Hilfengebung Travers

Rund um die klassische Reitkunst

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Susanne
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Hilfengebung Travers

Beitrag von Susanne »

Hallo Ihr Lieben,

nachdem ich erst wieder festgestellt habe, wie groß die Unterschiede in der Hilfengebung sein können(und ich da gerade ein bißchen am sammeln bin), frage ich mal in die Runde:

Wie gebt Ihr die Travershilfe? Und weshalb gebt Ihr sie so?
Liebe Grüße
Susanne
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"Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind."
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Hm.

Da sind wir uns ja schon mal nicht einig geworden:
http://www.klassikreiten.de/viewtopic.p ... 39&start=0

Ich hab das letztens zufällig nochmal nachgelesen, weil ich mich woanders zu diesem Thema auch gedanklich verknotet hatte.
Da hab ich gesehen, was ich selber zur Traversale geschrieben habe, wie ich sie reite. Und mir ist aufgefallen, daß ich sie beim letzten Kurs bei Desmond - mit einem fremden Pferd - mit anderer als mir gewohnter (Reiter)Schulterstellung besser reiten konnte - sprich, das Pferd hat die Lektion dann ausgeführt - und vorher nicht wirklich :?
Seitdem grüble ich, ob es auch drauf ankommt, wie es das Pferd gewohnt ist resp. es eine bestimmte Lektion gelernt hat...
:?:
Grüblerische Grüsse von
ottilie
Es grüsst ottilie
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Obwohl wir das Thema schon hatten, möchte ich meine Gedanken hier äußern.

Bis vor etwa einem Jahr war die Hilfengebung im Travers für mich sonnenklar: Ich fordere die innere Biegung, nehme die äußere Schulter zurück, ebenso das äußere Bein und führe mit dem äußeren Bein die Hinterhand in die Bahn. Gesessen habe ich dabei innen (oder es zumindest versucht :? )

Seit einiger Zeit sieht die Hilfengebung anders aus und verwirrt sowohl das Pferd als auch ich: Ich soll nun die Schulter in Richtung Bande schubsen. Der Rest bleibt ähnlich. Die Hilfe für das Schubsen sieht so aus, daß die äußere Hand den Zügel relativ weit von der Schulter hält und immer mal wieder nach außen zupft. Die innere Hand soll dabei angehoben werden, um die Biegung herzustellen. Für die Traversale sieht die Hilfe genauso aus, mit dem Effekt, daß Pico beim Einleiten der Linkstraversale nach Rechts wegläuft.

Beim Nachlesen von PK (Reitkunst), habe ich nur die Angabe des anliegenden Zügels für die Steuerung der Schulter gefunden. Diese ist mir auch völlig klar. Auch warum ich die Schulter schubsen soll ist an und für sich völlig klar (Gewicht auf die äußere Schulter verlagern und vermehrte innere Biegung). Aber ich bin sieben Jahre das Travers anders geritten und das Pferd scheint Probleme mit dieser Umstellung zu haben.

@ottilie: Wie war den die Hilfengebung am Desmond-Kurs?
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

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Carmen
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Beitrag von Carmen »

Da ich gerade erst mit der Travers-Arbeit angefangen habe, kann ich ja auch völlig falsch liegen. Aber meine Pferde reagieren gut auf meine Hilfengebung.

Ich gebe mit dem äußeren Zügel nach (Mache ich immer in Wendungen). Dann drehe ich mich in Hüfte und Schultern leicht nach innen. Ich sitze in der Bewegung. Also nicht permanent nach außen, sondern nach der Bewegung des Pferdes mal nach innen, mal nach außen. Ist blöd zu erklären, aber man fühlt es gut.

Im Moment bin ich noch in dem Stadium, dass ich die Hinterhand nach innen verschiebe, um ins Travers zu kommen. Ziel ist aber, dass ich auch die Vorhand entsprechend "verschieben" kann.

Wie gesagt, klappt gut, und wir schaffen so auch, aus dem Travers ins Schulterherein (mit gleicher Stellung) und wieder zurück zu wechseln.
"Es gibt schon viel zu viele Pferde, die Gefangene sind. Wenn wir unser Pferd lieben, müssen wir [...] ihm so viel wie möglich von seiner Freiheit zurückgeben." Sylvia Loch
~pony~

Beitrag von ~pony~ »

Ich persönlich finde es schwer, Hilfen zu beschreiben, was daran liegt, dass ich sehr intuitiv reite - also ohne groß darüber nachzudenken, sondern nur mit dem Bild vom gewünschten Ergebnis im Kopf. Trotzdem versuch ich mal, zu erklären, wie ich Travers reite:

In Gedanken bin ich mehr bei geradeaus, als bei seitwärts, halte das Pferd also relativ gerade (insbesondere, wenn das sich noch schwer tut bei dieser Übrung) und "kicke" quasi die Hinterhand ganz sanft mit dem äußerden Schenkel einen Hauch nach innen. Nur, wenn sie zurück zum Hufschlag drängelt, bekommt sie wieder einen kleinen Schubs, ansonsten ist eher der innere Schenkel gefragt, der für das Vorwärts sorgt. Im Moment, in dem ich die Hinterhand korrigieren muss, nehm ich mein Gewicht vermehrt nach innen. Ansonsten sitze ich "in Bewegungsrichtung" also leicht innen (mein innerer Gesäßknochen ist ein winziges Stück vorgeschoben, der äußere nach hinten verschoben - also parallel zur Hüfte des Pferdes).

Wenn das Pferd verstanden hat, was ich von ihm will, beginne ich, vorsichtig mit der Biegung zu spielen, mal mehr, mal weniger Biegung und Abstellung zu verlangen. Dazu bringe ich die Hinterhand mit dem äußeren Schenkel in die gewünschte Position, reite dann wieder am inneren vorwärts, der äußere dient wieder nur zur Korrektur, falls die Hinterhand rausdrängelt. Anfangs reite ich noch deutlicher mit dem inneren Zügel, um die Biegung herzustellen bzw. zu erhalten. Sobald die Bewegungen sicherer werden, kann man immer mehr am äußeren Zügel reiten und die Schenkelhilfen zurückschrauben und die Biegung allein durch Körperdrehung beeinflussen. Und dann natürlich weg von der Bande und im Bahninneren üben und/oder Renvers reiten. :wink:
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smilla
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Beitrag von smilla »

Ich gebe die Travers-Hilfe von der Hüfte ausgehend, damit passiert zwar eigentlich nichts "Neues", aberdie Hüfte ist die Basis. Ich drehe die innere Seite des Beckens etwas nach vorne, damit geht die innere Schulter leicht vor, die äußere Schulter und das äußere Bein gehen etwas zurück.
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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

Ich bin ja selber noch am Lernen.
Was mir aber aufgefallen ist: es kommt wirklich drauf an, wie das Pferd die Lektionen gelernt hat. Ich habe beispielsweise das SH mit anderen Hilfen gelernt, als Junito und da hatten wir anfangs Schwierigkeiten. Seit ich es so mache, wie er gewohnt ist, klappt es auch.

Beim Travers leite ich die Biegung mit innerem Gewicht und äußerem Schenkel ein (letztere ist bei mir noch zu stark:-(). Die Vorhand halte ich mit etwas anliegendem inneren Zügel, der auch für Stellung sorgt. Ach ja, meine äußere Schulter zeigt auch nach vorne, so dass mein Oberkörper in Bewegungsrichtung zeigt. Warum tun manche von euch die eigene äußere Schulter nach hinten? Ich dachte bisher, dass man hier den Drehsitz benötigt...
Wechseln ins SH klappt bei mir teoretisch gut (wenn ichs von den Hilfen schaffe ;-)), da ich dann nur umsitzen muss, das treibende Bein wechsel und den anliegenden Zügel.
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Medora
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Beitrag von Medora »

Ich würde meine Hilfengebung in etwa so wie Smilla beschreiben. Früher habe ich dabei allerdings das innere Bein vom Pferd genommen :oops: - heute bleibt es am Pferdebauch, wo es, wenn nötig leicht treibend wirken kann. Zudem stelle ich mir das Travers vor meinem inneren Auge vor und versuche, Travers "zu denken".

Medora
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chica
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Beitrag von chica »

Sunknúni hat geschrieben:Warum tun manche von euch die eigene äußere Schulter nach hinten? Ich dachte bisher, dass man hier den Drehsitz benötigt...
Getreu dem Motto "Schultern parallel zur Pferdeschulter, Hüfte parallel zur Pferdehüfte". Der Drehsitz ist ja trotzdem da. Beim Pferd ist die innere Schulter vor der äußeren und die äußere Hüfte vor der inneren. Und genau so sieht auch meine Schulter- bzw. Hüfthaltung im Travers aus :? War das jetzt verständlich? Bin nicht so der Erklärbär...
LG Ines
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Janina
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Beitrag von Janina »

chica hat geschrieben:
Sunknúni hat geschrieben:Warum tun manche von euch die eigene äußere Schulter nach hinten? Ich dachte bisher, dass man hier den Drehsitz benötigt...
Getreu dem Motto "Schultern parallel zur Pferdeschulter, Hüfte parallel zur Pferdehüfte". Der Drehsitz ist ja trotzdem da. Beim Pferd ist die innere Schulter vor der äußeren und die äußere Hüfte vor der inneren. Und genau so sieht auch meine Schulter- bzw. Hüfthaltung im Travers aus :? War das jetzt verständlich? Bin nicht so der Erklärbär...
Genau über diese Frage sind wir uns doch schon mal nicht einig geworden...
Meiner(!) Ansicht nach darf man nicht die Schulterachsenstellung in Bezug zur Reitbahn sehen, sondern muss sie (um jetzt dem obigen Motto treu bleiben zu können) in Beziehung zur Hüftachse des Pferdes sehen. Und hier nähern sich nun mal innere Hüfte u. Schulter an, also geht die innere Reiterhüfte vor, die innere Reiterschulter etwas zurück :wink: (in Bezug auf´s Pferd, nicht auf die Reitbahnlinien).
Ansonsten sind wir uns ja relativ einig: Gewichtsbelastung bei den meisten innen (bzw. Gewichtsimpuls, denn ich bemühe mich nicht nach innen zu "hängen"), äußere Schenkel treibt etwas hinter dem Gurt, innere fängt evtl. am Gurt etwas ab oder sorgt für mehr Vorwärtsbewegung.
Bei den Zügeln gibt es wieder zwei, drei Varianten, wobei ich das vom Pferd abhängig machen würde. Stellt es sich leicht u. gut, ist der innere Zügel fast überflüssig, der äußere "führt". Stellt es sich schwieriger, empfehlen manche (Stückelberger hat das z. B. öfters vorgeschlagen) nur den inneren anstehen u. sogar gegen den Hals drücken zu lassen.
Das geht natürl. nicht, wenn das Pferd sich verwirft, dann muss wieder der äußere Zügel aktiv werden.
LordFado

Beitrag von LordFado »

die Schulter des Pferdes soll doch im Rechten Winkel zur bande bleiben, die HH nach innen wandern, das ganze in einer Längsbiegung - heißt dass ein gemeinsamer Mittelpunkt von Hüftlinie und Schulterlinie existiert und durch die Biegung ein Drehsitz (eben parallel zur Schulter/Hüfte des Pferdes) entsteht - ich finde das zurücknehmen der äußeren Reiterschulter auch nicht logisch...
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Jeanny
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Beitrag von Jeanny »

smilla hat geschrieben:Ich gebe die Travers-Hilfe von der Hüfte ausgehend, damit passiert zwar eigentlich nichts "Neues", aberdie Hüfte ist die Basis. Ich drehe die innere Seite des Beckens etwas nach vorne,...
*nick* Jeppa! ;-)

So mach ich´s auch, denn meine Schultern sind denen des Pferdes gleich zu setzen und das Becken genauso. Meine innere Hand geht dabei auch etwas nach oben innen, um die Stellung zu halten.
Das äußere Bein rahmt die HH, das innere sorgt für Takt und Vorwärts, was ja das Wichtigste an den Seitengängen ist und bleibt.
Zuletzt geändert von Jeanny am Fr, 16. Mai 2008 11:48, insgesamt 1-mal geändert.
LG Jeanny
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Gimufi
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Beitrag von Gimufi »

Wenn man davon ausgeht, dass das Pferd auch im Travers gebogen ist (was es ja sein sollte), dann verstehe ich auch nicht, warum man dann die äußere Schulter zurücknehmen sollte. Pferd biegt sich, sprich innere Hüfte und innere Schulter nähern sich einander an und so sitze auch ich - das ist doch unabhängig davon, ob das Pferd nun seitwärts oder geradeaus geht...

Ich reite es immer mit dem, was ICH als Drehsitz kennengelernt habe, nämlich Schulter parallel zu Schulter und Hüfte zu Hüfte und in jeglicher Biegung ist nunmal die innere Schulter hinten.
Zuletzt geändert von Gimufi am Mo, 12. Mai 2008 20:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Susanne
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Beitrag von Susanne »

So habe ich den Drehsitz auch verstanden...

Das mit dem Schulterschubsen von Sabine verstehe ich dafür irgendwie nicht :kopfkratz:
Liebe Grüße
Susanne
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Josa hat geschrieben:@ottilie: Wie war den die Hilfengebung am Desmond-Kurs?
Es ging zwar um die Traversale, aber da es nichts anderes ist als Travers in Bewegung...
Ich reite eigentlich mit meiner äußeren Schulter zurück (Reiterschulter gleich Pferdeschulter, nähere Erläuterungen in dem verlinkten Thread). Das hat aber bei dem Pferd meiner Freundin nicht wirklich gefunzt. Als ich dann die äußere Schulter etwas vornahm, war es deutlich besser. Wir haben das mehrfach probiert.
:kopfkratz: :?:
Ich muß das mit Otto nochmal nachreiten und drauf aufpassen.
Grüsse von
ottilie
Es grüsst ottilie
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