ich vor 3 Jahren mit einem alter von 32 noch recht fidel gesehen.
Zum Thema Umgang kann ich nur sagen, wenn sie 5-6 jährig brave Hengste sind, dann bleiben sie es auch.
Ich habe meinen Hengst 8 jährig gekauft und so ein Neutrum habe ich noch nie erlebt. Alle Stuten und ihre Reiter im Stall haben etwa 2 Monate ziemlich reagiert, aber nach dem sie bemerkten, daß mein Bub so gar nicht reagierte, haben sie wieder zu ihrem normalen Verhalten zurückgefunden. Selbst reiten in einer Halle mit einer hoch rossigen Stute ist kein Problem. Aber ich nehme sein Verhalten auch nicht als selbstverständlich hin. Seine gelegendlichen Anfragen, werden halt sofort verneint und dann hat sich das normalerweise für eine Weile wieder gegeben. Es ist aber egal ob Stute, Wallach oder Hengst wichtig mit klaren Regeln und Grenzen zu arbeiten. Die Sicherheit steht an 1. Stelle!
Bei uns gibt es 2 Wallache (einer sogar mit 1 1/2 gelegt) die richtig hengstig sind. Mit denen kannst du jede Stute approbieren. Also muß das mit dem früh oder spät legen lassen nicht unbedingt mit dem hengstig sein in Verbindung stehen. Vielleicht ist das auch eine Vererbungssache?!?!?