Gerade noch rechtzeitig vor dem angekündigten Wintereinbruch kamen wir mit den Pferden auf „Arhöna“ an. Wir hatten gerade noch Zeit zu putzen u. dann musste der erste schon in die Bahn.
Ich war aufgrund eines „Unfalls“ etwas eingeschränkt (Prellung an der Innenseite des Schienbeins), konnte aber mit einem Schoner wenigstens reiten, wenn auch das Bein nicht aktiv einsetzen.
Das war aber eigentlich eine gute Übung. Dementsprechend arbeiteten wir erst mal etwas an der Schrittqualität, damit ich sitzmäßig nicht so gefordert wurde… (ich wusste selbst nicht so genau, ob sich der Schoner „bewähren“ würde)
Also Schritt, touchieren, zu mehr Aktivität u. Schrittlänge auffordern; Hakan ging an unserer Seite mit.
Nun ist mein Pferdchen ja schon ein „alter Hase“ u. dachte sich: Mann mit Gerte neben mir, also Piaffe

So kamen wir natürlich nicht zu einem besseren Schritt. „Bestrafen“ kann man die Piaffe natürl. auch nicht; gerade bei diesem Pferd, dass eigentl. jetzt das erste Mal eine nette Piaffe ohne negativ Verknüpfungen gezeigt hat.
Also mussten wir es ihm einfach etwas unbequemer machen zu piaffieren. Die Lösung: Schulterherein in übertriebener Abstellung, Beine müssen stark kreuzen, schon ist der Schritt wieder da, die Schrittlänge ist durch das Kreuzen erreicht u. bleibt erhalten, als wir ihn wieder geraderichten!
Super, mein Pferd fußt nun praktisch zwei Huf breit über, zeigt also einen ganz netten Schritt.
Anschließend nehmen wir die Piaffe dazu: Übergänge Schritt – Piaffe –Schritt. Hier wird meine Tendenz deutlich gerne mal die Zügel wegzuschmeißen

Mist, und eine zieml. hartnäckige Angewohnheit, schon fast reflexartig. Darauf werde ich in Zukunft noch viel konzentrierter achten u. daran arbeiten müssen.
Abschließend machen wir noch eine kurze Galoppeinheit. Auf dem Zirkel angaloppieren u. auf Anweisung verkleinern, vergrößern. Schwierig für mich: NICHT auf´s Pferd schauen. Da kommt bei Hakans Unterricht das „Spanische“ durch: Immer dort hinschauen, wo man hinreitet (ich schaue (von mir gewollt) immer zwischen den Pferdeohren durch), also Aufgabe: Auf dem Zirkel IHN ansehen. Und das ist anstrengend.
Seiner Meinung nach ist man aber in seinen Reaktionen schneller, wenn man das Pferd nicht sieht.
Ich gebe zu, ich bin da noch nicht überzeugt von, aber werde es natürlich noch ausgiebig testen. In dem Zusammenhang wird nochmal die Wichtigkeit der Übergänge betont. Gerade beim Angaloppieren passiert es uns oft, dass ich den Zapi mit dem Kopf „Schwung“ holen lasse. Mangelnde Konzentration und Vorbereitung… (denn es geht auch anders)
Und das verlangt er von den Reitern in seinem Kurs: Disziplin und Konzentration.
Am nächsten Tag gibt es für uns mal wieder ein Highlight: Hakan auf Ibisco. Tja, super Reiter auf super Pferd sieht man sich gerne an: Ein paar Wechsel hier, einen dort, Galopp zurücknehmen, Galopppirouette, daraus Piaffe, vorlassen, Passage, Verstärkung, wieder zurücknehmen, Piaffe, daraus in die Galopppirouette…
Wahnsinn!!! Und sehr zuschauerwirksam

Wir müssen dann erst wieder wachgemacht werden. Ist das geschehen, läuft es aber auch gut. Ich weiß ja, dass mein Pferd auch gute Bewegungen hat - wenn er sich denn dann bewegt

Wir arbeiten daran, diese Bewegung in den Seitengängen zu erhalten, Reiten sehr variabel u. abwechslungsreich.
Ganz wichtig: Nach Leistung kommt Pause. Wichtig für Pferde wie meinen. Die müssen wissen, dass Anstrengung sich lohnt, weil´s dann wieder Pause gibt.
Auch heute kommt wieder etwas Piaffearbeit dazu. Diesmal auch auf der Mittellinie und das ist definitiv schwieriger. Hakan hält sich nun mit Touchieren zurück, lässt mich mehr selbst machen (tja, zwei Tage später steht er ja auch nicht mehr daneben, also macht das schon Sinn). Dabei kritisiert er, dass ich zu berechenbar touchiere, dadurch zu wenig (u. nicht prompt genug) Reaktion erhalte: Also variieren beim Touchieren, Frequenz verändern, Höhe verändern, mal innen, mal außen am Bein touchieren, mal Zügel einhändig führen u. sich mit der anderen Hand ganz auf´s Touchieren konzentrieren, um noch mehr Spielraum zu haben.
Es klappt! Wieder ein Aha-Erlebnis.
Zum Abschluss arbeiten wir noch etwas am Galopp. Hier gilt wie immer: Flexibel reiten. Von Anfang an mehr Galopp verlangen u. diesen dann im Tempo variieren. Ich bekomme Tempo-Ansagen („10 km/h, 6, 5, 8, 10,…"). Man muss „wach“ sein. Da kommt seine Kampfsportausbildung zum Tragen

Schließlich nehmen wir einzelne Galoppwechsel dazu: Durch den Zirkel wechseln mit Fliegendem Wechsel. Prompt verlieren wir auf dem engen Raum das „Vorwärts“, der Wechsel „klemmt“ (er wechselt zwar, springt auch nicht nach, aber auch nicht schön über den Rücken durch).
Also wieder den Grundgalopp verbessern, zulegen, Traversale, um die Hinterhand aktiver zu bekommen, wieder gerade, Außengalopp und dann wechseln. Viiiel besser. Schließlich geht es dann auch durch den Zirkel wechselnd.
Damit hören wir auf.
Am letzten Tag gibt´s für uns was relativ Neues: Doppellonge/langer Zügel. Ich habe mich bisher immer etwas davor gedrückt und heute gelernt, dass mein Pferd dabei aber zieml. genial ausschaut

Okay, noch nicht mit mir sondern dem "Profi", aber daran kann ich arbeiten. Ich bekam gezeigt, wie ich antreibe, wo meine Position ist u. mein Pferdchen machte in Schritt und Trab alles, was es auch unter´m Sattel zeigt. Einfach so. Das fand ich sehr beeindruckend. Wichtig für uns, weil er ja auch nicht mehr der Jüngste ist u. ich so ein gutes Mittel habe, ihn auch ohne reiterliche Belastung weiter zu gymnastizieren u. fit zu halten bzw. die Rückenmuskulatur sogar noch zu verbessern. Unser Winterprogramm steht somit

Insgesamt war der Kurs beeindruckend: Wir waren um die 14 Teilnehmer (normal sind 10 absolutes Maximum), teilweise welche, die zwei Stunden pro Tag gebucht hatten.
Trotzdem wurde ausnahmslos jeder Teilnehmer mit demselben Engagement bedacht.
Der Teilnehmerkreis war schön „gemischt“ mit unterschiedlichen Pferderassen (das gefällt mir persönlich immer besonders gut): Iberer, Warmblüter, ein Tinker, ein Quarter, Haflinger, usw.
So weit ich das beurteilen konnte, wurden alle an dem ihrem Können entsprechenden Punkt abgeholt. Viel erklärt UND gezeigt. Hakan scheut sich auch bei „schwierigeren“ Pferden nicht sich selbst in den Sattel zu setzen.
Dadurch stellte nicht nur einmal ein Reiter fest, dass die Probleme wohl nicht beim Pferd liegen konnten.
Fazit: Ein toller Kurs, der zu MEHR motiviert, wenn auch das nächste Mal hoffentlich bei etwas angenehmeren Temperaturen

Autorin: Janina