claustim hat geschrieben:
Nochmals, ohne Gegenlager keine Biegung! Das hat auch etwas mit Physik zu tun. Genau genommen mit Mechanik! Auch für den Bereich der "Biomechanik".
Was ist für dich ein Gegenlager?
Wäre das so unmöglich wie du schreibst, würde meine ganze Reiterei nicht funktionieren. Sie tut es aber trotzdem ...
Vielleicht habe ich aber auch den Begriff Gegenlager nicht verstanden?
claustim hat geschrieben:
Rein mechanisch erzeugt man so aber die beiden Gegenlager und die für die Längsbiegung erforderliche Gegenkraft. Daß diese Kräfte im Idealfalle nur sehr gering ausfallen, ist dabei ein anderes Thema.
Rein physikalisch gesehen, handelt es sich beim Rieten bei der Wirbelsäule eines Pferdes um einen "Kragbalken". Kragbalken deshalb, weil ja ein Stück Wirbelsäule über den äußeren Schenkel hinausragt.
Ich schlage einmal folgende Versuche vor, um die physikalischen Zusammenhänge zu verdeutlichen:
Man nehme eine Feder aus einem Kugelschreiber. Diese fasst man mit zwei Fingern auf ca. der Hälfte. Dann verbiege man das heraus stehende Ende mit der anderen Hand. Das aber wird keinen Einfluß auf das hintere Ende zeigen.
Im zweiten Versuch legt man diese Feder auf zwei Bleistifte.
Dann drückt man mit einem Finger auf den Bereich, der zwischen diesen beiden Punkten liegt. Als Folge dessen wird sich aber die gesamte Feder durchbiegen
Du hast hier etwas sehr Wichtiges vergessen. Du vergleichst Mechanik mit Biomechanik. Das ist in der Form jedoch sinnfrei, weil es einfach ein Unterschied ist, ob ich die Bewegungen einer Maschine oder eines Lebewesens studiere. Du vergisst Muskeln, Bänder, Sehnen - die bewegen das Pferd. Mit Pferden arbeiten hat doch nichts damit zu tun, es mit möglichst leichter Mechanik in eine Form oder eine Bewegung zu kriegen. Es ist Kommunikation. Dein Schenkel biegt das Pferd nicht im mechanischen Sinne - er veranlasst das Pferd die richtigen Muskeln zu benutzen, um sich selbst zu biegen. Ein Schenkel ist auch "nur" ein Signal und keine Kraft, die den Pferdekörper in eine Form biegt.
Du kannst deine Theorie im Grunde am eigenen Körper widerlegen. Ein Mensch kann seine Wirbelsäule auch in eine Längsbiegung bringen, ohne dass er dazu seitlich Kraft von Außen aufwenden muss. Es ist das Gehirn, dass die Muskeln anspricht, die dazu nötig sind.
Mich beschleicht allerdings das Gefühl, dass hier schon unterschiedliche Auffassungen herrschen, was Stellung und Biegung überhaupt ist und welche Knochen und Muskeln dabei im Pferdekörper wie arbeiten.
Zum Beispiel die Fotos auf Babette Teschens Seite. Schau dir die Schultern nochmal genauer an. Der Unterschied zwischen einem Driften über die äußere Schulter und einer freien äußeren Schulter aufgrund korrektem Untertritt und Biegung sind eigentlich deutlich erkennbar. In ersterem Fall fällt das Pferd auf die Schulter und damit auf die Vorhand - im zweiten Fall nimmt das Pferd auf dem inneren Hinterbein Last auf und bekommt somit eine freiere äußere Schulter. Das ist doch einer der Gründe, warum man auf einem Zirkel arbeitet - ob nun von unten oder von oben. Man versucht das innere Hinterbein zur vermehrten Lastaufnahme zu bringen und so Tragkraft zu entwickeln. Habe ich also mehr Tragkraft in der Hinterhand, wird die Vorhand freier, weil sie weniger Gewicht tragen muss. Es ist die Grundlagenarbeit, die am Ende zur Versammlung führt.