Also Hilfzügel lehne ich massivst ab!!! So lernt ein Pferd definitiv nichts.
Ein Pferd lernt durch postive/negative Verstärkung, egal ob mit Leckerchen, Clickern, stimmliches-körperliches Lob usw. (Komfort)
Ein Pferd lernt durch verstehen, was der Mensch von ihm möchte. Es als Abrichten zu bezeichnen, ist sehr gewagt. Denn somit ist Alles, was wir von einem Pferd verlangen, nichts Anderes als Abrichten

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Hier ein schöner Auszug von
www.pferdeleben.de:
Zum "Lernen" gehört zunächst einmal ein Verhalten. Denn nur ein bestimmtes (äußerlich sichtbares) Verhalten nehmen wir an unseren Pferden wahr.
Dann gehört noch etwas "Neues" (eine neue Situation, ein neuer Gegenstand) dazu. - Das Pferd hat gelernt mit einem bestimmten Verhalten auf einen neuen Gegenstand (auf ein "neues" Verhalten seines Ausbilders) zu reagieren. Wir sprechen vom Lernen!
Das Pferd muß also in irgendeiner Form aktiv werden,um zu lernen.
Ein Pferd lernt beispielsweise, dass eine zunächst angsteinflössende Plane ungefährlich ist. Das Pferd lernt es, weil es dann doch nach einiger Zeit neugierig ist und sich der Plane nähert. Es beschnuppert vielleicht die Plane, kratzt vorsichtig mit dem Huf auf ihr herum......
Zum Lernen gehört also der Spieltrieb, die Neugierde, die Motivation von Seiten des Pferdes.
Das Lernen lernen
Damit unsere Pferde wirklich lernen können, müssen wir entsprechende Möglichkeiten schaffen.
Hat das Pferd bisher erfahren, dass es immer nur bestraft wird, wenn es etwas versucht herauszubekommen - sprich etwas ausprobiert - dann wird es auch nicht mehr lernen.
Es bleibt passiv - da es die Strafe fürchtet.
Wir müssen unseren Pferden den Raum lassen auch mal etwas "Falsches" auszuprobieren. Sobald es dann (zunächst vielleicht zufällig) das richtige Verhalten zeigt, wird es belohnt. Aber....
Wo ist denn nun die Grenze zwischen Bestrafung, negative und positive Belohnung / Bestärkung?
Im Umgang dürfen wir nicht vergessen, dass Pferde um ein Vielfaches größer, schwerer und auch stärker sind als wir. Es ist einfach zu gefährlich, Pferden alles zu erlauben.
Jedes Säugetier – egal ob Mensch oder Pferd – verhält sich aufgrund seiner Veranlagung und aufgrund seines erlernten Wissens. Es gibt begnadete Pferde-Ausbilder, die noch nie etwas über klassische Konditionierung oder ähnliches gehört haben, die aber das Gespür für das Pferd mitbringen und daher auch tolle Pferde ausbilden.
Wir anderen fragen uns doch manchmal, ob unser eingeschlagene Weg richtig ist.
Helfen dabei die „wissenschaftlichen“ Grundlagen der Lernmethoden?
Pawlowsche oder klassische Konditionierung
Da bekannte Pawlosche Experiment:
Hunde erhielten Futter nach dem Ertönen einer Glocke. Beim Ertönen der Glocke begann bei den Hunden nach einiger Zeit bereits der Speichelfluss – obwohl noch kein Futter in Sicht war.
Der konditionierte Reflex (Speichelfluss) setzte also nicht beim Anblick von Futter ein, sondern bereits beim ertönen der Glocke (konditionierte Reiz).
So ein Verhalten ist absolut erlernt. Fressen und Glockenklang haben eigentlich nichts gemeinsam.
Um aus einem beliebigen Reiz einen konditionieren Reiz zu machen, bedarf es einer Verstärkung (Belohnung). Ist der Reiz erst einmal konditioniert, dann unterstehen diese Reaktionen nicht der Willkür der Tiere, sondern werden vom autonomen Nervensystem (Reflexe) gesteuert.
Instrumentelle Konditionierung
Im Gegensatz zur „automatischen“ Reaktion des konditionierten Reizes, wird nun aufgrund eines Reizes eine Handlung freiwillig vom Pferd ausgeführt.
Beispiel: Ein Pferd wird angeritten
Pferde lernen zuerst einmal unsere Körpersprache zu „verstehen“.
Vom Boden aus bringen wir Ihnen bei, dass sie vorwärts treten sollen, wenn wir hinter ihnen die Peitsche heben.
Sobald dann ein Reiter auf dem Rücken sitzt, werden Schenkelhilfen z.B. mit der Peitsche des Helfers kombiniert.
Der Helfer gibt wiederum vom Boden die identischen Zeichen (Gerte hochnehmen – selber nach vorne schauen und losgehen) – der Reiter legt die Schenkel etwas an und das Pferd wird gelobt, sobald es nun vorwärts tritt.
Das Pferd wird konditioniert: Es soll auf die Schenkelhilfen reagieren, indem dieser neue Reiz mit der bereits verstandenen (konditionierten) Reaktion auf die Gertenhilfe verknüpft wird.
In der nächsten Stufe kann die Peitsche incl. der Helfer vom Boden entfallen.
Auch hier gilt: Es muss eine Belohnung erfolgen, damit ein Reiz erfolgreich konditioniert werden kann.
Läßt z.B. der Druck der Schenkel nicht nach – wird das Pferd diesen Reiz bald nicht mehr mit der gewünschten Reaktion beantworten. Es lernt, dass dieser Reiz ignoriert werden kann.
Pferde müssen das Lernen lernen
Je mehr Erfahrungen ein Lebewesen sammeln kann, umso eher ist auch die Bereitschaft vorhanden, sich auf etwas Neues einzulassen.
Je mehr Erfarungen also vorhanden sind, desto schneller wird auch etwas Anderes gelernt und das Pferd wird auf immer feinere, leichtere Reize oder Hilfen reagieren.
Dabei sind Pferde (genau wie wir Menschen) unterschiedlich.
Nicht alle Pferde lernen gleich viel und schnell (genau wie nicht alle Menschen).
Darauf gilt es bei einer guten Ausbildung Acht zu geben.
Überforderung schwächt den Spaß und damit die Motivation am Lernen.
Damit kommen wir zum wichtigsten – aber manchmal auch zum umstrittensten – Punkt:
Motivation zum Lernen ist B e l o h n u n g
ohne Verstärkung ist kein Lernen möglich!
Motivation durch Belohnung
Hier scheiden sich dann die Geister

)
In unzähligen Fachzeitschriften streiten sich die Experten. Belohnung durch Futter - Belohnung nur durch akustische Reize - Klickertraining etc.
Gehen Sie mal mit geöffneten Ohren durch einen Stall
Probieren Sie doch einfach mal Folgendes:
Sie betreten eine Stallgasse am frühen Abend und stellen sich einfach mal ganz unbeobachtet in eine Ecke.
Erleben Sie dann ganz bewusst einmal die Athmosphäre, die auf der Stallgasse herrscht.
"Jetzt bleib´doch endlich einmal stehen!"
"Kannst Du mir nicht mal gescheit den Huf geben!"
"Herrgott - jetzt bleib doch endlich mal still stehen!"
"Wie wäre es mal - wenn Du mal ´rum gehen würdest?"
Mehr oder weniger freundlich, werden Pferde angesprochen....
Haben Sie eigentlich schon häufiger Pferdebesitzer gesehen, die ihre Pferde loben?
Loben fällt uns häufig schwer.
Naja ganz so schlimm ist es nun auch wieder nicht in Deutschlands Ställen........
Aber, wenn wir ehrlich mit uns sind, dann fällt es doch schon auf, dass Loben viel schwieriger ist als Kritik.
Gerade wenn man aus dem Stau noch schnell in den Stall kommt, ist man nicht gerade sehr ausgeglichen.
In so einem Moment auch noch die Ruhe zu finden, das Pferd für richtiges Verhalten zu loben bzw. eine Bestätigung zu geben fällt nicht immer leicht.
Dennoch....
Überlegen Sie in welcher Athmosphäre es Ihnen selber leichter fällt zu lernen bzw. zu arbeiten.
Diese Athmosphäre sollten Sie auch versuchen für sich und Ihr Pferd zu schaffen.
Was bedeutet nun "loben"
Wir brauchen selbstverständlich nicht jede Bewegung und jede Reaktion des Pferdes ununterbrochen zu loben. Das würde dem Pferd schließlich lästig
mit Strafe erziehen .........
Strafe funktioniert auch!
(Leider.....)
Ein Pferd, das hauptsächlich mit Strafe ausgebildet wurde, kann ein nach außen hin recht erfolgreiches Pferd sein. Es zeigt sich "artig" und kann auch in seiner ausgebildeten Disziplin recht gute Leistungen bringen.
Ein Freizeitpferd, an das wir Anforderungen wie Zuverlässigkeit und Scheufreiheit etc. stellen, wird so ein Pferd aber bestimmt nicht. Das Pferd wird je nach Temperament mehr oder weniger heftig versuchen, dem Einflussbereich des Menschen zu entgehen. Keine gute Ausgangslage für ein Verlasspferd.
ein Experiment .....
In Europa werden Experimente zur Erforschung der Verhaltensbiologie hauptsächlich an Mäusen und Ratten durchgeführt. In Amerika gibt es auch Experimente mit Menschen.
Dr. Alfonso Aguilar erzählte auf einem seiner Seminare über folgenden Versuch:
Man bildete zwei Studentengruppen.
Der ersten Gruppe gab man Aufgaben, die innerhalb von 15 Sekunden gut zu beantworten waren.
Die zweite Gruppe erhielt Fragen, die in 15 Sekunden nicht zu beantworten sind.
Alle Mitglieder der zweiten Gruppe erhielten bei jeder falschen Anwort einen kurzen Stromschlag (sprich eine unangenehme Bestrafung!)
Runde zwei:
Beide Gruppen erhielten nun identische Fragen. Gruppe eins konnte eine hohe Anzahl der Fragen beantworten. Gruppe zwei versuchte es überhaupt nicht mehr. Alle Studenten in der Gruppe zwei ware so "eingeschüchtert" und so in Erwartung der "Strafe", die ja auf jeden Fall zu kommen schien, dass sie eher passiv das Experiment vorübergehen lies.
erlernte Hilflosigkeit....
Der Begriff "erlernte Hilflosigkeit" wurde 1967 von den amerikanischen Psychologen Martin E. P. Seligman und Steven F. Maier geprägt.
» siehe Wikipedia erlernte Hilflosigkeit - Experiment mit Hunden
So drastisch das Beispiel vielleicht auf den ersten Blick wirkt, im Nachhinein, dient es aber sehr plastisch zur Erklärung. Ohne Motivation werden unsere Pferde bald keine Versuche mehr starten neues Verhalten bzw. neue Verhaltensmuster zu zeigen. Unsere Pferde, werden vorsichtshalber nur noch Verhaltensmuster zeigen, bei denen sie "sicher sind", dass keine Strafe folgt.
Helfen wir unseren Pferden, damit sie positiv lernen können!
Wir wollen ihnen keine Hilflosigkeit beibringen - (in der Verhaltensbiologie als submissives Verhalten bezeichnet .... übrigens bei Versuchen mit Mäusen wurde nachgewiesen, dass sogar körperliche Gesundheitsprobleme bis zum Tod dadurch ausgelöst werden können!) - sondern ...
... wir wollen ihnen neue Lektionen beibringen, wir wollen ihnen die Angst vor dem Hänger fahren nehmen, wir wollen ihnen beibringen gelassen auf Schrecksituationen zu reagieren usw. usw.
Strafe
Eigentlich gibt es nur eine Situation, in der Strafe angebracht ist.
--> Die Sicherheit des Menschen ist gefährdet:
Das Pferd wird aggressiv, droht, beißt oder tritt... dann gilt es....
sofort - auf der Stelle muss dem Pferd unmissverständlich klar gemacht werden, dass es seine Grenzen weit überschritten hat.
Hier nutzen wir die Strafe um ein Verhalten zu beenden!
Lernen bedeutet aber nicht ein Verhalten zu beenden, sondern lernen soll ein "neues" Verhalten hervorbringen. Damit ein Pferd ein vorhandenes Verhalten nicht mehr zeigt, müssen wir ihm also eine Art "Ersatzhandlung" beibringen.
Strafe beendet ein Verhalten!
Beenden wir a l l e Versuche des Pferdes, aufgrund unserer Hilfen ein Verhalten anzubieten, wird es mit der Zeit keinen Versuch mehr unternehmen zu reagieren.
Es stumpft ab - es resigniert - es wartet auf die scheinbar unausweichliche Strafe.
Motivation
Jede Reaktion im Zeitfenster von 2 - 3 Sekunden nach dem jeweiligen Verhalten gehört zur Bestärkung.
Hier sollte mehr Augenmerk auf die positive Bestärkung gelegt werden.
Positive Verstärkung kann wie folgt aussehen:
- stimmliches Lob
- Futter / Futterbelohnung
- Ruhe(Pausen) anbieten ... Druck (=Treiben) hört auf!
- Streicheln etc.
Wichtig hierbei ist es, das Gefühl zu schulen, damit man sich in das jeweilige Pferd hineinversetzen kann.
Es gilt zu erkennen, wie häufig Übungen wiederholt werden können, wie lange man nach einer Übung dem Pferd eine Pause gibt, wann man lobt etc.
Lernaufbau.... Vorgehen...
In der Verhaltensbiologie hat sich folgendes herausgestellt:
Zu Beginn einer Lernphase muss jeder Versuch (und sei er noch so klein) belohnt werden. Hat das Pferd einmal den Weg gefunden, was man von ihm will, belohnt man nur noch die deutlichen Versuche seitens des Pferdes die Aufgabe zu lösen.
Ist die Aufgabe eigentlich schon gelernt, wird nur noch unregelmäßig belohnt - bzw. nur noch die wirklich tollen Ergebnisse (ggfs. um wieder neue Motivation aufkommen zu lassen - auch zwischendurch mal einen nicht ganz so gelungenen Versuch.)