Geraderichten

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

JuliaM
User
Beiträge: 11
Registriert: Mo, 14. Jan 2013 17:48
Wohnort: Stuttgart

Geraderichten

Beitrag von JuliaM »

Hallo,
ich brauche einmal wieder eure Hilfe.
Bei meinem letzten Problem, der Galopp konntet ihr mir gut helfen. Er klappt mittlerweile gut.
So jetzt zur Frage:
In der St. Georg Juni 2013 steht, dass ich ein rechts hohles Pferd auf der rechten Hand im Schulter vor arbeiten soll, um die Lastaufnahme anzuregen.
Auf der linken Hand soll ich „Reiten in Stellung“ reiten, also eher an Travers denken.
So, wenn ich aber nun meine Stute auf der linken Hand auf der langen Seite frontal im Spiegel betrachte, kommt die Hinterhand nach innen!?Wenn ich jetzt an Travers denke, dann verstärkt sich dieser Effekt doch noch? Ausserdem wird die linke Seite nicht gedehnt.
Oder muss ich zwischen „Dehnübungen“ und „Lastaufnahmeübungen“ unterscheiden.
Sonstige Beobachtungen: Auf der linken Hand Zirkel möchte sie über die Schulter weglaufen, ich berenze sie mit dem äußeren Zügel und dem Schenkel und versuche sie so zu Sagen, um die Hinterhand zu wenden.
Bitte klärt mich auf.
stumar
User
Beiträge: 22
Registriert: Mo, 02. Aug 2010 18:35
Wohnort: Hannover

Beitrag von stumar »

Genau. Du musst auf der hohlen Seite das innere Hinterbein mehr fördern. Da dies von alleine nicht der Fall ist, kommt die Hinterhand nach innen, und das innere Hinterbein tritt am Schwerpunkt vorbei und nimmt keine Last auf.

Deine ist ja offensichtlich links hohl, deshalb bricht sie über die äußere Schulter aus und bringt die Hinterhand rein.
Dehnen kannst du die hohle Seite (welche ja verkürzt ist) auf der anderen Hand. Hier solltest du ewas mehr Stellung verlangen als auf der hohlen, linken Hand. (und aufpassen dass die Hinterhand nicht ausbricht)

Eigentlich ist es eine "Schwerpunktverschieberei"
Ich bringe auf der hohlen Seite die Schulter mit dem äußeren Zügel weiter nach innen (das dort ja zuviel Gewicht außen aufgenommen wird) und aktiviere das innere Hinterbein. Bei einer geringen Stellung. Auf der anderen Seite passe ich auf, dass nicht zu viel Gewicht auf die innere Schulter kommt.Bei etwas mehr Stellung. Und das äußere Hinterbein nicht vergessen.
So kommt die Vorhand vor die Hinterhand und das Pferd wird gerade.

lg
Kiruna Karmina
User
Beiträge: 740
Registriert: Mi, 04. Apr 2012 13:50
Wohnort: Niedersachsen

Beitrag von Kiruna Karmina »

Interessantes Thema, das leider häufig recht wenig Beachtung findet.
Wie Du es beschreibst, denke ich auch, dass Dein Pferd eher links hohl ist.

Die Übungen klingen sinnvoll, wären dann aber umgekehrt auszuführen.
JuliaM
User
Beiträge: 11
Registriert: Mo, 14. Jan 2013 17:48
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von JuliaM »

Ausserdem ist sie rechts hinter dem Schulterblatt weniger bwmuskelt als links.
Polstert ihr den Sattel um oder soll ich ein Pad mit Einschubtaschen verwenden, damit es mitwachsen kann?
stumar
User
Beiträge: 22
Registriert: Mo, 02. Aug 2010 18:35
Wohnort: Hannover

Beitrag von stumar »

dann schein sie sehr schief zu sein, wenn du schon deutlich einen Muskulaturunterschied sehen kannst. Passt auch auf links hohl, da sie links die Muskeln ja meh kontrahiert, bzw rechts schont.
Den Sattel würde ich gerade lassen, dafür mehr an der Geraderichtung arbeiten. Wenn du den Sattel auch schief machst, wird meiner Meinung nach das Geraderichten noch schwerer.
Benutzeravatar
Britta
User
Beiträge: 42
Registriert: Do, 04. Okt 2012 14:55
Wohnort: Oldenburg

Beitrag von Britta »

Hallöle,
beim Stöbern im Netz habe ich gerade eine tolle Seite gefunden:
http://www.dressur-studien.de/images/pd ... e_hohl.pdf
Finde ich sehr anschaulich :D
Oh Herr, schenk mir Geduld - und zwar zackig!
Kiruna Karmina
User
Beiträge: 740
Registriert: Mi, 04. Apr 2012 13:50
Wohnort: Niedersachsen

Beitrag von Kiruna Karmina »

Ich sehe das mit dem Sattel wie Stumar. Du willst ja dort wieder Muskulatur hinbekommen. Und dafür muss dann ja Platz sein. (Ich weiß, manche Sattelhersteller sehen das anders.)
Aber wenn Du intensiv an der Geraderichtung arbeitest, hast sich das Problem relativ schnell erledigt (sofern dort keine Verletzung vorliegt).
Kiruna Karmina
User
Beiträge: 740
Registriert: Mi, 04. Apr 2012 13:50
Wohnort: Niedersachsen

Beitrag von Kiruna Karmina »

Der Artikel ist eine sehr anschauliche Übersicht.

Den letzten "Therapie"-Punkt finde ich am schwierigsten. Wenn ich nun gerade auf der Hand reite, wo die steife Seite außen ist und dort somit die festere Anlehnung, so ist es eine Herausforderung, diese leicht zu bekommen und zu erhalten, weil dort ja der "Tempozügel" sitzt und ich ihn für Paraden, den Erhalt des Rahmens etc. brauche. Ich muss dort aber leicht werden können, um einem Verwerfen im Genick vorzubeugen. Mit sehr schiefen Pferden ist das eine ganz schöne Plackerei, sich da einzufummeln.
stumar
User
Beiträge: 22
Registriert: Mo, 02. Aug 2010 18:35
Wohnort: Hannover

Beitrag von stumar »

Kiruna Karmina hat geschrieben: Den letzten "Therapie"-Punkt finde ich am schwierigsten.

Den letzten Punkt finde ich diskutierenswert. Wieso gerade an dem Zügel der hohlen Hand mehr Kontakt als auf der anderen Hand? Das fordert ja geradezu mehr Stellung auf diese Seite heraus. Und bei mehr Stellung, ist die Kontrolle über die äußere Schulter schwieriger. Meiner Meinung nach, gerade am Anfang sehr kontraproduktiv.
Kiruna Karmina
User
Beiträge: 740
Registriert: Mi, 04. Apr 2012 13:50
Wohnort: Niedersachsen

Beitrag von Kiruna Karmina »

Das "leichter" verstehe ich hier anders:

Nicht im direkten Vergleich hohle vs steife Seite sondern:
Leichter im Sinne von "leichter als vorher (als das Pferd von sich aus eine zu feste Anlehnung auf der steifen Seite genommen hatte)".
Ebenso auch das "mehr Kontakt" als "mehr Kontakt gegenüber vorher, als sich das Pferd auf der hohlen Seite entzogen hat und der Zügel dort schlackerte".

Das Ziel dürfte sein, dass das Pferd letztlich auf beiden Seiten zu einer gleichmäßigen Anlehnung kommt (was ja zugegebener maßen schwierig genug ist und bei manchen Pferden wohl nahezu eine Lebensaufgabe).

Habe eben dazu noch bei Podhajski gestöbert. Auch er betont die Wichtigkeit des Annehmens des hohlseitigen Zügels durch das Pferd.
Und er schreibt, dass in dem Moment, wenn das gerade passiert (eingeleitet durch leichte Paraden auf der steifen Seite), das Pferd einen Augenblick lang nur mit den hohlseitigen Zügel geführt werden sollte.
Diese Anregung finde ich interessant und erprobenswert.
Benutzeravatar
Max Hase
User
Beiträge: 80
Registriert: So, 19. Aug 2012 10:11
Wohnort: Südlich der Heide

Beitrag von Max Hase »

Ich schließe mich Stumar an. Ist das Pferd wirklich nach rechts hohl?
Deine Schilderung, Julia, klingt nach links hohl.

Dann musst Du die Aussage des St. Georg seitenverkehrt nutzen.

Besonders die Sache mit links über die Schulter nach draußen driften und rechte Schulter weniger Muskeln klingt nach links hohl. Da schiebt das stärkere rechte Hinterbein beim links hohlen Pferd (linkes Hinterbein läuft ja am Schwerpunkt vorbei) auf die linke innere Schulter. Somit muss ich nicht nur das innere Hinterbein unter den Schwerpunkt bringen sondern auch die äußere rechte Schulter kontrollieren.
stumar
User
Beiträge: 22
Registriert: Mo, 02. Aug 2010 18:35
Wohnort: Hannover

Beitrag von stumar »

Kiruna Karmina hat geschrieben:Das "leichter" verstehe ich hier anders:

Nicht im direkten Vergleich hohle vs steife Seite sondern:
Leichter im Sinne von "leichter als vorher (als das Pferd von sich aus eine zu feste Anlehnung auf der steifen Seite genommen hatte)".
Ebenso auch das "mehr Kontakt" als "mehr Kontakt gegenüber vorher, als sich das Pferd auf der hohlen Seite entzogen hat und der Zügel dort schlackerte".

Das Ziel dürfte sein, dass das Pferd letztlich auf beiden Seiten zu einer gleichmäßigen Anlehnung kommt (was ja zugegebener maßen schwierig genug ist und bei manchen Pferden wohl nahezu eine Lebensaufgabe).

Habe eben dazu noch bei Podhajski gestöbert. Auch er betont die Wichtigkeit des Annehmens des hohlseitigen Zügels durch das Pferd.
Und er schreibt, dass in dem Moment, wenn das gerade passiert (eingeleitet durch leichte Paraden auf der steifen Seite), das Pferd einen Augenblick lang nur mit den hohlseitigen Zügel geführt werden sollte.
Diese Anregung finde ich interessant und erprobenswert.
Von der Seite aus betrachtet natürlich völlig richtig. Wenn ich "mehr Anlehnung" höre, heißt das für mich erstmal, den Kontakt zu verstärken. Aber vermutlich ist in diesem Fall genau das gemeint, was du schreibst. Das Ziel der gleichmäßige Anlehnung. Dazu muss das Pferd lernen an der hohlen Seite mehr Anlehnung zu suchen.
Und wenn es das gerade tut, habe ich in diesem Moment auch kein Problem mit der Lastaufnahme an der äußeren Schulter.
JuliaM
User
Beiträge: 11
Registriert: Mo, 14. Jan 2013 17:48
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von JuliaM »

Hallo,
also man kann sagen dass rechts die Muskulatur am Trapezmuskel irgentwie steiler gestaltet ist als links.
Ich glaube jedes Pferd ist auf einer Seite muskulär stärker. Ich bin dazu auf einen Hocker dirket hinter ihr gesteigen und hab mal genau geschaut.
Unter die rechte Seite habe ich nun 2 Filze gelegt, damits etwas gleicher wird. Wenn ich nach ein paar Wochen das Gefühl habe es tut sich was mit dem Muskelaufbau, werde ich die Dicke der Filze reduzieren.

Deshalb war ich auch so verwirrt, beim Lesen des St. Georg Artikels.
Ich muss praktisch die Tipps auf der anderen Hand anwenden.
Benutzeravatar
Max Hase
User
Beiträge: 80
Registriert: So, 19. Aug 2012 10:11
Wohnort: Südlich der Heide

Beitrag von Max Hase »

Wenn ich meine gerittenen Pferde so anschaue / angeschaut habe, dann waren die immer seitengleich bemuskelt.

Beim noch nicht viel gerittenen Jungpferd kann das anders sein - muss aber nicht auffällig sein.
Becci
User
Beiträge: 5
Registriert: Mi, 31. Jul 2013 09:41
Wohnort: bei Bremen

Beitrag von Becci »

Oh dieses Thema ist toll!
Ich bin im Moment auch dabei am Geraderichten zu fummeln. Links verwirft er sich sehr schnell, da muss ich mit dem äußeren Zügel immer aufpassen und darf mit dem inneren Zügel nur GANZ vorsichtig einwirken. Da er links immer mit der Kruppe reindrängelt, arbeite ich linke Hand viel im Schulterherein mit relativ geradem Hals, weil er sich sonst verwirft. Durchs Lesen hier habe ich erst jetzt die Idee bekommen auch von der rechten Hand aus an der Schiefe zu arbeiten und nicht nur links zu korrigieren. Travers können wir leider noch nicht. Welche Übungen könnten uns noch helfen, außer die stark gebogenen Volten und SH recht und "gerades" Schulterherein links?

Interessant ist, dass er im Gelände immer links galoppieren will, und auch auf dem Platz gerne links anspringt, der Galopp aber sehr schnell zum Passgalopp wird. Rechte Hand hingegen, galoppiert er schön rund und bleibt im Takt. Könnte ich im Galopp auf der linken Hand auch probieren leichtes SH zu reiten damit die Kruppe nicht so rein schiebt? Oder löst das den Passgalopp nicht bzw. ist es noch zu schwer?

Und wie ist es im Trab? Im Moment probiere ich immer wieder SH links im Leichttraben, das ist aber noch sehr schwer für ihn und sobald ich versuche Gerade zu richten, schiebt er MASSIV die Kruppe herein. Mache ich dann zu viel und das ist eine Art "Abwehrreaktion"? Ich möchte ihm ja immer gern nach ein paar Schritten "Pause" geben, aber wenn er dann wieder so extrem Schief wird scheint mir das irgendwie auch blöd...
Antworten