Prioritäten setzen.....

Rund um die klassische Reitkunst

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summer
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Prioritäten setzen.....

Beitrag von summer »

.....oder doch alles auf einmal?
wie einige von euch wissen, arbeite ich mit meinem bubi daran, die fehler des vergangenen jahres wieder wettzumachen.
ich kann auch schon einige erfolge verbuchen - er legt sich nur mehr hin und wieder auf den zügel (bzw. versucht es - ich bekomm immer besser das gefühl ihm diese stütze sanft zu entziehen), er tritt schön unter und er bemuskelt sich schon.
ich grüble allerdings noch über des treiben nach - ich muss ihn eigentlich schon recht viel treiben (man siehts von außen nicht - lt. reitkollegen und rl) und ich muss ihn auch nicht stark treiben, aber er braucht doch noch den schenkel. ohne schenkelhilfe würde er seine hiha wieder nicht ordentlich mitnehmen. und wenn er sich wieder der zügel als stütze nehmen will, nehme ich auch den schenkel vermehrt dazu bzw. sucht er sich eher die stütze, wenn ich mit dem bein nicht vermehrt dran bin (ich das irgendwie verständlich erklärt?)
ich bin mir nicht so ganz sicher, ob ich das jetzt einmal so beibehalten soll und erst, wenn seine selbsthaltung selbstverständlicher geworden ist an der feineinstellung der schenkelhilfen arbeiten soll, oder soll ich jetzt schon an der feinheit der schenkelhilfen arbeiten?
Sei deines Pferdes Gang unter dir wie die Bahn eines Sterns.
In deiner fühlenden Hand,deinem schwingenden Leib,deinem schwebenden Herzen liegt Kurve&pfeilgerader Weg,liegt Anfang&Ende,liegt die unermessliche Poesie der Bewegung,liegt die lebendige Kraft.
Carmen
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Beitrag von Carmen »

Wir haben das bei meinen Pferden so gemacht, dass ich zunächst mit Treiben geritten bin, bis meine Pferde ihre HH gut mitnahmen. Jetzt erst bin ich umgestiegen auf nicht mehr treiben.

Das Problem mit dem Auf-den-Zügel-legen hatte ich ganz massiv mit meinem Wallach. Da halfen Arrets. Das hat er sehr schnell kapiert und legt sich gar nicht mehr auf den Zügel. Nur mit Treiben dürfte das relativ schwer zu korrigieren sein. Unterstützend habe ich Abkauübungen an der Hand gemacht.

An deiner Stelle würde ich also erstmal an dem Zügelproblem arbeiten, dabei die HH zwar nicht vergessen, aber erstmal das Treiben beim alten belassen. Das Pferd muss erst die HH m.o.w. von selbst mitnehmen.
"Es gibt schon viel zu viele Pferde, die Gefangene sind. Wenn wir unser Pferd lieben, müssen wir [...] ihm so viel wie möglich von seiner Freiheit zurückgeben." Sylvia Loch
Bernie
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Treiben

Beitrag von Bernie »

"von der Grobform zur Feinform" - immer!

wobei ich auf das Treiben an sich nie verzichten würde. Ev. liegt hier ein Missverständnis vor. ZIEL ist ein feines Pferd, das über den Sitz geritten werden kann, aber der Normalfall ist dies nicht. Bitte nicht nicht mehr treiben, da bleibt die Hinterhand im Stall.

lg

Bernie
~pony~

Beitrag von ~pony~ »

Ich arbeite bei solchen Pferden so, dass ich an einem Tag verstärkt an dem einen arbeite, z.B. dass es sich nicht auf den Zügel legt, Schwerpunkt sind dann entsprechende Lektionen und Übungen. Am nächsten Tag lege ich den Fokus beispielsweise auf den Schenkelgehorsam, ohne das, was wir am ersten Tag erarbeitet haben, zu vergessen. So bleibt die Sache schön im Gleichgewicht, das Pferd wird langsam, aber sicher an allen "Baustellen" immer besser. Außerdem sorgt das für Abwechslung.

Was bringt mir ein Pferd, bei dem ich die Zügel wegschmeißen kann, dafür aber ständig mit dem Bein arbeiten muss? Im Gegensatz dazu erhält man nach der o.g. Methode relativ schnell sinnvolle Ergebnisse, die man dann nach und nach verfeinern kann. Außerdem hilft es, den Blick für die Gesamtsituation zu behalten und sich nicht an bestimmten Dingen festzubeißen - es ist doch immer das gesamte Pferd, das es weiterzuentwickeln gilt, nicht nur einzelne Teile.
knowi
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Beitrag von knowi »

Vielleicht oute ich mich jetzt und zeige, dass ich noch überhaupt nichts verstanden habe, aber eine Frage brennt mir jetzt doch schon einige Tage auf den Nägeln:

Ich bin tatsächlich etwas verwundert, dass bisher noch niemand dazu geraten hat das Pferd zunächst wieder so auf den Schenkel zu sensibilisieren, dass ich mit einem leichten Impuls ein frisches Vorwärts erhalten kann und kein Dauertreiben mehr nötig ist. Was wollt ihr denn mit dem dauerhaften Treiben bewirken, wenn ihr sowieso eines Tages wieder dazu kommen wollt nicht mehr jeden Schritt mitzutreiben? Denn wenn ich in ein Stadium komme in dem das Pferd einfach frisch vorwärts geht und nicht mehr hinter dem Schenkel ist, dann kann doch die Hinterhand nicht, wie man es auch so oft findet, "im Stall geblieben sein"?!
Ich meine - und das ist ganz ernst gemeint - wo soll sie denn hin?!

Und glaubt ihr nicht, dass mehr Treiben das auf den Zügel Stützen nicht noch mehr begünstigt? Vorne halten, hinten Treiben ist doch wiedersinnig - sagst Du doch gleichzeitig "Stop!" und "Go!" Das Pferd lernt so doch mindestens einen Befehl ignorieren zu können bzw. zu müssen und stumpft ab denn entweder wird es triebig und ignoriert die Botschaft "Go!", denn vorne ist ja schließlich die Tür zu, oder es rennt und stützt sich da im ungünstigsten Fall auf die Hand, die es ja auf der Suche nach einem "ordentlichen" Knotakt gerne auffängt.

Verdutzte Grüße,
Knowi
Jedes Werden in der Natur, im Menschen, in der Liebe muss abwarten, geduldig sein, bis seine Zeit zum Blühen kommt.
Dietrich Bonhoeffer
raio
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Beitrag von raio »

Na ja, im Zweifelsfall "atmet" der Schenkel ja ohnehin permanent am Pferdebauch und das Pferd holt sich dadurch ja selber die treibende Hilfe (besonders gut zu fühlen im Schritt), falls man verstehen kann, was ich meine :wink: ...und im besten Fall sollte diese hauchzarte Berührung ja das Pferd aktiv und frisch halten und ich setze den Schenkel dann erst ein, wenn ich etwas ändern möchte - das ist zumindest das Ideal, nach dem ich strebe. Allerdings gibt es ja für verschiedene Pferdetypen verschiedene Möglichkeiten zu treiben - bei einem ohnehin rennsemmeligen Pferd achte ich darauf, das Bein wirklich permanent am Pferd zu haben und es dadurch quasi einzulullen und zu beruhigen, bei einem faulen Pferd wäre es andersrum, d.h. dieses würde ich eher mit "losen" Schenkeln reiten, vibrierend treiben, ihn quasi immer wieder mit Neuem überraschen und so versuchen, aufmerksam auf den Schenkel zu bekommen. Und dazu würde ich durchaus auch die Gerte nehmen; erstens kann man sich mit solchen Pferden den Sitz sehr schön ruinieren, weil man nur mehr am Quetschen ist, und zweitens wäre bei mir auch die oberste Priorität ein frisches Vorwärts auf leichtesten Schenkeleinsatz - falls das Pferd die Einladung des Schenkels nicht akzeptiert, kommt die Gerte, und zwar so intensiv wie nötig und so freundlich wie möglich. Die meisten Pferde begreifen sehr schnell, was der angenehmere Weg ist. Ich würde also auch hier zuerst am Schenkelgehorsam arbeiten... Summer, kriegst übrigens Nachricht von mir!
esge
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Beitrag von esge »

für mich hat der Impuls ja immer oberste Priorität. Natürlich wird man das Bein auch später immer einmal einsetzen müssen, um gezielt ein / die Hinterbein/e abzuholen oder zu aktivieren. Aber wenn von außen ersichtlich ist, dass ein Reiter ständig am Treiben ist, stimmt für mich was nicht. ich würde das aktive Hinterbein dann lieber über sinnvollen Lektionsabfolgen erarbeiten. Vor allem alle Kombinationen mit Rückwärtsrichten erscheinen mir da höchst sinnvoll. Wenn ein Pferd gleichzeitig dazu neigt, sich auf die Hand zu legen, ist es doppelt sinnvoll.

Ein Pferd mit zu wenig Impuls wird vermutlich auch nicht wirklich von der Handstütze wegkommen. Zusätzlich würde ich allerdings Abkauübungen im Stand machen, um das einzeln zu bearbeiten. Da musst du dich dann nicht gleichzeitig mit dem Impuls rumärgern.

Man muss immer Prioritäten setzen, denn man kann nie alles gleichzeitig bearbeiten. Aber die Prioritäten können sich im Laufe der Ausbildung ändern - werden sich ändern, wenn du sinnvoll arbeitest. Dann muss man die Prioriäten neu definieren.
Loslassen hilft
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summer
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Beitrag von summer »

vielen dank für eure meinungen!

ich habe am sonntag mit meiner tarinerin auch lange geredet und analysiert - wir dsind auf ein zetrales (im wahrsten sinne) problem gestoßen - nachdem ich nie wirklich gelernt habe, wie man mit dem becken/gesäß reitet und hilfen gibt, fehlt mir natürlich eine ganz wichtige hilfe - kein wunder, dass ich so schwer vom schenkel und der hand wegkomme. wir haben also begonnen das ebcken auch als hilfe einzusetzen und es meinem buben auch verständlich zu machen - so, das ist mal der erste teil.
bei meinem gestrigen ausritt habe ich wirklich ganz genau aufgepasst, dass ich meinen schenkel nur dann einsetze, wenn ich ihn wirklich brauche, ansonsten habe ich, wenn er langsamer wurde, oder die hiha nicht mitnehmen wollte die gerte eingesetzt. nach einer halben stunde, war er superfleißig, auch ohne dauernden schenkeldruck, und wenn ich den schenkel angelegt habe, hat ganz flott reagiert :-)
ich denke wenn wir so weitermachen sind wir auf dem richtigen dampfer.
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Annie
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Beitrag von Annie »

summer, eigentlich hast du es schon vorweg genommen , der schlüssel liegt für mich im Sitz, mein Pferd war immer triebig bis ich an meinen Sitz gearbeitet habe, dass war sozusagen der Knopf, das mitschwingende Becken der geschmeidige Stitz, erst dann konnte ich an den sekundären hilfen arbeiten, Bein und Hand, diese verfeinern. CR hilft da ungemein
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