So, des Tests zweiter Tag. Dass die Einwirkung schön ist und man im Vergleich zum herkömmlichen Dressursattel ein freieres Pferd unter sich hat, wusste ich ja nun.
Aber was ist beim Gelände reiten? Was ist mit schwungvollerem Trab, schön ausgreifend vorwärts galoppieren, was mit lang drin sitzen und bergauf und bergab klettern? Also hab ich meinen Filou heute geputzt, ihm eine frische Schabracke geholt, einen frischen Sattelgurt und hab aus dem Geländesattel die Steigbügel ausgehängt. Ein Flachsitzer Vielseitigkeit ist ja von dt saddlery zur Zeit bei uns und ich habe ja grünes Licht, dass ich ihn reiten darf.
Normal geh ich ins Gelände mit dem Passier Eventing, den beispielsweise Ingrid Klimke in der Geländeprüfung reitet:
http://www.passier.com/vielseitigkeit/eventing/ Der bleibt so, wie er unseren Pferden angepasst ist, auch bei ziemlich steilen Steigungen ohne Vorderzeug gut lieben, schiebt beim Gefälle nicht böse an die Schulter und ich sitze bei Schrittritten von 4 Stunden auch noch sehr bequem. Dann wollen wir doch mal sehen, was der dt saddlery Butterfly im Vergleich kann.
Wir reiten los und schnell merke ich, dass die Baumbreite für meine Hüfte auch im Flachsitzer nicht passt, auch nicht mit den kürzeren Bügeln, die ich mir einstelle - etwas zwischen der Länge, die mir als Dressurbügel angenehm wäre und der Länge, die ich sonst bei meinem Eventing habe. Noch kürzer, um das Bein noch mehr zu winkeln geht nicht, weil mein Knie eh schon über's Blatt samt Pausche raus steht. Der Vielseitigkeitssattel lässt in Richtung langes Bein Spiel, in Richtung "Springbein" nicht. Bügel länger einstellen führt dazu, dass es für die Oberschenkel sehr anstrengend wird, im Sattel zu sitzen. Ich reite eigentlich schon recht viel, im Monat alleine 100 km im Gelände, aber so anstrengend hatte ich das noch nie. Also reiten wir eben mit der Vielseitigkeitsbügellänge. Die geht so. Da habe ich aber schon das Problem, dass mir der Flatseat nicht flach genug ist. Schiebe ich im leichten Sitz mein Gesäß ein bisschen zurück, lande ich am Sattelkranz, wenn ich nicht extra weit aufstehe.
Bereits vor einem Scheitelpunkt, wo ich entscheiden muss, ob ich den weiten Weg zum Kletterberg gehen will oder nicht, trabe und galoppiere ich, um zu sehen, wie sich das anfühlt. Mein Pferd läuft gut, aber auch nicht besser als sonst - ich merke keinen Unterschied, was Schub (ok, da kann er nicht viel, hat keinen Sitzbeinmuskel mehr nach einer Fraktur vor vielen Jahren) und ausgreifen angeht. Die Rückentätigkeit fühlt sich gut an, aber da kann ich eh nicht klagen bei ihm. Mir wurde der Sattel als so sehr direkt gelobt: Im Vergleich zum Eventing nichts besonderes, aber auch den Eventing liebe ich als sehr direkten Sattel, man spürt, wie sich das Pferd bewegt und kommt mit den Hilfen recht direkt ran. Also wasdas Reitergefühl für den Pferderücken angeht, die beiden Sättel absolut vergleichbar.
Die Bewegungsfreiheit für das Pferd ist super, das muss man ihm lassen, aber ein guter Geländesattel bietet diese auch bei herkömmlichem Aufbau, sonst könnte das Pferd mit ihm einen Reiter über so schwere Hindernisse tragen wie bei den internationalen Vielseitigkeiten.
So, 5 km in allen Gangarten liegen hinter uns, es geht bergauf - steil bergauf. Dass im Trab und Galopp die Schabracke gewandert ist, hatte ich bis dahin schon beobachtet. Gegurtet hab ich sogar fester als sonst bei meinem Eventing. Dennoch steige ich nach dem Berg ab und sattle nach - der Sattel ist nach hinten gerutscht und zwar ein gutes Stück. Das heißt, für den bräuchte ich ein Vorderzeug, für meinen nicht. Ein Argument gegen ihn für mich, denn mit Vorderzeug schränke ich doch die Schulter wieder ein und wenn bei diesem Pferd Sättel sonst ohne funktionieren, hätte ich mir das schon auch hier gewünscht.
Bergab macht er keine Schwierigkeiten, das Pferd geht wie gewohnt.
In Summe: Traben und Galoppieren ist mit meinem Eventing weniger anstrengend, im Schritt sitze ich und mich drückt die Kante vom Baum - für mich also für die Strecke unbequem. Da er noch dazu am Berg rutscht, keine Alternative zum Eventing.
Für die Dressur fände ich ihn optimal, wäre der Sitz bequemer bzw. schmaler. Einfach so, dass ich nicht die Kanten des Baums in den Oberschenkeln stecken hab, würde ich ihn mir wünschen.
Gesamtfazit:
Für's Gelände für mich noch keine Option. Da ist er mir persönlich einfach unbequem.
Für die Dressur werde ich nun versuchen, sehr flache Pauschen für meinen Prestige Academy zu bekommen, um mehr Freiheit zu bekommen und werde meinen Sattler nochmal um Kontrolle bitten, was sich beim Academy in Richtung "Pferd freier" machen lässt. Ich hab den ewig nicht mehr geritten und daher ist er derzeit sicher nicht optimal gepolstert. Vom Sitz her ist mir mein Academy bequemer, aber das ist halt ein überbauter Tiefsitzer, dessen Einwirkung schon schwieriger ist. Für das Pferd ist der Academy ein bisschen "sperriger". Unser zweites Pferd bekommt definitiv einen direkteren, flacheren, Dressursattel als Filou hat.
Was die Austauschbarkeit zwischen den Pferden angeht: Top nach dem, was ich bisher weiß! Diesmal scheint's wirklich zu funktionieren. Egal, ob kleine Spanierdame, Araber, schmales Warmblut mit sehr viel Widerrist oder langes, massiveres Warmblut mit wenig Widerrist - er passt! Der Rücken sieht sehr gut aus nach 2 Stunden und ist völlig unempfindlich.