Ich würde Senkrücken schon als abgesenkten Rücken bezeichnen, d.h. der Rücken ist nicht mehr in seiner natürlichen Lage, die er exterieurbedingt einnehmen würde, wäre das Pferd gesund. Ein Senkrücken geht deshalb in den allermeisten Fällen auch mit Kissing Spines einher, was bei einem geschwungenen oder weichen Rücken nicht der Fall ist. Ein zu gerader Rücken ist auch nicht wünschenswert für ein Reitpferd, weil der nicht so gut schwingen kann. Und ich finde auch nicht, dass WB per se viel geradere Rücken haben. Die meisten WB aus Sportleistungszucht haben einen leichten Rückenschwung und keine ganz gerade Rückenlinie, wie zb. manchmal bei Freibergern vorkommt.
Der Eindruck der Rückenlinie wird durch mehrere Faktoren stark beeinflusst: Höhe der HH und Höhe der Halshaltung, sowie halsansatz. Ist die HH tendentiell etwas überbaut (wie halt leider bei vielen spaniern) dann muss die Rückenlinie ja zwingend mehr Schwung drin haben, um den etwas niedrigeren Widerrist zu verbinden. Als bei WB die tendentiell mit eher niedrigeren HH gezüchtet werden, um die "natürliche Versammlungsfähigkeit" zu fördern.
Und dazu kommt auch, dass bei einem vorwärts/abwärts gestreckten, ev. noch gewölbten Hals (wie gerne bei den schönen Hengstportraits der Leistungszucht gezeigt wird) wird das Nackenrückenband gestreckt und der Rücken dadurch angehoben. Streckt das Pferd den Kopf in die Luft, wenn möglich noch in Anspannung, dann drückt das Pferd den Rücken durch und das kann dann den Eindruck eines hängenden oder gar gesenkten Rücken verstärken, muss aber gar nciht so sein, denn würde das Pferd "korrekt über den Rücken" gehen, wäre der Rücken weiter oben.
Dazu kommt auch der Zustand der Muskulatur des Pferdes: Nicht nur die Rückenmuskulatur, sondern auch wie ist die
Bauchmuskulatur ausgebildet. Hat das Pferd dazu noch einen Weidebauch und lässt den Bauch hängen, dann zieht das Gewicht natürlich den Rücken auch eher nach unten, wenn das Pferd einfach entspannt (um nicht zu sagen schlaff

) rumsteht.
Gerade bei den letzten zwei Faktoren (durchdrücken vs. über den Rücken gehen und schlaffe Muskulatur) wäre für mich die
Beweglichkeit des Rückens das wichtigere Merkmal, den Rücken zu beurteilen. dh. kann das pferd überhaupt den rücken anheben, kann es die Lendenwirbelsäule aufwölben und die HH beugen? Die meisten von euch kennen ja diese Tests, wo man vorne unten an die Bauchlinie mit den Fingern den Reflex des Rückenaufwölbens auslöst oder an den zwei Linien an der Hinterhand runterfährt, um die Lende aufzuwölben. manche Pferde können da sehr gut aufwölben, manche nicht. Die Fähigkeit es zu können, wäre für mich bei der Beurteilung eines Reitpferdes sehr wichtig.
Es sind also recht viele Faktoren dabei, es gibt sicher noch viele mehr als aufgezählt, die in die Beurteilung des Rückens miteinbezogen werden müssen, nicht zuletzt schlechtes Reiten, das eine falsche Muskulatur und falsche Haltung begünstigt und festigt.