Da gehe ich mit den meisten hier bzw. mit der off. Definition konform, dass es sowohl eine physische als auch eine psychische Losgelassenheit im Sinne einer „Grundentspanntheit“ gibt, wobei das schlicht und ergreifend bedeutet, dass das Pferd in der Lage ist, seine Muskeln nach einer Kontraktion auch wieder zu entspannen, eben loszulassen. Ist das nicht möglich, hält das Pferd also Muskeln „fest“, können diese nicht optimal durchblutet werden und sich nicht weiter ausbilden. Trainingseffekt ist in diesem Moment also gleich Null.
Also auch praktisch ist es durchaus sinnvoll die Losgelassenheit gleich zu Beginn (der Ausbildung aber auch der Reiteinheit) anzugehen.
Man erreicht sie (neben der psychischen Losgelassenheit, die man wohl am ehesten durch Vertrauensförderung verbessert

), wie das Wort eigentlich schon andeutet, durch das Lösen.
Alles, was das Pferd löst, verbessert seine Losgelassenheit. Und das kann von Pferd zu Pferd äußerst unterschiedlich sein.
Natürlich gibt es verallgemeinernde Anzeichen für die Losgelassenheit. Aber auch diese werden individuell unterschiedlich sein.
@Kauen: Auch das ein nicht 100%ig passender Begriff. Am Kiefer gibt es Muskeln, die unterschiedliche bzw. genau entgegengesetzte Funktionen erfüllen, nämlich solche, die den Kiefer öffnen und solche, die ihn schließen.
Kontrahiert ein Pferd also permanent die schließenden Muskeln, ist es nicht losgelassen und diese An- oder sogar Verspannung setzt sich über die weitere Muskulatur in Hals und Rücken fort.
Im Gegenzug ist ein Pferd, das aktiv über die Kieferöffner das Maul öffnet, ebenfalls nicht entspannt. Es ist aber möglich, dass es den Kiefer auf Gebisseinwirkung öffnet, indem es einfach die schließenden Muskeln entspannt und somit dem Gebiss nachgibt.
Das ist aber kein „Kauen“ im eigentlichen Sinne!
Das Nachgeben ist das, was erwünscht ist und was ich durch Abkauübungen wenigstens mal am Anfang der Ausbildung einem Pferd beibringen kann. Hat das Pferd den grundsätzlichen Mechanismus verstanden, werden die Abkauübungen überflüssig. Trotzdem wichtig, dass das Pferd gelernt hat ERST im Unterkiefer und erst dann im Genick nachzugeben! (das ist nämlich gleichzeitig eine hervorragende Möglichkeit dem „Einrollen“ vorzubeugen)
@Äppeln:
Das ist nun etwas kompliziert: Grundsätzlich ist es so, dass die gesamte Verdauung der abwechselnden Kontrolle von Sympathikus und Parasympathikus unterliegt. Dabei ist bei Stress der Sympathikus aktiv, der aber die Verdauung hemmt! Aktiviert wird sie dagegen in Ruhephasen (mental und physisch bzw. bei nur leichter physischer Belastung, diese regt sogar zusätzlich die Darmtätigkeit an ->vgl. „Verdauungsspaziergang“). Somit bedeutet Äppeln prinzipiell, dass das Pferd recht entspannt sein muss.
ES SEI DENN das Äppeln verläuft „unphysiologisch“, also sehr oft u./oder in ungewöhnlicher Konsistenz (->stressbedingter Durchfall)
Normalerweise braucht aber zumindest der stressbedingte Durchfall einige Zeit zur „Entstehung“, weshalb er bei kurzzeitigem Stress wohl eher seltener auftreten wird.
Ansonsten unterliegt es letztendlich auch noch der willkürlichen Steuerung wann und ob ein Pferd äppelt. Wenn es also nicht „möchte“, macht es das auch nicht bzw. im Gegensatz dazu kann es auch „gezielt“ äpfeln, bspw. wenn es weiß, dass eine größere körperliche Anstrengung auf es zukommt (viele Springpferde äppeln, bevor sie starten), wobei das natürlich keine gezielte Überlegung, sondern ein eher instinktives Verhalten ist.