Zur Diskussion gestellte Ritte die gefallen

Rund um die klassische Reitkunst

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ottilie
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Beitrag von ottilie »

amara hat geschrieben:Spaß am Reiten/am Umgang/an gemeinsamer Zeit
Vielen Dank für den gesamten Absatz, aber vor allem auch für die Zusammenstellung der Aufzählung.
Es gibt soviel mehr als Reiten...
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
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esge
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Beitrag von esge »

Bei den Leuten, die finden, dass das Gesamtbild stimmen muss unterschreibe ich erstmal voll umfänglich.

Medusa, du hast mich gefragt, was denn sonst an erster Stelle kommen könnte, wenn es nicht Takt ist. Mal nachdenken. Vermutlich: Ruhe, Kommunikation und Disziplin. Dann Anlehnung im Sinne von Pferd zieht in die Hand. Erst dann kann ich sinnvoll am Takt arbeiten, sofern das Pferd keinen mitbringt. Bei manchen Pferden muss man auch erst rudimentäre Verständigung in Sachen Geraderichtung herstellen. Also Schultern vor Hinterhand bringen können - die Vokabeln dazu muss ein Pferd ja auch erstmal lernen.
Kommt immer ein bisschen aufs Pferd und die Situation an. Wie immer... :roll:
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Gast

Beitrag von Gast »

Sag einmal, esge, wieviele junge Pferde hast Du in Deiner bisherigen reiterlichen Laufbahn ausgebildet?
Und wie weit?
DAS würde mich jetzt aber doch interessieren!
horsman
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Beitrag von horsman »

@claustim
willst Du jetzt eine Grundsatzdiskussion über irgendeine (nicht machbare) Reihenfolge der FN-Skala der Ausbildung?
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

esge hat geschrieben:Nein, ich habe gemeint, dass Takt nicht immer am Anfang der Ausbildung steht, weil manche Pferde aufgrund sehr hoher Beweglichkeit einfach keinen haben.
Moins,
hmm, darüber bin ich heute morgen schon gestolpert. Wenn ich den Kontext richtig verstanden habe, meinst Du damit, dass die Pferde auch ohne Reiter keinen Takt haben. Das allerdings habe ich auch bei Iberern noch nicht gesehen. In meinen Augen ist es eher so, dass ihre Ultrabeweglichkeit plus dr "mentalen Hitzköpfigkeit" die Taktfindung unter dem Reiter vor allem zu Beginn der Ausbildung schwer machen. Neulich hatte ich ja geschrieben, dass mein PRE diese Taktprobleme im Trab zu Beginn auch hatte. Allerdings habe ich mit ihm nur und ausschließlich daran gearbeitet, ohne irgendwelche anderen Dinge vozuziehen. Das ging – nach anfänglichem Gehampel – eigentlich auch gut, zumal man als Reiter dem Pferd ja dabei auch helfen kann (Stichwort eintakten).
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Gast

Beitrag von Gast »

Sorry horsmän, aber die Ausbildunskala stammt nicht von der FN.
Die ist sehr viel älter.

Die ist noch nicht einmal rein deutsch!
An den Grundlagen haben auch noch andere gewirkt.
Angefangen bei Xenophon, über Guerniere, Newcastle usw.

Alle "alten Meister" haben da ihren Niederschlag gefunden.

Wer ein weit über hundert Jahre bewährtes System in Frage stellt, wird sich die Frage stellen lassen müssen, wie er alternativ vorzugehen gedenkt.
Auch wird er den Nachweis erbringen müssen, daß sein alternatives System auch funktioniert.
horsman
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Beitrag von horsman »

Oh Weia - Es gibt kein System, jedes Pferd ist ein Individuum.

Aber von der FN stammen die derzeit in den Köpfen vorherrschen Definitionen der 6 Punkte. Allein darüber lassen sich jedoch schon Tonnen von Büchern und diverse Lehrmeinungen zusammen tragen.

Und was die Skala betrifft:
Das sind doch lediglich 6 Ziele, deren Streben sie zu erreichen sicherlich niemand ernsthaft in Frage stellt. Viel mehr ist es aber auch nicht. Vor allen Dingen KEINE REIHENFOLGE. Das sehen (sahen) auch die FN-RL nicht so vor, jedenfalls nicht ohne selbst gewisse weitere Verflechtungen zwischen allen 6 Punkten aufzuzeigen, was jede Reihenfolge demnach durchbricht.

Dass die Erkenntnisse der alten Meister darin ihren Niederschlag finden, seh ich übrigens genau so. Denn im Grunde lässt sich jede Reitlehre in der Skala unterbringen, die diese 6 Ziele anstrebt.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

horsmän hat geschrieben:Oh Weia - Es gibt kein System, jedes Pferd ist ein Individuum.
Ja klar ist es das. Dennoch hat jedes Pferd im Normalfall vier Hufe, einen Hals, einen Kopf, einen Rücken und eine Hinterhand. Und schlussendlich wollen die meisten Reiter auch genau das Gleiche von ihrem Pferd: Dass es sie nämlich schadlos und gesund durch die Gegend trägt und das es im Laufe der Ausbildung gerader, schwungvoller, leichter in der Hand etc. wird.
Natürlich kann man über die SdA streiten. Und anders ausbilden. Man kann auch Versammlung vor die Geraderichtung stellen, wird ja gern gemacht. Nur wenn man – ganz ohne Ideologie – sich dann das Ergebnis des schief am Schwerpunkt tretenden Pferdes mal anschaut, stellt sich doch die Frage, ob Alternativen wirklich immer welche sind. Und: Ob ein Ausbildungssystem nicht tatsächlich Sinn macht.
Für mich persönlich ist die SdA auch NICHT FN. Das eine hat in etwa so viel miteinander zu tun wie Glaube und die katholische Kirche.
Dass die einzelnen Punkte der SdA durchaus miteinander verzahnt sind und der Begriff Skala da vielleicht ein ein wenig schwierig ist, hatten wir schon mal. Aber ich kenne auch keinen Reiter, der einzelne Punkte nacheinander abarbeitet und dann vergisst. So frei nach dem Motto: Da ist sie ja, die Losgelassenheit, auf zum nächsten Punkt. :wink:
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esge
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Beitrag von esge »

Cubano, es ist vermutlich mal wieder eine Frage der Betrachtung und der Begrifflichkeiten.
für mich ist die Skala der Ausbildung und somit auch deren erster Punkt "Takt" keine Ausbildungsreihenfolge. Die Skala stellt für mich lediglich eine Abfrage für bereits stattgefundene Ausbildung dar. Es sind Stichpunkte, die ich immer im Hinterkopf habe (neben ein paar anderen, die in der Skala nicht vorkommen, die ich aber für genauso wichtig halte), aber die für mich nicht das Vorgehen in der Ausbildung bestimmen.

Ja, ein frei laufendes Pferd hat Takt (solange es nicht lahmt). Insofern habe ich mich falsch ausgedrückt. Nennen wir es also "das betreffende Pferd hat einen ultraleicht störbaren Takt". Im Gegensatz halt zu anderen Exemplaren seiner Spezies, die einen fast unzerstörbaren Takt aufweisen.

Takt (unterm Reiter) ist das Ergebnis von guter Ausbildung. Bei den ultraleicht störbaren Exemplaren werde ich dieses Ausbildungsergebnis halt erst später in der Ausbildung erreichen. (Bis dahin darf ich einfach nicht dran verzweifeln). Bei den Metronomen habe ich dieses Ergebnis praktisch von Anfang an und muss nur schauen, dass ich es behalte.

ich hoffe, ich habe es jetzt klarer ausgedrückt.
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horsman
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Beitrag von horsman »

@cubano
Na, ich hab mich schon mit einem gewissen "Sigi" oder so ähnlich hier gestritten, der behauptete doch tatsächlich, die Geraderichtung wäre irgendwann fertig und ab dann kein Thema mehr. So kanns gehen :lol:

Im Grunde sind wir da aber einer Meinung. Die Benennung dieser 6 Ziele macht für mich auch Sinn, damit man eine Orientierung hat, wo die Reise hin gehen soll. Dies dann "Skala" zu nennen ist jedoch ziemlich blöde gewesen. Um den Weg zu finden, wie diese Ziele zu bekommen und zu erhalten und in ihrer Ausprägung auch immer weiter zu vervollkommnen sind, darüber sagen natürlich diese 6 Ziele nichts, sondern dazu muss man schon konkreter einsteigen und dann auch das jeweilige Pferd auf seinem jeweiligen Stand und mit seinen jeweiligen besonderen Problemchen eingehen.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

horsmän hat geschrieben:@cubano
Na, ich hab mich schon mit einem gewissen "Sigi" oder so ähnlich hier gestritten, der behauptete doch tatsächlich, die Geraderichtung wäre irgendwann fertig und ab dann kein Thema mehr. So kanns gehen :lol:
An diese Debatte erinnere ich mich noch sehr gut. Nur hat dieser gewisse Sigi das so nicht gesagt. Er sagte nämlich folgendes: Im Verlaufe der Geraderichtung ist das Pferd irgendwann muskulär in der Lage, geradegerichtet zu laufen. Das bedeutet: Wenn es denn mal schief kommt, hat es kein Problem mehr damit, nach entsprechender Hilfe wieder gerade zu spuren. Genau DAS kann ein Pferd mit natürlicher Schiefe aufgrund der festgehaltenden Muskulatur und dem schwachen HB nämlich nicht.
Deine These, Geraderichtung sei nie fertig, impliziert hingegen, dass der Reiter nicht in der Lage ist, die gymnastizierende Arbeit zu leisten, die das Pferd muskulär befähigt, geradegerichtet zu laufen. :P

Na ja und zur Skala: Klar muss die mit Leben gefüllt werden. Nur finde ich sie vom systematischen Aufbau durchaus sinnvoll.
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horsman
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Beitrag von horsman »

"Im Verlaufe der Geraderichtung ist das Pferd irgendwann muskulär in der Lage, geradegerichtet zu laufen"

Gutes Beispiel für die Veranschaulichung der ständigen Durchbrechung einer Reihenfolge der Skalenpunkte:

Ok, irgendwie zu laufen meinetwegen, aber nu steigert man ja im Verlaufe der Ausbildung auch die Anforderung an das "zu laufen" nämlich durch sich zunehmend steigernden Versammlungsgrad. Die Kraftungleichheiten der nat. Schiefe kommen dann immer wieder mal neu durch. Insofern ist man eben doch nie ganz fertig, weder das Pferd noch der Reiter. Das gilt übrigens für jeden Punkt der sog. Skala. Ein Pferd welches eben noch losgelassen und taktvoll auf dem Zirkel lief, kann sich bspw. beim verkleinern des Zirkels schon wieder fest halten und im Takt leiden, ganz einfach, weil die Anforderungen gesteigert werden. Und das zieht sich im Grunde von Steigerung zu Steigerung, in jeder Reiteinheit und über die gesamten Ausbildungsjahre. Bestenfalls natürlich mit zunehmendem Grundniveau.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

…und genau deshalb darf man die Punkte der SdA ja auch nicht als abgehakt betrachten, sondern muss – ggf. auch in einer Einheit – immer wieder zu dem Punkt zurück, an dem es hakt.
Aber: Ne, ich denke, wenn das schwache HB gekräftigt und die festgehaltene Seite gedehnt ist, wird sich das auch in die Versammlung übertragen lassen. Wobei man versammelnde Lektionen wie SH ja auch für die Geraderichtung nutzt (soviel mal zur statischen Reihenfolge der Skala). Klar kann es immer mal wieder dazu kommen, dass die natürliche Schiefe durchkommt – aber: man kann es korrigieren. Das geht halt bei einem noch total schiefen Pferd nicht, weil es dazu gar nicht in der Lage ist,
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Gast

Beitrag von Gast »

horsmän hat geschrieben:Oh Weia - Es gibt kein System, jedes Pferd ist ein Individuum.

Aber von der FN stammen die derzeit in den Köpfen vorherrschen Definitionen der 6 Punkte. Allein darüber lassen sich jedoch schon Tonnen von Büchern und diverse Lehrmeinungen zusammen tragen.

Und was die Skala betrifft:
Das sind doch lediglich 6 Ziele, deren Streben sie zu erreichen sicherlich niemand ernsthaft in Frage stellt. Viel mehr ist es aber auch nicht. Vor allen Dingen KEINE REIHENFOLGE. Das sehen (sahen) auch die FN-RL nicht so vor, jedenfalls nicht ohne selbst gewisse weitere Verflechtungen zwischen allen 6 Punkten aufzuzeigen, was jede Reihenfolge demnach durchbricht.

Dass die Erkenntnisse der alten Meister darin ihren Niederschlag finden, seh ich übrigens genau so. Denn im Grunde lässt sich jede Reitlehre in der Skala unterbringen, die diese 6 Ziele anstrebt.
Ich frage mich allen Ernstes, ob diese Diskussion auch geführt würde, wenn es um die schulische Ausbildung der eigenen Kinder ginge?
Schließlich gibt es da ja auch eine Schulsystem.
Und das, obwohl sich die Kinder ja auch individuell unterscheiden.
Auch im Zeitalter von Taschenrechner und Computer wird wohl immer noch Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren oder Dividieren gelehrt.
Die Differential- oder Integralrechnung folgt da auch erst in der gymnasialen Oberstufe.

Um diese aber ausführen zu können, sind die Kenntnisse der Grundrechenarten notwendig.

In der Ausbildung von Pferden ist es aber genau so.
Frage:
Wie soll der Reiter sein Gleichgewicht halten können, wenn sein Pferd ständig im Takt pendelt?
Wie soll da eine konstante Verbindung zum Pferdemaul aufgebaut werden?
Eine Verbindung, die es dem Pferd ermöglicht, sich an das Gebiss heran zu dehnen?
Ohne befürchten zu müssen, daß da einer mehr oder minder ständig im Maul rum ruckt?

Wie soll der Reiter da gleichmäßig mit Gewicht und Bein einwirken können, wenn er durch die ständigen Taktwechsel aus dem Gleichgewicht gebracht wird?
Und kommt mir jetzt bitte nicht mit dem Argument, daß ein "talentierter Reiter" das ausgleichen können muß!
Denn auch der begabteste Reiter ist den physikalischen Gesetzen unterworfen. In diesem Falle wird sich die Massenträgheit negativ bemerkbar machen.

Um als Reiter gleichmäßig auf das Pferd einwirken zu können, ist es nun einmal unabdingbar, ein Gleichmaß im Bewegungsablauf herzustellen.
Diese Gleichmaß aber nennt man nun einmal Takt!

Ihr wollt dem Pferd gegenüber taktvoll reiten?
Dann müßt ihr lernen, taktmäßig zu reiten!
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Eben, einig sind sich also alle in dem Punkt, dass Perfektion kaum möglich ist, wundern tue ich mich aber tatsächlich dann auch über Aussagen, dass es kein Video gibt, das gefällt.... :?

@Claustim:
wenn das Pferd erst den Takt braucht, damit der Reiter gescheit einwirken kann, wie in aller Welt soll der nicht das taktunreine Pferd gut reiten könnende Reiter dann den Takt erarbeiten? :?:
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
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