Nach dem Galopp - Stress!!!

Rund um die klassische Reitkunst

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Cathy1603
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Nach dem Galopp - Stress!!!

Beitrag von Cathy1603 »

:( Hallo!

Habe einen Friesenwallch 10-jährig und seit gut 5 ½ Jahren in Ausbildung. Seit ich ihn kenne sind die Galopp-Trab Übergänge eine besondere Herausforderung für ihn und mich. Von Anfang an, hat er die Angewohnheit vom Galopp in den Trab einen zackeligen Übergang nach oben auszuführen. Dabei nimmt er seinen Kopf immer sehr hoch und drückt den Rücken weg. Beim longieren kommt er bald wieder in einen ruhigen Trab und lässt seinen Hals wieder fallen (DH). Früher war er da auch eher nur im Laufen und hat auch eine Zeit gedauert bis es sich da wieder loslassen konnte. Beim Reiten spüre ich wie er sich stresst und anfängt nicht mehr vorwärts zu gehen. Wenn ich dann versuche ihn vorwärts zu reiten, läuft er und seine Balance ist auch dahin. Von an die Trense dehnen ist dann auch keine Rede mehr. Kennt noch jemand das Problem?
"Der Pferdemensch mit der ganzen Vollkommenheit seiner Kunst bringt sein Leben damit zu, diese Unvollkommenheit zu korrigieren" - (D'Auvergne)

Liebe Grüße
Cathy und Julbrich
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Meg
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Beitrag von Meg »

Hallo!


Ich klappere mal die üblichen Verdächtigen ab:

Der Sattel passt? Die Zähne sind in Ordnung? Evtl. sonstige Einschränkungen?


Ist er hinten überbaut? Sind Friesen ja gerne mal.

Wie klappen die Trab/Schritt Übergänge?
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Gast

Beitrag von Gast »

Grundsätzlich kann jeder Friese galoppieren.
Aber durch seine züchterische Prägung ist der Friese eher ein Traber. Das ist insofern nachvollziehbar, da vor der Kutsche in der Regel nicht galoppiert wurde. Zumindest nicht bei Ein- und Zweispännern.

Aus dieser Herkunft beruhen oftmals die von Dir beschriebenen Schwierigkeiten mit dem Galopp.

Aus meiner Erfahrung heraus würde ich Dir erst einmal empfehlen, auf den Galopp zu verzichten.
Auch wenn das widersinnig erscheinen mag.
Stattdessen solltest Du erst einmal Übergänge Trab- Schritt und Schritt- Trab erarbeiten. Aber auch Tempounterschiede innerhalb des Trabs. Zulegen und Abfangen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Abfangen. Dabei darf das Tempo so weit zurück genommen werden, dass Du an die "Piaffe" denken kannst.

Auch solltest Du einmal auf das Grundtempo insgesamt achten. Oftmals wird das gerade bei den Friese deutlich zu hoch gewählt.

Damit sollte es Dir möglich sein, eine solide Basis für den Galopp zu schaffen.
Ob sich damit alle Probleme der Galopp- Trab- Übergänge beseitigen lassen, ist dabei vom jeweiligen Pferd abhängig.
Das klappt leider nicht immer.

Aber da kann man aus der Not eine Tugend machen.
Ich persönlich habe bei einem solch veranlagten Pferd schlicht und ergreifend die Übergänge Trab- Galopp- Trab weggelassen und stattdessen Schritt-Galopp- Schritt geritten.
Obwohl eigentlich eine höhere Anforderung, aber das fiel dem betreffenden Pferd erheblich leichter.

Das bedeutet jedoch nicht, dass ich die zuvor angeführt Arbeit mit den Trabübergängen weggelassen hätte. Die war grundsätzliche Voraussetzung dafür, überhaupt erst galoppieren zu können.
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Lieber "Gast", Du hast vielleicht nicht aufmerksam genug gelesen. Das Pferd kann sehr wohl galoppieren, das ist nicht das Problem. Das Problem ist der Übergang vom Galopp in den Trab und die darauffolgenden Trabtritte, die laut TE zum heutigen Zeitpunkt eher stark gebremst ausfallen.

Wir haben einen Friesen bei uns im Stall, der sich damit auch ziemlich schwer tut. Anders als der von Dir, Cathy, beschriebene Friese, bremst unserer nicht, sondern rennt dann lieber seinem Gleichgewicht hinterher. Eine Landung auf der Vorhand fühlt sich so oder so nicht schön an. Ich bin daher in diesen Fällen auch kein Freund von "verlangsamen und an Piaffe" denken, sondern eher an "Tritte vergrößern". Der Galopp sollte vor dem Durchparieren schon ein echter Galopp mit einem echten Arbeitstempo sein und nicht dieser leichte Vierschlag, den Friesen gerne mal, aufgrund ihres Gebäudes anbieten mögen und ich würde auch eher an "Übergang zum Trab", denn an "Durchparieren zum Trab" denken. Also nicht einen Gang runterschalten, sondern in den Trab hineinreiten und das Weiterreiten nicht vergessen.

Ich glaube nicht, dass man mit einem zu verhalten gewählten Tempo aus dem Vierschlag in den Trab den Gangsalat und das Fallen auf die Vorhand verhindern kann. Das wird erst besser, wenn Dein Pferd mehr Kraft und mehr Balance entwickelt und sich selbst in den Übergängen besser trägt.

Was das Reiten von Übergängen betrifft, stimme ich "Gast" grundsätzlich zu!
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Gast

Beitrag von Gast »

@ Medusa:

Ich habe mir diesen Beitrag schon sehr genau durchgelesen.
Das dort geschilderte Problem ist mir nicht unbekannt.
Mit genau dem gleichen Problem hatte ich bei meinem zweiten Friesenhengst zu kämpfen.

Die Ursache dafür lag darin, dass dieses Pferd einfach nicht kräftig genug war, sich nach dem Übergang vom Galopp in den Trab ausbalancieren zu können.

Die gezielte Arbeit, das Pferd vermehrt auf die Hinterhand zu bekommen hat zu einer deutlichen Reduzierung dieses Problems geführt. Aber zu meinem Leidwesen nicht vollständig beseitigen können.

Ausserdem handelt es sich bei meinen Ausführungen nur um einen Vorschlag.
Das könnte man vielleicht einmal ausprobieren.
Man muss es aber nicht.
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Cathy1603
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Beitrag von Cathy1603 »

@Meg: Sattel passt, Zähne sind Ok und sonst auch keine Probleme
@Treuehusar: Mein Pferd kann sehr schön galoppieren, schön nach vorne raus und nicht verhalten (4taktik) ich lege sehr viel Wert auf einen klaren 3Takt und auch die Übergänge an sich, Halt-schritt, Trab-Schritt usw. und Tempounterschiede funktionieren sehr gut am Sitz. Er ist sehr feinfühlig zureiten und überaus aufmerksam. Wie gesagt ist der Übergang von Galopp in Trab immer etwas holprig und der Hals-Kopfbereich wird dann immer nach oben genommen und er fängt an zu zappeln und wenn ich mehr verlange zu laufen. Er möchte sich ungern dehnen und wird hibbelig. Wir sind von der Ausbildung her ca auf diesem Stand: Seitengänge in Schritt und Trab (SH, KSH, Traver, Renvers, Traversale) innerhalb der Seitengänge Schritt und Trabübergänge um HH mehr zu kräftigen. Reite viel im Trab Schlangenbögen (korrekte und Konterstellung), 8er usw. Balance ist wirklich sehr gut. Kann ihn alleine mit meinem Gewicht sehr gut reiten, egal ob Seitengänge oder Handwechsel etc. Arbeite auch sehr viel Arbeit an der Hand (Rückwärtsrichten, daraus antraben) Becken wird abgekippt und Hankenbeugung mehr verlangt. Nur leider habe ich noch immer nicht die Lösung für unser Übergangproblem 
@Medusa: So wie du das vorgeschlagen hast, mache ich es auch….ich versuche ihn wenn er sich im Galopp entspannt (was er immer macht, das wundert mich auch) in dieser Haltung in den Trab, manchmal klappts ganz gut, aber meistens fängt er wieder an sich aufzuregen  Nun hoffe ich auf weitere Tipps…
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Cathy, ich meine mich zu erinnern, dass Du sehr viel auf Kandare reitest. Möglicherweise macht es mal Sinn, zwei Gänge zurückzuschalten und auf Trense eine 100%ige Dehnungsbereitschaft zu erarbeiten. Trabarbeit, richtige Dehnungsbereitschaft erarbeiten und aus einer reellen Dehnung angaloppieren. Da trennt sich dann schnell die Spreu vom Weizen, ob die Dehnung wirklich ehrlich ist und darüber hinaus auch über mehr als 2 m durchgehalten werden kann.

Das was wir Reiter für eine gute Selbsthaltung halten, ist oft ein Verharren des Pferdes in einer für ihn bequemen Position. Vielleicht solltest Du auch in der Galopparbeit an der Dehnungshaltung arbeiten und versuchen, ihn vor den Übergängen nicht kürzer zu machen, sondern in und nach dem Übergang an "Nase vor" denken. Oft fallen Pferde, die sich selbst nicht tragen können, bei solchen Aktionen ins Bodenlose und das ist das Signal für den Reiter: ich muss zunächst zu den Grundlagen zurück, bevor ich meinem Pferd Dinge wie korrekte Übergänge abverlange, die es noch gar nicht leisten kann.
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Kleenes
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Beitrag von Kleenes »

Hast du die Möglichkeit im Gelände zu Galoppieren? Oder alternativ auf einem großen Springplatz. Vielleicht könntest du dort probieren Trab-Galopp-Trab Übergänge zu reiten, draußen ziehen die Pferde meist ja mehr vorwärts vielleicht platzt dann der Knoten.
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Cathy1603
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Beitrag von Cathy1603 »

@Medusa,
Ja stimmt reite teilweise mit Kandare, aber das kommt sehr selten vor. Das lustige ist ja an der ganzen Sache, dass er sehr Dehnungsbereit ist im Trab aber auch im Galopp, das ist gar kein Problem bei ihm, er geht dann auch sehr schön aktiv aus der HH und trägt sich gut selbst. Da mir die korrekte Dehnungshaltung sehr wichtig ist, wird diese auch seit Anfang an immer wieder erarbeitet. Wie gesagt, ich verstehe sein Verhalten leider nicht ganz, mir fehlt da glaub ich die Objektivität : ( Auch im Galopp dehnt er sich schön und auch ausreichend (Spiegel in der Halle) trotzdem ist er aktiv. Kürzer mache ich ihn vor dem Übergang nicht, ich versuche das er in der Dehnungshaltung auch in den Trab übergeht…wie geschrieben, funkt teilweise, aber nicht immer : (

@Kleenes: wir haben einen großen Platz auf dem ich wenn es schön ist immer reite : ) ich liebe es in der Natur zu sein. Auch beim Ausreiten zeigt er einen mehr als ausladenden Galopp nach vorne, nicht nach oben : ) da halten wir schon mal mit einem Englischen Halbblut mit : )

Ich denke es liegt wahrscheinlich an mir als Reiter... vielleicht tu ich auch zuviel in dem Moment weil ich wieder damit rechne, dass er den Kopf hochreisst : (
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Beitrag von Meg »

Cathy1603 hat geschrieben:@Medusa,


a) Auch beim Ausreiten zeigt er einen mehr als ausladenden Galopp nach vorne, nicht nach oben : ) da halten wir schon mal mit einem Englischen Halbblut mit : )

b) Ich denke es liegt wahrscheinlich an mir als Reiter... vielleicht tu ich auch zuviel in dem Moment weil ich wieder damit rechne, dass er den Kopf hochreisst : (
Das sind zwei wichtige Ansätze:

a) Cavalettiarbeit?

b) Das liesse sich leicht überprüfen, indem du einen anderen Reiter bittest ihn mal zu reiten
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lalala

Beitrag von lalala »

Ich denke es liegt wahrscheinlich an mir als Reiter... vielleicht tu ich auch zuviel in dem Moment weil ich wieder damit rechne, dass er den Kopf hochreisst : (
Vielleicht tust du aber auch einfach zu wenig und unterstützt dein Pferd nicht genug ?
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Cathy1603
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Beitrag von Cathy1603 »

@Meg: Im Sommer sind wir auch schon gesprungen :) Bodenstangen und Cavaletti mach ich 1x in der Woche als Ausgleich aber in besonderen als Förderung der HH Aktivität und Bauchmuskelaufbau :) aber meist nur an der Longe, im Sommer auch mal vom Sattel aus :)

Bei meiner damaligen Trainerin hat er das auch gemacht.

@Lala:

Ja kann eh sein...wie würdest du diese Unterstützung definieren? :)
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Jen
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Beitrag von Jen »

Irgendwie verstehe ich es noch nicht richtig, was genau passiert. An der Longe im Trabübergang ist er im Trab zackelig (=zu schnell?) und reisst den Kopf hoch und läuft erst davon, findet aber schnell den ruhigeren Takt und Losgelassenheit und Dehnungshaltung wieder. So weit richtig verstanden?

Beim reiten aber bremst er im Übergang ab und wird klemmig und läuft nicht richtig vorwärts? Oder was genau passiert da?
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
lalala

Beitrag von lalala »

Viele vergessen während des "bremsens" das weiterreiten, lassen die Hand zu lange dran, geben die Hilfe zum falschen Zeitpunkt o.ä.

Woran es bei dir liegt kann nur ein RL vor Ort sagen.
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Cathy1603
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Beitrag von Cathy1603 »

@Jen:
Also, er hat egal ob an der longe oder unter dem Sattel immer im Übergang vom Galopp in den Trab einen "taktfehler" oder wie auch immer man das nennen kann, er reisst in diesem Moment den Kopf hoch! An der Longe findet er sehr schnell wieder in seinen normalen Trab und auch bald wieder in eine losgelassene Haltung, auch DH. Aber unter dem Sattel drückt er den Rücken weg und Kopf Hoch und hat eher einen Kadenzierteren Trab und nimmt die Knie hoch (normalerweise im Trab eher aktiv nach vorne) sozusagen einen Showtrab. Fühlt sich schrecklich an und durch den hohen Hals kann man auch die Stellung im Genick und schon gar nicht an Biegung im Halsbereich denken....da Genick blockiert ist :( um ihn dann wieder zu entspannen... Lasse ich die Zügel locker, macht er so weiter und probiert mal kurz sich zu strecken, aber sobald wieder ein Kontakt mit den Zügeln entsteht reisst er ihn wieder hoch (ist auch nicht meine Vorgehensweise die ich für gut empfinde). Wenn ich aber weiter versuche ihn durch Biegung zu entspannen, fängt er natürlich an in der seitlichen Balance zu schwanken :( Reite ich ihn vorwärts, ganselt er sich auf und rennt....:(
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