Celine hat geschrieben:Phanja hat geschrieben:Mir ist das zu schwarz-weiss betrachtet. Ja, viele reiten mit Fellsattel oder auch ganz ohne. Genauso viele reiten aber auch mit dem LaSelle oder dem Branderup Sattel von Stübben. Bent reitet ja auch mit Sattel.
Man kann aber schon sagen, dass ganz besonders viele "ARler" entweder ohne Sattel oder mit Fellsattel reiten, das ist doch nicht schwarz-weiß, das ist einfach eine Beobachtung. Ich hab letztens ganz zufällig ein paar TeilnehmerInnen eines Hanna Engström-Kurses gesehen, und das war schon ganz augenfällig, dass kaum einer mit einem "normalen" Sattel da auftauchte.
Für mich sieht es so aus, als ob man weder ohne Sattel noch im Fellsattel einen Balancesitz hinbekommt, wie er z.B. von Sally Swift beschrieben wird oder auch in den Richtlinien steht. Branderup selbst sitzt ja aber auch etwas speziell, wobei ich immer dachte, das liegt an seinem Rückenproblem.
Von daher wäre es schon interessant, wenn jemand den "besonderen" Sitz der "Akademiker" (NICHT böse gemeint!!) beschreiben könnte. Denn wenn man viel aus dem Sitz heraus reitet, muss der Sitz ja eine besondere Rolle spielen.
Der Sitz unterteilt sich in der AR in den physischen und den statischen Sitz. Der physische Sitz ist quasi für die Rückenbewegung / Beckenbewegung / Rotation des Brustkorbes zuständig. Der statische Sitz bedient Schwerpunkt / Richtung / Grad der Versammlung.
Gerade zur Unterstützung der Brustkorbrotation des Pferdes (physischer Sitz) und im Entlastungssitz (Gewicht wird auf die Oberschenkel des Reiters verteilt) ist es oft mit den normalen Dressur- oder Vielseitigkeitssätteln nicht möglich, die Bewegung korrekt mitzugehen, weil der Oberschenkel viel zu sehr durch den Sattel eingeschränkt ist.
Insgesamt geht es sehr wenig darum, den Sitz als eine Schablone oder Form zu beschreiben, sondern es wird viel mehr beschrieben, was der Sitz können muss und wie dieser eingesetzt wird.
Es gibt dazu auch ein recht informatives Video (leider nur ein Trailer und in Englisch): youtube.com/watch?v=WlF2UtcRlXc
Bent schreibt in seiner neueren Ausgabe "Akademische Reitkunst" zum Thema Sattel:
"Der Sattel kann an sich nichts erzeugen, er kann aber das Fühlen behindern. Das kann durchaus positiv sein. Wenn Ihr Sitz noch nicht sehr weit fortgeschritten ist, müssen Sie eher einen Sattel wählen, der verhindert, dass das Pferd zu stark von einem ungeschulten Sitz gestört wird. Niemals sollte der Sattel dazu dienen, einen unausbalancierten Reiter auf dem Pferd zu halten. So schreibt Guérinière: "Nicht eiserne Kniekehlen, sondern Balance hält den Reiter auf dem Pferd"."
Er ist sich der Problematik also durchaus bewußt. Weiter unten schreibt er:
"Denjenigen, die ernsthaft an ihrem Sitz arbeiten wollen, empfehle ich, zumindest für eine Zeit lang ohne Sattel zu reiten, damit das Fühlen nicht behindert wird. Achten Sie darauf, dass Sie nicht den Sitzknochen in den langen Rückenmuskel des Pferdes drücken. Verteilen Sie Ihr Gewicht stattdessen auf Ihre Oberschenkel. Diese haben bei den meisten Reitern eine größere Auflagefläche als ein durchschnittlicher Englischsattel. Da aber der menschliche Oberschenkel nicht ganz der runden Form einer Pferderippe entspricht, wird man, um einen idealen Sitz zu erreichen, eine Verbindung zwischen Mensch und Pferd brauchen, die nach oben hin der menschlichen Anatomie und nach unten hin der des Pferdes entspricht. Meine eigenen Sättel lass ich ohne Baum herstellen. Ein solcher Sattel ist aber nur für Reiter mit einem geschulten Sitz empfehlenswert. Der Sattel ist nur ein Werkzeug, das niemals besser sein kann als die Art und Weise, in der es gebraucht wird. Ein Sattel kann keine fehlenden reiterlichen Fähigkeiten ausgleichen."
Aus meiner Sicht ist es für die AR keine Option ein Pferd z.B. viel zu Traben und zu Galoppieren, wenn man es dabei nur stört. Jeder, der an sich und seinem Sitz arbeitet, kommt dahin, dass er das Pferd zumindest die meiste Zeit nicht stört und um diese Fähigkeit zu schulen, ist das Reiten ohne Sattel bzw. mit Pad hervorragend geeignet.
Man kann das Pferd sowieso nicht wirklich ausbilden oder fördern, solange man seinen Körper nicht im Griff hat und verstanden hat, wann der Pferdekörper und der eigene Körper etwas tun oder nicht tun und warum.