Kopfkino als Reithilfe?

Rund um die klassische Reitkunst

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Gänseblümchen
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Kopfkino als Reithilfe?

Beitrag von Gänseblümchen »

Hallo,
habe in der Suche nichts gefunden, finde das Thema aber aktuell sehr interessant.

Habe vor einiger Zeit das Buch "Positiv denken - erfolgreich reiten" gelsen. In dem Buch wird beschrieben wie man durch Mentaltraining/mentale Bilder sein reiten verbessern kann.

Mein Wallach und ich sind eine ziemlich unglückliche Pferd-Reiter-Kombi, da er sich durch meine Unsicherheit stark beeinflussen lässt.
Heute habe ich es mal wieder geschafft, durch pure Vorstellung genau diesen Faktor positiv zu nutzen und so haben wir es das erste mal seit langem geschafft, über mehrere Runden ruhig zu galoppieren.

Ich wollte nun fragen, ob dieses Training mehr nutzen? Oder sich schon jemand damit beschäftigt hat?

Freue mich auf einen regen Austausch :)
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Hm, beim Reiten ist es mir bisher nur sparsam begegnet, allerdings auch weil ich pferdebedingt seit geraumer Zeit ja zunächst sehr sporadisch und jetzt nicht mehr reite.

Ich hatte aber zB immer einen Haken beim SH - lag an mir, sobald die RL mich zurecht-korrigiert hatte, fluppte es. Aber dann war ich im Kopf zu sehr damit beschäftigt. Irgendwann habe ich alleine auf dem Platz plötzlich an ein Bild in einem Buch denken müssen, wo ein Mann sehr aufrecht-lässig scheinbar nichtstuend auf dem Pferd sitzt, in die Ferne schaut, und SH reitet. :)
Mit dem Bild bin ich dann los, habe versucht mich so aufs Pferd zu setzen, dass ich mich so sehe, und mir vorgestellt, wie es wäre, würde ich einfach so völlig easy SH reiten können. Bingo. Wenn ich das Gefühl beim Reiten herstellen konnte, fluppte es dann auch immer. :wink:

Im Umgang/Freiarbeit/ZL habe ich schon seit Jahren ganz oft solche Bilder und Emotionen, die ich mir ganz deutlich vorstelle und dann "geschehen" sie einfach. Herrlich, ich finde sowas insgesamt super, allerdings ohne Anleitung völlig laienhaft aus dem Bauch heraus "genutzt".
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
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Rioja
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Beitrag von Rioja »

Ohne dem geht es bei mir ohnehin nicht. Durch mein Adhs habe ich ohnehin immer mein Kopfkino laufen, je nach Situation natürlich immer ein anderer Film ... :lol: Scherz beiseite. Erst durch die eigene Vorstellung und dem damit verbundenen Gefühl kann ich meinem Pferd vermitteln, was ich machen möchte, bzw. einen Stimmungszustand erreichen (z.Bsp. Sicherheit vermitteln) Durch Sally Swift habe ich auch einige Anregungen erhalten, die mir helfen (sich vorstellen, der Kopf wäre eine Billiardkugel, die auf der Queu-Spitze balanciert, damit halte ich mich im Kopf-Nacken-Schulter-Bereich nicht mehr fest).
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Mir helfen Bilder beim Reiten unheimlich viel.

Ich sollte z. B. bei einer Reiteinheit den Zügel nur sehr, sehr sachte aufnehmen, eine ganz leichte Verbindung halten. Und mir dann dabei vorstellen, daß sich durch Gummis in den Zügeln noch feiner wird. *Plopp* gab das Pferdchen plötzlich im Genick nach. Oder, anderes Beispiel: ich hatte immer Angst, daß Herr Hafi buckeln könnte. Da gab mir meine RLin mal das Bild mit, ich solle mir vorstellen, wie ich auf Hafis Hinterbeinen sitze. Der könnte doch dann gar nicht buckeln. :lol:

Ich habe das gleiche Buch und auch noch einige andere auch gelesen, um meine Angst beim Reiten in den Griff zu bekommen. Wie das ging, habe ich hier beschrieben: http://pfinzgauranch.jimdo.com/tanja-überlegt/angst/ Da ich mehr oder weniger auf mich allein gestellt war, haben mir gerade die vielen inneren Bilder immens geholfen.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
Gänseblümchen
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Beitrag von Gänseblümchen »

Bei mir war es eben so krass, dass mein Pferd beim reiten häufig stieg und buckelte, in allen möglichen und unmöglichen Situationen. Das hat sich bei mir festgesetzt.
Und seitdem ich "mental trainiere" bzw. immer dann wenn ich es mache, dann habe ich ein halbwegs gelassenes Pferd unter mir, das auf feine Hilfen reagiert und quasi tut, was ich denke.

Sobald ich meine Gedanken einfach laufen lasse und mich nicht konzentriere fallen wir sofort in alte Muster zurück und der Pony-Opa hüpft im Dreieck...
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Anna
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Beitrag von Anna »

Wenn es darum geht, bestimmte Aufgaben oder Übungen zu reiten schult Herr Hinrichs ebenfalls mit Bildern..Buchtipp: Richard Hinrichs "Reiten mit feinen Hilfen". Für mich ganz oft sehr hilfreich wenn ich nicht weiß wo ein Haken in einer auszuführenden Übungen liegt oder um mit positiven Bildern zu motivieren nach dem Motto "so soll es aussehen-so machen wir das jetzt".
"Reiten ist das schönste Hobby - man lernt Verzicht und Demut" - Björn Zauss
Lou mit Lucy
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Beitrag von Lou mit Lucy »

Das funktioniert auch im Kleinen sehr gut. Ich arbeite mit meiner ja nur vom Boden, und es ist wirklich faszinierend, wenn man das Hinterbein nur durch ein starkes inneres Bild im SH weit unter den Schwerpunkt locken kann. Oder die Piaffe plötzlich kurz ganz groß wird, wenn man das perfekte Endergebnis im Kopf sieht. Oder, oder, oder... :D

Ich denke, Pferde sind einfach unglaublich sensibel, was die innere Überzeugung des Menschen angeht, und die wird klarer durch Visualisierungen und mentales Training. Und es gibt eben auch anspruchsvolle Pferde, die nicht mehr mitspielen können/wollen, wenn sie da verwirrt werden oder unsicher sind. Gute Lehrer, denn die Kommunikation auf diesem Weg ist eine sehr schöne und wertvolle Fähigkeit, die man von Pferden lernen kann :D

LG, Lou
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Mentaltraining ist wichtig und gut und entscheidet gerade im Leistungssport über Sieg oder Niederlage.
Ebenso kann es in bestimmten Situationen helfen.
Aber es kann keinen Unterricht ersetzen. :wink:
Viele Grüße
Sabine
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Gänseblümchen
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Beitrag von Gänseblümchen »

Max1404 hat geschrieben:Mentaltraining ist wichtig und gut und entscheidet gerade im Leistungssport über Sieg oder Niederlage.
Ebenso kann es in bestimmten Situationen helfen.
Aber es kann keinen Unterricht ersetzen. :wink:
Fall´s der letzte Satz auf mich bezogen war.. Nehme 1-2 mal die Woche Unterricht :)
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Die Aussage ist völlig neutral gemeint. Warum ziehst Du Dir den Schuh an?
Viele Grüße
Sabine
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Vor einigen Jahren habe ich in einem Buch von Dominique Barbier mal eine tolle Geschichte gelesen: Der ritt eine höchst nervige Stute, mit der er ums Verrecken nicht klarkam. Irgendwann sah das die ältere Dame, der das Pferd gehörte und meinte nur zu ihm: „Reiten sie um das Feld und hören sie den Vögeln zu". Der Autor stutzte, guckte ungläubig – und ließ sich darauf ein. Tja, es funktionierte: Er hörte den Vögeln zu, die Stute wurde locker. Eines der Geheimnisse des mentalen Trainings ist in meinen Augen nämlich, dass sich dadurch unsere Körpersprache ändert. Und genau das wird von den seismografisch feinen Pferden registriert. Im Falle von Barbier hieß das: Er konzentrierte sich au den Gesang der Vögel – und entspannte dabei. Was automatisch die Stute entspannte.
Im Leistungssport kommt dann noch die Komponente des Aufbaus von Selbstbewusstsein dazu, wenn man sich vorstellt, wie man reitet und das am Ende zweifellos der Sieg steht.
@Max: Ne, leider nicht. Obwohl das ja klasse wäre. :wink:
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
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Beitrag von Alkasar »

Mir helfen Bilder auch sehr. Und vor allem das ' nicht nach unten auf's Pferd schauen'.
Wenn ich mir genau vorstelle, wie es aussehen, wie es sich anfühlen soll, gelingt vieles besser. Leider erfordert das auch Ruhe und Konzentration und klappt im Alltag nicht immer. Aber der mentale Aspekt ist ungeheuer wichtig, finde ich. Gelingt ein klares inneres Bild, gelingt auch meist die Übung.
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
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Alkasar
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Beitrag von Alkasar »

Also besser zumindest 8) Natürlichnist das kein Allheilmittel, aber eine tolle Unterstützung.
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Beitrag von Trissa »

Mit inneren Bildern und Gedanken ändert sich nicht nur die Körpersprache, sondern es werden auch die passenden Gefühle generiert - und vom Pferd wahr- und aufgenommen. Worauf es dann reagiert. Schönes Beispiel bei Dominique Barbier zum Durchparieren: Stellen Sie sich einen Abgrund vor Ihnen vor.

Ich wandel das ab, wenn mein Energiesparpony mal wieder im Galopp trödelt, und stelle mir vor, wir müssten eine Halle verlassen, die über uns beginnt einzubrechen. Das hülft! 8) Mit der Dringlichkeit beim Treiben kommt es dann tatsächlich auch mal vor, dass ich am Ende bremsen muss. :D Den Abgrund muss ich allerdings noch nicht aktivieren.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Max1404 hat geschrieben:Die Aussage ist völlig neutral gemeint. Warum ziehst Du Dir den Schuh an?
Ich habe mir den Schuh auch nicht angezogen, mich aber über die Aussage auch gewundert, weil das mit dem Thema ja so gar nichts zu tun hat, nicht als Idee irgendwo aufgetaucht ist, und ich glaube, dass es für jeden selbstverständlich ist, der hier von seinen Erfahrungen berichtet hat.

Finde ich in etwa so "wichtig" an der Stelle wie zu erwähnen, dass die inneren Bilder toll sind, aber nicht die regelmäßige Hufbearbeitung ersetzen. (jaaa, bewußt jetzt gaaaanz weit hergeholt - nur um zu verdeutlichen, dass cih den Zusammenhang auch so gar nicht gesehen habe)
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
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