Spanischen Schritt aus dem Schulschritt entwickeln

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Sascha
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Spanischen Schritt aus dem Schulschritt entwickeln

Beitrag von Sascha »

Den Spanischen Schritt aus dem Schulschritt entwickeln. Hat das mal jemand gemacht oder bei anderen beobachtet?

Ich hab es bei Branderup gelesen, mit dem Hinweis darauf, dass das heute kaum mehr gemacht wird, da der Schulschritt nur noch selten geritten wird.

Ich fand die Idee super interessant, denn für mich war der Spanische Schritt bisher nur eine "Zirkuslektion", die eben nicht wirklich erritten wird. Ich kann mir theoretisch aber gerade sehr gut vorstellen, wie sich ein Spanischer Schritt aus einem kadenzierten Schulschritt entwickeln lässt und hätte Lust meinen Wallach in diese Richtung weiter zu fördern.

Daher würden mich Erfahrungswerte von anderen sehr interessieren.
"Wir wollen dafür Sorge tragen, dass wir das junge Pferd nicht verdrießen und ihm seine freundliche Anmut nicht verleiden. Denn diese gleicht dem Blütenduft, welcher niemals wiederkehrt, wenn er einmal verflogen ist."
Antoine De La Pluvinel
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Sascha, wie bildest Du denn normalerweise den spanischen Schritt aus, weil Du jetzt einen anderen Weg gehen möchtest?

Ich installiere lediglich das Beinheben (hoch und aus der Schulter heraus) auf Gertenzeigen im Stehen am Boden, den Rest mache ich im Sattel, wobei ich dort auch im Stehen anfange und das Vorwärts erst später hinzufüge. Nach und nach wird die Gertenhilfe überflüssig, und die reiterlichen Hilfen treten in den Vordergrund und lösen den spanischen Schritt aus und korrigieren oder verbessern die Ausführung, falls das notwendig sein sollte. Ich würde also sagen, dass der spanische Schritt, den meine Pferde gehen, zu 90 % erritten ist, wenn auch nicht aus dem Schulschritt heraus. :wink:

Ich kann mir zwar gut vorstellen, dass man den spanischen Schritt aus dem Schulschritt herausholen kann, habe aber Zweifel, ob es wirklich gelingen kann, ohne einen Helfer von unten oder ohne eine gewisse vorbereitende Handarbeit ein wirklich schönes hohes Vorderbein zu bekommen.
Viele Grüße
Sabine
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Sascha
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Beitrag von Sascha »

Max, bisher gar nicht

erstens, weil ich an der Lektion selbst bisher kein großes Interesse hatte und
zweitens, weil es für mich immer eine Lektion war, die ich erst nach der Piaffe bzw. eben erst dann, wenn das Pferd zu einem höheren Versammlungsgrad fähig ist, ausformen wollen würde.

Ich bin ja kein Showreiter und ich hab deshalb nie wirklich für mich den Sinn darin gesehen, da irgendwas "künstlich" erzeugen zu wollen, was das Pferd nicht unter dem Reiter oder in der Handarbeit, während der Arbeit an Balance, Geraderichtung, Versammlung etc. schon von selbst anbietet.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Sascha: Jezt kann ich Dir gerade nicht folgen. Warum sollte ein Pferd den Spanischen Schritt (mit Ausnahme von einem gerade imponierenden Hengst) von allein anbieten? Und wenn der SS für Dich bisher nur eine Zirkuslektionwar (worin ich Dir übrigens zustimme) wo liegt dann der Unterschied, wenn Du ihn aus dem Schulschritt entwickelst?
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No
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Beitrag von No »

Darf ich mich mit einer Frage dran hängen?

Welche Hilfen ausser Gerte gebt ihr vom Sattel aus um den spanischen Schritt abzufragen? Meine Pferde gehen sS, nur ich weiss nicht so recht welche Hilfen die Gerte progressiv ablösen sollen.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

No hat geschrieben:Darf ich mich mit einer Frage dran hängen?

Welche Hilfen ausser Gerte gebt ihr vom Sattel aus um den spanischen Schritt abzufragen? Meine Pferde gehen sS, nur ich weiss nicht so recht welche Hilfen die Gerte progressiv ablösen sollen.
Bei mir sollen gegenseitiger Schenkel und leichte Aufwärtsparade am gleichseitigen Zügel ablösen - so wir denn mal wieder zum Reiten (auf dem sS-am-Boden-geübten) Pony kommen.
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@No: Gewichts-, Schenkel- und Handhilfen. Die Gewichtshilfe ist vorrangig und leitet die Lektion immer ein und kontrolliert den Ablauf der Lektion, die Schenkelhilfen regulieren die Hinterhand, die Hände kontrollieren die Schultern bzw. Vorhand. Schenkel- und Handhilfen nur bei Bedarf, um die Lektion flüssig, im Vorwärts, mit ausdrucksvollem Vorderbein und nicht schwankend durchzuführen. Ganz normale Reiterhilfen eben, wie man sie in jeder anderen Lektion auch einsetzt. :wink:

@Sascha: der spanische Schritt ist eine Showlektion und für nichts weiter wirklich nütze, außer, dass es eine feine Gymnastik-Übung für die Schultern ist, die aber auf den übrigen Bewegungsablauf in anderen Lektionen keinen wirklichen Einfluss hat.
Aber Show, auch wenn sie nur in der heimischen Reithalle stattfindet, macht Spaß. :D Und nicht nur mir, sondern auch meinen Pferden, die den spanischen Schritt mit großer Begeisterung und Ausdruck ausführen. :wink:
PK zeigt in seinen Videos allerdings ein recht schlüssiges System, wie man die Passage aus einer Kombination von Piaffe, spanischem Schritt, Trab und Rückwärtsrichten entwickeln kann. Sicherlich ein gutes System zur "Initialzündung" bei Pferden, die sich von ihrem angeborenen Bewegungsablauf mit der Kadenz etwas schwer tun. Es wäre allerdings nicht meine präferierte Methode. :wink:
Viele Grüße
Sabine
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Melli
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Beitrag von Melli »

Finchen hat geschrieben:gegenseitiger Schenkel und leichte Aufwärtsparade am gleichseitigen Zügel
So mache ich das auch, in Verbindung mit "Schulter freimachen" aus dem Sitz.
Ich kann empfehlen, die Gertenhilfe wirklich nur gaaaanz am Anfang für die erste Idee zu verwenden und so schnell wie möglich weitestgehend wegzunehmen, indem die Gerte eben nicht _die_ Hilfe ist, die den sS auslöst, sondern nur die helfende Hand, wenn das Pferd nicht genau weiß, was es tun soll.
Am Boden verwende ich die Gerte gelegentlich, indem ich sie wie ein Target vorhalte, und es gibt ein Lob fürs dagegentreten, damit die Idee an "viel Aktion" nicht verloren geht.

Vom Sattel aus verwende ich die Gerte für den sS überhaupt nicht.

Für mich ist es einfach eine nette Übung, die den meisten Pferden viel (!)Spaß macht, den Menschen das Gefühl für kontrollierte, präzise, rhythmische Bewegung lehrt, und ein bisschen Schulterstretching und Schulterkontrolle ist auch dabei.
Why not.
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Sascha
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Beitrag von Sascha »

Das ist eben meine Überlegung, ob sie den Spanischen Schritt nicht doch als Bewegungsmuster anbieten, wenn man den Schritt immer weiter versammelt und damit immer mehr Kadenz und Aufrichtung erreitet. Ich kann mir gerade sehr gut vorstellen, dass sich daraus schlussendlich sogar ein Spanischer Schritt entwickeln lassen würde, ohne dass man dem Pferd zunächst das "Beinstrecken" separat beibringen muss.
(Fast) alle anderen Lektionen entwickeln sich ja auch einfach aus einer Zunahme von Balance, Geraderichtung, Versammlungsfähigkeit und Schwungentwicklung, ohne dass man da einem Pferd direkt eine bestimmte Bewegung erklären müsste. Das Pferd bietet es einfach irgendwann an und der Reiter formt es dann aus. Ich sehe solche Lektionen einfach mehr als Ergebnis und weniger als Ziel.

Das hat aber wenig damit zu tun, dass es sicher auch spaßig und auch gewinnbringend sein kann, bestimmte Lektionen wie den Spanischen Schritt einfach beizubringen. Ich mache ja auch viele lustige Sachen mit meinen Pferden, der Spanische Schritt stand da halt einfach nie auf meiner Prioritätenliste. Ist doch auch nicht schlimm, oder? :D


Mir geht es dabei halt auch immer noch nicht wirklich um die Lektion Spanischer Schritt selbst und schon gar nicht um irgendeine Perfektion. Mich interessiert es einfach, ob er sich herausreiten lässt, wie das dann funktionieren würde und zu welchen Ergebnissen man dabei kommt.
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Melli
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Beitrag von Melli »

Die versammelten Bewegungen sind aber "nur" Imponierverhalten, während der spanische Schritt natürlicherweise nur in direkter und frontaler Interaktion mit einem anderen Pferd gezeigt wird, also einen "trigger" braucht.
Siehe hier 1:15
http://www.youtube.com/watch?v=KueSHvT_r-4

hier ab 0:24
http://www.youtube.com/watch?v=WBY5q2IRu3M

Mag möglich sein, aber ich kann mir schwer vorstellen, wie man ohne spielerische Provokation das "erreiten" kann.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@Sascha, natürlich ist ein hohes Beinstrecken im natürlichen Bewegungsrepertoire des Pferdes als Imponieraktion enthalten - allerdings im Stehen, nicht im Laufen, oft mit mehrfachem "Winken", und schon gar nicht gleichmäßig rechts-links im Wechsel. :)

Nach meiner Auffassung ist der spanische Schritt eine Kunstgangart und entwickelt sich daher nicht aus der Versammlung. Hohe Versammlungsfähigkeit ist nach meinem Verständnis keine Voraussetzung für den spanischen Schritt. Voraussetzung ist lediglich, dass man das Pferd schließen kann und gut an den Hilfen hat.

Ich habe bei BB nachgelesen und er beschreibt zwei Vorgehensweisen: einmal erzeugt er eine Diagonalisierung, d. h. das Verlassen des Viertakts im Schritt zugunsten des Zweitakts und erreicht so ein etwas vermehrtes Vorschwingen des Vorderbeins. Das ist der Weg, den Du wählen möchtest. Ich glaube dennoch nicht, dass man damit eine wirklich hohe Vorderbeinaktion ohne unterstützendes Touchieren der Beine/Schultern erreichen kann. Ich gehe davon aus, dass die Vorderbeinaktion beim Lehren der Lektion auf diesem Weg maximal der Aktion im starken Trab entsprechen wird. Im spanischen Schritt finde ich es jedoch ideal, wenn das Vorderbein noch weiter hochschwingt als in der Trabverstärkung.
Die zweite Vorgehensweise, die BB beschreibt, entpricht genau der Vorgehensweise, die ich gewählt habe. :wink:

Nach meiner Auffassung soll der Viertakt im Schritt soweit wie möglich erhalten bleiben und soll sich nicht zum Zweitakt verschieben. Der Viertakt ist im Video von Oliveira sehr deutlich zu sehen (ab 1.50):http://www.youtube.com/watch?v=xJH-ozDH1uU
Übrigens kann man in diesem Video sehr schön die Schwierigkeiten sehen, denen man beim spanischen Schritt im Sattel begegnen kann: die Hinterbeine greifen nicht immer gleichmäßig vor, die Vorderbeine werden unterschiedlich hoch angehoben, das Pferd schwankt, und der Viertakt ist nicht gleichmäßig. Obwohl sie nicht perfekt ist, finde ich die Lektion in diesem Video sehr ausdrucksvoll. :wink:

Aber ich will Dich natürlich nicht davon überzeugen, einen anderen Ausbildungsweg zu wählen als den, den Du Dir für Dich und Dein Pferd ausgesucht hast. :)
Berichte doch mal, wie Deine Erfahrungen sind, wenn Du damit anfängst. :D
Viele Grüße
Sabine
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Beitrag von Sascha »

Max1404 hat geschrieben:Berichte doch mal, wie Deine Erfahrungen sind, wenn Du damit anfängst. :D
Werde ich tun. :)
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Nur zirzensisch?

Beitrag von Thyl »

Bin mir nicht mehr so sicher, ob der spanische Schritt nur als Zirkuslektion anzusehen ist, aus drei Gründen:

1. sollte das Pferd sein Gewicht nach hinten verlagern können, um mit dem Vorderbein frei herauskommen zu können.

2. Ist das durch die Benutzung der Muskelgruppen, die auch nach Baucher gelockert werden sollen, wahrscheinlich eine gymnastizierende Übung.

3. Hab ich mal gelernt, dass solche Schritte unter dem Reiter spontan gezeigt, zeigen, dass sich das Pferd selbst lockert. Meiner macht das ab und an.
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Tossi
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Re: Nur zirzensisch?

Beitrag von Tossi »

Thyl hat geschrieben:......
3. Hab ich mal gelernt, dass solche Schritte unter dem Reiter spontan gezeigt, zeigen, dass sich das Pferd selbst lockert. Meiner macht das ab und an.
Ich hab' das bisher nur erlebt, wenn ich einen Hengst unter mir hatte und das hat sich alles andere als "gelockert" angefühlt....

LG Elisabeth
Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet. (David Hume)
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Cubano
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Re: Nur zirzensisch?

Beitrag von Cubano »

Tossi hat geschrieben:
Thyl hat geschrieben:......
3. Hab ich mal gelernt, dass solche Schritte unter dem Reiter spontan gezeigt, zeigen, dass sich das Pferd selbst lockert. Meiner macht das ab und an.
Ich hab' das bisher nur erlebt, wenn ich einen Hengst unter mir hatte und das hat sich alles andere als "gelockert" angefühlt....

LG Elisabeth
Das fände ich auch merkwürdig. Der spanische Schritt ist entstanden aus dem Imponiergehabe der Hengste, die ihre Gegner ja gern mal mit dem Vorderbein angreifen. Und imponieren macht nun kein Hengst, weil er gerade so locker ist, sondern weil er seine Überlegenheit demonstrieren will/muss.
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