Hallo zusammen,
ich habe schon eine nachhaltige Erfahrung im Kauf von diversen Damensätteln...
1) Portugiesischer Sattel:
Er ist recht kurz im Vergleich zu den alten englischen Sätteln, hat einen Holzbaum und ist unten mit weißem Leinen bespannt, auf der Sitzfläche dann mit Wildleder. Der Sattel ist eine Nachbaute eines ca 300 Jahre alten Modells aus Portugal. Das Leder ist auf der gesamten Sitzfläche wunderschön bestickt. Wenn ich mich noch richtig erinnere, konnte man sowohl Leder- als auch Stickerei-Farben so ziemlich frei auswählen. Die Gurtstrippen sind oben Leder, unten Stoffgewebe. Der Sattel hat kein Sicherheitsschloß am Bügelriemen - darum empfiehlt es sich, den Bügel durch einen Sicherheitsbügel auszutauschen, der im Falle eines Unfalls von selbst aufgeht und den Fuß freigibt.
So... jetzt noch zu den Hörnern: er hat drei, das heißt, das das rechte Bein, anders als bei den bekannten englischen Sätteln, noch durch ein weiteres, angedeutetes Horn gehalten wird. Fazit: lieber mehr Geld ausgeben aber dafür bessere Ware bekommen!
Ich war lange zufrieden damit und kann diesen Sattel zum Einstieg in die Welt der Damensättel nur weiterempfehlen! Ich bin mit dem Sattel sogar schon gesprungen (für mehr als einen Meter hat aber der Mut noch nicht gereicht

und war natürlich auch schon ausreiten damit.
Nun habe ich den Sattel aufgrund meiner Sammlung im Keller verkauft.
Sitzlänge waren ca. 49 cm, Sitzbreite ca. 34 cm. Da er einen "dipped seat" hat, ist er einfach für "richtiges Reiten" nicht wirklich geeignet.
2) Champion & Wilton, 1905
Er ist sehr weit ausgeschnitten, was ihn für die herkömmlichen Warmblüter auch mit stärker ausgeprägtem Widerrist passend macht.
Das obere Horn ist mit neuem Schweinsleder bezogen, die Hirschledersitzfläche und der Rest des Sattels sind original. An der Schnalle des Flatterriemens ist ebenfalls etwas ausgebessert worden, auch der Bezug der Kissen wurde aus Fischgrät-Leinen bei der Restauration erneuert. Der Steigbügelriemen sowie der Steigbügel sind natürlich nicht original.
Der Sattel hat kein Sicherheitsschloß mit dazugehörigem Bügelriemen, weshalb die Verwendung eines selbstöffnenden Sicherheitsbügels wichtig ist.
Auch hier: Der Sattel ist recht schmal - passt also eher Vollblut-Typen und nicht dem typischen Warmblut. Leider ist er - wie fast alle alten Sättel - auch recht lang, was wiederum zu Problemen mit den zierlichen Vollblütern führt. Dass er kein Sicherheitsschloss hat, finde ich sehr schade.
3) Maßsattel Uli Deuber
auf Empfehlung von Desmond OBrien beim Ausbilderkurs Reiten im Damensattel bin ich damals samt Pferd nach Zeil am Main gefahren, um uns vermessen zu lassen.
Desmond hatte zum Kurs übrigens Deuber-Sättel dabei und keine Zaldi!!
Uli Deuber hat sich wirklich viel Zeit genommen, mein Pferd mit einem seiner eigenen alten Sättel gesattelt und uns dann auch mit meinem bisherigen, bestickten Sattel beim Reiten beobachtet. Anschließend fertigte er ein Rückengitter vom Pferd und eine lange Liste mit allen möglichen Maßen, die er an mir und dem alten Sattel genommen hatte an.
In seiner Werkstatt traf mich dann die Qual der Wahl, ein Leder auszusuchen und einige grundlegende Details zu klären. Ich habe mich letztendlich für ein naturfarbenes Leder mit einer Sitzfläche aus Hirschleder entschieden, weil dies dem historischen Sattel aus dem viktorianischen Zeitalter bei optimalem Sitzcomfort sehr nahe kommt. Schon beim Auspacken hat mich der weiche Griff des Sattels begeistert - zu Sitzen ist er traumhaft!
Der Sattel hat ein Sicherheitsschloß mit dazugehörigem Bügelriemen. Dadurch löst sich im Falle eines Sturzes der komplette Riemen vom Sattel. Für zusätzliche Sicherheit sorgt dann noch ein Sicherheitssteigbügel, der ebenfalls bei Belastung in "Sturzrichtung" aufgeht und den Fuß freigibt.
Das untere, linke Horn lässt sich ausdrehen und in ein zweites, etwas anders platziertes Gewinde eindrehen, außerdem ist die Lederhaut um das linke, metallische Horn nach dem Lösen eines Schräubchens abnehmbar, was die Anpassung an eine andere Oberschenkeldicke sehr vereinfacht.
Meine bisherigen Erfahrungen mit dem Sattel zeigen (mal wieder), dass echte Qualität zwar ihren Preis hat, sich aber immer lohnt, wenn man etwas ernsthaft betreiben will. Erst wenn der Sattel einen optimal sitzen lässt, kann man auch optimal aufs Pferd einwirken. Im Gegenzug heißt das natürlich auch, dass der Spaß und die Freude am Reiten im Damensattel drastisch abnimmt, wenn man minderwertiges Material benutzt, um zu sparen.
Leider hat sich meine Anfangseuphorie ein bisschen gemindert. Uli Deuber hat einmal die Gewinde für das untere Horn versetzen müssen - noch immer setzt mich der Sattel leider nicht optimal aber das lässt sich nun nicht mehr ändern. Auch hier ist leider eine Tendenz zum "dipped Seat" da und der Baum ist meinem Pferd ein bisschen zu weit, so dass wir sehr aufpassen/polstern müssen, um Druck auf den Widerrist zu vermeiden.
Eine Freundin hat ebenfalls einen Deuber-DamenSattel mit Klettkissen - für ihre Ansprüche sehr gut.
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Bei meinen Recherchen und aus Erfahrungen im Bekanntenkreis kam ich zu folgendem Schluss: Stangen-Sättel und Nachbauten kann man zum ernsthaften Reiten vergessen.
Niedersüß ist (was ich bisher gesehen und geritten habe) ansich sehr gut - produziert nur leider nicht mehr. Zudem verwendete er geschäumte Bäume aus Kunststoff - schlecht bis gar nicht zu verändern.
Deuber baut nur noch selten, weil es sich für ihn kaum rentiert - er verwendet Holzbäume aus England. Leider auch hier nicht das non-plus-ultra an Passform erreicht bisher.
SVE und Klose bauen beide mittlerweile sowohl neue Sättel auf Holzbäumen und restaurieren alte englische Sättel. qualitativ sicher grade das Beste, was man in D bekommen kann - leider habe ich in meinem Bekanntenkreis aber auch viele Beispiele für endloses polstern und rumdoktern mitbekommen. Es liegt also nicht an meinem (zugegeben eher schwierigeren) Pferd und seinem Rücken) sondern scheint ein generelles Problem zu sein.
Ich befürchte, dass es "DEN" Sattler hier einfach nicht gibt und man muss sich überlegen, für was man denn einen Damensattel will. Nimmt man z.B. einen Dreihornsattel mit starkem "dip", sollte man damit eben auch "nur" schön aussehen wollen und sich nicht wundern, wenns Reiten nicht so klappt.
Will man modern und aktiv und bis in hohe Lektionen mit gutem Gefühl reiten, kommt man um einen modernen, neuen Sattel nicht rum. Leider gibts bei keinem Sattler die Garantie, dass es passt und klappt.
Saskia von Ehrenkrook fliegt übrigens nahezu überall hin und vermisst/schickt Probesättel etc. - aber eben gegen Kostenübernahme. Bei Klose müsste man das mal anfragen.
Wer auf Turnieren/WBO starten will, sollte sich an die Merkblätter/Richtlinien des RID halten, die von den Richtern vor Ort umgesetzt und kontrolliert bzw. bewertet werden. Auch hier ist ein moderner Sattel Pflicht. Ja, das kostet, aber das sollte uns die Gesundheit unserer Pferde eigentlich wert sein, oder?
http://www.damensattel-deutschland.de/i ... nload.html