Leitsaetze : Reite dein Pferd vorwearts und richte es gerade

Rund um die klassische Reitkunst

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esge
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Beitrag von esge »

Oh, das ist allerdings sehr viel Gebiege, Ulrike. Auch im Gelände darf dein Pferd nie geradeaus einfach gehen??? Ich glaube, mein Pferd würde mir irgendwann den Dienst quittieren, ehrlich gesagt.

Ich habe nach etlichen Jahren einer sehr biegungs- und seitengangbetonten Reiterei irgendwann gemerkt, dass mein Pony kaum noch losgelassen einen ganzen Zirkle geradeaus gehen konnte. Ständig erwartete er irgendwas und wurde ganz wuschig, wenn mal nichts kam. Um mich nicht miss zu verstehen: Ich halte Seitengangarbeit für immens wichtig. Aber das viele Beweglichmachen muss auch immer einen Gegenpol im "sich Schienen lassen" und ruhigen, vorwärts gerichteten Geradeaus finden "Calme, en avant, droit"
In meinen Augen sollen Seitengänge also dazu führen, dass das Pferd besser ruhig, vorwärts und gerade zu reiten ist.
Vielleicht kommt das aber auch aus meiner vielen Arbeit mit eher hyperbeweglichen Iberern. Seitwärts krebsen können die alle, aber calme, en avant, droit ist die hohe Kunst :roll:
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Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

esge,


mehr als SV wird nicht gebogen, und auch nicht über Jahre.

Aber, um z.B. meinem Jungspund draussen zu erklären, das auch ich an dem Ausritt teilnehme, ist SV auf beiden Händen eine wunderbare Übung.

Niemand möge daraus schliessen, das ich immer und ständig herumbiege., aber ein essentieller Bestandteil der Ausbildung ist das schon, IMMER unter der Massgabe des Gymnastizierens der HH!

Und, klar, geniesse ich die Ergebnisse dieser Arbeit dann auch im Geradeaus, die Lektionen dienen ja der Geraderichtung, dann will ich da auch spüren wie es sich anfühlt und wie weit wir sind!

Gerade für meine hochexplosive Araberin waren bestimmte Seitengänge Gold, andere wieder Gift.
Persönlich bin ich der grösste Fan von vernünftigen Tempi, mein Herz steckt sofort in der Hose fest, wenn es mal nicht ruhig ist...

Heutzutage kann ich sie tummeln wie ich will es hat "nur" 13 Jahre gedauert, und immer noch arbeiten wir an einem schönen Galopp.



Also, das Männecken, nun 4,5 Jahre hat es nicht so mit dem Gleichgewicht, wir haben uns verbessert, es gab viele AB, nun, im Moment sind wir im "Auf".

Das habe ich über das Reiten von SV und eben KSV erreicht, nun beginnen wir das Zirkelverkleinern aus einem Zirkel heraus.

Das Geheimnis für mich, was der Geraderichtung so Vorschub leistet, ist einfach der Wechsel der Hilfegebung, also Zirkelverkleinern / -vergrössern mit ebendem Wechsel.

Wir schaffen schon einen 1/4 Zirkel zu verkleinern und wieder zu vergrössern, und das ist viel für dieses Tier.
Gestern konnte ich dann plötzlich bemerken, wie er seine HH unter mir so spürbar sortieren konnte.

Von da ab habe ich nur noch genossen und ihn sich auf der langen Seite entspannen lassen...


Krieg ich jetzt NOCH EINEN Keks? :P


LG Ulrike
esge
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Beitrag von esge »

Italienische Zimt-Vanille-Kekse hätte ich im Angebot.
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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Ich habe noch Haselnuss und Schokokekse .... :D

Und ja, Ulrike, die hast du dir verdient ! *KEKS* !

Ich arbeite sehr viel in Stellung und SV. Verschiebungen der HH habe ich mir in der letzten Zeit zunehmend verkniffen, es sei denn, ein Pferd behauptet standhaft, die HH sei nicht verschiebbar.

Einen jungen Araber reite ich gerade, da nutze ich sehr, sehr viel Renvers, weil er massiv schief ist und zu hysterischen Anfällen neigt, wenn etwas nicht nach seinem Kopf geht.
Seine Idee zu nahezu allem : schräg in die Kurve, Kopf hoch, glotzen und dann erst stocken, danach losschießen, denn alles, mit dem man sich auseinandersetzen müsste, lässt man am besten SCHNELL hinter sich
:roll: :roll: :roll:
Ein echter Kontrollfreak. :lol:
Der Renvers in allen Variationen , entgegen der natürlichen Schiefe eingesetzt, hat hier eine deutlich Verbesserung gebracht. Das ist bei ihm wie ein "Hirn an Erde!"-Knopf.

Was ich immer mehr als gruselig empfinde, sind Pferde, die zwar verschiebbar in alle Richtungen sind, aber nicht mehr gerade spannbar. Marke :"Qualle".
In Folge leider oft "Schleich-Qualle" oder auch "Klemm-Qualle". :cry: :roll:

Auch kann ich mich neuerdings wieder sehr für das Thema sauber geschienter/gespurter Zirkel erwärmen und zwar explizit im Hinblick auf das innere Beinpaar- also ein Reiten in Stellung auf Zirkellinie. Sehr gerne auch in Übergängen.
Extrem lästig empfinde ich persönlich auch Pferde, die auf gebogenen Linien nur diagonal tragen- die also überbogen, auf die äußere Schulter verkippt, mit diagonal verschobenem inneren Hinterfuß, die man innen nicht mehr sauber vor bekommt. Wenn ein Pferd das vehement verinnerlicht hat, finde ich das ehrlich gesagt schlimmer, als wenn es sich außen noch nicht verwahren lässt. Da hatte ich unlängst drei Extrembeispiele. Auch diese Pferde mutieren oft zu "Schleich-" oder "Klemm-Exemplaren".
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

:D

Oh, fein, so viel Kekse, und das wo ich mir GERADE einen Kaffee RICHTE,


LG
Ulrike
esge
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Beitrag von esge »

So gibt's vermutlich für jeden Seitengang einen Kandidaten, bzw, umgekehrt für jeden Kandidaten einen Seitengang, der an einem bestimmten Punkt der Ausbildung absolut entscheidend ist. Bei dem etwas autistisch veranlagten, stoffeligen PRE ist es das Travers auf der Volte. Nur darüber findet er seine Hinterhand und nur wenn er die gefunden hat, ist auch sein Hirn an. Vorher kann er vorwärts treibende Hilfen nur in büffeliges Rennen auf der Vorhand umsetzen. Nach etlichen Traversvolten, am besten daraus noch angaloppieren, wird er leicht und die vorwärts treibenden Hilfen führen zu mehr Leichtigkeit und Rittigkeit.

Aber letztes Jahr waren Seitengänge, gleich welcher Art, völlig contraproduktiv bei diesem Pferd. Kein installiertes Vorwärts, eingerollt, schulterlastig, geistig weggebeamt - hier sind wir viele Zirkel einfach von hinten nach vorn an die Hand getrabt - bis er mal überhaupt an eine Hand ging. Der Übergang von "ha, hab die Hand gefunden!" zu "könnte mal bitte jemand meinen Kopf tragen" war fließend - und ebenso natürlich in der Arbeit vom einfachen gerade vorwärts zu vermehrter Arbeit in den Seitengängen.
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Donna
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Beitrag von Donna »

Ulrike du hast geschrieben dein Pferd sei ein Gummiadler ohne Muskeltonus und du könntest keine Bilder zeigen ,im Thread Jungpferdeausbildung ,weil du a keine hast b alle Grottig wären.
Jetzt denk nochmal über die Kopflonge nach und das viele Biegen von Anfang an....merkst was? Dieser Beitrag von dir war am 8.9.2015
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Siehst du Rusty, DAS meinte ich mit :
saltandpepper hat geschrieben:@Rusty: das nicht verstehen von Donna Paulas Beiträgen hat hier eine lange Tradition. :lol:
Keine Angst, es sind keine ernst zu nehmenden Beiträge zum Thema zu erwarten, nur nebulöse Anspielungen , evtl. Pauschalverurteilungen und kleine Wadenbisse ach ja und natürlich höchst versierte Lahmheitsdiagnosen. Manchmal auch ein wenig Gift. Mehr wird es nicht werden.... :wink:
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Donna,

Ich denke viel und mache mir viele Gedanken.

Und, wenn ich an einem Tag etwas geschrieben habe, dann kann es zwei Tage später sich schon wieder anders anfühlen.

Das erstaunt auch mich selber, aber entweder ist die Entwicklung meines Pferdchens so inkonstant oder so schnell oder an so unterschiedlichen Stellen, das auch ich da kaum Kontinuität erkennen kann.

Kontinuität ist nur über einen längeren Zeitraum erkennbar, die kann auch ich im tgl. Umgang erkennen.
Dann gesellt sich bei mir ein Vertrauen in meinen RL hinzu, der ganz einfach weiß wie sich ein Pferd von der Koppel bis zur Kapriole über gutes Gymnastizieren ausbilden lässt.

Diese Kontinuität kann in so einem Forum kaum dargestellt werden, hier geht es mehr um tagesfrische Ergebnisse oder Erkenntnisse, die Kontinuität erschließt sich nur dem Leser, der über einen langen Zeitraum ein Reiter - Pferdepaar lesend beobachtet.

Du tust das scheinbar bei mir, aber häng Dich nicht in die Kopflonge, das nützt nicht viel und lenkt auch ein bisschen hier vom Thema ab, außer, Du erklärst, wie die Kopflonge kontraproduktiv wirkt, in Bezug zu diesem Thema HIER!


LG
Ulrike
Rusty072009
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Beitrag von Rusty072009 »

Hallo zusammen,

hier also unser Versuch mit "mehr oder weniger" Vorgriff, vorwärts, Impulsion, vorwärts-abwärts und Versammlung zu spielen. Leider hatte mein Rusty keinen guten Tag, das erwünschte "nach vorn unter die Masse" bringen der Hinterbeine war nur sehr schleppend zu bekommen. Um so günstiger die Situation, um mit den hier aufgegriffenen Ideen zu spielen. Lies ich ihn mehr nach vorn gehen kam er auf die Vorhand und die Hinterbeine traten kürzer, was dagegen geholfen hat war "mehr vorwärts denken" im Sinne von "Impulsion"- aber ohne ihm die Chance zu lassen sich sofort auf die Schultern zu schmeißen. In diesem Fall lieber wieder pariert und wieder mehr Impulsion eingefordert. Das Video enthält mAn ganz gute, aber auch weniger gute Sequenzen. Gut ersichtlich ist mAn dass "vorwärts" nichts mit "nach vorn gehen" zu tun hat. In manchen Sequenzen denkt (und tritt) Rusty mAn in der Versammlung mehr "vorwärts" als im eigentlichen vorwärts abwärts- manchmal aber auch andersrum. Leider nicht geritten da wir nur am Boden arbeiten. Seht selbst: https://www.youtube.com/watch?v=0p_vgr1Wl6w

Viele Grüße
Donna
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Beitrag von Donna »

Rusty ,sehr gut wie dein Pferd folgt,Respekt ,das ohne Ironie.
esge
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Beitrag von esge »

Die Kommunikation zwischen dir und deinem Pferd ist in der Tat absolut beeindruckend, Rusty! Du kannst deinem Pferd praktisch alles anweisen, was er mit seinem Körper machen soll und er ist voll bei dir.
Das Ergebnis ist zwar nicht das, was ich anstreben würde aber man muss natürlich auch sagen, dass Rusty (das Pferd!) vom Körperbau her alles andere als begnadet ist - wenn Rusty (der Mensch) mir diese Aussage hoffentlich nicht übel nimmt. Was die beine zu kurz sind ist der Rücken zu lang - es sei denn, das Video ist so verzerrt. Unter diesen Umständen eine bemerkenswerte Arbeit, muss ich sagen. Gefällt mir besser als das, was ich auf dem Reitvideo sehen konnte. Chapeau für diese Handarbeit.
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smilla
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Beitrag von smilla »

saltandpepper hat geschrieben:Da hatte ich unlängst drei Extrembeispiele. Auch diese Pferde mutieren oft zu "Schleich-" oder "Klemm-Exemplaren".
:D Und wie schön es doch ist, wenn es nicht mehr schleicht und klemmt :)
"Reiter und Pferd sind zu einer geistigen und körperlichen Einheit verschmolzen, sind zwei Herzen und ein Gedanke- die wunderbare Alchemie des Reitens hat aus den zweien in Wahrheit eins gemacht. Solche Kunst ist klassische Kunst!"
Seunig
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Vielen Dank für den mutigen Schritt hier etwas einzustellen, Rusty. Es ist zwar kein Reitclip, aber gewisse Grundideen sind dennoch erkenn-und damit diskutierbar, was ja die Internetforen lebendig hält.
Die Kommunikation ist wirklich sehr, sehr schön.
Die Formgebung ist nach meinem Verständnis nicht erstrebenswert, weil für mich das Pferd durchgängig überbogen, bis im Hals abgebrochen ist.
Die Stabilität kommt aus der InnerenseitenSpannung (sorry für die Wortschöpfung, aber ich kann es nicht anders benennen). Die Aussenseite ist mit zu lose.

Das kann für mich ein kurzzeitiger Zwischenschritt, dürfte es aber bei diesem Ausbildungsstand nicht mehr pausenlos sein, denn es steht eben besagtem Geraderichten und einem tatsächlichen positiven Spannen der Oberlinie entgegen.
Und hier genau kommt für mich das Vorwärts ins Spiel:

Die begleitende Förderung auch der Spann und Schubkraft nach oben vorne- Das was man als "Schwung" bezeichnet und was in so einer Haltung nicht aufkommen kann.
Für mich ist das ist sozusagen nur die Hälfte einer positiven Körperspannung und auch Dehnung.

Aus dieser Haltung ins Gerade, nach vorne und wieder zurück, ein häufiger - Handwechsel in kurzer Abfolge, ein in kurzer Abfolge angewiesene Übergänge, könnte hier ein Stabilisieren vor allem der Halsbasis, aber auch der gesamten Länge und damit einen Spannungsbogen, wie ich ihn als "richtig" ansehe bewirken.
( die angestrebte äußere Spannung ist ja meist der Grund für den Einsatz von Doppellonge und Ausbindern- an der Einfachlonge schwer zu erarbeiten, aber durchaus möglich!)

!Und damit das Pferd über längere Sequenzen aus der Vorlastigkeit bringen! - und eben nicht nur in den Momenten, da man es statisch anweist.Oder bei sehr geringem Raumgewinn.

Versteh mich bitte nicht falsch!-da sind sehr viele sehr gute Ansätze drin und die Intention ist absolut richtig, aber der Bogen hinein in die Bewegung und eben in dieser fehlt mir. Und zwar nachhaltig.

Darüber hinaus - ein heikles Thema, ich weiß ( auch aus eigener Erfahrung weshalb ich es hier auch anspreche) - das Pferd ist viel, viel zu fett!!!Gerade, wenn es vom Körperbau so benachteiligt ist, sollte es einen optimalen Futterzustand aufweisen, denn dieses Pferd muss quasi durchgängig einen kompletten Reiter mit sich herumschleppen.
Du nimmst nach meinem Dafürhalten dem Pferd die Möglichkeit, seinen Körper als elegant und leichtfüßig zu erleben, wenn du so eine Figur für ihn zulässt. Eine Erfahrung, die die Pferd beflügelt ( im wahrsten Sinne ) und in ihnen positive Energie entfaltet, die das Ergebnis der gesamten Arbeit um Welten verbessern kann.
Ich hoffe diese Kritik wird so wie sie gemeit ist- nämlich konstruktiv- gelesen.
Gruß S&P
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

@s&p: könntest Du von dem Araber mal etwas mehr berichten? Das Verhalten entspricht 100% dem von meinem Anglo-Araber. Konzentration fordern, wenn er in Aufregung ist, ist eine Mammutaufgabe. Wie meisterst Du das?
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