Danke - ich unterschreibe. Hatte vorhin schon drei Posts in der Art angefangen, kriegte es aber nicht so gut in Worte verpacktJen hat geschrieben:Das verstehe ich nicht. Lernverhalten ist Lernen, das Pferd kann sich nicht entscheiden wie es lernen will, das ist in der biologischen und psychologischen Struktur verankert. Kommunikation muss genauso gelernt werden, das ist nichts "separates". sowohl unter den Pferden untereinander (als erstes Fohlen - Mutter) als auch zwischen Mensch - Pferd. Das ist genauso "Lernverhalten". GERADE zwischen Mensch & Pferd. Ich verstehe deine Unterscheidung nicht.Finchen hat geschrieben: Die Frage ist einfach, ob man nur über Lernverhalten "arbeiten" will, oder ob man mit dem Pferd eine Kommunikationsebene anstrebt, die den Menschen für das Pferd als ernstzunehmenden "Partner" auch im Sinne von Führungsverständnis präsentiert.
Das sind zwei Dinge, die zwar ineinanderübergehen, aber schon getrennt zu betrachten sind.
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da schließ ich mich an.
und ich bin mir nach nochmaligem lesen der posts der TE wirklich nicht sicher, ob es ein "Rangthema" ist, wenn es diese überhaupt so isoliert gibt. dazu müsste man die beiden schon mal sehen.
ich finde, genau zu der frage, die die TE stellt, kann ich zumindest gar nichts sagen.
und ich bin mir nach nochmaligem lesen der posts der TE wirklich nicht sicher, ob es ein "Rangthema" ist, wenn es diese überhaupt so isoliert gibt. dazu müsste man die beiden schon mal sehen.
ich finde, genau zu der frage, die die TE stellt, kann ich zumindest gar nichts sagen.
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Klar lernt ein Pferd auch Kommunikation.Phanja hat geschrieben:Danke - ich unterschreibe. Hatte vorhin schon drei Posts in der Art angefangen, kriegte es aber nicht so gut in Worte verpacktJen hat geschrieben:Das verstehe ich nicht. Lernverhalten ist Lernen, das Pferd kann sich nicht entscheiden wie es lernen will, das ist in der biologischen und psychologischen Struktur verankert. Kommunikation muss genauso gelernt werden, das ist nichts "separates". sowohl unter den Pferden untereinander (als erstes Fohlen - Mutter) als auch zwischen Mensch - Pferd. Das ist genauso "Lernverhalten". GERADE zwischen Mensch & Pferd. Ich verstehe deine Unterscheidung nicht.Finchen hat geschrieben: Die Frage ist einfach, ob man nur über Lernverhalten "arbeiten" will, oder ob man mit dem Pferd eine Kommunikationsebene anstrebt, die den Menschen für das Pferd als ernstzunehmenden "Partner" auch im Sinne von Führungsverständnis präsentiert.
Das sind zwei Dinge, die zwar ineinanderübergehen, aber schon getrennt zu betrachten sind.
Aber in der Art mit einem Pferd umzugehen kann ich in wenigen Momenten einem Pferd meine Position ihm gegenüber verständlich klar machen, dann hat es erkannt, dass ich zB führungsstark bin und schließt sich an.
Oder ich errreiche gleiches über viele viele Wiederholungen, Bestätigungen, eben viele Wiederholungen von dem Lerneffekt "wenn ich das mache bekommne ich einen Keks/Lob, also geht es mir damit gut, dann mache ich das so".
Den Unterschied meine ich.
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Ok, Dutzidutzi war für mich in dem Zusammenhang verständlich, vielleicht erkläre ich es:Phanja hat geschrieben:Tut mir leid. In meiner Beschreibung kann ich nicht ableiten, dass ich verlange, dass man Dutzidutzi mit dem Pferd sprechen soll. Ich kann auch nicht erkennen, wo ich geschrieben habe, dass sich das mit den vorherigen Ratschlägen widerspricht. Ich hatte geschrieben, dass mir der Aspekt "Lob" deutlich fehlt! Nicht mehr und nicht weniger.Finchen hat geschrieben:@Phanja:
dein Ansatz und der bereits beschriebene schließen sich weder aus noch widersprechen sie sich. Die Situation von zuhause weg zu sein und damit Unsicherheit bzw ein unangenehmes Gefühl zu verbinden wird sich ändern, wenn der Mensch als ein sicherheitvermittelnder akzeptiert und erkannt wird. Das wird er nicht allein durch Dutzidutzi.
Ich verstehe genau wie Kosmonova nicht, warum immer alle glauben, dass positive Verstärkung einhergeht mit "das Pferd darf alles und bekommt keine Führung". *genervtdenthreadverlässt*
Lob, Bestätigung, das Pferd die Erfahrung machen lassen, dass es sich bei mir gut aufgehoben fühlen kann durch eben wiederholte Lerneinheiten - positive Erfahrung.
Möglich. Auch nicht schlecht. Aber eben nicht die einzige Möglichkeit. Und für meinen Geschmack nicht effektiv genug da nicht von Beginn an auf andere Situationen übertragen wird bzw diese Übertragung je nach Pferdetyp langsamer oder schneller oder gar nicht erfolgt.
Anderer Weg und für mich in Kombination eben sehr praktikabel:
ich mache mich dem Pferd unabhängig von klassischer Konditionierung verständlich, zB durch Bewegungseinschränkung in der Freiarbeit. Da braucht es dann keine 10 Wiederholungen und den Lerneffekt beim Pferd, sondern das versteht das Pferd weil sowas im alltäglichen Leben passiert und einfach "logisch" ist.
Pferd muss Kommunikation lernen schrieb Jen - klar, aber die hat es von Fohlen an gelernt. Neu ist für sehr viele Pferde nur, dass der Mensch die "simplen" Mittel auch nutzt.
Dass ich das ausschließlich als Weg sehe ist nicht der Fall - ich kombiniere selbstverständlich auch bzw sind die Grenzen wie schon gesagt ja fließend.
Zum Beispiel das Kopfsenken auf Kommando - sehr hilfreich und absolut eine Lernsache, einstudiert, aber mit sehr häufig sehr positivem Ergebnis.
Erstaunlich finde ich, dass das Wort "Zurechtweisung" mit Streß und Strafe gleichgesetzt wird. Meine Güte was wären Pferde in einer Herde gestreßt, wie während ihres Heranwachsens gewaltig zurechtgewiesen werden.
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Ich glaube du hast da eine falsche Vorstellung vom Lernen an sich. Aber zur Begriffsklärung: Übersetzt meinst du, dass der Weg über die positive Verstärkung länger dauert, weil man öfters wiederholen muss, während man Kommunikation eben "einfach" zur Verfügung hat. Hab ich das so richtig verstanden?!
Es grüßt Nadine
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so schwer wie die freiheit, so leicht ist der zaum der sie hält... (frei nach and one - krieger)
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Ich glaube du hast mich da grundsätzlich falsch verstanden. Positive Verstärkung ist Konditionierung. Kommunikation ist was anderes. Und trotzdem findet auch in der Kommunikation positive und negative Verstärkung statt.Kosmonova hat geschrieben:Ich glaube du hast da eine falsche Vorstellung vom Lernen an sich. Aber zur Begriffsklärung: Übersetzt meinst du, dass der Weg über die positive Verstärkung länger dauert, weil man öfters wiederholen muss, während man Kommunikation eben "einfach" zur Verfügung hat. Hab ich das so richtig verstanden?!
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ehm, das ist nicht ganz korrekt so, da werden Begriffe ein bisschen durcheinander gewirbelt.
Konditionierung ist der Prozess, wo ein Reiz mit einer Reaktion verbunden wird. Man unterscheidet die klassische und die operante Konditionierung.
in der klassischen Konditionierung wird irgendein unabhängiger Reiz mit einem "natürlichen", sprich unwillkürlichem (=vom lernenden Organismus nicht beeinflussbarem) Verhalten verbunden.
bekanntestes Beispiel: Futter löst unwillkürlich Speichelreaktion beim Hund aus. Also wird Futter mit einem unabhängigen Reiz (Glockenschlag) gleichzeitig verabreicht. Nach mehrmaliger Wiederholung reicht der Glockenschlag um die unwillkürliche Reaktion des Speichelflusses zu animieren. Das ist klassische Konditionierung. --> Auf unser Pferdeverhalten bezogen ist z.B. wird zb. das Lobwort "Brav" mit einem gleichzeitigen Leckerli verabreicht, irgendwann löst das Wort "Brav" die Erwartung des Leckerlis aus, weil die Assoziation so stark geworden ist.
operante Konditionierung, auch instrumentelle Konditionierung ist ein Reiz, welcher mit einem willkürlichen, d.h. bewusst steuerbaren, Verhalten verbunden wird. zb. ist jedes Stimmkommando (Schee-ritt, Tee-rab etc.) operant konditioniert. Das Kommando löst das vom Pferd steuerbare Verhalten aus.
Diese Begriffe haben erstmal noch gar nichts direkt mit positiver oder negativer Verstärkung zu tun. Es sind quasi deskriptive Begriffe, Überbegriffe.
Der Prozess WIE der Reiz operant konditioniert wird kann auf unterschiedliche Weise geschehen. Durch positive oder negative Verstärkung, sowie durch positive oder negative Bestrafung.
Positive Verstärkung: Ein angenehmer Reiz wird aufgrund eines bestimmten Verhaltens hinzugefügt (=Belohnung).
Negative Verstärkung: Ein unangenehmer Reiz wird aufgrund eines bestimmten Verhaltens weggenommen (= z.B. Druck wird gelockert, aufgehoben)
positive Bestrafung: ein unangenehmer Reiz wird aufgrund eines Verhaltens hinzugefügt (=Peitschenhieb, Ruck am Halfer etc.)
negative Bestrafung: ein angenehmer Reiz wird aufgrund eines Verhaltens weggenommen (kommt in der Tierausbildung eher weniger zum Zug. klassischer Erziehungsfall: Fernseh-/Computerverbot für Kids)
Merke: positiv und negativ wird hier im psychologischen Sprachgebrauch nicht mit einer emotionalen Wertung zu tun, sondern mit dem mathematischen Gebrauch von addition und subtraktion (hinzufügen oder wegnehmen einer Konsequenz).
Das ist einfach mal psychologisches Grundgerüst des Lernverhaltens.
Wichtig: Was als Belohnung oder was als Bestrafung empfunden wird, ist sehr individuell! Je geschickter der Ausbilder mit abgestuften Belohnungen hantiert, desto weniger kann er mit abgestuften Bestrafungen auskommen.
Je schwächer die Verbindung eines willkürlichen (steuerbaren) Verhaltens mit einem Reiz zusammenhängt, desto häufiger muss die Assoziation wiederholt werden. Ist die Konsequenz aber sehr stark (z.B. eine äusserst starke Belohnung bzw. eine äusserst starke Bestrafung) so reicht u.U. eine einzige Wiederholung. Es ist also überhaupt nicht so, dass per se die negative Verstärkung die "schnellere" Lernmethode ist. Sie braucht aber sicher weniger Kreativität des Ausbilders.
Was auch immer wieder vergessen wird: die intermittierende Belohnung. Das bedeutet auf ein Verhalten hin kommt nicht jedes Mal eine Belohnung, nur manchmal. Dies kann ein Verhalten äusserst stark festigen. Beispiel: der einarmige Bandit. Ab und zu kommt die Belohnung, häufig aber nicht. Die Hoffnung auf die Belohnung lässt das Verhalten äusserst zuverlässig auftreten. Es wird "spannend" gemacht. Auch hier wird ein geschickter Ausbilder mit diesem Mechanismus arbeiten, sobald eine Assoziation einigermassen gelernt ist. Es ist also auch nicht so, dass man "jedes Mal" belohnen muss. Nein. Die Belohnung ist viel wirksamer, wenn sie sparsam und gezielt angewendet wird. Hier kommt auch die Abstufung der Belohnung zum Zug. So kann man z.B. "ok"-Ausführungen einer Übungen mit einem einfachen Stimmlob belohnen und eine "einzigartigsupergute"-Ausführung mit einem Jackpot (Leckerlihaufen inkl Jubeltanz ) belohnen.
Es ist also völlig hinfällig, darüber zu diskutieren, was jetzt "besser" ist. Schlussendlich ist es eine reine Geschmacksfrage des Ausbilders, ob man lieber mit positiver Bestärkung oder negativer Verstärkung arbeitet. Wirksam ist beides und die meisten werden auch im "richtigen Leben", d.h. im Alltag (oft auch unbewusst) beides anwenden.
Ich persönlich bevorzuge einen Ansatz der die bewusste positive Verstärkung hervorhebt. Das bedeutet aber nicht, dass sowohl die negative Verstärkung (Druck wegnehmen) als auch die positive Bestrafung (Ruck, Gerte etc.) nie zum Zug kommt. Darum kommt man kaum herum. Je geschickter aber ein Ausbilder ist, je klarer er die Verbindungen zwischen Reiz und Verhalten herstellen kann, desto weniger und v.a. weniger vehement braucht man dies.
"Kommunikation" ist schlussendlich nichts anderes als gelernte Reiz-Reaktionsmuster. Ob nun mit negativer oder positiver Verstärkung. JEDE Kommunikation ist gelernt.
Nachtrag: damit die "Kommunikation" wirksam und "frisch" bleibt, wird der Ausbilder immer mal wieder die Stärke des Reiz-Reaktionsmusters auffrischen. Sei es durch die positive oder die negative Verstärkung. Selten ist "einmal gelernt" für immer gültig. Gerade für schwache Reiz-Reaktionsmuster oder für Reize, die selbstbelohnendes Verhalten unterbrechen bzw. die ein Verhalten auslösen, das ein Tier nicht unbedingt freiwillig von sich aus zeigen würde, wird man immer mal wieder die Assoziation des Reizes stärken müssen. Sei das nun durch die positive oder die negative Bestärkung. Dies wird auch innerhalb der gelernten Kommunikation immer wieder nötig sein. Wie oft bzw. wie vehement dies durchgesetzt werden muss ist wiederum auch sehr stark vom Individuum abhängig.
Konditionierung ist der Prozess, wo ein Reiz mit einer Reaktion verbunden wird. Man unterscheidet die klassische und die operante Konditionierung.
in der klassischen Konditionierung wird irgendein unabhängiger Reiz mit einem "natürlichen", sprich unwillkürlichem (=vom lernenden Organismus nicht beeinflussbarem) Verhalten verbunden.
bekanntestes Beispiel: Futter löst unwillkürlich Speichelreaktion beim Hund aus. Also wird Futter mit einem unabhängigen Reiz (Glockenschlag) gleichzeitig verabreicht. Nach mehrmaliger Wiederholung reicht der Glockenschlag um die unwillkürliche Reaktion des Speichelflusses zu animieren. Das ist klassische Konditionierung. --> Auf unser Pferdeverhalten bezogen ist z.B. wird zb. das Lobwort "Brav" mit einem gleichzeitigen Leckerli verabreicht, irgendwann löst das Wort "Brav" die Erwartung des Leckerlis aus, weil die Assoziation so stark geworden ist.
operante Konditionierung, auch instrumentelle Konditionierung ist ein Reiz, welcher mit einem willkürlichen, d.h. bewusst steuerbaren, Verhalten verbunden wird. zb. ist jedes Stimmkommando (Schee-ritt, Tee-rab etc.) operant konditioniert. Das Kommando löst das vom Pferd steuerbare Verhalten aus.
Diese Begriffe haben erstmal noch gar nichts direkt mit positiver oder negativer Verstärkung zu tun. Es sind quasi deskriptive Begriffe, Überbegriffe.
Der Prozess WIE der Reiz operant konditioniert wird kann auf unterschiedliche Weise geschehen. Durch positive oder negative Verstärkung, sowie durch positive oder negative Bestrafung.
Positive Verstärkung: Ein angenehmer Reiz wird aufgrund eines bestimmten Verhaltens hinzugefügt (=Belohnung).
Negative Verstärkung: Ein unangenehmer Reiz wird aufgrund eines bestimmten Verhaltens weggenommen (= z.B. Druck wird gelockert, aufgehoben)
positive Bestrafung: ein unangenehmer Reiz wird aufgrund eines Verhaltens hinzugefügt (=Peitschenhieb, Ruck am Halfer etc.)
negative Bestrafung: ein angenehmer Reiz wird aufgrund eines Verhaltens weggenommen (kommt in der Tierausbildung eher weniger zum Zug. klassischer Erziehungsfall: Fernseh-/Computerverbot für Kids)
Merke: positiv und negativ wird hier im psychologischen Sprachgebrauch nicht mit einer emotionalen Wertung zu tun, sondern mit dem mathematischen Gebrauch von addition und subtraktion (hinzufügen oder wegnehmen einer Konsequenz).
Das ist einfach mal psychologisches Grundgerüst des Lernverhaltens.
Wichtig: Was als Belohnung oder was als Bestrafung empfunden wird, ist sehr individuell! Je geschickter der Ausbilder mit abgestuften Belohnungen hantiert, desto weniger kann er mit abgestuften Bestrafungen auskommen.
Je schwächer die Verbindung eines willkürlichen (steuerbaren) Verhaltens mit einem Reiz zusammenhängt, desto häufiger muss die Assoziation wiederholt werden. Ist die Konsequenz aber sehr stark (z.B. eine äusserst starke Belohnung bzw. eine äusserst starke Bestrafung) so reicht u.U. eine einzige Wiederholung. Es ist also überhaupt nicht so, dass per se die negative Verstärkung die "schnellere" Lernmethode ist. Sie braucht aber sicher weniger Kreativität des Ausbilders.
Was auch immer wieder vergessen wird: die intermittierende Belohnung. Das bedeutet auf ein Verhalten hin kommt nicht jedes Mal eine Belohnung, nur manchmal. Dies kann ein Verhalten äusserst stark festigen. Beispiel: der einarmige Bandit. Ab und zu kommt die Belohnung, häufig aber nicht. Die Hoffnung auf die Belohnung lässt das Verhalten äusserst zuverlässig auftreten. Es wird "spannend" gemacht. Auch hier wird ein geschickter Ausbilder mit diesem Mechanismus arbeiten, sobald eine Assoziation einigermassen gelernt ist. Es ist also auch nicht so, dass man "jedes Mal" belohnen muss. Nein. Die Belohnung ist viel wirksamer, wenn sie sparsam und gezielt angewendet wird. Hier kommt auch die Abstufung der Belohnung zum Zug. So kann man z.B. "ok"-Ausführungen einer Übungen mit einem einfachen Stimmlob belohnen und eine "einzigartigsupergute"-Ausführung mit einem Jackpot (Leckerlihaufen inkl Jubeltanz ) belohnen.
Es ist also völlig hinfällig, darüber zu diskutieren, was jetzt "besser" ist. Schlussendlich ist es eine reine Geschmacksfrage des Ausbilders, ob man lieber mit positiver Bestärkung oder negativer Verstärkung arbeitet. Wirksam ist beides und die meisten werden auch im "richtigen Leben", d.h. im Alltag (oft auch unbewusst) beides anwenden.
Ich persönlich bevorzuge einen Ansatz der die bewusste positive Verstärkung hervorhebt. Das bedeutet aber nicht, dass sowohl die negative Verstärkung (Druck wegnehmen) als auch die positive Bestrafung (Ruck, Gerte etc.) nie zum Zug kommt. Darum kommt man kaum herum. Je geschickter aber ein Ausbilder ist, je klarer er die Verbindungen zwischen Reiz und Verhalten herstellen kann, desto weniger und v.a. weniger vehement braucht man dies.
"Kommunikation" ist schlussendlich nichts anderes als gelernte Reiz-Reaktionsmuster. Ob nun mit negativer oder positiver Verstärkung. JEDE Kommunikation ist gelernt.
Nachtrag: damit die "Kommunikation" wirksam und "frisch" bleibt, wird der Ausbilder immer mal wieder die Stärke des Reiz-Reaktionsmusters auffrischen. Sei es durch die positive oder die negative Verstärkung. Selten ist "einmal gelernt" für immer gültig. Gerade für schwache Reiz-Reaktionsmuster oder für Reize, die selbstbelohnendes Verhalten unterbrechen bzw. die ein Verhalten auslösen, das ein Tier nicht unbedingt freiwillig von sich aus zeigen würde, wird man immer mal wieder die Assoziation des Reizes stärken müssen. Sei das nun durch die positive oder die negative Bestärkung. Dies wird auch innerhalb der gelernten Kommunikation immer wieder nötig sein. Wie oft bzw. wie vehement dies durchgesetzt werden muss ist wiederum auch sehr stark vom Individuum abhängig.
Liebe Grüesslis, Jen
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Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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ich glaube, ich kann nun einigermaßen ausdrücken, was mich in diesem thread beschäftigt.
wie jen ausführt, ist alles gelernt - klar. auch eine beziehung ist eine folge von langem lernen, könnte man sagen
die beziehung zw. der TE und ihrem 23jährigen, lebenserfahrenen pferd hat eine langjährge (lern)geschichte. wenn sich hier anteile eingeschlichen haben, die sich für den menschen als nicht funktional oder angenehm erweisen, dann kann man die gewiss ändern - nur , so finde ich, halt langsam
ich hatte mal mit meinem pferd und unserer laaaaangen beziehung versucht, via NHS rangordnung zu klären - ich glaube, er hat herzlich gelacht über mich.... das geht alles nur allmählich. man muss dranbleiben und üben und immer wieder in die missliebige situation gehen, finde ich. rangordnung ist mir mittlerweile ein viel zu einfacher begriff, für das, was zwischen pferd und pferd sowie zwischen pferd und mensch passiert. das zeigen ja auch neuere bücher zu dem thema, von leuten, die nicht blöd wirken.
zusätzlich ist das fragliche pferd nur 3mal in der woche außerhalb der herde , richtig? das ist auch ein thema, finde ich, wäre nicht eine RB / PB möglich, um dem pferd mehr routine zu geben?
wie jen ausführt, ist alles gelernt - klar. auch eine beziehung ist eine folge von langem lernen, könnte man sagen
die beziehung zw. der TE und ihrem 23jährigen, lebenserfahrenen pferd hat eine langjährge (lern)geschichte. wenn sich hier anteile eingeschlichen haben, die sich für den menschen als nicht funktional oder angenehm erweisen, dann kann man die gewiss ändern - nur , so finde ich, halt langsam
ich hatte mal mit meinem pferd und unserer laaaaangen beziehung versucht, via NHS rangordnung zu klären - ich glaube, er hat herzlich gelacht über mich.... das geht alles nur allmählich. man muss dranbleiben und üben und immer wieder in die missliebige situation gehen, finde ich. rangordnung ist mir mittlerweile ein viel zu einfacher begriff, für das, was zwischen pferd und pferd sowie zwischen pferd und mensch passiert. das zeigen ja auch neuere bücher zu dem thema, von leuten, die nicht blöd wirken.
zusätzlich ist das fragliche pferd nur 3mal in der woche außerhalb der herde , richtig? das ist auch ein thema, finde ich, wäre nicht eine RB / PB möglich, um dem pferd mehr routine zu geben?
ah, gut dass du das fragst. Denn das ist einer der häufigsten Verständnisfehler!
Ich versuche den unterschiedlichen Lernmechanismus mal anhand eines sehr krassen Beispiels zu erklären, vielleicht wird einem der Unterschied dann klarer.
angenommen du sitzt in einem Käfig. An der Käfigwand gibt es einen Knopf der ab und zu spontan aufleuchtet.
positive Verstärkung: Wenn du den Knopf beim aufleuchten drückst, dann bekommst du ein Bonbon. Wenn du den Knopf nicht drückst, passiert nichts. Das heisst: dein Verhalten (in diesem Fall Knopf drücken) löst eine Belohnung (Bonbon) aus. Die Belohnung ist ein konkret hinzugefügter Reiz. Die begleitende Emotion ist Freude, weil du etwas gewinnen konntest.
negative Verstärkung: Wenn der Knopf anfängt aufzuleuchten wird der Käfig langsam aber sicher unter Strom gesetzt und dieser Strom verstärkt sich von einem leichten kribbeln langsam immer mehr bis es vielleicht sogar schmerzhaft wird. Der STrom setzt aus, wenn du den Knopf drückst. Dein Verhalten (Knopf drücken) beendet den unangenehmen Reiz (Strom). Zurück bleibt deine Erleichterung, weil du den drohenden Schmerz rechtzeitig abwenden konntest.
Das Verhalten ist das gleiche: Du musst herausfinden, dass du den Knopf drücken musst, um "erfolgreich" zu sein. "Erfolgreich" bedeutet in einem Fall einen Gewinn einstreichen, im anderen Fall eine Strafe abzuwenden. Jetzt kannst du dich fragen, welche dieser Methode wohl die angenehmere ist? Bezüglich Schnelligkeit des Lernens sind sich beide ebenbürtig. Wurde in der Forschung genügend nachgewiesen. Im Alltag ist die konkrete Lerngeschwindigkeit von der Geschicktheit des Ausbilders (Timing, Herstellung von Lernsituationen etc.) sowie der allgemeinen Lerngeschwindigkeit des Tieres (Motivationslage, Auffassungsgabe etc.) abhängig.
P.S. Nachtrag: Die positive Strafe wäre in diesem oben genannten Beispiel ein einzelner Stromschlag, wenn du den Knopf drückst. Die Strafe dient nicht dazu Verhalten auszulösen, sondern Verhalten zu verhindern bzw. abzustellen. Das ist der unterschied zu negativer Verstärkung.
Ich versuche den unterschiedlichen Lernmechanismus mal anhand eines sehr krassen Beispiels zu erklären, vielleicht wird einem der Unterschied dann klarer.
angenommen du sitzt in einem Käfig. An der Käfigwand gibt es einen Knopf der ab und zu spontan aufleuchtet.
positive Verstärkung: Wenn du den Knopf beim aufleuchten drückst, dann bekommst du ein Bonbon. Wenn du den Knopf nicht drückst, passiert nichts. Das heisst: dein Verhalten (in diesem Fall Knopf drücken) löst eine Belohnung (Bonbon) aus. Die Belohnung ist ein konkret hinzugefügter Reiz. Die begleitende Emotion ist Freude, weil du etwas gewinnen konntest.
negative Verstärkung: Wenn der Knopf anfängt aufzuleuchten wird der Käfig langsam aber sicher unter Strom gesetzt und dieser Strom verstärkt sich von einem leichten kribbeln langsam immer mehr bis es vielleicht sogar schmerzhaft wird. Der STrom setzt aus, wenn du den Knopf drückst. Dein Verhalten (Knopf drücken) beendet den unangenehmen Reiz (Strom). Zurück bleibt deine Erleichterung, weil du den drohenden Schmerz rechtzeitig abwenden konntest.
Das Verhalten ist das gleiche: Du musst herausfinden, dass du den Knopf drücken musst, um "erfolgreich" zu sein. "Erfolgreich" bedeutet in einem Fall einen Gewinn einstreichen, im anderen Fall eine Strafe abzuwenden. Jetzt kannst du dich fragen, welche dieser Methode wohl die angenehmere ist? Bezüglich Schnelligkeit des Lernens sind sich beide ebenbürtig. Wurde in der Forschung genügend nachgewiesen. Im Alltag ist die konkrete Lerngeschwindigkeit von der Geschicktheit des Ausbilders (Timing, Herstellung von Lernsituationen etc.) sowie der allgemeinen Lerngeschwindigkeit des Tieres (Motivationslage, Auffassungsgabe etc.) abhängig.
P.S. Nachtrag: Die positive Strafe wäre in diesem oben genannten Beispiel ein einzelner Stromschlag, wenn du den Knopf drückst. Die Strafe dient nicht dazu Verhalten auszulösen, sondern Verhalten zu verhindern bzw. abzustellen. Das ist der unterschied zu negativer Verstärkung.
Zuletzt geändert von Jen am Di, 26. Feb 2013 08:05, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüesslis, Jen
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Jen hat geschrieben: ....Der Prozess WIE der Reiz operant konditioniert wird kann auf unterschiedliche Weise geschehen. Durch positive oder negative Verstärkung, sowie durch positive oder negative Bestrafung.
Positive Verstärkung: Ein angenehmer Reiz wird aufgrund eines bestimmten Verhaltens hinzugefügt (=Belohnung).
Negative Verstärkung: Ein unangenehmer Reiz wird aufgrund eines bestimmten Verhaltens weggenommen (= z.B. Druck wird gelockert, aufgehoben)
positive Bestrafung: ein unangenehmer Reiz wird aufgrund eines Verhaltens hinzugefügt (=Peitschenhieb, Ruck am Halfer etc.)
negative Bestrafung: ein angenehmer Reiz wird aufgrund eines Verhaltens weggenommen (kommt in der Tierausbildung eher weniger zum Zug. klassischer Erziehungsfall: Fernseh-/Computerverbot für Kids)
Merke: positiv und negativ wird hier im psychologischen Sprachgebrauch nicht mit einer emotionalen Wertung zu tun, sondern mit dem mathematischen Gebrauch von addition und subtraktion (hinzufügen oder wegnehmen einer Konsequenz).
....
Es wird jeweils zwischen positiver/negativer Verstärkung und Bestrafung unterschieden.Gast hat geschrieben:@ Jen:
Danke für die Definition der Begriffe positive und negative Verstärkung.
Wenn ich aber dieser Definition folge, dann müssten doch "positive BEstärkung" und negative VERstärkung inhaltlich identisch sein?
Den Unterschied zwischen positiver und negativer Verstärkung ist aber sehr groß. Mal ein (bewusst überzogenes) Beispiel aus der Hundeerziehung: Hund zerrt an der Leine und soll lernen, an lockerer Leine "bei Fuß" zu laufen.
Negative Verstärkung: Komando "bei Fuß!", Hund bekommt ein Stachelhalsband und lernt Ziehen => Schmerz, korrekt "bei Fuß" => kein Schmerz. Der Hund zeigt also Lernen durch Meideverhalten, denn sobald er mit dem Ziehen aufhört, wirkt das Stachelhalsband nicht mehr ein.
Positive Verstärkung: Komando "bei Fuß!", Hund am normalen Halsband blickt zum Herrchen/Frauchen, Leine locker => Lob u. Leckerli. Der Hund läuft "bei Fuß", weil er dafür eine Belohnung erhält.
In der Praxis werden diese Methoden natürlich nicht so isoliert angewandt, es kommt halt darauf an, in welcher Richtung der Schwerpunkt liegt. Am Endergebnis (im Beispiel dem korrekt "bei Fuß" laufenden Hund) kann der Weg dahin oft nicht mehr erkannt werden, leider....
edit: oh, hat sich überschnitten
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