Trainingsbaum

Rund um die klassische Reitkunst

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Josatianma
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Trainingsbaum

Beitrag von Josatianma »

Kurd Albrecht von Ziegner hat in seinem Buch "Elemente der Ausbildung" einen Trainingsbaum beschrieben. Dieser enthält im Stamm 10 Elemente. Diese werden von ihm zuerst zwanglos aufgezählt, damit der Leser sie sich zuerst selbst ordnet. Ich dachte, das wäre auch hier ganz nett. Bitte mit Begründung, warum in dieser Reihenfolge.

Balance
Versammlung
Anlehnung
Ungebundenheit (der Gänge)
Schwung
"An den Hilfen"
Takt
Losgelassenheit
Geraderichtung
Durchlässigkeit.

Ich bin mal gespannt. Wer das Buch hat: bitte nicht einfach abschreiben.
Liebe Grüße, Sabine

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Jarit
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Beitrag von Jarit »

Interessante Frage zu der mir noch zwei weitere einfallen.

1. Mir ist die Definition von "Ungebundenheit der Gänge" unklar. Was ist damit gemeint?

2. Gibt es überhaupt eine richtige Lösung oder stehen nicht viel mehr manche Punkte nebeneinander oder je nach Pferd bzw. Reiter in einer anderen Reihenfolge? Für mich sind diese Punkte ähnlich wie die Punkte der Ausbildungsskala eher wie Zahnräder miteinander verzahnt als wie ein Stamm nach oben gewachsen.
Wie die Threads zu den einzelnen Punkten der Ausbildungsskala gezeigt haben, definiert jeder die Punkte doch etwas anders.

Meine Sortierung wäre:
Balance
Takt
Losgelassenheit
Wobei diese ersten drei für mich sehr miteinander verzahnt sind, wenn ein Rad sich dreht, drehen die anderen mit. Darauf baut auf:
Nachgiebigkeit = "An den Hilfen"
Schwung = aktive Hinterhand
Geraderichtung
Diese beiden sehe ich schon wieder nahezu gleichwertig. Ein Pferd kann gerade gerichtet sein und doch keinen Schwung entwickeln.
Versammlung = Durchlässigkeit - das ist das Ziel.

Anlehnung habe ich als Westernreiter bewusst gestrichen, da sich das Pferd selbst tragen soll. Anlehnung käme also irgendwo nach Nachgiebigkeit und vor Durchlässigkeit und ist nur ein Zwischenschritt zum endgültigen Ziel.

Schwierige Aufgabe, aber ich bin ja eh nicht der Theoretiker ... :wink:
Zuletzt geändert von Jarit am Do, 28. Mai 2009 17:32, insgesamt 1-mal geändert.
LG
Jarit

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horsman
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Beitrag von horsman »

Also ich wehre mich gg. eine wirklich allgemeingültige und stets eindeutige Reihenfolge. Bei Ziegeners Baum ebenso, wie in der Skala.
(Kenne das Zeigener Buch übrigens auch).

Natürlich fängt man mit einem jungen Pferd "am Anfang" an und schreitet dann in der Ausbildung peu a peu weiter fort. In diesem Prozess gewinnt und verbessert sich das Pferd jedoch m.E. stets und ständig an allem, an Takt, an Losgelassenheit, an Anlehnung, an Schwung, an Balance, an Geraderichtung, an Versammlung usw. , usf.

Weil im Grunde immer ein Punkt auch alle anderen bedingt, sind sie niemals völlig losgelöst zu betrachten und zu bearbeiten. Schon gar nicht in einer festgelegten Reihenfolge.
Übrigens hab ich dies auch von dt. Reitlehrern so gehört (z.B. Hinnemann).

Ein striktes Abarbeiten einer Skala nach Punkten ist also so oder so nicht möglich. Insofern erübrigt sich eigentlich auch jede Diskussion über irgend eine Reihenfolge dieser Punkte.

Es sind unumstritten Ziele, die aber einander bedingen und beeinflussen.

So würde ich das sehen.
Lala
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Beitrag von Lala »

Ich sehe die Punkte (egal ob Ausbildungskala oder obengenannte) gerne als Spirale: Mit fortschreiten der Ausbildung kommen immer mehr Punkte dazu, die Arbeit an den alten bleibt aber erhalten.
Es geht also immer irgendwie im Kreis herum, wobei man nach erreichen des letzen wieder zu ersten kommt. Durch das ständige Kreisen steigt man in der Spirale nach oben, macht also Fortschritte...
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

@lala: Schön - und wie würdest du die Spirale aufbauen?

Das es alle Punkte miteinander verzahnt sind (genau wie bei der Ausbildungsskala) versteht sich von selbst. Trotzdem fände ich es insgesamt mal interessant, wo bei einigen der Punkt Balance stehen würde etc.. Eine konkrete Aussage!

@Jarit: "Ungebundenheit der Gänge bedeutet Lockerheit und Raumgriff" (Kurd Albrecht von Ziegner - Elemente der Ausbildung S. 18)
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stromboli20
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Beitrag von stromboli20 »

Ich verstehe nicht so ganz, warum Balance ganz oben ist ??
Setzt die Versammlung nicht auch Balance vorraus - ja schon bei der Losgelassenheit ist ja ein Grad an Balance notwendig.
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Interessant :D

Also ich habe mich für folgende Reihenfolge entschieden. (incl. der Bemerkung, dass eben alles miteinander verbunden ist und eins ohne das andere nicht geht und nix als "Abhaken" zu erledigen ist 8) )

Losgelassenheit (psychisch)
Takt
Anlehnung
Balance
Losgelassenheit (physisch)
"An den Hilfen"/Durchlässigkeit (ist für mich ein Punkt, da es sehr miteinander verknüpft ist)
Ungebundenheit der Gänge
Geraderichten
Schwung
Versammlung

LG Alix
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

@Strombo: Es ist eine zwanglose Reihenfolge, die geordnet werden soll! Also die Begriffe aus der Liste nehmen und in deine persönliche Reihenfolge bringen.

@Alix: Danke!!!
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FoxOnTheRun
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Beitrag von FoxOnTheRun »

Meine Sortierung:

Balance (im Sinne von Gleichgewicht, das das junge Pferd fidnen muss, bevor es weiteres lernt)
Takt
Losgelassenheit
Anlehnung
"An den Hilfen"
Durchlässigkeit (Anlehnung, an den Hilfen und Durchlässigkeit gehören ganz eng zusammen, wenn nicht sogar alles identisch ist...)
Ungebundenheit (der Gänge)
Schwung (Wo genau ist der Unterschied zwischen
Ungebundenheit und Schwung?)
Geraderichtung
Versammlung

Tja, und wenn ich mir das ganze nun so ansehe, entspricht das doch ziemlich genau der AdS?
LG Foxi
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Wer Frauen ohne Fehler sucht und Pferde ohne Mängel, der hat nie ein gutes Pferd im Stall und im Bett nie einen Engel.
chrisP
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Beitrag von chrisP »

Versuch ich mich auch mal dran

Meine Reihenfolge ist:
Balance
Takt
Ungebundenheit (der Gänge)/Schwung (gehören für mich zusammen)
Losgelassenheit
"An den Hilfen"
Geraderichtung
Durchlässigkeit
Anlehnung
Versammlung

Die Balance hätte ich auch ganz oben, bevor mein Pferd - vor allem mit mir drauf - seine Balance nicht findet, kann ich wenig machen.
Geraderichtung und Durchlässigkeit bin ich mir nicht sicher, ob ich das nicht noch umdrehen würde.

Und ich sehe es ebenso, wie die meisten vor mir, dass das nix zum Abhaken ist.

@lala: Die Sicht mit der Spirale gefällt mir sehr gut
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-Anja-
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Beitrag von -Anja- »

Alix_ludivine hat geschrieben:Losgelassenheit (psychisch)
Takt
Anlehnung
Balance
Losgelassenheit (physisch)
"An den Hilfen"/Durchlässigkeit (ist für mich ein Punkt, da es sehr miteinander verknüpft ist)
Ungebundenheit der Gänge
Geraderichten
Schwung
Versammlung
Das ist ja spannend. Ich hatte es fast genau so sortiert :D Nur die Ungebundenheit der Gänge würde ich etwas "vorziehen" und auf eine Stufe mit der physischen Losgelassenheit stellen, weil die beiden Punkte für mich untrennbar miteinander verbunden sind.

Die angesprochenen Punkte finde ich ganz konkret in der täglichen Arbeit mit dem Pferd wieder, da sie für mich den Aufbau jeder Reitstunde widerspiegeln. Takt, Anlehnung und Balance sind dabei das Basis-Paket, das für ein physisch losgelassenen Pferd unerlässlich ist. Diese physische Losgelassenheit ist die Mindestanforderung, die ich in jeder Stunde erreichen möchte. An besseren Tagen erreichen wir schon mal ein Maß an Durchlässigkeit, dass es uns erlaubt, die Geraderichtung ins Visier zu nehmen. An Schwung und Versammlung haben wir bisher noch nicht aktiv gearbeitet. Dafür sind die anderen Punkte - insbesondere die Durchlässigkeit und das "an den Hilfen Stehen" - noch nicht gefestigt genug.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Guten Morgen,
meine Sortierung sieht ungefährt so aus:

Losgelassenheit
Takt
Ungebundenheit der Gänge
Anlehnung
Balance
An den Hilfen
Durchlässigkeit
Geraderichtung
Versammlung

Im Gegensatz zu einigen anderen hier, ist die Balance bei mir weiter hinten angesiedelt. Begründung: Die davor genannten Punkte helfen dem Pferd beim Finden der Balance unter dem Reiter.
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

-Anja- hat geschrieben:Das ist ja spannend. Ich hatte es fast genau so sortiert :D Nur die Ungebundenheit der Gänge würde ich etwas "vorziehen" und auf eine Stufe mit der physischen Losgelassenheit stellen, weil die beiden Punkte für mich untrennbar miteinander verbunden sind.
Da habe ich auch überlegt wo ich die hinstecke. Eigentlich wollte ich sie auch gleich nach der physischen Losgelassenheit nehmen.
Letztendlich habe ich sie doch nach der Durchlässigkeit genommen, weil die "Ungebundenheit der Gänge" auch von dem Annehmen der Hilfen mit abhängig ist. Ich hatte da im Kopf auch schon die Veränderungen in einer Gangart bzw. einfaches Zirkelreiten mit drin und da muss das Pferd durchlässig sein, damit der Gang nicht ins Stocken kommt.
Das war mein Grund, warum ich es doch weiter hinten dazugenommen habe :wink:

Die Balance ist bei mir weiter hinten, weil das etwas ist, was ein Pferd erlernen muss. Das ist nichts was "da" ist. Und in meinen Augen hilft eben Takt und Anlehnung beim Finden der Balance.

LG Alix
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Jen
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Beitrag von Jen »

Cubano hat geschrieben:Guten Morgen,
meine Sortierung sieht ungefährt so aus:

Losgelassenheit
Takt
Ungebundenheit der Gänge
Anlehnung
Balance
An den Hilfen
Durchlässigkeit
Geraderichtung
Versammlung

Im Gegensatz zu einigen anderen hier, ist die Balance bei mir weiter hinten angesiedelt. Begründung: Die davor genannten Punkte helfen dem Pferd beim Finden der Balance unter dem Reiter.
Bei mir würde das auch so aussehen, nur ich würde die Ungebundenheit der Gänge ganz an den Anfang zu der Losgelassenheit (psychisch) stellen. Begründung: ein Pferd kann nur Takt finden, wenn es sich zwanglos bewegt. solange es noch irgendwo klemmt oder verhalten ist, wird es auch keinen guten Takt finden. Die "errittene" Losgelassenheit (physisch) kommt dann eigentlich erst mit der Geraderichtung und der vermehrten Versammlung.

noch ein Nachtrag: Balance und Geraderichtung hängt für mich auch sehr stark zusammen! Ohne Geraderichtung keine Balance. also ich würde eine erste Geraderichtung noch nach vorne zu anlehnung nehmen.

Losgelassenheit 1) & Ungebundenheit der Gänge
Takt
Anlehnung
Geraderichtung 1)
Balance
An den Hilfen
Durchlässigkeit
Geraderichtung 2)
Versammlung
Losgelassenheit 2)
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Also so pauschal kann ich da keine „Reihenfolge“ aufbauen – eher Schwerpunkte setzen. Zahnrad- bzw. Spiralmodus hört sich gut an.
Bei mir kommt es vor allem drauf an, was und wie ich reite…
Wenn ich merke, dass mein Pferd eher steif ist, reite ich eine deutlich ausgeprägte Lösungsphase: locker vorwärts, also Arbeiten an Losgelassenheit, Schwung/Ungebundenheit der Gänge und (leichte) Anlehnung, was zumindest zum Ende hin Hand in Hand mit Takt und Durchlässigkeit gehen sollte.
Ist Otto gut drauf, achte ich von Anfang an – ansonsten erst nach der deutlichen Lösungsphase - vor allem auf Balance und Geraderichtung, einhergehend mit Anlehnung und Versammlung.
An den Hilfen stehen kann ein Pferd eigentlich nur, wenn das alles gut funktioniert und die Feinabstimmung klappt. Für mich bedeutet das, dass auf feinste Signale entsprechende Reaktionen erfolgen – und das alles noch möglichst leicht.

Ich bin eine Zeitlang ziemlich strikt nach dem Balance-Prinzip (in Anlehnung an Racinet) geritten, habe aber mittlerweile herausgefunden, dass das nicht immer der beste Weg für uns ist. Daher fühle ich jetzt wieder mehr ins Pferd rein und schaue, was notwendig ist. Entsprechend fällt dann das Reitprogramm aus.

Und ich denke, dass man in jeder Stunde an allen Punkten arbeitet – oder auch gar nicht bis zu allen Punkten vordringt. Was aktuell ist, gibt das Pferd vor. Im Rahmen dessen kann ich mich dann bewegen.
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
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