Lösen im Stand

Rund um die klassische Reitkunst

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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Ich bin voll bei grisu. Es ist nicht mehr und nicht weniger. Aufgeblasen wird hier nur die Diskussion darum :wink: Dieses Video zeigt NICHTS gefährliches oder schädliches fürs Pferd, es hat nur ein Geschmäckle weil manche damit nichts anfangen können so penibel an kleinsten Gewichtsverlagerungen zu üben. Muss man ja auch nicht. Aber sollte Lieschen Müller auf die Idee kommen das zu probieren wird sie nach fünf Minuten (oder das Pferd) eh die Lust verlieren, denn bis es SO aussieht muss man eine Heidenarbeit an Konzentration und Timining reinstecken. Vorher hat man sich fünf Mal samt Pferd im Kreis gedreht und das zeigt einem den Stinkefinger, weil man eben nicht fein genug ist und das Timing hat *gg* Ich glaube also nicht, dass es ein neuer Trend wird sein Pferd nur noch Hin und Her zu schaukeln. Und wenn doch, dann haben es DIESE Reiter eben nicht kapiert, dass dies nur eine Vorübung zur Bewegung ist. Es ist ja schon hier schwer das verständlich zu erklären, obwohl sich S&P (DANKE!) die Finger wund tippt. Ich kenne das Prinzip live, verstehe auch den Sinn des Werkzeuges, aber nutze es selbst auch nicht bis zum Letzten. Es hilft aber eben wie gesagt, gerade den zappeligeren Pferden ZUHÖREN zu lernen. Bei einem stoischen Typ wie meinem muss man damit vorsichtig sein, denn der würde am Liebsten nur Stehen 8)

Am Ende kommt es eben immer auf den Verstand des Reiters und natürlich auch auf das an was mir und meinem Pferd liegt! Der eine kann eben (Pferd wie Reiter) ohne solche runtergeraspelten Werkzeuge (mehr ist es nicht) sofort das Pferd mittels halber Parade auf die HH setzen (zugegeben ich kenne wenige Pferd-Reiter-Paare, die das wirklich können auch wenn sie stetig "Paraden" verteilen) und dan gibt es eben die, denen es schwerer fällt und die lieber in kleinen sehr detailtreuen Häppchen lernen. Die akd. RW kenne ich eben als Hochleistungsanforderung an den Reiter was Konzentration, Einwirkung und Timing angeht, weil man alle Hilfen eigentlich nur gedacht haben will und das Pferd IMMER IN PERFEKTER BALANCE. Das ist eine Forderung die in der üblichen RW ein Ergebnis über jahrelanges Üben in Bewegung eben ergibt oder eben nicht. Ehrlich, ein Blick in die Reithallen dieser Nation reicht doch. Das perfekte Ergebnis ist einfach in allen RW kein Alltagszustand. Leider. Also wäre da ein Diskutieren auf Augenhöhe und mit etwas Willen auch das andere wirklich verstehen (nicht mögen!) - und nicht nur ablehnen - zu wollen, wirklich schön :-)
Es grüßt Nadine

*******************
so schwer wie die freiheit, so leicht ist der zaum der sie hält... (frei nach and one - krieger)
********************
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Cubano hat geschrieben:Sorry, aber jetzt wird es ein ganz klein wenig haarspalterisch. :P Wenn ich z.B. im Trab eine halbe Parade gebe, um diesen zu verbessern, befinde ich mich trotzdem bereits im Trab. Darüber hinaus gehört zum Prinzip von Racinet nun einmal die strikte Trennung von Hand und Bein. Und genau deshalb lässt sich das Prinzip in meinen Augen kaum mit der HP vergleichen. Mit einer Ausnahme: sowohl die Methodik von JCR als auch die HP dient der Verbesserung der Haltung.
Auch "Hand ohne Bein" ist ein Prinzip. Das übrigens auch Bürger für die Jungpferdeausbildung wahrte- wie man in "vollende Reitkunst" nachlesen kann.
Das hat nun wiederum nichts mit "Balance vor Bewegung" zu tun, auch wenn ein Reiter und Ausbilder namens "Racinet" beides anwandte .

Und was grisu fragt, geht mir auch schon die ganze Zeit durch den Kopf : " was hat denn Racinet mit Schneider zu tun ? - außer, dass offensichtlich beide Elemente nutz(t)en, die dem Prinzip "Balance vor Bewegung" unterliegen.
In Sachen Zielbild, Formgebung haben die beiden etwa so viel gemein, wie ein Fels und ein Ozean...
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

grisu hat geschrieben:Was ich jetzt an der Diskussion nicht ganz verstehe, ist, wie die Kritik an Racinet jetzt mit dem Video von Herrn Schneider zusammengehört. :?:
Moins, mea culpa : Ich habe Racinet als Beispiel dafür gebracht, was dabei rauskommt, wenn man Balance vor Bewegung auf die Spitze treibt. Ein Vergleich von MS mit JCR macht allerdings keinen Sinn, deshalb habe ich ihn auch nicht gebracht.Da sind dann in der Tat die Zielbilder zu unterschiedlich.
@S&P: Die Sache mit Bürger kenne ich. Aber das hat ja nun nix damit zu tun, dass in der deutschen RW das Konzert der Hilfen kaum ein anderer Stelle so wichtig ist wie der HP und der P, während das halt bei JCR anders gehandhabt wird. Das ist auch keinesfalls wertend gemeint, sondern der ganz sachliche Verweis auf die Unterschiede.
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Beitrag von sinsa »

*reinhetz* Sorry, mußte mal kurz reiten gehen :D

@Gawan Eine genaue Zeitangabe gibt es in diesem Artikel nicht. Er umfasst mehrere Übungen und in der Beschreibung dazu steht:
Haben sie nur wenig Zeit? Ist ihr Pferd nur eingeschränkt reitbar? Dann trainieren Sie doch einfach im Stand. 6 Übungen für großen Fortschritt ohne Bewegung. ...... Lockern und gymnastizieren Sie ihr Pferd doch einfach im Stand..... Ideal sind die Übungen auch für kranke und ältere Tiere. Sie können verlorene Kraft und Mobilität im Stand wiedergewinnen....
Quelle: Cavallo 02/2015

Unter diesen Vorraussetzungen, 6 Übungen und wenig Zeit, finde ich 5-10 Minuten nun wirklich nicht hoch angesetzt. Wahrscheinlicher ist, dass eine solche "Einheit" - so man sie nachturnen möchte - wohl selbst bei naturalborn wenig Reitern/ Kurzarbeitern eher länger dauert. Mal ganz davon ab, welche Intensität realistischerweise notwendig wäre, um mittels dieser Übungen einen tatsächlichen Trainings- und Gymnastizierungseffekt zu erhalten.





Boah, nun bin ich als Cravallobesitzer geoutet. Wie unangenehm!:oops:
Zu meiner Entlastung: Die kommt als Abo zusammen mit meiner Pferdeversicherung :lol:
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

.....
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Melli
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Beitrag von Melli »

Für mich sind Übungen im Stand auch mehr als "Balance vor Bewegung".
Manche Menschen sind schon im Schritt an der Hand damit überfordert, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wann das Pferd auf der inneren Schulter hängt und wie eine Gewichtsverlagerung überhaupt aussieht.
Das ist mit diversen Abkauübungen nicht anders.
Es ist auch eine Hilfe für den Menschen, in Ruhe und ohne Ablenkung seine Hilfengebung zu koordinieren und sein Auge und Gefühl zu schulen.

Dann gibt es Pferde, die man im Stand sehr schön mal in ihre Muskeln reinfühlen lassen kann, mal zwei Finger an einen festgehaltenen Muskel legen, bis sie ihn loslassen und einen Unterschied erspüren lassen. Stellung, Biegung, Dehnung, Gewichtsverlagerung.
Manche Pferde können das im Stand so viel besser, dass ich es verschwendete Zeit finde, das zwingend in Bewegung erreichen zu müssen.

Andere Pferde kriegen eine kleine Krise, wenn sie im Stand irgendwas konzentriertes tun sollen, denen zwinge ich das auch nicht auf, wenn sie im Schritt oder Trab besser denken können.

Für mich ist das auch einfach ein Werkzeug im Werkzeugkasten, es geht sicher alles auch ohne, aber manchen Menschen und Pferden gehen mit ab und zu 5min Stehgymnastik solche Kronleuchter auf, dass ich das nicht missen will.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Cubano hat geschrieben:
grisu hat geschrieben:Was ich jetzt an der Diskussion nicht ganz verstehe, ist, wie die Kritik an Racinet jetzt mit dem Video von Herrn Schneider zusammengehört. :?:
@S&P: Die Sache mit Bürger kenne ich. Aber das hat ja nun nix damit zu tun, dass in der deutschen RW das Konzert der Hilfen kaum ein anderer Stelle so wichtig ist wie der HP und der P, während das halt bei JCR anders gehandhabt wird. Das ist auch keinesfalls wertend gemeint, sondern der ganz sachliche Verweis auf die Unterschiede.
Im Konzert der Hilfen spielen auch nicht alle Instrumente zeitgleich, gleich laut ! Sondern sie werden zeitlich passend abgestimmt und intensiv gegeben.
Und auch auf französisch, ist beim fortgeschritten ausgebildeten Pferd die zeitliche Abfolge so nah beieinander, dass sie quasi "gleichzeitlich" erfolgen.

Der Unterschied liegt eher im Verständnis und im Vermitteln des Hilfen Verständnisses, denn in der Ausführung. - Wie man sehr schön bei Bürger nachlesen kann, der in seiner Erklärung zur frühen Ausbildungsphase nahezu 1:1 die französische Sicht teilt.

Aber das alles hat eigentlich nichts mit dem Thema zu tun, es sei denn man bezieht sich auf die Vermittlung von Teilaspekten des Reitens, über eine Übung im Stand....
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Guten MOrgen!
S&P: ja, das mit den einzelnen Hilfen im Konzert ist mir durchaus bekannt. Aber das ändert nun leider nix daran, dass die halbe Parade sich von dem, was ein JCR gelehrt hat, deutlich unterscheidet – was aber wiederum auch nix mit dem Video zu tun hat… :P :P :P
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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Cubano hat geschrieben:Guten MOrgen!
S&P: ja, das mit den einzelnen Hilfen im Konzert ist mir durchaus bekannt.
Das weiß ich :P
Aber das ändert nun leider nix daran, dass die halbe Parade sich von dem, was ein JCR gelehrt hat, deutlich unterscheidet –
Ja das tut es, anfänglich. Allerdings beim weit ausgebildeten Pferd eher nicht. Was sich vollständig von z.B. Bürger unterscheidet, ist allerdings die Formgebung, die Racinet mit seinen Hilfen erwirkte.
was aber wiederum auch nix mit dem Video zu tun hat… :P :P :P
So ist es ! :wink:
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Spielnase
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Beitrag von Spielnase »

Hmmm, ich hab lange gezögert, ob ich hierzu etwas schreiben soll, weil ich die ganze Zeit gehofft hatte, dass ein "echter" BBler sich mal outet und das Lösen im Stand erklärt. Derjenige könnte es bestimmt besser beschreiben, aber ich versuche mal wiederzugeben, was ich auf den Seminaren von Branderup gesehen habe. War wie gesagt nur Zuschauer, aber dafür schon ein paar Mal da. Mich wundert es ein wenig, dass die Cavallo nur das von Schulter zu Schulter-Gewicht-Verlagern beschreibt, weil das NIE auf den Seminaren gezeigt wurde und ich auch im Video von MS etwas anderes sehe (wo ist nun der Fehler? :kopfkratz: )

Im Stand wird eigentlich die Hilfe für Schulterherein und Travers im Wechsel gegeben jeweils auf der gleichen Hand. Die Gewichtsverschiebung findet also nicht auf der Vorhand statt, sondern, sie geht durch ganze Pferd diagonal (von vorne innen nach hinten außen). Wenn man genau hinschaut, zeigt MS das auch am Anfang des Videos. Allerdings betreibt er das ganze seeeehr zügig und stellt das Pferd auch sehr stark ab, das wurde auf den Seminaren auch anders gehandhabt. Aufgabe war es also für den Reiter, seine Sitzhilfe zu perfektionieren und das Pferd ins bestmöglichste Gleichgewicht für den imaginären ersten Schritt ins SH oder Travers zu bringen. Stehen im Travers heißt also das Gewicht auf das äußere Hinterbein zu bringen, versammelnd. Das solange halten, bis die Gewichtsverschiebung gut durchs Pferd fühlbar ist und es sich spürbar setzt. Dann ein SH im Stehen im vorwärts-abwärts.
Mir hat das auf den Seminaren ganz gut gefallen, weil die Pferde hochkonzentriert waren und die Reiter so gelernt haben, ihre Hilfen korrekt und fein dosiert zu geben.
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Beitrag von charona »

danke für die erläuterung, Spielnase.
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Spielnase hat geschrieben: ... Aufgabe war es also für den Reiter, seine Sitzhilfe zu perfektionieren und das Pferd ins bestmöglichste Gleichgewicht für den imaginären ersten Schritt ins SH oder Travers zu bringen. ...
Aaah, damit weiß ich jetzt etwas anzufangen. :idea:
Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

Spielnase hat geschrieben:Mich wundert es ein wenig, dass die Cavallo nur das von Schulter zu Schulter-Gewicht-Verlagern beschreibt, weil das NIE auf den Seminaren gezeigt wurde und ich auch im Video von MS etwas anderes sehe (wo ist nun der Fehler? :kopfkratz: )
Naja, vielleicht weil man das was Du beschreibst nicht mal schnell aus einer Boulevard-Pferdezeitschrift lernen kann? Das wäre nun wirklich unsinnig, solche Übungen in so einem Artikel abzudrucken.
Das Gewicht von Schulter zu Schulter zu verschieben ist doch als Einstiegsübung total sinnig.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Zumal es ja auch keiner "sieht". :roll:
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